30 Mai 2006

von Isabel am 30.5.: von Erstarrung und Gelassenheit

Einen lieben Gruß an alle und auch meinen Dank, meinen aufrichtigen, für das statement – und das alles auch noch angesichts dringender Übungen, die erledigt werden wollten, wie geht’s dir mit der Mathe heute, @sine?

Es tut mir Leid und es ist nicht so gedacht, hier den Platz tatsächlich vollzutexten mit den Dingen, die mich (eher unfreiwillig) beschäftigen. Und die anderen zum Schweigen zu bringen, das war nicht meine Absicht.

Wenn man so beim Erzählen ist, dann drängt sich immer wieder genau das auf, an dem man sich am meisten festgebissen hat, doch vll kann die Erkenntnis der Analyse - sofern sich eine solche einstellen mag - den einen oder anderen in einem ganz anderen Kontext weiterhelfen, das hoffe ich zumindest.

Und versuche, die Dinge auf den Punkt und zu einem Ende zu bringen.

Vieles, was du schreibst, @sine scheint mir sehr einsichtig und überlegt, und auch wenn ich dir nur beipflichten kann, dass die andauernde Bewertung durch die anderen - entsprechend ihren Interpretationen (statt das sie einfach fragen würden) - mühsam bis nervtötend sein kann, so befürchte ich doch fast, dass es vielen nicht anders möglich ist, sich zu artikulieren, sich verständlich zu machen, sich auch zu wehren - sich eben mit anderen auseinanderzusetzen, indem sie bewerten und beurteilen, sich spiegeln und vergleichen.

Das gesamte Leben ist ja permanent unsicher und für viele ist der Kampf gegen diese Unsicherheit ein Lebensmittelpunkt: das Festhalten an den fiktiven Sicherheiten mit dem Wissen im Hinterkopf, dass sie fiktiv ist ...

Sich über den Wunsch nach vermeintlichen Sicherheiten hinwegzusetzen, setzt so viel voraus, denke ich. Vor allem die Erkenntnis, dass es keine Sicherheiten gibt - ist doch ein logischer und einleuchtender Satz, nach dem zu leben aber doch so vielen schwer fällt.

Dieses Gerüst der Sicherheiten ist sehr brüchig und ich bin ja das beste Beispiel, wie schnell es in sich zerbröseln kann. Meine Reaktion darauf war mir selbst nicht geheuer und da liegt es eigentlich, woran ich noch immer nage:
Dass ich in einer Weise reagierte hatte und mich verhielt, wie ich es selbst weder wusste, noch geahnt hätte, noch abzuschätzen imstande war.

Vor allem, dass die Reaktion auf verlorene Sicherheit das Suchen, das Hoffen auf ein Wiederfinden war – einer Sicherheit, von der man einmal mehr weiß, dass es sie nicht gibt.
Doch dieses Schwimmen und der fehlende Boden unter den Füßen macht das Sicherheitsbedürfnis nur noch ärger. Ein Teufelskreis.

Die Lösung wäre, und das weiß man in der Theorie doch meist: alles loszulassen, wirklich alles. Sich selbst ganz neu entdecken und es immer wieder üben.

Heute kann ich zwar sagen, dass die Erstarrtheit durch den Zwang zur Neuorientierung und in der Erkenntnis, dass nichts so ist, wie einmal gedacht und angenommen, noch nicht vorbei ist. Aber doch, dass ich einiges gelernt habe – und durch die täglich Übung, loszulassen sich der Krampf langsam löst. Schritt für Schritt eben, es geht nicht schnell, es geht nur bewusst.
Vertrauen aufzubauen ist etwas, das nur langsam gelingt, auch zu sich selbst.

Was nun gegen die Angst zu tun wäre, die Angst nicht unbedingt vor dem Problem an sich sondern vor dessen Wiederholung? Ich stelle mir die Lösung für mich so vor (und es ist noch nicht gelöst, es ist noch in Planung), dass jedes Problem, oder etwas, das ein Problem sein möchte, unter Garantie nicht meines ist. Das ist auch eine Form von etwas Sicherheit.
Ich fühle mich nicht mehr verantwortlich und ich nehme nichts mehr persönlich. Das hat zur Konsequenz, dass man sich eben auch auf niemanden mehr verlassen möchte, unabhängig ob man es könnte - außer auf sich selber, eines Tages hoffentlich.

Es hat aber auch zur Konsequenz, dass man nicht mehr mit Erwartungen und Hoffnungen und mit Verlangen an die anderen herantritt.

Diese Gewissheit gibt wieder ein Gefühl von Sicherheit, die Sicherheit zumindest auf einem Weg zu sein, der für sich niemals den Anspruch erhebt, nicht in die Irre zu führen, denn das Ziel (oder die Landung) sind und bleiben vll für immer ungewiss.
So gesehen wäre die einzige Gewissheit, dass es eben keine andere Gewissheit neben ihr geben kann, und das hat etwas Beruhigendes an sich, finde ich.

Weil ich mich nie mehr festlegen muss, weil ich nie mehr versprechen muss, mich nie mehr daran halten, auch nicht mehr verlässlich und glaubhaft und vertrauenswürdig sein muss.
Das ist, wenn auch nur im geringen Maß, eine Form von Freiheit, die ich mir einfach nehmen kann.

Was doch eigentlich ganz einfach ist.

Eigentlich.

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