28 Mai 2006

mutter-zerlegung teil 2

... o.k. damit ist schonmal klar, dass meine mutter einige macken hat(te), aber ich persönlich habe mich immer an ihrer falschheit hochgezogen.

es gab sogar mal das gerücht - aufgebracht (oder lediglich kolpotiert, wer weiß es so genau) von meiner damals besten freundin, die auch kräftig in der cdu mitmischte, seitdem sie 14 war -, dass meine mom mit einem cdu-fuzzi rumgemacht hätte. es wurde wesentlich vornehmer ausgedrückt von meiner freundin, sie fand es sogar in ordnung und belächelnswert, ich ehrlich gesagt auch, aber dennoch gab es für mich keine konkretisierung. somit weiß ich nicht, ob meine mom diesen mann nur angeschmachtet hat und abgewiesen wurde oder ob da mehr vorgefallen war. mir jedenfalls wurde die geschichte erst serviert, als meine mom (schließlich) abgewiesen worden war.

mein vater ist manchmal schwerfällig gewesen in seiner wahrnehmung, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass er von der geschichte nichts gewußt hat, denn er saß an "der quelle": er hatte den "altenkreis", die "frauenhilfe" und was-weiß-ich-was-für domänen der dörflichen weiblichkeit unter seiner obhut, und auch, wenn er distanz hielt, so hatte mein daddy doch so etwas wie verehrerinnen, je oller, desto doller. alter macht vor begeisterung nicht halt, und mein vater genoss achtung bei den kirchenmitgliedern, insbesondere den aktiven frauen, aber auch sonst. mein daddy war übrigens grundsolide, was meiner bescheidenen ansicht nach der grund war, weshalb unsere langjährige sekretärin gegen ihn intrigierte - ich glaube, sie fühlte sich nicht erhört -. aber gerade WEIL unsere sekretärin so ein biest war, wäre es das erste gewesen, was sie meinem daddy auf's brot geschmiert hätte, wenn es eine story über meine mom gegeben hat, und daher denke ich, dass die sache klar war für ihn.

die geschichte wirkte sich nicht auf unsere familie aus, es sei denn, es gibt einen zusammenhang zwischen der bereits von mir geschilderten entwicklung meiner mutter zum biestigen menschenhasser *gg*, den ich bisher primär in zeitlicher hinsicht geschildert habe, und dieser geschichte, die ggf. ja doch mehr als nur zwei wochen gedauert haben könnte und genau in meine teenagerzeit gefallen sein müsste.

in meiner eigenen wahrnehmung spielte weniger diese angebliche liebesgeschichte mit dem cdu-fuzzi eine rolle, sondern mehr das altern meiner mutter an sich.

meine mutter war eine nette person gewesen, immer schon aggressiv, vermute ich, aber nett, wohlerzogen. sie war überschlank gewesen, ihre kindheit hatte sie im krieg und in der nachkriegszeit erlebt und in ihrer familie war sie bekannt als "unterernährt" (wie ich es als kind übrigens auch gewesen war, auch ohne krieg... ;-) ich wäre ja fast nicht eingeschult worden mit 6 1/2 jahren, weil ich eben nicht die erforderlichen 18 oder 20 kilo auf die waage gebracht hatte. damals hatte meine mutter getrickst, das habe ich mitbekommen, aber ich fand es damals völlig o.k., es ging ja wirklich um nichts).

später, erst in den 60ern, aber immer noch punktgenau zu der zeit, als sie twen war, wurden ja die dürrlenzigen frauen erst modern. das bedeutete also, dass meine mom immer das nästhäkchen (weil die jüngste von 3 geschwistern) war und das hässliche entlein (wieder eine parallele zu meiner eigenen geschichte), plötzlich aber als twen vermutlich nicht uncool erschien.

ich glaube, als twen hat sie auch alle ihre macken ausgebildet, männer fanden sie damals kokett und wer heute mal einen doris-day-film guckt, kann mit viel fantasie vielleicht einiges, was ich über meine mutter erzählt habe, wiedererkennen, nur natürlich dass doris-day-filme mit den "süssen intrigen" und "missverständnissen" von einer dauerlächelnden gutmütigen frau erzählten und ich habe eben keine dauerlächlerin (und vll. auch keine gutmütige frau) beschrieben.

*fabulier*

ich könnte noch hinzufügen, dass ich vermute, meine mutter gehörte aus welchen gründen auch immer zu den sexuell verklemmten, die die flower-power-zeit aus der perspektive jener erlebt hat, die nicht "dazu" gehörten. mein vater natürlich ebenfalls, aber er war pfarrerssohn, er war ein mann, und bei ihm lag es noch etwas näher und ließ sich auch leichter positiv darstellen, dass er keine freundin(nen) hatte und die ehe anstrebte: das schickte sich für einen pfarrer nunmal.

meine mom hat sich sozusagen "besetzen" lassen, von welchen männern, weiß ich nicht, und ob und wie überhaupt diese beziehungen abgelaufen sind, weiß ich ebenfalls überhaupt nicht. ich weiß nur, mein vater kam ende der twen-zeit und meine mutter hätte vor ihm in england fast jemand anderen geheiratet. vielleicht ein missverständnis meinerseits, vielleicht auch die wahrheit, aber mein daddy war halt zweite wahl und ich habe lange gerätselt, wie meine mutter auf meinen vater je hatte abfahren können. dazu habe ich auch einige theorien entwickelt, die ich aber wohl beiseite lassen kann, denn auf jeden fall war meine mutter von meinem vater ENTTÄUSCHT und entwickelte aus doofheit und auch aus dem gefühl, in der falle zu stecken, ihre aggressionen und lebte sie halt aus.

viele frauen sind / waren ebenso aggressiv wie meine mutter, oder wie erklärt man sich, dass frauen so verletzend über andere reden können und dass neid und häme an der tagesordnung sind? also zumindest auf unserem dorf war es ein fürchterliches verbales blutbad, was die dorffrauen so anrichteten. aber ich empfand unsere dorf-gesellschaft ja eh immer als gemein und fies, als gehemmte unterdrückte scheinheilige blödheitsgesellschaft, die zu feige ist, um den mund bei der gelegenheit aufzumachen, wo es drauf angekommen wäre und die selbst nicht glaubt, was sie so alles zu erzählen weiß.

einer der gründe, weshalb ich mich wohl fühle in berlin, ist, dass ich nicht nur bei mir auf dem dorf, wo ich aufgewachsen bin, diese gemeinheiten und dieses widerliche getratsche kennengelernt habe, sondern auch in konstanz. ich hasse gruppen, weil dort alle, die sich nichts trauen im leben, die führerrolle an sich reissen und das maul am weitesten aufmachen.

gut aber aus psychologischer sicht kommt mein hass auf gruppen sicher nicht von meiner mom, sondern eher daher, dass ich als pfarrerstochter nie die geborgenheit und damit die angenehmen seiten einer gruppenzugehörigkeit kennengelernt hatte.

aber eigentlich waren wir als familie alle betroffen von der ausgrenzung durch den mob - pardon, aber das ist ein gutes wort für "die anderen - und dennoch haben wir nie zu dem mittel gegriffen, was die meisten ausgeschlossenen ergreifen: wir haben uns nicht als die "besseren" verstanden.

gut

gut

das widerspricht sich etwas damit, dass ich beschrieben habe, dass meine mom gerne leuten zu verstehen gegeben hat, dass sie nicht "gut genug" für was auch immer waren. aber meine mutter war ein fähnchen im winde, auch wenn sie keine schmeichlerin war. ich kann es nicht erklären, glaube ich... jedenfalls war meine mom auch ein lonely cowboy, mein daddy sowieso, und wir standen nur immer da und staunten über die gemeinheiten "der anderen".

also ich vermute, dass für mich die genervtheit und die aggressive abgrenzung meiner mutter anderen gegenüber zu durchschaubar war, als dass ich sie als jemand eingeordnet hätte, der sich als "was besseres" fühlt.

soo

worauf ich aber hinauswill:

meine mom hat also eigentlich einen ziemlichen erfolg bei männern gehabt, denke ich, und das hat ihr verdammt gut getan. sie hat ihre erfolge nie zielgerichtet umgewandelt in andere währungen, sondern sich jedesmal überrascht gefühlt, denke ich (auch eine parallele zu mir, fällt mir gerade auf... stimme ich eigentlich mit meiner mom überein oder projeziere ich nur dinge in ihr leben, die ich mir einbilde? k.a.).

ende 20 war es dann korrekt, sich mit einem pfarrer einzulassen, zumal der prinzipien hatte und gleichzeitig vor gutmütigkeit und großem herzen schier zerfloss. meine mom dachte vermutlich, das sei liebe, und ich vermute, das war es auch - zumindest verliebtheit. meine mutter, unstet und in dem glauben, es würde so in ein "sicheres" leben gehen, heiratete und ließ sich nach anscheinend doch eher vielen versuchen ;-) *gg* eine tochter andrehen. es sollte noch mindestens ein weiteres kind folgen, aber leider kam kein weiteres kind mehr. ich vermute, dass das schicksal ist und sehe keine beeinflussung durch wen auch immer dahinter.

meiner ellies waren glücklich, lange jahre, das denke ich. meine kindheit war toll, bis ich etwa 8 jahre alt war, und auf den fotos sieht man das begehren meines vaters noch, wenn er meine mutter ansieht und das geschmeichelte lachen einer jungen frau, die das gefühl hat, etwas richtig zu machen und erfolg zu haben.

mehr gab es ja damals auch nicht für frauen: kinder kriegen, gut aussehen.

meine eltern sahen original aus wie aus einem 70er-jahre-werbeprospekt, und mein daddy sah verdammt gut aus mit seinen schwarz-braunen haaren und seiner schlanken figur.

für meinen vater aber kam - so denke ich - schon bald ziemliches erstaunen auf, wie ungehorsam (!) meine mutter war. ja mein vater war ein patriarch und bis ich dann 6 oder 8 war, hatte es begonnen: meine mutter war unzufrieden geworden und rebellierte.

meine mutter hat immer behauptet, sie sei eine emanzipierte frau, aber ich glaube ihr das einfach nicht.

ich glaube, ihre ganze "emanzipation" richtete sich gegen viele dinge, dieser "kampf" war nur die flagge, unter der sie kämpfte, aber der feind war entweder mein daddy oder irgendetwas, was keiner außer ihr gesehen oder verstanden hat.

sie war undankbar, jeder erfolg - das eigene auto, später die berufstätigkeit, noch später das dasein als landtagsabgeordnete - machten sie nur noch griesgrämiger. mein vater hatte meiner meinung nach zu recht das gefühl, meine mutter war nicht zufriedenzustellen.

ich möchte sagen, dass ich glaube, mein vater muss in stufen, aber dennoch vollständig mit einigen glaubenssätzen, die ER in seinem leben hatte, gebrochen haben. ER hat sich in der ehe entwickelt, SIE hingegen ist einfach ein twen geblieben, nur halt dass ihre allüren einer älterwerdenden frau null gestanden haben.

sein patriarchalisches geblöke konnte er schon als ich teenie wurde belächeln, obwohl man manchmal schon merkte, dass er nicht ganz vertand, warum es nicht auch anders ging. mein vater kehrte die verletzungen nie um, aber er wich aus, und so bekam die toilette, auf der er saß, während meine mutter ihn beschimpfte, eine neue bedeutung: sie war die ruhezone, mein vater hörte über alles hinweg - oder versuchte es zumindest -, wenn er dort war. manchmal sah ich ihn auch in eilesschritten zur toilette stürzen, wenn meine mutter heimkam. das gute an meiner mutter war, dass sie immer auffällig war. so trug sie auch immer schuhe mit absätzen und ihre schritte hallten schon von weitem, sodass die ganze familie sich auf den drachen halbwegs einstellen konnte.

:-(

o.k.

ich glaube, als nächstes komme ich zum schluss.

nochmal ein päuschen...

...

Keine Kommentare: