25 Mai 2006

Isabel am 25.5.: Fenstertag

Brückentag hatte ich ja noch nie gehört, finde ich aber doch logischer als Fenstertag.
Zumindest heißt es hier so.
Die Stadt ist ausgestorben (von Einheimischen), nur japanische Touristen sind auf der Suche nach Mozarts Spuren *gg*

Ich bin gern in der Stadt, wenn alle anderen hinausfahren, das hat so etwas von gegen den Strom schwimmen. Das muss ich wohl immer. Vll kann ich es ja eines Tages herausfinden, woher dieser Zwang kommt.

Das Mutterthema, tja. @para, ich hoffe, du verzeihst allerhand Analysen und weißt es, dass so ziemlich jeder immer nur von sich selber und seinen eigenen Erlebnissen spricht.
Denn noch hat dich niemand gefragt (oder habe ich es übersehen?), wer aller bei deiner Hochzeit anwesend war und wer nicht und warum das so (das Beste) war?

Mir sind beim Lesen natürlich auch die eigene Erlebnisse mit Frau Mama eingefallen. Sie ist ganz konträr zu euren, vermute ich einmal.
Denn wenn ich hier den Eindruck von etwas dominanten und versucht autoritären Müttern hätte (??), war meine immer ein sehr hilfloses Geschöpf. Klein, zart, hilflos, eine Kindi-Frau. Wenn ein Mann in ihrer Nähe war, dann hat sie immer bei ihm den Beschützerinstinkt wecken können mit ihren großen runden Augen und dem Augenaufschlag. Tja, glücklich war sie dennoch nie. Sie war eben immer hilflos.

Das führte in der Erziehung nicht zu dominanten Szenen, wir Kinder waren frei und konnten uns völlig frei entwickeln, doch einen Rückhalt - auch einen fiktiven - oder zumindest das Gefühl, das gab es dafür nie.

Mir ist auch die Hochzeit meiner Schwester eingefallen. Die war pompös mit weißem Rauschekleid. Meine Mama hat sich überschlagen in der Organisation und mit ihrem Hang zum Chaos mehr schlimmer gemacht, als wenn sie es gelassen hätte.
Naja, der gute Wille zählt ja - meist.

Und auf meiner eigenen Hochzeit (laaang, laaang is her), die sehr klein und ohne große Aufmache war - weder hatte ich die Kirche bemüht, noch viele Anverwandte, wir gingen zum Standesamt und dann was essen - da war sie sehr gekränkt.
Sie durfte in der Organisation nichts beitragen, es gab ja auch nichts zu organisieren. Aber sie ging mit zum Essen. Dort schenkte sie mir demonstrativ NICHTS, weil sie meinte, das wäre ja gar keine richtige Hochzeit.
Heute kann ich darüber schmunzeln. Die Zeit verzerrt die Erinnerungen so oft so gnädig.

Jedenfalls war es gestern sehr trüb und triste in der Stadt. Regnerisch und kalt und sehr windig. Wieder fielen mir die vielen Bettler auf, die in der Innenstadt täglich mehr werden. Das gehört wohl zum Stadtbild und niemand macht sich darum noch Gedanken. Das sieht man auch. Die Leute sehen die, die am Boden liegen, gar nicht mehr, sie steigen einfach drüber.

Ob es das Beste wäre, nicht darüber nachzudenken, wenn man selbst gerade nicht besonders stabil ist, überlegte ich zu spät. Denn ich sah eine hochschwangere Frau, die am Asphalt kniete und begann mich mit ihr zu unterhalten.

Sie erzählte mir ihre Geschichte, von dem Dorf in der Slowakei, von wo sie regelmäßig mit dem Bus anreiste, um in Wien zu betteln, von ihrer Familie und von der Alltäglichkeit des Elends. Selbst die eigenen Landsmänner beuten einander aus, wenn nur einer mehr zu essen hat, als er für den Moment braucht.
Wo sie ihr Kind zur Welt bringen wird, wusste sie noch gar nicht. Es wären ja noch zwei Wochen Zeit …

Ziemlich frustriert und so hilflos ging ich zurück in mein schönes Büro im Altbau, groß, geräumig, gut ausgestattet,
verfolgt von Gedanken und schlechtem Gewissen, das doch nichts bringen kann.
Dann las ich @matildas Eintrag und danke sehr für diese positiven Gedanken, sie taten mir sehr gut und ich fragte mich, wo diese Stadt denn wäre?

Und stellte mir deine Umgebung so vor, dass man sich auch behütet und beschützt fühlen kann, das hat großen Wert, denn dieses Gefühl ist nicht nur fremd für mich, ich stelle es mir aber sehr angenehm vor.

… eine filmreife Gesellschaft, nennst du es,
da stand vor meinem geistigen Auge Caruso mitten im Hinterhof und sang etwas von Verdi *gg* und ließ die Frage offen, warum es das gerade jetzt macht, erst nach zwei vergangenen Jahren, etwas war an diesem Sonntag ganz anders als sonst, nicht wahr?

So mutmaße ich vor mich hin und sitze NOCH IMMER über dieser Abrechnung, die längst fertig sein sollte *kreisch*

Auch euch ein schönes Wochenende!

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