29 Mai 2006

ach ja

"unerträglich" hm tjach ich weiß nicht, ob ich das problem nicht gebührend gären lassen sollte, bevor ich meinen senf dazu gebe. ich bin aber für sofort-senf... *gg*

also

ich denke, dass wir immer die probleme erleben, die wir in uns tragen. die deutung, dass du das schicksal deiner mutter teilst und auch die deutung, dass dein (ex?) mann sich mit diesem "unerträglich"-statement ins unsäglich schreckliche gewendet hat, ohne dass du es gemerkt hattest zuvor (so zumindest habe ich dich verstanden...) sind deutungen, die zulässig sind.

für mich als außenstehende und auch für mich als jemand, der komischerweise auch immer frappiert war von events, die wie die faust auf's auge passten, obwohl ich genau diese faust und dieses auge nie und nimmer erwartet oder überhaupt hätte zusammenkommen lassen wollen, bedeutet es aber nicht sehr viel.

ich könnte mir im gegenteil vorstellen, dass dein mann sich nur den finalen "cut" geleistet hat. manche dinge schweben in der luft oder unsere ängste stehen uns vielleicht auch manchmal ins gesicht geschrieben (oder beides), ich weiß es auch nicht so ganz genau. jedenfalls tritt uns manchmal das leben - im einzelfall nicht das schicksal, sondern ganz konkrete menschen! - voll gegen das schienbein und ich denke mir dann immer nur: komisch, warum musste das jetzt so verdammt weh tun, welches problem habe ich denn hier auf die spitze getrieben, bis es in dieser wuchtigkeit auf meine füsse fallen musste...?

manch einer mag denken, dass ich jemand bin, der "die schuld" nur bei sich suchen will und dass ich keine allgemeinverbindlichkeit mit meinen erfahrungen genieße. natürlich könnte das zu einem guten teil wahr sein.

*örks*

was mich im leben aber nicht mehr sooo fürchterlich interessiert ist, wer ich "nunmal" bin, welche fehler ich "nunmal" mache und welche probleme ich "nunmal" habe. sondern ich bin interessiert an den gedanken, die mich frei werden lassen, frei im zweifel auch von der zwiespältigen "sicherheit", die man ggf. fühlt, wenn man weiß, wer man ist (oder zu sein glaubt).

eine meiner lektionen in meinem leben wurde sehr häufig wiederholt: mir sagten menschen, wie ich wirkte, wer ich doch bin, wie ich dinge meinte, was ich auf keinen fall hätte tun dürfen.

das fing wie schon einige male angedeutet in der schule an, wo ich vielleicht in meiner sonderrolle als pfarrerstochter beliebte zielscheibe für irgendwelche projektionen war. das ging dann weiter im studium, wo es mich nach einer weile anödete, dass man mir zwar keine unfähigkeit mehr unterstellte, mich aber zum tausendsassa stilisierte oder - wahlweise - zur durchgeknallten. "tausendsassa" war ich für die schüchternen, die ich hinter mir scharte und mit denen ich meine selbsterfahrungen durchexerzierte, die sich primär auf parties, verreisen, kostenlos bei events reinkommen und anderen dummsinn bezogen, die aber irgendwie damals für mich das wirkliche abenteuer bedeuteten. "tausendsassa" war ich auch für einige männer, es gab echte fans, die tatsächlich den "der-frau-bin-ich-verfallen-knopf" anknipsten, wenn ich irgendwo war und das war ehrlich gesagt GENAU DAS, was ich mir geschworen hatte einst, als ich als "hässliches entlein" nach konstanz gekommen war: ich wollte so begehrenswert sein wie die schönsten frauen (voll der witz, dieser wunsch... wer sind die "schönsten" frauen? und was ist "begehrenswert" bitte??? wenn geifernde trottel und deppen testbildaugen bekommen, wenn man auftaucht... oder mit ihnen redet?)

durchgeknallt war ich auch für einige, aber ich weiß nicht, ob die nur versucht haben, mich "klein" zu halten damit, ich hab es jedenfalls geglaubt!

ich habe alles geglaubt:

- dass ich unheimlich gut aussah
- dass ich unheimlich beschissen aussah
- dass ich unheimlich gewitzt war
- dass ich unheimlich naiv war
- dass ich durchgeknallt war
- dass ich ein vamp war
- dass ich gemein sein konnte
- dass ich "unvorhersehbar" reagieren konnte
- ...

die negativen eigenschaften habe ich mir dummerweise genauer vorstellen können als die positiven und später sehr lange jahre bis in meine depression hinein damit verbracht, diesen negativen gedanken ihre absolutheit abzusprechen.

und der oberjoke war (und ist noch heute manchmal), dass ich es nicht nur geglaubt habe, sondern es dann auch nach meinen vorstellungen gespielt habe!

ich hatte sozusagen gar keine eigene identität, wenn ich jetzt mal drüber nachdenke...

*grübel*

ich fühlte mich permanent missverstanden, und nur diejenigen, die mal alle jubeljahre glaubten, ich sei doch sehr ernsthaft in vielerlei hinsicht und gar nicht "so oberflächlich" sagten dinge, die mir wirklich etwas bedeuteten... aber naja. war das alles!??!?

wc, wohl kaum!

*hüstel*

also mal sehen ob ich die wortblase, die ich jetzt für dich aufgepustet habe, @isabel, jetzt auf den punkt zusammengeschrumpft bekomme:

tja isabel. "vergiss das, was der typ zu dir gesagt hat", kann ich dir schlecht wünschen, denn ich glaube, du vergisst es nicht. *heiseres lachen* aber dennoch ist der ausdruck der passendste, denn "vergiss es einfach" bedeutet für mich auch, dass man dingen erstmal ihren absoluten stellenwert nimmt, dass man auch erstmal sagt, dass das nur ein problem ist, das man nicht versteht und es bedeutet auch, dass man im leben nicht immer alles verstehen MUSS.

bleibt dann noch die frage, ob man nicht aber obacht zu haben hat, da einen die wiederholung - deine mutter ist so verlassen worden von deinem vater, du bist so verlassen worden von deinem mann - so frappiert, dass man da ein handfestes problem ignoriert. probleme sind dazu da, gelöst zu werden, klaro! sonst kommen sie wieder, immer und immer wieder...

*grusel*

ja

aber gib dem "problem", falls es überhaupt DEIN problem (!) ist, zeit.

ich glaube bei dir eine erstarrung zu erkennen, eine ohnmacht, die dich lähmt. so what, mach ein fähnchen an die stelle auf deiner seele, an der dieses problem (unverstanden oder ungelöst) lauert und ziehe deines weges.

bei @sigma im lk-forum lese ich es aktuell immerzu: es fehlt einfach nur der gute glaube, dass es auch im guten enden kann (bzw. dass etwas neues beginnen WIRD). das ist wirklich eine schwierige lektion für mich gewesen und bleibt es leider auch: dass man nur vertrauen muss (und zwar auf sich selbst), dann wird die sonne wieder schön hell und warm und das leben farbig, manchmal glitzert es sogar.

es hilft überhaupt nichts, dass man sich fürchtet vor einem problem. ich zum beispiel bin mehr der typ, der sich ärgert über meine probleme oder der sich schämt. also damit will ich sagen: jupp, ich hab auch so eine primatolle handbremse angezogen, wenn es um die problemlösung geht, genauso aber auch, wenn es darum geht, die kräfte, die wir haben, einzuteilen und nur sukzessive energie auf das problem zu verwenden...

tja

irgendwie ist das vertrauen und der gute glaube das gewesen, was bei mir die dinge neu beleuchtet hat.

dann löst sich die "handbremse", egal (!) in welche richtung du dich wenden möchtest, und die dinge verändern dabei ihre wertigkeit. ich will damit nicht sagen, dass meine probleme sich plötzlich magisch neu anordnen und ins "lot" kommen. für mich bleiben sie meist identisch bis ins detail so bestehen, wie ich sie zuletzt gesehen habe. ja, ich schreibe "gesehen". denn meine wahrnehmung verändert sich.

das erste, was mir manchmal gut tut, ist, dass die probleme bei mir mit einem "ach ja, da hätte ich ja auch noch eine baustelle auf meiner seele" wahrgenommen habe und nicht dieses stetige ziehen und zerren mehr fühle, das ein problem ja auch bedeuten kann. [klappt aber bei ganz akuten probs nicht so gut, dass man dieses "ach ja" denkt...]

hm

und das zweite, was mir guttut, ist, dass ich zwar bei genauerem hinsehen mein problem noch erkennen (also: wiedererkennen, "sehen") kann, dass es aber einfach unwichtig geworden ist.

manche dinge lösen sich zwar nicht "von selbst", aber die kunst, einem problem ein reales, authentisches leben gegenüberzustellen und das problem in diesem ganzheitlichen leben zu lösen zu versuchen, leuchtet mir verdammt gut ein.

*sagt die sine, die mathe seit samstag zu machen versucht... gg*

gruß

sine

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