29 Mai 2006

Isabel am 29.5.: richtig antworten

Huhu, ich schon wieder - tja, wenn ich noch eine Bemerkung zu reifen Leistungen leisten darf:

Die Antwort finde ich gut. Sie war zwar nicht so, wie man sie von einem wohlerzogenen Töchterchen erwartet, ja. (Ich habe auch gar keine Ahnung, wie sich ein wohlerzogenes Töchterchen so verhält *gg*), aber die Antwort hat deiner Mama den Wind aus den Segeln genommen - vermute ich einmal - und das hat gesessen.

Schade ist nur, dass es dich dennoch aufgeregt hat. Sehr schade ist es, dass man über manche Dinge, und sind sie noch so klein, niemals emotionslos und gelassen hinweg sehen kann.

So auch nicht über die gestrandeten Beziehungen in diesem lk-Forum. Dort habe ich tatsächlich kurz erwähnt, dass ich es sehr wohl kenne, zurückgelassen zu werden ohne zu wissen warum.

Ich liefere immer nur ein paar Fragmente. Denn ich möchte auf gar keinen Fall, dass das Geschriebene zuu langweilig wird (und es zieht sich dennoch immer in die Läänge) und auch nicht die Themen ändern, bevor noch jemand sich dazu äußern konnte.

Daher sei es mir auch hier ansatzweise erlaubt, weil ich wahrscheinlich auch in weiterer Folge ohnehin wieder darauf zurückkommen werde - denn ja, es gibt da einiges, mit dem ich noch nicht im Klaren bin, zumindest nicht so, wie ich es gerne wäre.

Hm, dieses Verlassenwerden...

Ein einschneidendes Erlebnis - was auch immer dazu führte und was auch immer dem vorausging - war es sicher: Es passierte mir, dass der Mensch, dem ich am meisten vertraute, den ich am besten kannte, für den ich blind die Hand ins Feuer gelegt hätte, sich einfach von mir abwandte. Das setzte mir sehr zu.

Es gab keinen akuten Grund - wenn man Alltag und Auseinanderleben und kaum gemeinsame Interessen als nicht-akut bezeichnen darf - und auch wenn der geneigte Leser meint, angesichts konträrer Weiterentwicklungen wäre Trennung nach so langer Zeit normal -

was mich belastete, war: Ich kannte diesen Menschen so genau, so in- und auswändig, dachte ich zumindest. Nichts an ihm war mir fremd, er war mir so sehr vertraut, wie sonst niemand. Mit ihm wollte ich alt werden, egal was kam und kommen sollte.

Und ohne Vorwarnung verschwand er eines Tages, er kam einfach nicht nach Haus.

Ich war in Furcht und Sorge. Dass das Zusammenleben nicht immer bestens war und ich auch litt unter dieser kalten Art und den immer so destruktiven Gedanken, niemals hätte ich es überlegt, ohne ihn zu leben. Er war für mich so etwas wie ein Teil von mir. Wie viel Liebe es zu diesem Zeitpunkt war und wie viel davon Gewohnheit, kann ich heute nicht mehr sagen, es ist doch schon Jahre her.

Nach einigen Wochen tauchte er dann plötzlich wieder auf und lebte mit jemand anderen, als wäre es das Normalste der Welt, als wäre es nie anders gewesen.
Ich hab ihn "heimgesucht" im wahrsten Sinn, ihn mit Telefonanrufen unter Druck gesetzt, denn ich meinte, er würde mir eine Erklärung schulden, eine Antwort. So einfach kann es doch nicht sein. Das wurde beinahe zur Manie.

Und ging solange, bis er unter diesem unaushaltsamen Druck den Satz fallen ließ:
"Das Leben an meiner Seite war für ihn unerträglich ..."

Es war eigentlich nur dieses eine Wort: UNERTRÄGLICH. Das hatte ich notwendig gebraucht, so scheint es. Denn dieses Wort hatte auch mein Vater verwendet, als er seine Familie verließ, als er verschwand. Das sich so etwas wiederholen kann?

Mein Vater ging damals und verließ nicht nur seine Frau, er ließ auch seine Töchter zurück, einfach so und ohne ersichtlichen Grund. Er entschied allein für sich, sich gegen jede Pflicht und für die Neigung zu entscheiden und wanderte aus.
Später meinte er noch, dass das Leben hier für ihn unerträglich geworden wäre, schon wieder dieses Wort. Dass mir das Gleiche passiert war wie Mama, daran knabberte ich am meisten.

Die folgenden Details sind schnell erzählt: Ich verlor mit der Trennung von meinem Mann alles: Job, Wohnung, Freunde. Nur die Schulden hinterließ er mir, die waren treu.

Damit diese Geschichte aber nicht nur traurig ist, es wurde auch wieder besser:

In der Bewältigung meiner Schwierigkeiten kam ich in eine andere, positive, umsorgende Gesellschaft, von der ich gar nicht wusste, dass es sie gibt.
Es war in einem Moment, in dem mir alles egal war, weil es nicht mehr schlimmer kommen konnte: da zeigten sich Augenblicke großen Glücks und Anteilnahme.

Den Job, den ich fand, das kollegiale Umfeld, selbst mein Chef - das alles zu finden war eine große Hilfe, ein Neuanfang. Ich sitze an der Verrechnungsstelle für wissenschaftliche Projekte, mache Planung bis hin zur Revision und auch die Abrechnung gegenüber den Geldgebern - habe also immer mit Wissenschaftern, mit Medizinern zu tun.

Bei ihnen fand ich auch mentale Unterstützung und ein sehr liebevolles Umfeld. Dafür bin ich dankbar und weiß, dass ich ohne diese Ereignisse hier niemals hergefunden hätte.
Doch der Wermutstropfen ist eben der, dass diese Menschen alle mit ihrer Arbeit verbunden sind und sich private Verbindungen gar nicht leisten, auch nicht lange daran festhalten, sollten sie sich ergeben.

Sie sind aufmerksame Freunde, aber ein Leben in Zweisamkeit, wie wir es kennen und uns wünschen, ist für sie undenkbar. Sie sind auf der ganzen Welt zu Haus - von einem Projekt zum nächsten unterwegs - die jeweils immer nur kurze Zeit andauern.
Man dürfte sich weder an sie gewöhnen, noch sie ins Herz schließen. Man darf sie nur bewundern.

Soviel zum Thema, ich sollte es vll "Anhäufung von Dilemmata nennen". Ach ja und

*seufz*


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