28 Mai 2006

mutter-zerlegung teil 1

phhh... *dumdidum*

o.k., bevor ich mich überwinde, was zu arbeiten (wie gesagt: mathe und englisch stehen heute an), grübel ich doch lieber nochmal darüber nach, ob mütter eifersüchtig sind und wie traurig eigentlich das psychische dasein unserer griesgrämigen mütter sein muss (oder zu sein scheint), dass sie solches gift versprühen.

@Para wrote:

nur eine Erklärung für das Verhalten meiner Mutter: Sie ist neidisch und eifersüchtig auf mich.


dasselbe hattest du ja auch bereits gemutmaßt, @isabel, oder?

@Isabel wrote:
[...] ist für mich ein Paradebeispiel für eine sehr häufige, aber deswegen nicht wünschenswerte Charaktereigenschaft, eine massive Schwäche, und das tut mir Leid.

Tatsächlich habe ich es schon des Öfteren erlebt, was Neid und Missgunst anrichten können. Woher es kommt, dass man selbst auf die eigene Tochter neidvoll sieht und Eifersucht empfinden könnte, war mir immer schleierhaft.

Immer dachte ich, dass Eltern doch das Beste für ihre Kinder wollen, und dass sich diese doch bitte so entwickeln sollten, wie es einem selbst nicht möglich war. Doch dass dieser Wunsch auch Auslöser für Komplexe sein kann, hatte ich doch unterschätzt.

Und so gesehen, kann ich Sie sogar ein bisschen verstehen, wenn es so ist, wie ich glaube.


hm

aus irgendeinem grunde gelingt es mir nicht, mich über meine mutter zu erheben, um so ein urteil auszusprechen. es juckt mich zwar in den fingern, mögliche gründe sofort zu suchen, denn ich WILL es nunmal nicht: der preis scheint mir zu hoch zu sein. der preis, so über meine mutter zu denken, wäre nämlich wahrscheinlich, dass meine mutter mir so egal wird, dass ich ihr ihre mutterehre nehme, dass ich den respekt verliere.

o.k.

das klingt etwas pathetisch bis panisch... "mutterehre" aha soso naja.

o.k na gut ich versuche es mal:

meine mama.

meine mama hat sich mit meinem daddy immerzu gestritten, und mein bedürfnis, mit meinen eltern loyal zu sein, ist an diesem punkt also an seine grenzen gekommen: ich kann nicht mit meiner mutter loyal sein, wenn ich auch mit meinem vater loyal sein möchte. denn meine mom hatte unrecht, das war zu verstehen und ich glaube auch nach vielen jahren nicht, dass ich mir das nur eingebildet habe, dass meine mutter im unrecht war und ein versteckter ödipus-komplex in mir seine blüten treibt.

naja

was ist schon recht und unrecht, was ist schuld überhaupt?

in der liebe und im krieg ist alles erlaubt, was kümmert mich, wie meine mutter mit meinem vater umgegangen ist...?

ich lass mal raus, was ich gerne jetzt mal absondern würde, wie ich das gefunden habe, was sie mit meinem vater gemacht hat:

meine mutter hat meinen vater gedemütigt. sie hat sich über seine persönlichkeit hinweggesetzt. seine guten eigenschaften hat sie ins lächerliche gezogen. seiner ruhe ist sie mit gebrüll begegnet, seine würde hat sie mit absoluten tabübrüchen bekämpft (z.b. damit, dass sie meinen vater mit vorliebe dann belästigt hat mit ihren forderungen und unflätigkeiten, wenn er auf der toilette saß. ich finde, so viel zeit hätten ihre launen eigentlich noch haben können, dass sie wenigstens dann erst losbrüllten, wenn sich mein vater wieder in einer normalen menschlichen situation befunden hat.)

*deutsche sprache schwere sprache, ich glaube, mit den tempi war das inkorrekt im letzten satz. is egal hoffe ich*

meine mutter war GRUNDSÄTZLICH nicht nett, zu niemandem, und insofern war mir meine mom recht sympathisch, das fand ich immerhin recht ehrlich. ich stellte später fest, dass meine mutter bis ins hohe alter der festen überzeugung war, eine besonders begehrenswerte frau zu sein, was ich ihr als kind millionenmal auch ohne ihr zutun mitgeteilt hatte und was sie immer beschämt verneint hatte. aber auch wenn sie nie auffordernd oder gar einladend anderen männern gegenüber war, so war sie kokett, und das nervte mich. ich hab es immer auf meine pubertät geschoben, dass es mich genervt hat. aber ehrlich gesagt: es war ausdruck eines tiefen bruchs in ihr, sie war verdammt noch mal zwar ehrlich und ungeschminkt, aber sie war überhaupt nicht loyal.

meine mutter stellte meinen vater auch gerne in der öffentlichkeit bloß, mich natürlich ebenfalls, wobei aber in unserem land üblich ist, kinder bloßzustellen: man glaubt anscheinend nicht, dass kinder eine ehre besitzen.

kinder müssen sich zu allen zeiten und auf kommando überall ausziehen, überall berichten, was sie auf der toilette verrichtet haben, in aller öffentlichkeit haarfusel entfernt bekommen und den mund theatralisch oder gar bestialisch übertrieben abgewischt bekommen. kinder müssen vor spielkameraden gesagt bekommen, dass sie "noch nicht so alt sind" und "das noch nicht können".

naja

und so weiter, lassen wir das thema "kinder". ich wollte mich doch gerade über meine mutter auskotzen, also weiter frisch ans werk.

;-)

hm naja worauf ich so ein bißchen hinauskomme mit meinen erinnerungen an den tiefen bruch im verhalten meiner mutter (den ich vermutlich nicht besonders einleuchtend dargestellt habe bisher, was aber damit zusammenhängt, dass ich diesen bruch auch nicht so richtige "greifen" kann), ist, dass meine mutter immer jähzornig, immer unkontrollierbar, immer auch schlicht und einfach falsch war, und dazu noch den selbstüberzeugtesten, kein-wässerchen-trübendsten blick hatte. sie war beiden argumenten "das-ist-nunmal-so" und "das-macht-man-aber-so" verhaftet, sie wollte "nur das beste" und das war geld geld geld geld äääähm den rest hab ich vergessen.

ich habe nichts gegen menschen, die zum geld hinstreben, denn ich mag menschen, die immerhin irgendein ziel haben und sich authentisch in diese richtung entwickeln.

"Nach Golde drängt,
Am Golde hängt
Doch alles.
Ach"


Goethe, Faust I

eigentlich denke ich, dass ich immer akzeptiert habe, dass meine mutter nunmal interessen hat und diese interessen verfolgt.

mein vater hat eine rolle in dieser ehe gespielt, die ich lange zeit nicht verstanden hatte und die ich, seit ich ungefähr 16 war, alle jahre mit immer gleichem interesse zu ergründen versuchte. gespräche über meine mutter waren mit meinem vater unmöglich. schon als kind hatte ich mit meinen beschwerden über meine mutter bei meinem vater auf granit gebissen. er nahm sie zwar nicht in schutz, aber er ließ sie unkommentiert. er zeigte auch nicht farbe, indem er die entscheidungen meiner mutter, die ich dann immer bemängelte, weil ich sonst einfach überhaupt kein feedback bekam von meinem vater, revidierte. nein, er ließ mich die terror-aktionen meiner mutter ertragen. ich vermutete, er sprach mit ihr über meine anliegen, aber wie ein guter pokerspieler hat er es mir nicht gezeigt und manchmal sah er sogar genervt aus. ich habe das - obwohl ich ein unsicherer mensch war und auch bestimmt schon als kind ziemlich empfindlich gewesen bin - aber nie so ganz auf mich bezogen. das endete manchmal damit, dass er mich rausgeschmissen hat aus seinem arbeitszimmer und manche lange monate war ich gar nicht geduldet im arbeitszimmer meines vaters, der ja zu hause (im pfarrhaus) arbeitete. der offizielle grund war immer, dass ich den "herrn pastor" doch mal arbeiten lassen sollte. mein vater selbst kam erst spät mit einer konkretisierung dieser ausrede und sagte, er möchte nicht, dass ich bei persönlichen gespräche, die nunmal mit einem pfarrer gehalten werden, dabei bin. und er möchte nicht, dass ich dabei bin, wenn bettler und andere sorgenbeladene bei ihm vorbeischauen.

mein vater konnte in vielen situationen wütend werden, dann war seine ganze sanftheit dahin und nie hab ich verstanden, was der grund war. am ehesten vorhersagen konnte ich seine wut, wenn es darum ging, dass man ihn "entmännlichte". das bedeutete, dass er es nicht richtig fand, wenn ich bei ihm blieb, wenn ein bettler klingelte. ich war selten richtig neugierig, aber die bettler-situationen waren IMMER frei von der anwesenheit meiner mutter und ich suchte ja einerseits die nähe meines vaters und andererseits die abwesenheit meiner mutter, daher wurden mir solche dinge interessanter.

hm

wenn mein vater NICHT da war, zeigte meine mutter übrigens DOCH loyalität. das paradoxe war, dass sie in abwesenheit meines vaters bettlern genauso half, wie es bei uns üblich war: mit essen und ganz früher hatten wir auch geld gegeben, mein daddy sogar manchmal relativ viel, wenn man bedenkt, dass wir knauserig und sparsam lebten eigentlich.

ich glaube, eines tages ärgerten sich meine eltern, weil die runen der bettler mittlerweile doch auch für uns zu sichtbar geworden waren und weil meinem vater wohl jemand erzählt hatte, dass wir auf den routen der bettler ein guter anlaufpunkt geworden waren.

;-)

seither gab es ausschließlich essen von uns und mehr nicht, aber meine mutter, die ja nichtmal für meinen vater (geschweige denn für mich, die ja undankbar und ich-verliebt und vermutlich aus purem trotz ;-) immer nicht "vernünftig" aß) gerne kochte - angeblich war sie ja emanzipiert und "der mann" könne ja "auch mal" selber kochen - also meine mutter gab den bettlern essen und schluckte ihren ärger und ihre abscheu den stinkenden gesellen gegenüber hinunter, auch ihre angst, dass uns doch mal jemand überfallen könnte.

ihr gesicht war bei den bettlern immer aggressiv, aber das war ihr gesicht spätestens seitdem ich ungefähr 12 war IMMER, wenn jemand klingelte, nur dass sie manchmal wie wenn der vorhang aufgegangen wäre auf "freundlich" umschalten konnte, was sie bei bettlern ganz sicher nie getan hat.

dieses "umschalten auf freundlich" gelang meiner mutter NIE sehr gut, einerseits war sie einfach unglaubwürdig und später, als ich am ende meiner teenagerzeit angelangt war, wusste ich, dass sich viele leute fürchteten, bei uns zu klingeln. sie mussten dies aber tun, weil wir nunmal einige veranstaltungen laufen hatten in der kirche und im gemeindehaus, und dann wurde oft gelost oder irgendjemand war halt mutiger als die anderen.

andererseits aber schaltete sie themenbezogen um. sogar bei leuten, die sie eigentlich mochte - meist männliche cdu-kollegen, frauen bezeichnete sie als dumme kühe und aufgeblasene puten -, war sie im laufe der jahre zu beginn einer kommunikation IMMER mit einem bitterbösen gesichtsausdruck dabei. dann machte sie "klick" und schaltete auf freundlich, was aber irgendwann abflachte auch "normal".

normal war o.k., ich fand eigentlich zwar nicht, dass meine mutter ein aussergewöhnlich interessanter mensch ist, mit dem man sich auch gerne unterhält, d.h. "normal" ist vll. ein bissle wenig für meine mom gewesen, damit sie gut ankam. aber zu meiner nicht enden wollenden verblüffung kamen die menschen ja zu ihr, mit allem möglichen (das ist jetzt immer noch so!), gerade WENN meine mutter ihren domina-gesichtsausdruck an den tag legt und einigen leuten auf persönliche art und weise zu verstehen gegeben hat, dass sie nicht gut genug für was auch immer sind.

*mal päuschen einleg*

...

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