25 Juni 2007

sines lebenslauf teil 3

jaaahaaa...

und nun das finale, liebe leutz!

in diesem schmerz habe ich doch tatsächlich etwas gemacht, das auch hätte falsch sein können: ich habe meine gefühle in einem forum geäußert. ich habe mich nach und nach mit jeder faser meines seins geoutet, und am ende hatte ich relativ große aufmerksamkeit und habe daher auch im anschluss an meinen liebeskummer-thread, mit dem ich im forum begonnen hatte, einen thread aufgemacht, indem ich meine entwicklung nach dem liebeskummer niedergeschrieben habe.

meine lieben bloggerdamen @matilda und @isabel sowie die mittlerweile nicht mehr hier aktive @zitro kenne ich noch aus dieser zeit, denn sie waren in demselben forum aktiv wie ich damals.

und den hier noch nicht verbal anwesenden monsieur, also meinen freund, habe ich übrigens auch von dort! er war dort als @Deep_Thought tätig und ist hier im blog ja ebenfalls unter einem ähnlichen nick mitglied.

:-)

meine welt war so instabil, und ich hatte angst, dass ich mich in der anonymität des www noch mehr aus meiner mitte bringen lassen könnte. ich hatte angst, dass ich mich in eine phantasie flüchtete, denn das schreiben im forum entfaltete eine richtige sogwirkung. jeden tag wollte ich wissen, was die anderen dachten, jeden tag las ich stundenlang liebeskummergeschichten.

frappierend war, dass die geschichten für einen außenstehenden eigentlich immer gleich klingen. ich fragte mich, wie man als betroffener so verzweifelt keine zukunft mehr zu sehen vermag, während von außen betrachtet jede geschichte absolut ihren gang ging und es nicht eine sache des "obs", sondern nur eine sache des "wies" war, dass jemand wieder auf die beine kam psychisch.

damals habe ich eine weitere bekannte aus dem forum gehabt, sie hieß @venice, und wir beide posteten so unglaublich viel, dass wir alle bisherigen poster (damals) überholten und schließlich die allerallerallermeisten postings überhaupt verfasst hatten. ich besuchte venice, und @fee, glaub mir, es gibt dinge, die kann man halt nicht leisten, oder ich jedenfalls kann manches eben NICHT hinbekommen. dazu gehörte die freundschaft mit venice.

venice war suizidär und obwohl ich mir seit meinem kiffie-freund das verantwortlich-fühlen abgewöhnt hatte, war mir doch die art und weise, wie sie ihr leben führte, ganz unbegreiflich und auch physisch direkt widerwärtig. sie ignorierte ihre eigenen befindlichkeiten zu nahezu 100% und machte alle fehler, die ich in den jahren vor meiner kand.-1-und-2-problematik auch gemacht hatte. sie holte sich affären, sie bummste mit ihrem ex, sie war einfach emotional so angegriffen und scharte dennoch weitere hilfebedürftige suizidler um sich herum. es war entsetzlich, wie sie in einer von pisse und hundehaaren verquasten wohnung wohnte mit ihren damals 16 (großen!) hunden, aber sie hatte einen lebenswillen, eine power, das war dann echt irgendwie der hammer und ich muss sagen, ich fand sie toll.

ich wollte nur partout nie nie nie (!!!) wieder in ihrem real-life auftauchen, aber leider war die trennung von venice nicht leicht und am ende hatte ich echt viel zeit und mittlerweile auch (für meine verhältnisse) einiges an geld für jemanden aufgebracht, der in seiner verzweiflung einfach so viel einsaugt und keine grenzen mehr kennt.

allein die telefonrechnungen haben mich schon ruiniert, und bei solchen dingen bin ich nur immer schockiert, wie leute, die (zumindest angeblich) keinen pfennig besitzen, manchmal leben. das kannte ich schon von meinem knacki, dass er einfach mit dem telefon lebte wie mit einer droge, und ernsthaft, ich bin gern für spaß und quatsch zu haben, aber mit dem telefonieren hab ich es ja nicht besonders und wenn es um geld geht, hört bei mir auch das lustige leben verdammt schnell auf.

naja

lange rede: ich lernte nach und nach einige personen aus der virtuellen forumswelt kennen. die männer waren alle verliebt in mich, bis auf einen vielleicht. die frauen waren alle von einer suizidalität, die ich noch nie in meinem leben kennengelernt hatte. nach 5 bekanntschaften wollte ich nicht mehr, aber monsieur war als einziger aus berlin und so habe ich den virutellen bekannten @Deep_Thought dann vollkommen entnervt und ohne den schimmer einer hoffnung, dass virtuelle bekanntschaften irgendwie mit dem real life kompatibel sein könnten, auch noch kennen gelernt.

monsieur ist ein verrückter nerd, und er war mir sympathisch. mehr nicht. da ich allein war und irgendwie dachte, ich könnte wenigstens noch 1 oder zwei treffen mit ihm machen, dachte ich mir, dass ich ihm meine musikalische welt in berlin zeigen könnte. das ist zwar komisch, mit einem mann, den man nicht kennt, in clubs zu gehen, aber ich dachte, dass monsieur absolut nicht mein fall ist und ich war bei gott erwachsen genug, da grenzen zu setzen.

wir kamen nicht weit, beim zweiten treffen ertrank ich ganz seltsam in seinem blick und beim dritten treffen wollte ich ihm meine liebe gestehen - und er kam mir mit seinem eigenen liebesgeständnis lediglich zuvor.

wir sind nun über 2 jahre zusammen und es soll so bleiben.

alle meine probleme haben sich gelegt, und es waren erstmal noch wieder einige zu lösen, denn ich habe meine kanzlei aufgegeben ende 2005 und musste danach einigen unangenehmen geldforderungen ins auge sehen und einigen behauptungen von leuten, die meinten, ich sei aus psychischen gründen von meinem traumjob weggegangen oder auch weil ich beschissen hätte.

meine wg hatte sich auch von mir abgewendet, ich hatte keine freunde mehr. meine tolle ältere freundin hat mir ja den oberwatsch gegeben und behauptet, ich müsste mich schämen, einen neonazi so nah an mich ranzulassen, denn der wollte doch sicher nur unseren raf-prozess torpedieren. auf ihr betreiben hin habe ich freiwillig damals auch das mandat niedergelegt und meine karriere war also insofern auch etwas gebremst, wobei mein kand. 1 allerdings nicht eine sache auf die beine gestellt hat, mit er er mich beruflich ausknocken hätte können.

nun

eines schönen tages hatte ich keine angst mehr, von den von kand. 1 beschriebenen nazi-schlägerbanden in meiner geheimadresse aufgespürt zu werden.

meine therapie war auch schon längst vorbei.

meine mutter hatte zu meiner überraschung diesem studium das grüne licht gegeben, doch im letzten oktober zog sie ihr "ok" plötzlich zurück und lallte irgendwas davon, dass ich doch "zu alt" sei und "erwachsen" werden sollte.

wir einigten uns darauf, dass ich baldmöglichst arbeit suchen und finden wollte. dass ich autorin sein wollte und schreiben, habe ich ihr auch gesagt, aber solche dinge sind nicht geeignet für ihr langzeitgedächtnis.

jetzt ist das semester herumgegangen. ich habe gerade eine bewerbung bei der firma, bei der ich vor einem halben jahr ein praktikum gemacht hatte, in den sand gesetzt... die stelle war mir damals in stuttgart mehr oder minder versprochen worden. dann war nach monatelangem warten (aufgrund weiterer versprechungen) die stelle aber nur ein weiterer praktikantenvertrag! und als ich darin eingewilligt hatte, nochmal für (nur) ein halbes jahr bei derselben firma ein praktikum zu machen, haben sie mir doch heute glatt abgesagt.

nun gut, der grund war, dass sie es unfair finden würden, mich als praktikantin einzustellen, obwohl ich schon (entrüstet) geäußert hatte, dass ich nicht im traum daran gedacht hatte, nach der langen wartezeit nur einen praktikantenvertrag angeboten zu erhalten. das hat sich bei den leutz festgesetzt, tja und eigentlich ist es auch wahr und richtig, dass sie es verstanden haben und dann von sich aus "nein" gesagt haben.

ähm

bleibt nur die frage, wie ich mich nun verdammt nochmal aus der finanziellen abhängigkeit befreien soll, aber gut, diese frage hätte ich mit einem praktikanten-vertrag ja auch nicht so wirklich beantwortet bekommen.

tjach

und nun sind wir in der gegenwart angelangt.

mein freund ist informatik-student, und ich erlebe hier computermäßig das paradies auf erden. wenn das nichts ist *gg*!

aber was uns tatsächlich verbindet, ist eine art, die wir wohl beide haben. es ist dieses allürenlose leben, also damit meine ich: wir wollen beide leben, aber dieses leben ist nicht an geld gebunden oder an bestimmte attribute.

ich bin ehrlich gesagt noch geplagt von meinen vielfachen (!) schlechten erfahrungen aus meinen vorangegangenen beziehungen, in denen ich - wie du ja wohl auch, @fee - meinen partnern finanziell letzten endes dauernd unter die arme gegriffen habe (nicht allen, aber den meisten!), in denen ich immer die "starke" sein musste und in der man mich nie verstanden hat.

monsieur interessiert sich ganz komischerweise für meine belange, manchmal frage ich mich, ob der forumshype noch in ihm fortlebt. denn damals im forum habe ich ein interesse erlebt und auch eine begeisterung für meine person, die ich noch nie gekannt hatte. monsieur muss sich eigentlich nie entscheiden, welche meinung er hat: er findet immer, dass ich es richtig mache und dass ich es auch richtig MACHE. also ihn interessiert - wie selten bei einen mann (und ich halte es auch für relativ *gg* ) - mehr der weg und weniger das ziel.

ich selbst bin manchmal noch super-explosiv, und zum beispiel habe ich so den eindruck, nur das lange zusammenleben mit monsieur macht mich auch beziehungskompatibel. ich könnte ausrasten bei job-angelegenheiten oder geld-dingen, und der arme monsieur muss dann meinen zorn ertragen, der sich meist ja eher gegen fernliegende probleme richtet. aber aus mir kommt noch eine furie heraus manchmal, die ich vielleicht schon immer inne hatte und die mir allerdings in meiner zeit als anwältin auch vorteile gebracht hatte.

ich weiß, @fee, dass man finanzielle sorgen regeln kann. aber ich weiß nicht, wie man das hinbekommt kräftemäßig! mein gott, für wie viele mandanten habe ich schon eisen aus dem feuer geholt und finanzielle schlichtungen herbeigeführt (wenn nicht auch mal siege).

für ANDERE bekomme ich das immer hin, also mein freund kann sich zurücklehnen, falls er mal scheisse baut - ich werde ihn da rausholen. vielleicht zumindest! denn das neueste projekt, das ich gerade (seit einigen jahren, nämlich seit meiner psychotherapie) mache, heißt: "ich mag mich selbst".

und so verwirrend es (auch für mich) klingen mag: wenn ich bei manchen wegentscheidungen, die ich auf meinem lebensweg zu treffen habe, JETZT ankomme, dann wird ganz sicher nicht mehr das kämpfen um jeden preis dabei sein. es kann sogar geschehen, dass ich jemanden, den ich liebe, seine suppe ganz alleine auslöffeln lasse.

meine beste freundin (also hier in berlin, nicht meine damalige und jetzt noch beste freundin aus meiner zeit in süddeutschland) zum beispiel macht mir eigentlich echt sorgen. aber ich komm fast nicht an sie heran, und weißt du: dann lass ich es. ich bin immer da, wenn sie was will, aber sie redet sich schon wieder 1.000 sachen ein und traut sich nicht oder ist bockig oder brütet vor sich hin. nun, dann soll sie das tun - mir hätte es doch auch nicht geholfen, wenn mich jemand auf wolken gebettet hätte.

mal auf den arsch zu fallen ist wirklich entsetzlich, aber so leute wie ich (oder auch: wie wir, @fee?) können manchmal aus dem wust der verpflichtet-sein-gefühle nicht ausbrechen ohne einen handfesten anlass.

weißt du, als ich deine geschichte gelesen habe, habe ich gedacht: au mensch, fee hatte aber auch schon mehr als eine gelegenheit, bei der es so schlimm war in ihrem leben, dass sie mal ihr ganzes "nett-sein" hätte in fragen stellen können.

warum, fee, warum bist du so nett?

ich will ja nicht, dass du es nicht bist. ich frage dich das nur, weil ich wissen möchtest, ob du wirklich (!) etwas von den situationen hast, in die du dich mit deiner stärke dann eventuell hineinmanövrierst. oder ob du nett bist, weil du vielleicht auch wünschst, dass die welt so nett wäre zu dir. oder anders formuliert: ob du so nett bist, weil du auch letzten endes allen alles recht machen willst.

weißt du, mein leben ist im moment in eine richtung unterwegs, die ich nicht gut in worte fassen kann. in den ganzen esoterik-lebensratgebern (schnickschnack) wird man vermutlich fündiger, und ich selbst kann tatsächlich auch nur das bild vom fluss als versuchsweise zutreffende erklärung anbringen:

ich habe immer immer immer in meinem leben versucht, alles so einzurichten, wie es mir gesagt wurde. oder wie es "rational" am "sinnvollsten" erschien. ich habe sogar spaßeshalber freude an statussymbolen zu empfinden versucht (aber erfolglos, tja). dem lag der wunsch zugrunde, dass es ein REZEPT für das leben gibt. der wunsch, dass man etwas "richtig" machen kann, der wunsch, dass man irgendwann NUR NOCH auf leute trifft, die einen ERKENNEN und nicht dauernd einordnen oder gar falsch verstehen.

es gibt aber kein rezept, das ist punkt 1. und die leute, herrgott, aus denen kann man so vieles ziehen, aber sicher kann man sich nicht definieren über ihr "verständnis" für einen. man muss sich selbst anerkennen, sich selbst auch mal genauer betrachten und zu verstehen versuchen, glaube ich, und dann kann man einfach losgehen in die große weite welt. man braucht nämlich auch gar kein rezept mehr und die anerkennung bekommt zwar auch eine distanz (d.h. wenn man jemanden trifft, bei dem alles super läuft, kann man sich dennoch vorstellen, auch wieder allein glücklich zu sein), aber man erhält sie - und lebt zugleich im luxus, sich mit sich selbst (meist) wohl zu fühlen!

bla

also: das leben ist ein fluss. ich habe versucht, darin zu schwimmen und nicht mehr darauf zu achten, dass meine beinhaltung beim brustschwimmen auch wirklich bestmöglich ist.

es gab noch ein anderes bild:

ich habe damals, wo ich meine kanzlei aufgegeben habe (das war auch ungefähr in der zeit, wo ich monsieur kennengelernt habe) das gefühl gehabt, wenn ich alle diese "erreichten" ziele aufgebe - die kanzlei, die guten ratschläge meiner mutter... -, dann bin ich plötzlich so unwissend.

ohne sicherheiten leben ist wie fliegen. ich bin von einem (gedachten) hohen punkt einfach losgeflogen und dachte: 'irgendwann werde ich herunterkommen, mal sehen...'. du, ich flieg immer noch. schon zwei oder drei jahre lang.

keine ahnung, ob ich jetzt das beschrieben habe, was dir etwas sagt, fee. aber es war - wie immer - doch ganz wichtig für mich, es mal in worte zu fassen zu versuchen.

dir einen viiiiiel bessern tag! und: ach super mit der bank. ich wünsche dir auch viel glück! bei so geldsachen, wie gesagt, geht mir der arsch WENN ES UM MICH geht, auch immer vollkommen auf grundeis.

ach übrigens:

fee schrieb:
aber wieso müssen uns ständig andere leute steine in den weg schmeißen, wenn man denkt es geht wieder aufwärts.......was soll ich denn daraus noch lernen? immer wenn ich denke, es geht wieder aufwärts und man kann endlich ruhig und zufrieden leben kommt wieder so ein hammer.....


hm

ich glaube, wenn man das denkt, ist man nur mit einem nebenschauplatz beschäftigt. diese frage nach dem "wieso" hab ich millionenmal gestellt, als es mir wegen kand. 2 so scheisse ging. und irgendwie hilft weder die frage, noch eine der vielleicht möglichen antworten.

denk über was besseres nach, fee. denk lieber an dich. denk daran, was du brauchst und ob es das gibt. wenn du weißt, welche sachen du in deinem leben brauchst (oder auch kleiner dimensioniert: was du jetzt brauchst), dann schau doch lieber, ob und in welchen situationen du das jetzt auch besitzt und strebe lieber der idee nach, solche sachen zu verstärken und so weiter.

das klingt jetzt vielleicht blöde. in unserer rationalen welt kann man doch gut und gerne mal die these diskutieren, warum andere so scheisse zu einem sind.

ja

man kann unglaublich viele gedanken bemühen, die einem aber vielleicht schaden. sie schaden schon, weil sie einem die lebenszeit rauben, in denen man sie denkt.

ich habe daher ein etwas gemäßigteres interesse, welchen esel die anderen reiten. ich bin damit beschäftigt, zu hoffen oder auch zu glauben, dass für mich schon irgendwie was gutes dabei herauskommt und danach zu streben.

:-)

gruß

sine

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