25 Juni 2007

sines lebenslauf teil 1

guten morgen fee!

erstmal viel glück bei deinem termin bei der bank. ich hasse solche termine ja auch, zum glück hab ich aber keine schulden bisher. wir hatten auch überlegt, einen kredit aufzunehmen, monsieur (= mein freund) und icke, aber erstaunlicherweise unterstützt mich meine tante noch zusätzlich und meine alte kanzlei bringt endlich auch noch einige euros.

ich möchte mal kurz eine version von mir abgeben - nicht, dass ich ehrlich gesagt wirklich lust dazu hätte. es ist mir nämlich ENDLICH KEIN BEDÜRFNIS mehr, über meine eigenen breakdowns zu reden! ;-)

aber ich vermute, du stehst hier im blog sonst blind da und weiß nicht, mit wem du redest. also werde ich mal meine lebensirrtümer und hoffentlich auch positiven entwicklungen kurz für dich skizzieren, ok?

ich bin 37 jahre alt. ich komme aus westdeutschland und habe jura in konstanz am bodensee studiert. meine eltern haben mich immer unterstützt, ich bin die einzige tochter. in konstanz ging diese unterstützung sogar so weit, dass sie mir eine eigentumswohnung gekauft haben. ich hatte auch ein eigenes auto.

ich hatte immer das gefühl, dass ich das typische töchterchen bin. ich hatte damals eine beste freundin gefunden. gleichzeitig hatte ich begonnen, mich aus den sonstigen cliquen und jura-bekanntschaften zurückzuziehen. meine beste freundin hat jetzt 3 kinder und lebt mit einem der jurastudenten verheiratet zusammen - ihr mann hat arbeitsrecht als schwerpunkt gehabt und verdient jetzt so viel, dass er nicht nur meine freundin, sondern auch die drei kinder ernähren kann.

von solchen verhältnissen kann ich nur träumen - oder sagen wir: dies ist der lebensweg, den ich auch hätte einschlagen können. aber ich habe es anders haben wollen.

um genau zu sein, wollte ich dann gar nicht juristin werden. ich war sehr erstaunt, dass meine eltern mir nach dem bestehen des 1. juristischen staatsexamens sagten, ich sollte doch auch noch das 2. staatsexamen machen - ich hatte doch gehofft, mit dem studienabschluss die schuld, die ich empfunden habe, weil sie mich immer unterstützt haben, abgegolten zu haben. meine mutter sagte damals, ohne ihre unterstützung hätte ich es nie geschafft. solche dinge und anderes werden mir unterstellt, und an jedes "geschenk" war immer eine bedingung geknüpft. kein wunder, dass ich aus dieser abhängigkeit heraus wollte. da ich aber gewohnheitsmäßig eine brave tochter war und mir zudem einreden ließ, dass meine eltern es am besten wüssten, habe ich dann das 2. staatsexamen auch gemacht.

ich habe dazu aber mitgeteilt, dass ich die eigentumswohnung nicht mehr haben wollte und nie wirklich gewollt hatte. meine eltern waren schockiert und haben die wohnung mit verlust verkauft, als ich dann nach berlin gezogen bin zwecks ableistung meines referendariats und zum schlussendlichen abschluss meines achsotollen jurastudiums.

in berlin habe ich dann nach dem 2. staatsexamen demonstrativ ein jahr arbeitslosigkeit eingelegt. berlin ist preiswert und man kann von alo-hilfe gut leben, auch wenn ich natürlich kaum mehr als soz-hilfe bekommen hatte, da ich ja nur mein referendariatsgehalt als grundlage angeben konnte. ich wollte dann webdesignerin werden, doch das arbeitsamt bezahlte keine umschulung und ich traute mir die teure designschule nicht 100%ig zu.

am ende meines einen arbeitslos-jahres hab ich mich entschieden, "vernünftig" zu sein. ich wollte als juristin arbeiten. mir drohte sozialhilfebezug und wie deinem freund auch, so bekam ich damals 6 monate überbrückungsgeld, wenn ich mich selbständig machte. meine eltern habe ich gebeten, mir für die notwendigen investitionen einen kredit in höhe von 10.000 dm zu geben, welch eine winz-summe, wenn ich jetzt zurückschaue!

tatsächlich begann mein anwaltsdasein gut: ich hatte gleich mandanten aus dem it-bereich, wo ich als arbeitslose ein praktikum abgeleistet hatte. außerdem betreute ich nachts in einer sozialen einrichtung straffällig gewordene jugendliche. dazu noch das überbrückungsgeld! ich war richtig gut dabei.

als anwältin hatte ich große hindernisse zu überwinden, die aber natürlich außer mir selbst keiner sah. ich hatte angst vor dem telefon. ich wusste nicht, wie man schriftsätze fürs gericht anfertigt. und ich hab natürlich als junganwältin von meinen kollegen und von meinen prozessgegnern immer schön sachen eingeschenkt bekommen, bei denen man sich so richtig doof fühlte.

ich hab dann von anfang an büromanagement betrieben. es gibt doch für alles einen leitfaden, und die, in denen es um zeitmanagement und büromanagement geht, sind ehrlich gesagt richtig gut. sonst halte ich von ratgebern irgendwie wenig, insbesondere von lebensratgebern - auch wenn ich welche gelesen habe -, aber für den job und gerade als selbständige sind die dinger sehr gut.

außerdem hab ich meine schlaflosigkeit bekämpft, indem ich meinen kursus "autogenes training" sehr ernst genommen habe. plötzlich konnte ich wieder schlafen, da das autogene training taugte und ich abends im bett alle meine sorgen abschalten konnte und dann auch schon eingepennt bin.

ich hatte damals einen freund, der punker war und kiffte. er war leider auch nicht der klügste. er lebte schon immer auf meine kosten, aber so langsam mehrten sich seine aussetzer und ich ging sogar fremd, was ich bis dato noch nie in einer beziehung getan hatte. aber mein punk-freund hatte mir gedroht, sich umzubringen, wenn ich ihn verlassen würde. also blieb ich mindestens das letzte beziehungsjahr nur aus angst, dass er sich umbringt, bei ihm.

tja

mein vater starb dann ein jahr, nachdem ich mich selbständig gemacht hatte. er war nicht krank gewesen, sondern einfach eines morgens beim jogging zusammengebrochen. als der arzt bei ihm war, war er schon tot. letzteres hatte die makabere folge, dass meine mutter den krankenwagen bezahlen musste, da die krankenversicherung einen unnütz gerufenen krankenwagen nicht erstattet.

ich fühlte mich plötzlich in der situation, in der ich eigentlich immer sein wollte: ich dachte, jetzt muss ich meiner mutter helfen und geld heranschaffen, ansprechpartnerin sein, etc. meine mutter öffnete sich mir auch tatsächlich in mancher hinsicht und ich wurde ein wenig erwachsener behandelt als die jahre bisher.

es gab auch einen großen eklat mit meiner tante und meinem onkel, die meine mutter dann tatsächlich rausgeschmissen hat aus unserem haus und sich damit zum ersten mal in meinem leben auf meine seite gestellt hat.

leider war es das dann auch gewesen mit der großen offenheit meiner mutter. sie bezahlte alle kosten des todesfalles selbst und kam gar nicht auf die idee, dass ich auch einen teil zu tragen habe, und sei es nur als finanzielle schuld. ich bekam dann noch ein viertel der eigentumswohnung, die meine eltern gekauft hatten in braunschweig.

ok das klingt ja auch normal, aber was für mich dabei das problem war, war eben, dass zwischen meiner mutter und mir irgendwie das verbindende element immer schon gefehlt hatte. irgendwas stimmte nicht - ich war immer in der kind-rolle und musste letzten endes tun, was sie sagte. dafür wurde ich zwar verwöhnt, aber nicht ernst genommen und ehrlich gesagt waren ihre vorstellungen ja auch mit meinen ideen gar nicht identisch.

ich trennte mich von meinem kiffenden freund und pfiff darauf, ob er sich jetzt umbrachte oder nicht. dieses lehrstück, dass es nicht mein problem ist, wenn er depressionen hat, war sehr wichtig für mich, fee. sonst hätte ich bestimmt auch viele weitere jahre mit menschen verbracht, die mir auf der nase herumtrampeln - also so wie du mit deinem alki und ggf. auch wie du zuvor schon mit deinem ehemann.

tja

fortsetzung folgt, ich muss leider los gerade.

ich hoffe, ich rede niemanden tot *g*

bis nachher

gruß

sine

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