07 Juni 2007

konsequenzen und verantwortung

hallo isabel!

isabel wrote:
Wünsche können auch gefährlich sein: sie könnten in Erfüllung gehen, bevor man noch dazukam, die Konsequenzen zu bedenken, ja ja.


oh ja!

ich weiß nicht, ob ich diesen part der geschichte schon erzählt habe, aber es war so, dass ich DAMALS, als ich meine erste große liebe erlebt hatte - und die folgenden 10 jahre (oder waren es 11? ich weiß es nicht mehr und will es auch nicht mehr genau wissen...) - wimpern weggepustet habe mit dem immergleichen wunsch: ER soll mich lieben.

na gut, es gab auch variationen davon, so in der art: wir sollen uns wiedersehen. er soll mich nicht vergessen. bla.

ihr kennt doch diesen kleinen aberglauben, dass man wimpern, die man findet, wegpusten kann und sich dann was wünschen darf?

ich habe das praktiziert. manchmal habe ich aus dem aberglauben auch "glauben" gemacht und mir gedacht, dass es auch ein gebet ist. möge der "zuständige" meinen wunsch erhören! *g* wer auch immer zuständig ist...

ich hab am ende meiner ewigen liebesbekümmertheit (wegen der großen liebe...) schließlich immer öfter zu denken begonnen, dass dieser wunsch, meine "große liebe" an mich zu binden, letzten endes auf sehr fatale weise in erfüllung gegangen war.

ich war dann so gefrustet von der macht des wünschens, dass ich zu beginn meiner neuen beziehung mit monsieur keine anderen wünsche mit den wimpern verbunden habe als: monsieur soll glücklich sein. oder: das essen soll heute lecker schmecken.

nicht, dass der wunsch von GLÜCK für monsieur nicht groß war! aber irgendwie war er nicht so manipulativ.

es mussten unbedingt die richtigen (!) wünsche her, und da ich den eindruck habe, dass unsereiner nicht so wirklich die konsequenzen in der zukunft ermessen kann - weder bei wünschen noch bei realen entscheidungen -, wollte ich meine wünsche zügeln.

dem stand aber gegenüber, dass ich mir à la Shakti Gawain wünsche erlaubt habe, die alle dimensionen meines bisherigen denkens gesprengt haben: noch immer wünsche ich mir ein eigenes büro in einem weinrot gestrichenen loft. noch immer wünsche ich mir einen job, in dem ich kreativ sein darf, und gleichzeitig möglichst freie zeiteinteilung. noch immer wünsche ich mir einen job mit verantwortung, in dem ich ansprechpartnerin bin und nicht nur ausführendes organ.

ich habe begonnen, auch bei den wimpern wieder lockerer zu werden. gerade WEIL in den irrungen und in den problemen, die wir uns ja - wegen der konsequenzen, die wir nicht verstanden und daher nicht beachtet hatten - herbeigewünscht (!) haben, so viel MICH persönlich betreffendes drin liegt, bin ich glücklicher als vorher.

was ist also SO falsch an einen unüberlegten wimpern-wunsch?

naja

aber ich verstehe, dass du bedenken HAST, isabel.

vor etwa zwei wochen wünschte sich monsieur "mal so ein richtiges gewitter". ich hab gleich gesagt, dass er sich das nochmal überlegen sollte! nein, es sollte hageln und richtig schütten, er wünsche sich das so.

naja

es war absolut fürchterlich, was dann als gewitter kam. ich fragte ihn, ob er sich das so vorgestellt hatte? und ja, er fand es super.

meine meinung ist, dass es die hölle war. naja

es gibt keine moral aus dieser anekdote (für mich), aber es soll zeigen, isabel, dass ich deine bedenken sehr gut verstehe. ich habe sie auch, aber ich merke, dass ich sie ablege - langsam jedenfalls.

hm

isabel wrote:
Beide haben versucht, mich auf ihre Seite zu ziehen und ich hab mich einfach tot gestellt. Bin nicht da. Keiner zu Haus. Ich wollte und ich konnte nicht Partei ergreifen. Alle Kalmierungsversuche scheiterten, also gab ich auf.


aha, genau MEIN thema. warum, isabel, fühlt man sich als versager, wenn DIE ANDEREN versagen?

eine meiner thesen dazu lautet, dass wir nunmal als frauen auf die rolle der versöhnung-vermittlerin gepolt sind. wir glauben, fürsorge ist eine eigenschaft, die man sozusagen im blut hat.

entsprechend verletzt sind frauen von situationen, in denen das gegenüber KEINE fürsorge zeigt und interpretieren dort hinein, dass sie nicht liebenswert sind etc. pp.

allein schon aus gleichstellungs-gründen habe ich also eine kritische haltung gegenüber dieser weiblichen facette der schuldgefühle.

tja aber irgendwo ist das noch ein weiterer grund, weshalb man sich "berufen" fühlt, weshalb man glaubt, hier etwas unterlassen zu haben und nicht nur NICHTS getan zu haben.

jetzt, an diesen worten, kann ich auch ersehen, wass du vermutlich meintest, als du mich damals vor etwa einem monat hier im blog gefragt hattest, ob ich schuldgefühle hätte, weil ich dem (fremden) menschen, der bei uns vom hochhaus gesprungen ist, nicht hatte helfen können.

ich hatte gar nicht verstanden, was du meintest. aber jetzt sehe ich, du nagst an dem thema "verpflichtet-fühlen", oder, isabel?

wir nagen bestimmt alle irgendwie an diesem thema - nur bei dem selbstmörder war es für mich nicht aktuell. es betrifft mittlerweile nur einen kleinen kreis von menschen, bei denen ich mich noch irgendwie verpflichtet fühle. und zwar handelt es sich (wie bei dir) um meine familie.

und - wie bei dir - verweigere ich mich. ich muss (!) aktiv NICHTS tun, und ich leide darunter, dass ich nicht etwas FÜR meine mutter tue.

ich glaube, psychologen sehen es andersherum als wir. also damit will ich sagen: ich glaube, psychologen sagen, die schuldgefühle waren zuerst da. und nicht: wir haben versagt und seither haben wir schuldgefühle.

hm

gruß

sine

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