03 Juni 2007

aufgeschürfte knie

hallo!

heute ist ein sonntag, wie ein sonntag eigentlich generell in meiner vorstellung zu sein hat: er ist langweilig.

mein gott, es hat sich scheinbar eine menge gewandelt in meinem leben! dieser sonntag ist langweilig und es ist bewölkt. nichtssagendes noname-wetter...

... und: ich genieße es!

ich finde es herrlich.

nun

@isabel:

meine liebe, was ist denn nur los... so irgendwie hatte ich ja doch schon geahnt, dass der stress, den du dir dieses semester selbst aufgeladen hast, sich irgendwann mal in unangenehmer weise niederschlagen wird.

aber das mit dem ex ist NICHT WITZIG!

ich denke, ja, es ist so etwas wie das, was ich habe, wenn es um meine oho so große SENSIBILITÄT geht - es ist weltschmerz. es ist dieses gefühl, das man nunmal hat, wenn man vor einem scherbenhaufen steht.

isabel: zuerst die schlechte nachricht - so ist das nunmal im leben. irgendwelche geplatzen bremsschläuche lecken immer noch, so weit man sich vom unfallort auch schon entfernt hat, und man kann sie einfach nicht mehr reparieren.

*oder so* *g*

jetzt die gute nachricht: so ist das im leben - trotz aller erfahrungen, die ja keiner umsonst macht (!), bauen wir genau auf diesen erfahrungen auf. so nach dem motto: man kann nur auf den berg hinaufsteigen, wenn man auch mal im tal war.

*nochmal: oder so* *g*

ich habe jetzt vor ein paar wochen mal eine meiner schuldgefühle verplappert. nein, diesmal hab ich sie nicht schriftlich von meiner seele abzuladen versucht, sondern ich habe dieses schuldgefühle durch erzählen loszuwerden versucht.

es geht um meinen ersten und anscheinend auch letzten mietrechtsfall. ein unlösbarer fall - zumindest nach meinem kenntnisstand. das sage ich auch, weil ich anhand dieses absolut bedrückenden und vereinnahmenden (alten) falles bei kollegen gesehen habe, das solche faulen eier dort entweder genau gleich vergammeln oder erst gar nicht als mandat akzeptiert werden.

es ging nur darum, dass sich die vermieter meines mandanten wie die säue benommen haben und in abwesenheit meines mandanten dessen wohnung einfach aufgebrochen haben und in folge durch fenster ausbauen und wände einreissen unglaubliche schikanen aufgefahren haben. diesen leuten mit dem recht zu begegnen, ist ziemlich einfältig - dennoch war es der richtige weg gewesen. sich auf das niveau herabzulassen, was die störer an den tag legten, hätte doch nur (noch) unglücklich(er) gemacht.

NUR hätte ich es gern gewusst! ich hätte so gern gewusst, wie ohnmächtig jura ist in solch einem sachverhalt. ich hätte gern gewusst, dass ich bestimmte dinge nicht auf MEINE KAPPE zu nehmen brauche. ich hätte gern gewusst, wo ich meinem mandanten grenzen hätte setzen müssen, damit ich nicht jahr um jahr wieder dauernd für seine probleme zur verfügung stehen brauchte (auch im urlaub!).

und weißt du was, isabel? ich weiß immer noch nicht, wie ich dem mann in die augen schauen soll, falls wir uns mal auf der straße begegnen. ich glaube nicht, dass ich versagt habe. aber ich habe den fall nicht gelöst - und habe erst während des mandats gelernt, dass ich ihn auch gar nicht lösen KANN.

es ist deprimierend, es ist unschön. und man ist so froh, wenn sich der mantel des vergessens ein wenig darüber breitet.

wenn in deinem fall, isabel, der ex jedoch dein konto in gefahr bringt, dann ist die vergangenheit wieder da. und zwar in genau DER ungelösten problemvariante, wie wir sie verlassen haben - unschön, nicht zu machen und einfach nur ätzend.

die pollenallergie ist dann noch so "nett" und greift sich noch den letzten funken lebensmut, na schönen dank auch!

und, isabel? ist es nicht zu sagen wir 1 promille ganz richtig, dass du mal aus deiner sicheren eisenbahntauglichen lebensbahn hinausgedrängt worden bist?

weißt du, es ist sehr schmerzlich, wenn man es nur hört, und wenn man es nicht selbst gedacht hat. aber ich könnte mir vorstellen, in einem winkel deines herzens HAST du es vielleicht doch auch selbst schon so gesehen: ja, es gibt einen anteil an diesem unangenehmen problemkonglomerat, der nunmal DOCH auch zu dir und deiner aktuellen lebenssituation passt. ein winziger "link", ein winziges bindeglied besteht zwischen dir und der pollenallergie und dem fast gepfändeten konto. und nein, isabel, es ist nicht die schuld, die dabei das bindeglied spielt. sondern es ist einfach so, dass wir zumindest irgendeinen nutzen daraus ziehen.

welche lehre steckt in deinen aktuellen problemen für dich, isabel?

ok

bei mir ist die lehre äußerst wertvoll. sie nimmt mir nicht den schmerz, und sie überzeugt mich auch nicht so 100%ig davon, nicht doch versagt zu haben. aber sie wirkt FÜR MICH in der zukunft, denn nochmal lass ich mich in dieser sache nicht so leicht hinters licht führen: ich weiß, dass mein einfluss auf dinge endlich ist.

das einzige, was ich hätte tun können, ist zu verschweigen, dass ich bereit war, mit haut und haaren den fall juristisch sauber zu lösen und menschlich zu verkörpern. hätte ich das verschwiegen, hätte ich es aber vielleicht auch nicht mehr getan!

ich wäre gar nie in den (zweifelhaften) genuss gekommen, zu erfahren, dass ich mir den arsch hatte aufreissen können und es hatte dennoch nichts werden können. ich wäre einige stufen früher gestrandet und hätte vll. gedacht, dass ich DORT versagt habe. oder ich hätte mir eingeredet, dass ich wüsste, wo die grenzen liegen.

so habe ich die grenzen SELBST ausgetestet. so habe ich den nunmal schmerzlichen misserfolg erlebt. daraus kann ich lernen. und auf solch einer erfahrung kann ich aufbauen.

ist es nicht komisch, dass wir uns geistig (oder psychisch) wohl nur dann entwickeln, wenn wir mit aufgeschüften knien auf dem boden liegen und uns am liebsten wünschen würden, nicht mehr aufstehen zu müssen?

genau DANN reicht uns das leben die hand, die wir brauchen. wir brauchen geistige entwicklung, isabel. auch, wenn wir ganz langsam gehen und nicht mehr hinfallen (zumindest nicht mehr hinfallen für eine gewisse weile), brauchen wir dennoch die geistige entwicklung. und sie kommt nicht zu uns, wenn wir nicht offen für sie sind.

ich hoffe, dir geht es schon besser...

*auch dolle drück*

es tut mir sehr leid, dass du dich beschissen fühlst, isabel. aber ich glaube auch an solche situationen.

;-)

gruß

sine

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