30 Mai 2006

von Isabel am 30.5.: von Erstarrung und Gelassenheit

Einen lieben Gruß an alle und auch meinen Dank, meinen aufrichtigen, für das statement – und das alles auch noch angesichts dringender Übungen, die erledigt werden wollten, wie geht’s dir mit der Mathe heute, @sine?

Es tut mir Leid und es ist nicht so gedacht, hier den Platz tatsächlich vollzutexten mit den Dingen, die mich (eher unfreiwillig) beschäftigen. Und die anderen zum Schweigen zu bringen, das war nicht meine Absicht.

Wenn man so beim Erzählen ist, dann drängt sich immer wieder genau das auf, an dem man sich am meisten festgebissen hat, doch vll kann die Erkenntnis der Analyse - sofern sich eine solche einstellen mag - den einen oder anderen in einem ganz anderen Kontext weiterhelfen, das hoffe ich zumindest.

Und versuche, die Dinge auf den Punkt und zu einem Ende zu bringen.

Vieles, was du schreibst, @sine scheint mir sehr einsichtig und überlegt, und auch wenn ich dir nur beipflichten kann, dass die andauernde Bewertung durch die anderen - entsprechend ihren Interpretationen (statt das sie einfach fragen würden) - mühsam bis nervtötend sein kann, so befürchte ich doch fast, dass es vielen nicht anders möglich ist, sich zu artikulieren, sich verständlich zu machen, sich auch zu wehren - sich eben mit anderen auseinanderzusetzen, indem sie bewerten und beurteilen, sich spiegeln und vergleichen.

Das gesamte Leben ist ja permanent unsicher und für viele ist der Kampf gegen diese Unsicherheit ein Lebensmittelpunkt: das Festhalten an den fiktiven Sicherheiten mit dem Wissen im Hinterkopf, dass sie fiktiv ist ...

Sich über den Wunsch nach vermeintlichen Sicherheiten hinwegzusetzen, setzt so viel voraus, denke ich. Vor allem die Erkenntnis, dass es keine Sicherheiten gibt - ist doch ein logischer und einleuchtender Satz, nach dem zu leben aber doch so vielen schwer fällt.

Dieses Gerüst der Sicherheiten ist sehr brüchig und ich bin ja das beste Beispiel, wie schnell es in sich zerbröseln kann. Meine Reaktion darauf war mir selbst nicht geheuer und da liegt es eigentlich, woran ich noch immer nage:
Dass ich in einer Weise reagierte hatte und mich verhielt, wie ich es selbst weder wusste, noch geahnt hätte, noch abzuschätzen imstande war.

Vor allem, dass die Reaktion auf verlorene Sicherheit das Suchen, das Hoffen auf ein Wiederfinden war – einer Sicherheit, von der man einmal mehr weiß, dass es sie nicht gibt.
Doch dieses Schwimmen und der fehlende Boden unter den Füßen macht das Sicherheitsbedürfnis nur noch ärger. Ein Teufelskreis.

Die Lösung wäre, und das weiß man in der Theorie doch meist: alles loszulassen, wirklich alles. Sich selbst ganz neu entdecken und es immer wieder üben.

Heute kann ich zwar sagen, dass die Erstarrtheit durch den Zwang zur Neuorientierung und in der Erkenntnis, dass nichts so ist, wie einmal gedacht und angenommen, noch nicht vorbei ist. Aber doch, dass ich einiges gelernt habe – und durch die täglich Übung, loszulassen sich der Krampf langsam löst. Schritt für Schritt eben, es geht nicht schnell, es geht nur bewusst.
Vertrauen aufzubauen ist etwas, das nur langsam gelingt, auch zu sich selbst.

Was nun gegen die Angst zu tun wäre, die Angst nicht unbedingt vor dem Problem an sich sondern vor dessen Wiederholung? Ich stelle mir die Lösung für mich so vor (und es ist noch nicht gelöst, es ist noch in Planung), dass jedes Problem, oder etwas, das ein Problem sein möchte, unter Garantie nicht meines ist. Das ist auch eine Form von etwas Sicherheit.
Ich fühle mich nicht mehr verantwortlich und ich nehme nichts mehr persönlich. Das hat zur Konsequenz, dass man sich eben auch auf niemanden mehr verlassen möchte, unabhängig ob man es könnte - außer auf sich selber, eines Tages hoffentlich.

Es hat aber auch zur Konsequenz, dass man nicht mehr mit Erwartungen und Hoffnungen und mit Verlangen an die anderen herantritt.

Diese Gewissheit gibt wieder ein Gefühl von Sicherheit, die Sicherheit zumindest auf einem Weg zu sein, der für sich niemals den Anspruch erhebt, nicht in die Irre zu führen, denn das Ziel (oder die Landung) sind und bleiben vll für immer ungewiss.
So gesehen wäre die einzige Gewissheit, dass es eben keine andere Gewissheit neben ihr geben kann, und das hat etwas Beruhigendes an sich, finde ich.

Weil ich mich nie mehr festlegen muss, weil ich nie mehr versprechen muss, mich nie mehr daran halten, auch nicht mehr verlässlich und glaubhaft und vertrauenswürdig sein muss.
Das ist, wenn auch nur im geringen Maß, eine Form von Freiheit, die ich mir einfach nehmen kann.

Was doch eigentlich ganz einfach ist.

Eigentlich.

29 Mai 2006

ach ja

"unerträglich" hm tjach ich weiß nicht, ob ich das problem nicht gebührend gären lassen sollte, bevor ich meinen senf dazu gebe. ich bin aber für sofort-senf... *gg*

also

ich denke, dass wir immer die probleme erleben, die wir in uns tragen. die deutung, dass du das schicksal deiner mutter teilst und auch die deutung, dass dein (ex?) mann sich mit diesem "unerträglich"-statement ins unsäglich schreckliche gewendet hat, ohne dass du es gemerkt hattest zuvor (so zumindest habe ich dich verstanden...) sind deutungen, die zulässig sind.

für mich als außenstehende und auch für mich als jemand, der komischerweise auch immer frappiert war von events, die wie die faust auf's auge passten, obwohl ich genau diese faust und dieses auge nie und nimmer erwartet oder überhaupt hätte zusammenkommen lassen wollen, bedeutet es aber nicht sehr viel.

ich könnte mir im gegenteil vorstellen, dass dein mann sich nur den finalen "cut" geleistet hat. manche dinge schweben in der luft oder unsere ängste stehen uns vielleicht auch manchmal ins gesicht geschrieben (oder beides), ich weiß es auch nicht so ganz genau. jedenfalls tritt uns manchmal das leben - im einzelfall nicht das schicksal, sondern ganz konkrete menschen! - voll gegen das schienbein und ich denke mir dann immer nur: komisch, warum musste das jetzt so verdammt weh tun, welches problem habe ich denn hier auf die spitze getrieben, bis es in dieser wuchtigkeit auf meine füsse fallen musste...?

manch einer mag denken, dass ich jemand bin, der "die schuld" nur bei sich suchen will und dass ich keine allgemeinverbindlichkeit mit meinen erfahrungen genieße. natürlich könnte das zu einem guten teil wahr sein.

*örks*

was mich im leben aber nicht mehr sooo fürchterlich interessiert ist, wer ich "nunmal" bin, welche fehler ich "nunmal" mache und welche probleme ich "nunmal" habe. sondern ich bin interessiert an den gedanken, die mich frei werden lassen, frei im zweifel auch von der zwiespältigen "sicherheit", die man ggf. fühlt, wenn man weiß, wer man ist (oder zu sein glaubt).

eine meiner lektionen in meinem leben wurde sehr häufig wiederholt: mir sagten menschen, wie ich wirkte, wer ich doch bin, wie ich dinge meinte, was ich auf keinen fall hätte tun dürfen.

das fing wie schon einige male angedeutet in der schule an, wo ich vielleicht in meiner sonderrolle als pfarrerstochter beliebte zielscheibe für irgendwelche projektionen war. das ging dann weiter im studium, wo es mich nach einer weile anödete, dass man mir zwar keine unfähigkeit mehr unterstellte, mich aber zum tausendsassa stilisierte oder - wahlweise - zur durchgeknallten. "tausendsassa" war ich für die schüchternen, die ich hinter mir scharte und mit denen ich meine selbsterfahrungen durchexerzierte, die sich primär auf parties, verreisen, kostenlos bei events reinkommen und anderen dummsinn bezogen, die aber irgendwie damals für mich das wirkliche abenteuer bedeuteten. "tausendsassa" war ich auch für einige männer, es gab echte fans, die tatsächlich den "der-frau-bin-ich-verfallen-knopf" anknipsten, wenn ich irgendwo war und das war ehrlich gesagt GENAU DAS, was ich mir geschworen hatte einst, als ich als "hässliches entlein" nach konstanz gekommen war: ich wollte so begehrenswert sein wie die schönsten frauen (voll der witz, dieser wunsch... wer sind die "schönsten" frauen? und was ist "begehrenswert" bitte??? wenn geifernde trottel und deppen testbildaugen bekommen, wenn man auftaucht... oder mit ihnen redet?)

durchgeknallt war ich auch für einige, aber ich weiß nicht, ob die nur versucht haben, mich "klein" zu halten damit, ich hab es jedenfalls geglaubt!

ich habe alles geglaubt:

- dass ich unheimlich gut aussah
- dass ich unheimlich beschissen aussah
- dass ich unheimlich gewitzt war
- dass ich unheimlich naiv war
- dass ich durchgeknallt war
- dass ich ein vamp war
- dass ich gemein sein konnte
- dass ich "unvorhersehbar" reagieren konnte
- ...

die negativen eigenschaften habe ich mir dummerweise genauer vorstellen können als die positiven und später sehr lange jahre bis in meine depression hinein damit verbracht, diesen negativen gedanken ihre absolutheit abzusprechen.

und der oberjoke war (und ist noch heute manchmal), dass ich es nicht nur geglaubt habe, sondern es dann auch nach meinen vorstellungen gespielt habe!

ich hatte sozusagen gar keine eigene identität, wenn ich jetzt mal drüber nachdenke...

*grübel*

ich fühlte mich permanent missverstanden, und nur diejenigen, die mal alle jubeljahre glaubten, ich sei doch sehr ernsthaft in vielerlei hinsicht und gar nicht "so oberflächlich" sagten dinge, die mir wirklich etwas bedeuteten... aber naja. war das alles!??!?

wc, wohl kaum!

*hüstel*

also mal sehen ob ich die wortblase, die ich jetzt für dich aufgepustet habe, @isabel, jetzt auf den punkt zusammengeschrumpft bekomme:

tja isabel. "vergiss das, was der typ zu dir gesagt hat", kann ich dir schlecht wünschen, denn ich glaube, du vergisst es nicht. *heiseres lachen* aber dennoch ist der ausdruck der passendste, denn "vergiss es einfach" bedeutet für mich auch, dass man dingen erstmal ihren absoluten stellenwert nimmt, dass man auch erstmal sagt, dass das nur ein problem ist, das man nicht versteht und es bedeutet auch, dass man im leben nicht immer alles verstehen MUSS.

bleibt dann noch die frage, ob man nicht aber obacht zu haben hat, da einen die wiederholung - deine mutter ist so verlassen worden von deinem vater, du bist so verlassen worden von deinem mann - so frappiert, dass man da ein handfestes problem ignoriert. probleme sind dazu da, gelöst zu werden, klaro! sonst kommen sie wieder, immer und immer wieder...

*grusel*

ja

aber gib dem "problem", falls es überhaupt DEIN problem (!) ist, zeit.

ich glaube bei dir eine erstarrung zu erkennen, eine ohnmacht, die dich lähmt. so what, mach ein fähnchen an die stelle auf deiner seele, an der dieses problem (unverstanden oder ungelöst) lauert und ziehe deines weges.

bei @sigma im lk-forum lese ich es aktuell immerzu: es fehlt einfach nur der gute glaube, dass es auch im guten enden kann (bzw. dass etwas neues beginnen WIRD). das ist wirklich eine schwierige lektion für mich gewesen und bleibt es leider auch: dass man nur vertrauen muss (und zwar auf sich selbst), dann wird die sonne wieder schön hell und warm und das leben farbig, manchmal glitzert es sogar.

es hilft überhaupt nichts, dass man sich fürchtet vor einem problem. ich zum beispiel bin mehr der typ, der sich ärgert über meine probleme oder der sich schämt. also damit will ich sagen: jupp, ich hab auch so eine primatolle handbremse angezogen, wenn es um die problemlösung geht, genauso aber auch, wenn es darum geht, die kräfte, die wir haben, einzuteilen und nur sukzessive energie auf das problem zu verwenden...

tja

irgendwie ist das vertrauen und der gute glaube das gewesen, was bei mir die dinge neu beleuchtet hat.

dann löst sich die "handbremse", egal (!) in welche richtung du dich wenden möchtest, und die dinge verändern dabei ihre wertigkeit. ich will damit nicht sagen, dass meine probleme sich plötzlich magisch neu anordnen und ins "lot" kommen. für mich bleiben sie meist identisch bis ins detail so bestehen, wie ich sie zuletzt gesehen habe. ja, ich schreibe "gesehen". denn meine wahrnehmung verändert sich.

das erste, was mir manchmal gut tut, ist, dass die probleme bei mir mit einem "ach ja, da hätte ich ja auch noch eine baustelle auf meiner seele" wahrgenommen habe und nicht dieses stetige ziehen und zerren mehr fühle, das ein problem ja auch bedeuten kann. [klappt aber bei ganz akuten probs nicht so gut, dass man dieses "ach ja" denkt...]

hm

und das zweite, was mir guttut, ist, dass ich zwar bei genauerem hinsehen mein problem noch erkennen (also: wiedererkennen, "sehen") kann, dass es aber einfach unwichtig geworden ist.

manche dinge lösen sich zwar nicht "von selbst", aber die kunst, einem problem ein reales, authentisches leben gegenüberzustellen und das problem in diesem ganzheitlichen leben zu lösen zu versuchen, leuchtet mir verdammt gut ein.

*sagt die sine, die mathe seit samstag zu machen versucht... gg*

gruß

sine

Isabel am 29.5.: richtig antworten

Huhu, ich schon wieder - tja, wenn ich noch eine Bemerkung zu reifen Leistungen leisten darf:

Die Antwort finde ich gut. Sie war zwar nicht so, wie man sie von einem wohlerzogenen Töchterchen erwartet, ja. (Ich habe auch gar keine Ahnung, wie sich ein wohlerzogenes Töchterchen so verhält *gg*), aber die Antwort hat deiner Mama den Wind aus den Segeln genommen - vermute ich einmal - und das hat gesessen.

Schade ist nur, dass es dich dennoch aufgeregt hat. Sehr schade ist es, dass man über manche Dinge, und sind sie noch so klein, niemals emotionslos und gelassen hinweg sehen kann.

So auch nicht über die gestrandeten Beziehungen in diesem lk-Forum. Dort habe ich tatsächlich kurz erwähnt, dass ich es sehr wohl kenne, zurückgelassen zu werden ohne zu wissen warum.

Ich liefere immer nur ein paar Fragmente. Denn ich möchte auf gar keinen Fall, dass das Geschriebene zuu langweilig wird (und es zieht sich dennoch immer in die Läänge) und auch nicht die Themen ändern, bevor noch jemand sich dazu äußern konnte.

Daher sei es mir auch hier ansatzweise erlaubt, weil ich wahrscheinlich auch in weiterer Folge ohnehin wieder darauf zurückkommen werde - denn ja, es gibt da einiges, mit dem ich noch nicht im Klaren bin, zumindest nicht so, wie ich es gerne wäre.

Hm, dieses Verlassenwerden...

Ein einschneidendes Erlebnis - was auch immer dazu führte und was auch immer dem vorausging - war es sicher: Es passierte mir, dass der Mensch, dem ich am meisten vertraute, den ich am besten kannte, für den ich blind die Hand ins Feuer gelegt hätte, sich einfach von mir abwandte. Das setzte mir sehr zu.

Es gab keinen akuten Grund - wenn man Alltag und Auseinanderleben und kaum gemeinsame Interessen als nicht-akut bezeichnen darf - und auch wenn der geneigte Leser meint, angesichts konträrer Weiterentwicklungen wäre Trennung nach so langer Zeit normal -

was mich belastete, war: Ich kannte diesen Menschen so genau, so in- und auswändig, dachte ich zumindest. Nichts an ihm war mir fremd, er war mir so sehr vertraut, wie sonst niemand. Mit ihm wollte ich alt werden, egal was kam und kommen sollte.

Und ohne Vorwarnung verschwand er eines Tages, er kam einfach nicht nach Haus.

Ich war in Furcht und Sorge. Dass das Zusammenleben nicht immer bestens war und ich auch litt unter dieser kalten Art und den immer so destruktiven Gedanken, niemals hätte ich es überlegt, ohne ihn zu leben. Er war für mich so etwas wie ein Teil von mir. Wie viel Liebe es zu diesem Zeitpunkt war und wie viel davon Gewohnheit, kann ich heute nicht mehr sagen, es ist doch schon Jahre her.

Nach einigen Wochen tauchte er dann plötzlich wieder auf und lebte mit jemand anderen, als wäre es das Normalste der Welt, als wäre es nie anders gewesen.
Ich hab ihn "heimgesucht" im wahrsten Sinn, ihn mit Telefonanrufen unter Druck gesetzt, denn ich meinte, er würde mir eine Erklärung schulden, eine Antwort. So einfach kann es doch nicht sein. Das wurde beinahe zur Manie.

Und ging solange, bis er unter diesem unaushaltsamen Druck den Satz fallen ließ:
"Das Leben an meiner Seite war für ihn unerträglich ..."

Es war eigentlich nur dieses eine Wort: UNERTRÄGLICH. Das hatte ich notwendig gebraucht, so scheint es. Denn dieses Wort hatte auch mein Vater verwendet, als er seine Familie verließ, als er verschwand. Das sich so etwas wiederholen kann?

Mein Vater ging damals und verließ nicht nur seine Frau, er ließ auch seine Töchter zurück, einfach so und ohne ersichtlichen Grund. Er entschied allein für sich, sich gegen jede Pflicht und für die Neigung zu entscheiden und wanderte aus.
Später meinte er noch, dass das Leben hier für ihn unerträglich geworden wäre, schon wieder dieses Wort. Dass mir das Gleiche passiert war wie Mama, daran knabberte ich am meisten.

Die folgenden Details sind schnell erzählt: Ich verlor mit der Trennung von meinem Mann alles: Job, Wohnung, Freunde. Nur die Schulden hinterließ er mir, die waren treu.

Damit diese Geschichte aber nicht nur traurig ist, es wurde auch wieder besser:

In der Bewältigung meiner Schwierigkeiten kam ich in eine andere, positive, umsorgende Gesellschaft, von der ich gar nicht wusste, dass es sie gibt.
Es war in einem Moment, in dem mir alles egal war, weil es nicht mehr schlimmer kommen konnte: da zeigten sich Augenblicke großen Glücks und Anteilnahme.

Den Job, den ich fand, das kollegiale Umfeld, selbst mein Chef - das alles zu finden war eine große Hilfe, ein Neuanfang. Ich sitze an der Verrechnungsstelle für wissenschaftliche Projekte, mache Planung bis hin zur Revision und auch die Abrechnung gegenüber den Geldgebern - habe also immer mit Wissenschaftern, mit Medizinern zu tun.

Bei ihnen fand ich auch mentale Unterstützung und ein sehr liebevolles Umfeld. Dafür bin ich dankbar und weiß, dass ich ohne diese Ereignisse hier niemals hergefunden hätte.
Doch der Wermutstropfen ist eben der, dass diese Menschen alle mit ihrer Arbeit verbunden sind und sich private Verbindungen gar nicht leisten, auch nicht lange daran festhalten, sollten sie sich ergeben.

Sie sind aufmerksame Freunde, aber ein Leben in Zweisamkeit, wie wir es kennen und uns wünschen, ist für sie undenkbar. Sie sind auf der ganzen Welt zu Haus - von einem Projekt zum nächsten unterwegs - die jeweils immer nur kurze Zeit andauern.
Man dürfte sich weder an sie gewöhnen, noch sie ins Herz schließen. Man darf sie nur bewundern.

Soviel zum Thema, ich sollte es vll "Anhäufung von Dilemmata nennen". Ach ja und

*seufz*


reife leistung

hm

ich selbst verbinde auch nicht wirklich respekt und liebe *wie konnte ich das nur schreiben, sentimental geworden oder wie...*

:-/

ich habe in den letzten jahren sehr viel über meine mom nachgedacht, und @zitro und vielleicht auch manch anderer alter lk-forums-leser erinnert sich bestimmt, dass ich auch geäußert habe, dass ich meine mutter hasse, dass ich keine verantwortung für meine mutter im alter tragen möchte, dass ich alles mögliche, was mir an ihr aufgefallen ist, in meinem leben vermeiden möchte.

an dieser stelle dann wohl doch der berühmte ÖDIPUS-komplex... nur umgekehrt: töchter wollen seltenst so werden wie ihre mütter.

aber vielleicht hast du doch recht und ich bin reifer geworden. ich lasse natürlich trotz meiner abneigung und meiner zweifel die situationen auf mich zukommen, und ich habe in letzter zeit nur gute erfahrungen mit meiner mom gemacht.

klopper wie bei @para mit den schuh- oder der handtaschenkritik durch die mutter kann meine mom auch jederzeit bringen. letzter klopper in meiner wahrnehmung geschah vor 2 wochen: meine mom holte superdog ab und meine freundin kam vorbei, puh gottseidank, ich war übernächtigt von irgendwelchen hausaufgaben, die ich für die uni gemacht hatte und von meinen 10-stunden-tagen an der uni.

meine mutter zupfte irgendwann an meinem t-shirt ungefähr in bauchhöhe - mal wieder typisch mutter: wer sonst dürfte dort rumfummeln auf offener straße und wer sonst würde es wagen, dort herumzuzupfen außer meiner mutter...? - und fragt mich, ob mir nicht kalt ist am bauch.

das geht bei mir dann schneller als ich bewußt denken kann und ich höre wieder die sorte kritik raus, die - wenn ich es richtig geschnallt habe - @para ja auch genossen hat: nicht hübsch genug, kleide dich doch mal anständig, du bist dicker geworden, bla bla bla.

meine mom ist auch dicker geworden, ich sage ihr nicht, dass sie einige kilos zugelegt hat, denn sie ist ja nicht sonderlich kritikfähig und außerdem ist es nicht sehr wichtig für mich. ich mach mir zwar manchmal sorgen, weil sie diabetes hat, da das thema aber tabu ist, ist es sehr schwierig, diese sorge irgendwie in sinnvolle kritik oder gar in hilfe umzumünzen, und so beiß ich mir lieber manchmal auf die lippen als dass ich die front nur verstärke.

ich habe ihr jedenfalls mitgeteilt, noch ehe mein gehirn folgen konnte, dass ich nunmal kein geld hätte und dass meine unterhemden und t-shirts zum großteil zu klein geworden seien, seit ich zugenommen hätte. so what?

ich konnte sehen, dass sowohl meiner mutter als auch meiner freundin schier die frisur vom kopf geblasen worden ist durch meinen ausbruch, und ich war etwas überrascht, aber zufrieden: es war offensichtlich GLEICH ruhe eingetreten und meine mutter startete nicht zum nächsten angriff. vermutlich gibt es ja immer was auszusetzen an mir, ich weiß vorher auch nicht, was es denn alles sein mag.

später... ganz viel später kam mir dann die frage ins bewußtsein, ob meine mutter überhaupt auf meinen bierbauch *gg* angespielt hatte. und weshalb ich mich eigentlich so aufgeregt hatte, an dem blick von meiner freundin konnte ich ja sehen, dass SIE meine mutter jetzt nicht so fürchterlich empfunden hatte.

mir fiel ein, dass ich mir herrgottsakra von meiner mom nicht gerne am körper rumfummeln lasse, normalerweise streicht sie mir irgendwann über den kopf, ich hasse das.

*grumpf*

und noch ganz viel später habe ich mir gedacht, dass es vielleicht auch egal ist und ich mur lediglich vornehme, das nächste mal nicht gleich wegzurasten.

so viel zu meiner "reifen" einstellung meiner mutter gegenüber.

*gacker*

hm

und @isabel: ich glaube, das theme "scheidung" ist bei dir sehr groß geschrieben in deinem leben. ich habe jedenfalls letzte woche mal einen beitrag von dir im lk-forum gelesen, da hast du - meiner wahrnehmung nach zum ersten mal - über dieses thema geschrieben, wenn auch nicht viel.

ich hab wirklich einige beziehungen durch, aber eine ehe nicht. ich weiß nicht, vielleicht bin ich die falsche ansprechpartnerin für das thema. aber es wäre bestimmt allgemein nicht von schaden, sich da mal was von der seele zu schreiben, oder was meinst du?

gruß

sine

von Isabel am 29.5.: Mutterliebe

Einen schönen Montag Morgen darf ich euch wünschen, frisch zurück aus dem Wochenende und mental doch sehr gestärkt.

Wenn ich darf, dann möchte ich mich gern einreihen zu den Gratulanten und auch zu den Feiernden, denn auch mein Geburtstag jährt sich diese Woche – am Freitag, um ganz genau zu sein.

Daher hier die besten, liebsten Wünsche an euch alle – sie kommen immer nur von Herzen.

Bei mir allerdings ist es schon der 38... ähem ... und ob ich am Pfingstwochenende Rückschau halten möchte, weiß ich noch nicht so genau, obwohl das letzte Jahr doch eigentlich ein sehr gutes war im Vergleich zu den Jahren davor.

Liebe sine, zu deiner Mutter-Erzählung darf ich mich - ganz wenig - äußern, das was sich mir aufdrängt:

Denn ich finde bei allem, was du erlebt hast – zumindest was den Ausschnitt betrifft, von dem ich nun weiß – und all den Analysen, Gedanken und Hinterfragungen, denen du dich stellst, diese Conclusio bemerkenswert,
dass du dennoch, was immer auch passiert ist, Liebe und Respekt empfindest und dich nicht fragst, ob sie das auch im gleichen Maß für dich empfinden kann.

Das nenne ich eine reife Erkenntnis und sie beeindruckt mich doch sehr.

Und dabei frage ich mich, ob ich das auch so empfinden kann und muss gestehen und versuche, nicht entsetzt zu sein: denn Liebe und Respekt gegenüber meiner Mutter sind nicht da. Ich würde es mir aber wünschen, dass es so wäre.

Ich bin meiner Mama niemals böse und versuche und versuchte ihr Verhalten immer zu verstehen und zu erklären mit eben menschlichen Schwächen, die jeder Mensch hat. Sie hatte immer, egal was sie tat, die besten Absichten. Und dass gut gemeint so gern das Gegenteil von gut ist sagt doch nichts aus, ob ein Mensch schlechte Gedanken hätte.

Aber den Respekt verlor ich irgendwann einmal und auch die Zuneigung zu ihr. Irgendwann in jungen Jahren beschloss ich einmal, dass sie meinen Respekt nicht mehr verdient hätte und sah sie fortan mit ganz anderen Augen: sie war mir plötzlich fremd.

Hm…

Meine größte Sorge bzgl meiner Mutter ist noch heute, dass ich noch immer hoffe, ihr nicht ähnlich zu sein, in keiner Weise. Etwas, das sich viele wünschen und dennoch holt es so manche ein. Da hilft es nur – so denk ich mir – sich ihr Verhalten immer ganz genau vor Augen zu führen und sich um Verständnis zu bemühen, um einen ganz anderen Weg gehen zu können.

Denn es gibt schon einige Parallelen zwischen Frau Mama und mir und die erschrecken mich. Zum Beispiel die Auswahl und auch der Umgang mit Männern, die haben sich wiederholt, obwohl ich es versuchte zu verhindern.

Über eine langjährige, gescheiterte Ehe, abgeschlossen mit den besten Vorsätzen im Alter von ganz zarten 20 Jahren, erzähle ich mal später.
Jetzt plane ich erst einmal mein nächstes Wochenende und was ich mir nicht alles Gutes tun könnte *gg*

Euch noch alles Beste von
Isabel

28 Mai 2006

tarot mal wieder

scheiben assKelchass

- Geben und Empfangen, Selbstliebe, Klarheit -

Verschwenderische Liebe erfüllt Dich, Du teilst sie mit allem, was Dich umgibt. Du bist in Deiner Mitte.


der todDer Tod

- Vergehen und Neubeginn, Transformation, starke Energie -

Phönix aus der Asche, das könnte das Symbol für diese Karte sein. Um Neues möglich zu machen, muss das Alte sterben. Verabschiede Dich davon, damit Du die notwendigen Veränderungen beginnen kannst. akzeptiere, dass das nicht leicht ist und vertraue Deiner Kraft.


scheiben achtScheiben-Acht

- Umsicht, Blüte, Entfaltung, Umsicht *zweimal "Umsicht" na denn ;-) * -

Jetzt ist die Zeit gekommen, wo Du Harmonie mit Dir und allem um Dich herum erreichen kannst. Gehe gut mit Dir um, tue Dir Gutes und sei sicher, dass es Dir zukommt. Habe keine Zweifel daran, dass es gelingt, und lass es ohne Drängen geschehen.

[Quelle: spiritproject, funzt nur mit dem microsoft explorer als browser]

von Zitro am 28.5.: Zu Eis erstarren

So ganz überraschend kommt dein Geständnis für mich nicht. Du hattest mal erzählt, dass du @C2D nicht so gern in Berlin treffen wolltest und dich bei der Gelegenheit auch tot gestellt oder zumindest die Sache mit Absicht im Sand verlaufen lassen hast. Von daher wusste ich, dass du nicht immer ALLES sagst ;-)

Gerade der Spion hatte mich aber zu der Annahme verleitet, dass oben klingeln besser sei. Mir ist es jedenfalls lieber, ich kann erst mal gucken, wer draußen steht, und dann entscheiden, ob ich antworten möchte.
Das „Zu-Eis-Erstarr-Gefühl“, wenn es klingelt, das haben wir nämlich gemeinsam. Mein gefürchteter Besucher war ein ehemaliger Nachbar. Mit der Familie waren meine Eltern sehr gut befreundet und auch nach dem Tod meines Vaters und dem Umzug des Ehepaares ein paar Eingänge weiter weg, blieb der gute Kontakt erhalten. Als ich ungefähr 14 war, ging es los, dass er alleine bei uns auftauchte, auch wenn meine Mutter nicht da war. Natürlich ließ ich ihn die ersten Male herein und es kam zu, wie man sich denken kann, Akten von sexueller Belästigung.
Ich fühlte mich ziemlich auf verlorenem Posten damit, denn schließlich hatte ich keine Beweise und traute mich nicht, es meiner Mutter zu sagen. Also ging ich dazu über, mich in Luft aufzulösen, wenn ich allein war.
Wir wohnten in einem U-förmigen Häuserblock und er konnte sehen, wenn bei uns Licht brannte oder der Fernseher lief. Also zog ich Jalousien und Gardinen zu und machte kaum Licht.

Der Spuk war längst vorbei, als ich zu Hause auszog. Trotzdem ist das Erschrecken geblieben.


Dein dreiteilieges Mutter-Epos habe ich noch nicht gelesen, deshalb an dieser Stelle noch keine Kommentare. Ich wollte nur schnell die Berlin-Story loswerden und abhaken.

mutter-zerlegung teil 3

...

so

der schluss... eigentlich müsste ich nach all den kleinen spots, die ich auf das leben meiner mutter zu werfen versucht habe, eine ahnung bekommen haben, was ihr gottverdammtes problem war und ist!

*grübel*

also

gut ich weiß es trotzdem nicht. ich hab keine ahnung.

vielleicht gibt es nichts konkreteres zu sagen als das, was ich eigentlich die letzten beiden postings über gesagt habe:

dass meine mom ein leben geführt hat, dass sie ihre erlebnisse und entwicklungen gemacht hat und das darin tabus, probleme und missverständnisse eine rolle spielten wie bei jedem anderen auch.

man könnte jetzt die frage stellen, wie die einzelnen protagonisten im roman meiner mutter auf diese konkreten einzelnen probleme, tabus etc. reagiert haben, wie meine mutter zurück-reagiert hat und dann noch und überhaupt jaja.

aber darum geht es nicht.

kürzer könnte man sagen, dass meine mom vielleicht einige sachen weder verstanden hat, noch vernünftig - zu ihrem eigenen besten - geregelt hat. ich persönlich vermute, dass ihre generation das auch seltenst alles so kritisch gesehen hat und ich glaube, meine mutter ist halt einfach ein oberflächlicher mensch.

dass ich vermute, dass meine mom nicht sonderlich KLUG ist und vll. auch unter der intelligenz meines daddies gelitten haben könnte, habe ich bestimmt schonmal geäußert in diesem blog.

das sind alles dinge, die sich potenzieren, die auch ableger bilden, und du, @para, du, @zitro und icke sitzen da und tragen halt "ableger" der macken unserer mütter in uns.

ich glaube, wir sind sensibilisiert für die macken unserer mütter wie ein offener zahn für kaltes und warmes, während andere unsere mütter so oder anders empfinden, erleben und verstehen. aber wir sind die kinder unserer eltern.

was mich persönlich davon abhält, dinge wirklich auf eine für mich auch als besiegelt verstandene distanz zu bringen, ist einfach, dass ich meine mutter liebe. es ist bei gott nicht dankbarkeit, die ich ihr gegenüber empfinde, eher manchmal erstaunen und in vielen dingen auch frust.

aber naja

ich will sie nicht ganz missen. ich brauch nur verschnaufpausen von ihr, und ich bin sehr froh, dass ich diese pausen von meiner mutter auch tatsächlich HABE.

in diesem sinne wird es wohl bei den auf's und ab's bleiben, die ich erlebe in bezug auf meine mom.

so what

:-)

gruß

sine

mutter-zerlegung teil 2

... o.k. damit ist schonmal klar, dass meine mutter einige macken hat(te), aber ich persönlich habe mich immer an ihrer falschheit hochgezogen.

es gab sogar mal das gerücht - aufgebracht (oder lediglich kolpotiert, wer weiß es so genau) von meiner damals besten freundin, die auch kräftig in der cdu mitmischte, seitdem sie 14 war -, dass meine mom mit einem cdu-fuzzi rumgemacht hätte. es wurde wesentlich vornehmer ausgedrückt von meiner freundin, sie fand es sogar in ordnung und belächelnswert, ich ehrlich gesagt auch, aber dennoch gab es für mich keine konkretisierung. somit weiß ich nicht, ob meine mom diesen mann nur angeschmachtet hat und abgewiesen wurde oder ob da mehr vorgefallen war. mir jedenfalls wurde die geschichte erst serviert, als meine mom (schließlich) abgewiesen worden war.

mein vater ist manchmal schwerfällig gewesen in seiner wahrnehmung, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass er von der geschichte nichts gewußt hat, denn er saß an "der quelle": er hatte den "altenkreis", die "frauenhilfe" und was-weiß-ich-was-für domänen der dörflichen weiblichkeit unter seiner obhut, und auch, wenn er distanz hielt, so hatte mein daddy doch so etwas wie verehrerinnen, je oller, desto doller. alter macht vor begeisterung nicht halt, und mein vater genoss achtung bei den kirchenmitgliedern, insbesondere den aktiven frauen, aber auch sonst. mein daddy war übrigens grundsolide, was meiner bescheidenen ansicht nach der grund war, weshalb unsere langjährige sekretärin gegen ihn intrigierte - ich glaube, sie fühlte sich nicht erhört -. aber gerade WEIL unsere sekretärin so ein biest war, wäre es das erste gewesen, was sie meinem daddy auf's brot geschmiert hätte, wenn es eine story über meine mom gegeben hat, und daher denke ich, dass die sache klar war für ihn.

die geschichte wirkte sich nicht auf unsere familie aus, es sei denn, es gibt einen zusammenhang zwischen der bereits von mir geschilderten entwicklung meiner mutter zum biestigen menschenhasser *gg*, den ich bisher primär in zeitlicher hinsicht geschildert habe, und dieser geschichte, die ggf. ja doch mehr als nur zwei wochen gedauert haben könnte und genau in meine teenagerzeit gefallen sein müsste.

in meiner eigenen wahrnehmung spielte weniger diese angebliche liebesgeschichte mit dem cdu-fuzzi eine rolle, sondern mehr das altern meiner mutter an sich.

meine mutter war eine nette person gewesen, immer schon aggressiv, vermute ich, aber nett, wohlerzogen. sie war überschlank gewesen, ihre kindheit hatte sie im krieg und in der nachkriegszeit erlebt und in ihrer familie war sie bekannt als "unterernährt" (wie ich es als kind übrigens auch gewesen war, auch ohne krieg... ;-) ich wäre ja fast nicht eingeschult worden mit 6 1/2 jahren, weil ich eben nicht die erforderlichen 18 oder 20 kilo auf die waage gebracht hatte. damals hatte meine mutter getrickst, das habe ich mitbekommen, aber ich fand es damals völlig o.k., es ging ja wirklich um nichts).

später, erst in den 60ern, aber immer noch punktgenau zu der zeit, als sie twen war, wurden ja die dürrlenzigen frauen erst modern. das bedeutete also, dass meine mom immer das nästhäkchen (weil die jüngste von 3 geschwistern) war und das hässliche entlein (wieder eine parallele zu meiner eigenen geschichte), plötzlich aber als twen vermutlich nicht uncool erschien.

ich glaube, als twen hat sie auch alle ihre macken ausgebildet, männer fanden sie damals kokett und wer heute mal einen doris-day-film guckt, kann mit viel fantasie vielleicht einiges, was ich über meine mutter erzählt habe, wiedererkennen, nur natürlich dass doris-day-filme mit den "süssen intrigen" und "missverständnissen" von einer dauerlächelnden gutmütigen frau erzählten und ich habe eben keine dauerlächlerin (und vll. auch keine gutmütige frau) beschrieben.

*fabulier*

ich könnte noch hinzufügen, dass ich vermute, meine mutter gehörte aus welchen gründen auch immer zu den sexuell verklemmten, die die flower-power-zeit aus der perspektive jener erlebt hat, die nicht "dazu" gehörten. mein vater natürlich ebenfalls, aber er war pfarrerssohn, er war ein mann, und bei ihm lag es noch etwas näher und ließ sich auch leichter positiv darstellen, dass er keine freundin(nen) hatte und die ehe anstrebte: das schickte sich für einen pfarrer nunmal.

meine mom hat sich sozusagen "besetzen" lassen, von welchen männern, weiß ich nicht, und ob und wie überhaupt diese beziehungen abgelaufen sind, weiß ich ebenfalls überhaupt nicht. ich weiß nur, mein vater kam ende der twen-zeit und meine mutter hätte vor ihm in england fast jemand anderen geheiratet. vielleicht ein missverständnis meinerseits, vielleicht auch die wahrheit, aber mein daddy war halt zweite wahl und ich habe lange gerätselt, wie meine mutter auf meinen vater je hatte abfahren können. dazu habe ich auch einige theorien entwickelt, die ich aber wohl beiseite lassen kann, denn auf jeden fall war meine mutter von meinem vater ENTTÄUSCHT und entwickelte aus doofheit und auch aus dem gefühl, in der falle zu stecken, ihre aggressionen und lebte sie halt aus.

viele frauen sind / waren ebenso aggressiv wie meine mutter, oder wie erklärt man sich, dass frauen so verletzend über andere reden können und dass neid und häme an der tagesordnung sind? also zumindest auf unserem dorf war es ein fürchterliches verbales blutbad, was die dorffrauen so anrichteten. aber ich empfand unsere dorf-gesellschaft ja eh immer als gemein und fies, als gehemmte unterdrückte scheinheilige blödheitsgesellschaft, die zu feige ist, um den mund bei der gelegenheit aufzumachen, wo es drauf angekommen wäre und die selbst nicht glaubt, was sie so alles zu erzählen weiß.

einer der gründe, weshalb ich mich wohl fühle in berlin, ist, dass ich nicht nur bei mir auf dem dorf, wo ich aufgewachsen bin, diese gemeinheiten und dieses widerliche getratsche kennengelernt habe, sondern auch in konstanz. ich hasse gruppen, weil dort alle, die sich nichts trauen im leben, die führerrolle an sich reissen und das maul am weitesten aufmachen.

gut aber aus psychologischer sicht kommt mein hass auf gruppen sicher nicht von meiner mom, sondern eher daher, dass ich als pfarrerstochter nie die geborgenheit und damit die angenehmen seiten einer gruppenzugehörigkeit kennengelernt hatte.

aber eigentlich waren wir als familie alle betroffen von der ausgrenzung durch den mob - pardon, aber das ist ein gutes wort für "die anderen - und dennoch haben wir nie zu dem mittel gegriffen, was die meisten ausgeschlossenen ergreifen: wir haben uns nicht als die "besseren" verstanden.

gut

gut

das widerspricht sich etwas damit, dass ich beschrieben habe, dass meine mom gerne leuten zu verstehen gegeben hat, dass sie nicht "gut genug" für was auch immer waren. aber meine mutter war ein fähnchen im winde, auch wenn sie keine schmeichlerin war. ich kann es nicht erklären, glaube ich... jedenfalls war meine mom auch ein lonely cowboy, mein daddy sowieso, und wir standen nur immer da und staunten über die gemeinheiten "der anderen".

also ich vermute, dass für mich die genervtheit und die aggressive abgrenzung meiner mutter anderen gegenüber zu durchschaubar war, als dass ich sie als jemand eingeordnet hätte, der sich als "was besseres" fühlt.

soo

worauf ich aber hinauswill:

meine mom hat also eigentlich einen ziemlichen erfolg bei männern gehabt, denke ich, und das hat ihr verdammt gut getan. sie hat ihre erfolge nie zielgerichtet umgewandelt in andere währungen, sondern sich jedesmal überrascht gefühlt, denke ich (auch eine parallele zu mir, fällt mir gerade auf... stimme ich eigentlich mit meiner mom überein oder projeziere ich nur dinge in ihr leben, die ich mir einbilde? k.a.).

ende 20 war es dann korrekt, sich mit einem pfarrer einzulassen, zumal der prinzipien hatte und gleichzeitig vor gutmütigkeit und großem herzen schier zerfloss. meine mom dachte vermutlich, das sei liebe, und ich vermute, das war es auch - zumindest verliebtheit. meine mutter, unstet und in dem glauben, es würde so in ein "sicheres" leben gehen, heiratete und ließ sich nach anscheinend doch eher vielen versuchen ;-) *gg* eine tochter andrehen. es sollte noch mindestens ein weiteres kind folgen, aber leider kam kein weiteres kind mehr. ich vermute, dass das schicksal ist und sehe keine beeinflussung durch wen auch immer dahinter.

meiner ellies waren glücklich, lange jahre, das denke ich. meine kindheit war toll, bis ich etwa 8 jahre alt war, und auf den fotos sieht man das begehren meines vaters noch, wenn er meine mutter ansieht und das geschmeichelte lachen einer jungen frau, die das gefühl hat, etwas richtig zu machen und erfolg zu haben.

mehr gab es ja damals auch nicht für frauen: kinder kriegen, gut aussehen.

meine eltern sahen original aus wie aus einem 70er-jahre-werbeprospekt, und mein daddy sah verdammt gut aus mit seinen schwarz-braunen haaren und seiner schlanken figur.

für meinen vater aber kam - so denke ich - schon bald ziemliches erstaunen auf, wie ungehorsam (!) meine mutter war. ja mein vater war ein patriarch und bis ich dann 6 oder 8 war, hatte es begonnen: meine mutter war unzufrieden geworden und rebellierte.

meine mutter hat immer behauptet, sie sei eine emanzipierte frau, aber ich glaube ihr das einfach nicht.

ich glaube, ihre ganze "emanzipation" richtete sich gegen viele dinge, dieser "kampf" war nur die flagge, unter der sie kämpfte, aber der feind war entweder mein daddy oder irgendetwas, was keiner außer ihr gesehen oder verstanden hat.

sie war undankbar, jeder erfolg - das eigene auto, später die berufstätigkeit, noch später das dasein als landtagsabgeordnete - machten sie nur noch griesgrämiger. mein vater hatte meiner meinung nach zu recht das gefühl, meine mutter war nicht zufriedenzustellen.

ich möchte sagen, dass ich glaube, mein vater muss in stufen, aber dennoch vollständig mit einigen glaubenssätzen, die ER in seinem leben hatte, gebrochen haben. ER hat sich in der ehe entwickelt, SIE hingegen ist einfach ein twen geblieben, nur halt dass ihre allüren einer älterwerdenden frau null gestanden haben.

sein patriarchalisches geblöke konnte er schon als ich teenie wurde belächeln, obwohl man manchmal schon merkte, dass er nicht ganz vertand, warum es nicht auch anders ging. mein vater kehrte die verletzungen nie um, aber er wich aus, und so bekam die toilette, auf der er saß, während meine mutter ihn beschimpfte, eine neue bedeutung: sie war die ruhezone, mein vater hörte über alles hinweg - oder versuchte es zumindest -, wenn er dort war. manchmal sah ich ihn auch in eilesschritten zur toilette stürzen, wenn meine mutter heimkam. das gute an meiner mutter war, dass sie immer auffällig war. so trug sie auch immer schuhe mit absätzen und ihre schritte hallten schon von weitem, sodass die ganze familie sich auf den drachen halbwegs einstellen konnte.

:-(

o.k.

ich glaube, als nächstes komme ich zum schluss.

nochmal ein päuschen...

...

mutter-zerlegung teil 1

phhh... *dumdidum*

o.k., bevor ich mich überwinde, was zu arbeiten (wie gesagt: mathe und englisch stehen heute an), grübel ich doch lieber nochmal darüber nach, ob mütter eifersüchtig sind und wie traurig eigentlich das psychische dasein unserer griesgrämigen mütter sein muss (oder zu sein scheint), dass sie solches gift versprühen.

@Para wrote:

nur eine Erklärung für das Verhalten meiner Mutter: Sie ist neidisch und eifersüchtig auf mich.


dasselbe hattest du ja auch bereits gemutmaßt, @isabel, oder?

@Isabel wrote:
[...] ist für mich ein Paradebeispiel für eine sehr häufige, aber deswegen nicht wünschenswerte Charaktereigenschaft, eine massive Schwäche, und das tut mir Leid.

Tatsächlich habe ich es schon des Öfteren erlebt, was Neid und Missgunst anrichten können. Woher es kommt, dass man selbst auf die eigene Tochter neidvoll sieht und Eifersucht empfinden könnte, war mir immer schleierhaft.

Immer dachte ich, dass Eltern doch das Beste für ihre Kinder wollen, und dass sich diese doch bitte so entwickeln sollten, wie es einem selbst nicht möglich war. Doch dass dieser Wunsch auch Auslöser für Komplexe sein kann, hatte ich doch unterschätzt.

Und so gesehen, kann ich Sie sogar ein bisschen verstehen, wenn es so ist, wie ich glaube.


hm

aus irgendeinem grunde gelingt es mir nicht, mich über meine mutter zu erheben, um so ein urteil auszusprechen. es juckt mich zwar in den fingern, mögliche gründe sofort zu suchen, denn ich WILL es nunmal nicht: der preis scheint mir zu hoch zu sein. der preis, so über meine mutter zu denken, wäre nämlich wahrscheinlich, dass meine mutter mir so egal wird, dass ich ihr ihre mutterehre nehme, dass ich den respekt verliere.

o.k.

das klingt etwas pathetisch bis panisch... "mutterehre" aha soso naja.

o.k na gut ich versuche es mal:

meine mama.

meine mama hat sich mit meinem daddy immerzu gestritten, und mein bedürfnis, mit meinen eltern loyal zu sein, ist an diesem punkt also an seine grenzen gekommen: ich kann nicht mit meiner mutter loyal sein, wenn ich auch mit meinem vater loyal sein möchte. denn meine mom hatte unrecht, das war zu verstehen und ich glaube auch nach vielen jahren nicht, dass ich mir das nur eingebildet habe, dass meine mutter im unrecht war und ein versteckter ödipus-komplex in mir seine blüten treibt.

naja

was ist schon recht und unrecht, was ist schuld überhaupt?

in der liebe und im krieg ist alles erlaubt, was kümmert mich, wie meine mutter mit meinem vater umgegangen ist...?

ich lass mal raus, was ich gerne jetzt mal absondern würde, wie ich das gefunden habe, was sie mit meinem vater gemacht hat:

meine mutter hat meinen vater gedemütigt. sie hat sich über seine persönlichkeit hinweggesetzt. seine guten eigenschaften hat sie ins lächerliche gezogen. seiner ruhe ist sie mit gebrüll begegnet, seine würde hat sie mit absoluten tabübrüchen bekämpft (z.b. damit, dass sie meinen vater mit vorliebe dann belästigt hat mit ihren forderungen und unflätigkeiten, wenn er auf der toilette saß. ich finde, so viel zeit hätten ihre launen eigentlich noch haben können, dass sie wenigstens dann erst losbrüllten, wenn sich mein vater wieder in einer normalen menschlichen situation befunden hat.)

*deutsche sprache schwere sprache, ich glaube, mit den tempi war das inkorrekt im letzten satz. is egal hoffe ich*

meine mutter war GRUNDSÄTZLICH nicht nett, zu niemandem, und insofern war mir meine mom recht sympathisch, das fand ich immerhin recht ehrlich. ich stellte später fest, dass meine mutter bis ins hohe alter der festen überzeugung war, eine besonders begehrenswerte frau zu sein, was ich ihr als kind millionenmal auch ohne ihr zutun mitgeteilt hatte und was sie immer beschämt verneint hatte. aber auch wenn sie nie auffordernd oder gar einladend anderen männern gegenüber war, so war sie kokett, und das nervte mich. ich hab es immer auf meine pubertät geschoben, dass es mich genervt hat. aber ehrlich gesagt: es war ausdruck eines tiefen bruchs in ihr, sie war verdammt noch mal zwar ehrlich und ungeschminkt, aber sie war überhaupt nicht loyal.

meine mutter stellte meinen vater auch gerne in der öffentlichkeit bloß, mich natürlich ebenfalls, wobei aber in unserem land üblich ist, kinder bloßzustellen: man glaubt anscheinend nicht, dass kinder eine ehre besitzen.

kinder müssen sich zu allen zeiten und auf kommando überall ausziehen, überall berichten, was sie auf der toilette verrichtet haben, in aller öffentlichkeit haarfusel entfernt bekommen und den mund theatralisch oder gar bestialisch übertrieben abgewischt bekommen. kinder müssen vor spielkameraden gesagt bekommen, dass sie "noch nicht so alt sind" und "das noch nicht können".

naja

und so weiter, lassen wir das thema "kinder". ich wollte mich doch gerade über meine mutter auskotzen, also weiter frisch ans werk.

;-)

hm naja worauf ich so ein bißchen hinauskomme mit meinen erinnerungen an den tiefen bruch im verhalten meiner mutter (den ich vermutlich nicht besonders einleuchtend dargestellt habe bisher, was aber damit zusammenhängt, dass ich diesen bruch auch nicht so richtige "greifen" kann), ist, dass meine mutter immer jähzornig, immer unkontrollierbar, immer auch schlicht und einfach falsch war, und dazu noch den selbstüberzeugtesten, kein-wässerchen-trübendsten blick hatte. sie war beiden argumenten "das-ist-nunmal-so" und "das-macht-man-aber-so" verhaftet, sie wollte "nur das beste" und das war geld geld geld geld äääähm den rest hab ich vergessen.

ich habe nichts gegen menschen, die zum geld hinstreben, denn ich mag menschen, die immerhin irgendein ziel haben und sich authentisch in diese richtung entwickeln.

"Nach Golde drängt,
Am Golde hängt
Doch alles.
Ach"


Goethe, Faust I

eigentlich denke ich, dass ich immer akzeptiert habe, dass meine mutter nunmal interessen hat und diese interessen verfolgt.

mein vater hat eine rolle in dieser ehe gespielt, die ich lange zeit nicht verstanden hatte und die ich, seit ich ungefähr 16 war, alle jahre mit immer gleichem interesse zu ergründen versuchte. gespräche über meine mutter waren mit meinem vater unmöglich. schon als kind hatte ich mit meinen beschwerden über meine mutter bei meinem vater auf granit gebissen. er nahm sie zwar nicht in schutz, aber er ließ sie unkommentiert. er zeigte auch nicht farbe, indem er die entscheidungen meiner mutter, die ich dann immer bemängelte, weil ich sonst einfach überhaupt kein feedback bekam von meinem vater, revidierte. nein, er ließ mich die terror-aktionen meiner mutter ertragen. ich vermutete, er sprach mit ihr über meine anliegen, aber wie ein guter pokerspieler hat er es mir nicht gezeigt und manchmal sah er sogar genervt aus. ich habe das - obwohl ich ein unsicherer mensch war und auch bestimmt schon als kind ziemlich empfindlich gewesen bin - aber nie so ganz auf mich bezogen. das endete manchmal damit, dass er mich rausgeschmissen hat aus seinem arbeitszimmer und manche lange monate war ich gar nicht geduldet im arbeitszimmer meines vaters, der ja zu hause (im pfarrhaus) arbeitete. der offizielle grund war immer, dass ich den "herrn pastor" doch mal arbeiten lassen sollte. mein vater selbst kam erst spät mit einer konkretisierung dieser ausrede und sagte, er möchte nicht, dass ich bei persönlichen gespräche, die nunmal mit einem pfarrer gehalten werden, dabei bin. und er möchte nicht, dass ich dabei bin, wenn bettler und andere sorgenbeladene bei ihm vorbeischauen.

mein vater konnte in vielen situationen wütend werden, dann war seine ganze sanftheit dahin und nie hab ich verstanden, was der grund war. am ehesten vorhersagen konnte ich seine wut, wenn es darum ging, dass man ihn "entmännlichte". das bedeutete, dass er es nicht richtig fand, wenn ich bei ihm blieb, wenn ein bettler klingelte. ich war selten richtig neugierig, aber die bettler-situationen waren IMMER frei von der anwesenheit meiner mutter und ich suchte ja einerseits die nähe meines vaters und andererseits die abwesenheit meiner mutter, daher wurden mir solche dinge interessanter.

hm

wenn mein vater NICHT da war, zeigte meine mutter übrigens DOCH loyalität. das paradoxe war, dass sie in abwesenheit meines vaters bettlern genauso half, wie es bei uns üblich war: mit essen und ganz früher hatten wir auch geld gegeben, mein daddy sogar manchmal relativ viel, wenn man bedenkt, dass wir knauserig und sparsam lebten eigentlich.

ich glaube, eines tages ärgerten sich meine eltern, weil die runen der bettler mittlerweile doch auch für uns zu sichtbar geworden waren und weil meinem vater wohl jemand erzählt hatte, dass wir auf den routen der bettler ein guter anlaufpunkt geworden waren.

;-)

seither gab es ausschließlich essen von uns und mehr nicht, aber meine mutter, die ja nichtmal für meinen vater (geschweige denn für mich, die ja undankbar und ich-verliebt und vermutlich aus purem trotz ;-) immer nicht "vernünftig" aß) gerne kochte - angeblich war sie ja emanzipiert und "der mann" könne ja "auch mal" selber kochen - also meine mutter gab den bettlern essen und schluckte ihren ärger und ihre abscheu den stinkenden gesellen gegenüber hinunter, auch ihre angst, dass uns doch mal jemand überfallen könnte.

ihr gesicht war bei den bettlern immer aggressiv, aber das war ihr gesicht spätestens seitdem ich ungefähr 12 war IMMER, wenn jemand klingelte, nur dass sie manchmal wie wenn der vorhang aufgegangen wäre auf "freundlich" umschalten konnte, was sie bei bettlern ganz sicher nie getan hat.

dieses "umschalten auf freundlich" gelang meiner mutter NIE sehr gut, einerseits war sie einfach unglaubwürdig und später, als ich am ende meiner teenagerzeit angelangt war, wusste ich, dass sich viele leute fürchteten, bei uns zu klingeln. sie mussten dies aber tun, weil wir nunmal einige veranstaltungen laufen hatten in der kirche und im gemeindehaus, und dann wurde oft gelost oder irgendjemand war halt mutiger als die anderen.

andererseits aber schaltete sie themenbezogen um. sogar bei leuten, die sie eigentlich mochte - meist männliche cdu-kollegen, frauen bezeichnete sie als dumme kühe und aufgeblasene puten -, war sie im laufe der jahre zu beginn einer kommunikation IMMER mit einem bitterbösen gesichtsausdruck dabei. dann machte sie "klick" und schaltete auf freundlich, was aber irgendwann abflachte auch "normal".

normal war o.k., ich fand eigentlich zwar nicht, dass meine mutter ein aussergewöhnlich interessanter mensch ist, mit dem man sich auch gerne unterhält, d.h. "normal" ist vll. ein bissle wenig für meine mom gewesen, damit sie gut ankam. aber zu meiner nicht enden wollenden verblüffung kamen die menschen ja zu ihr, mit allem möglichen (das ist jetzt immer noch so!), gerade WENN meine mutter ihren domina-gesichtsausdruck an den tag legt und einigen leuten auf persönliche art und weise zu verstehen gegeben hat, dass sie nicht gut genug für was auch immer sind.

*mal päuschen einleg*

...

lange älter werden

halli hallo

nun ist es schon ein zwei tage her, dass ich älter geworden bin. dank des langen wochenendes (himmelfahrt zähle ich jetzt mal zum wochenende dazu) ist mein geburtstag irgendwie ausgiebig in meinen augen, auch wenn ich nicht gefeiert habe.

@Zitro: ich habe mich entschlossen, zuzugeben, dass ich zu dem zeitpunkt, als du hier geklingelt hast, zu hause WAR. es tut mir wirklich leid, dass ich nicht geöffnet habe, aber ich öffne selten die tür, wenn ich nicht weiß, dass ich besuch erwarte. manchmal schon, denn immerhin hat monsieur einige sachen bei ebay gekauft um ostern herum und so. aber an meinem geburtstag bin ich allein zu hause gewesen (was schonmal dagegen spricht, dass ich öffne) und ich hatte dieses "zu-eis-erstarren"-gefühl, an geburtstagen flashed bei mir immer die erinnerung an kand. nr. 2 hoch anscheinend.

ich habe auch nicht geschaut, wer vor der tür steht (wir haben zwar einen spion, aber hm). das ist der nachteil, wenn man es bis vor die wohnungstür schafft: ich fühle mich unsicherer als wenn unten jemand klingelt. die klingel klingelt unterschiedlich, ich weiß also, wer von wo aus klingelt.

so konnte ich deine glückwünsche leider nur aus der ferne entgegennehmen, und besonders paradox war, dass ich mich gefürchtet habe und anschließend sogar melancholisch geworden bin, weil sich "keiner" um mich bemüht.

das heißt jetzt nicht, dass meine melancholie berechtigt war. ich war an dem tag natürlich in guten händen gewesen, nur just am frühen nachmittag war ich eben allein zu haus und mit der gewohnten raffinesse schlich sich dann eben die melancholie heran, die ich mittlerweile als typisch für geburtstage einsortiert habe.

hm

zu erzählen gibt es sonst aber eigentlich nichts besonderes von meinem geburtstag. wir waren dann juhu juhu abends u.a. am lehrter stadtbahhof - pardon, am neuen berliner hauptbahnhof - zur "lichtshow". das war toll. ich mag feuerwerke und ich mag sachen umsonst und draussen erleben. das war so eine sache. und ich war außerdem auch ehrlich sehr froh, dass monsieur mit war, denn die unsäglichen menschenMASSEN, die sich zum bahnhof bewegten, machen einen irgendwie nervös. zu zweit ist es schon angenehmer, zumal es auch hooligans zu bestaunen gab (obwohl die wm ja erst in 14 tagen losgeht).

der geburtstag war für mich gespickt mit allen möglichen gefühlen, und daran ist halt nur bemerkenswert, dass ich so viele unterschiedliche und für mich unvorhersehbare und plötzliche gefühle hatte.

so

nun mach ich endlich MATHE und dann meine englisch-hausaufgabe, jawoll, und dann gehe ich auch mal rüber zu galeria. tja @zitro, ich hab zwar kein geld, aber mal glotzen ist immer gut. ich kann mir denken, dass der besuch von galeria ein ganz nettes ziel ist, auch wenn ich natürlich schon während der ungefähr ein jahr währenden bauarbeiten immer mal im kaufhaus schon vor der eröffnung am letzten donnerstag drinne gewesen war und sicher ziemlich gut erahnen kann, wie es denn nun darin ausschaut.

ein kadewe-verschnitt für arme halt

:-/

*ups*

naja ich bin trotz meiner durch viele lange punker-gesprächen vielleicht nur anerzogenen konsum-skepsis sehr froh über galeria, zumal es dort immer sehr guten frischen fisch für meine sushi-versuche gibt.

bald ist es wieder so weit: monsieur hat nächste woche (auch) geburtstag und wünscht sich... SUSHI!

dem könig was des königs ist, denke ich mir und es wird sushi geben.

ich hoffe, ihr findet mich nicht allzu depressiv, ich selbst bin der ansicht, es war ein guter geburtstag und danke jedenfalls sehr herzlich für all eure lieben gedanken. diese gedanken sind mir mehr wert als manches sichtbare geschenk. obwohl ich deine irre-leckere lindt-schokolade schon verdrückt habe, @zitro... also auch nicht zu verachten!

*schleck*

viele grüße an euch also

von der älter gewordenen

sine

27 Mai 2006

von Zitro am 27.5.: Eckdaten

Guten Morgähn,

ich nehme an, du hast deinen Briefkasten inzwischen geleert, sine :)

Anscheinend bin ich die einzige Nicht-Abiturientin und demzufolge Nicht-Studierte hier.

Name: Isabel
Geburtstag: 13.02.1975
Geburtsort: Leipzig
Wohnort seit nunmehr 27 Jahren: Cottbus
gelernter und seit 11 Jahren ausgeübter Beruf: Verwaltungsfachangestellte
Familienstand: Single

Allen weiterhin ein schönes (wenn auch trübes, graues und regnerisches) Wochenende

Zitro

26 Mai 2006

von Rabe am 26.5.:



Alles Gute zum Geburtstag, Sine! Die besten Wünsche für's nächste Lebensjahr...,
lg
rabe

Häppi BörZd, ey!



Alles Gute meine Süße! Ich sitze hier noch a bisserl im Büro herum und tue unheimlich beschäftigt, und nachher suche ich Dich heim! :-)

@Para:
Was die mehr oder wenige vollständige Exhibition im Netz angeht, kann auch ich mit einer Seite dienen:
Guckst Du hier

So, weiter gehts, der Chef guckt schon komisch...



motto für das 36. lebensjahr



Es kommt darauf an, den Körper mit der Seele und die Seele durch den Körper zu heilen.

Oscar Wilde

hört sich verschärft nach turnvater jahn als urheber des zitats an, aber es war der versoffene herr wilde.

hm

unter wikiquote findet sich diese zitat übrigens aber nicht, stattdessen dieses zitat aus dem "bildnis des dorian gray":

Das ist eines der Geheimnisse des Lebens: Die Seele vermittelst der Sinne und die Sinne vermittelst der Seele zu heilen.

gar nicht so einfach mit den motti!

ich habe jedenfalls gedacht, dass es sinn macht, meine seele ein bissle wieder mit meinem körper zu versöhnen.

:-)

schönen dank für deine guten wünsche, @para.

ach wegen der sache, dass wir uns vorstellen sollen / können: da hab ich es ja leicht. ich kann einfach auf die entsprechende seite bei meinem schreibservice verweisen.

gruß

sine

25 Mai 2006

von Isabel am 25.5.: Käfer als Herzenswunsch

Huhu, sinchen, noch ein Gruß, bevor ich nun endlich ins Wochenende verschwinde.
Morgen ist dein Feiertag, ganz klar, schon vorgemerkt, der 26. Mai ... :-) *kritzel kritzel*


Wie aus meinem herzzerreißenden Posting (ganz schön theatralisch hört sich das an, gell?) hervorgeht - und ich grüble jetzt schon, woran es liegt, dass ich wohl immer auf der Suche bin, wenn es mir anscheinend zu gut geht *grübel grübel und so weiter* - bin ich ein BeweEl-Insider.

Daher auch meine Hochachtung vor deiner Ernsthaftigkeit - ich bin und gebe es hiermit zu und oute mich, kein großer Fan davon. Liegt vll daran, dass ich mich schon mein halbes Leben damit plage.

Na, jedenfalls bin ich im Controlling untergekommen *auf die fertige Abrechnung schielt* und ganz froh, einen Arbeitsplatz zu haben, der viel Freiheit lässt.
So bin auch ich auf die Idee gekommen, Mitte 30 noch ein Studium anzufangen. Aber kein "normales" - woher denn - (was ist auch schon normal), das ist eher sowas interdisziplinäres: ein bissl von hier, ein bissl von da :-)
ein bisschen Politik, was von Soziologie, Geschichte darf nicht fehlen.

Weit bin ich noch nicht, herausragendestes Markenzeichen: es wird wohl nie fertig. Wenn doch, bin ich so schockiert, dass ich wahrscheinlich etwas Neues anfangen muss.
Naja

*quassel quasssel*

Also noch viel Freude in deinem Käferdasein, wenn es das ist, das unter Seelenpflege fällt, von mir noch alles Beste, ich mach jetzt Feierabend und werde das Wochenende irgendwo im Grünen verbringen.
Bestimmt bringt es mich nur auf heitere Gedanken.

Euch noch alles Liebe!
Isabel

morgen auch noch ein tag

hallo isabel

keine ursache, aber ich werd morgen erst 1 jahr älter.

allerdings genieße ich DIESEN TAG schon ausgiebigst. ich finde es, wie gesagt, einfach herrlich, mal frei zu haben.

du isabel, machst du auch irgendwie was mit abrechnungen und so'n zeugs (wie ich deinem posting mit der knieenden schwangeren bettlerin entnommen habe)?

hm

so ich mach jetzt weiter nen toten käfer

bis bald

gruß

s.

von Isabel am 25.5.: gratuliere zur Befreiung

Ja, ja, meine Gedanken sind nicht immer kompatibel mit der grünen Wiese, aber ich krabbel jetzt mal raus aus meinem Sumpf und mach mich gleich mal selber grün und darf dir, liebe sine, zu deinem Ehrentag ganz herzlich gratulieren und dich knuddeln

*knuddel*

und dir das Beste wünsche, auf dass du den Tag genießen kannst und für dich selber da sein darfst - so halte ich es auch mit meinen Geburtstagen, denn es ist schon wichtig, sich selber etwas Gutes zu tun.
Da ist der Anlass doch gerecht.

Schön ist es zu lesen, wenn grosso modo alles zur Zufriedenheit und rund läuft. Dass du dein Studium als oberste Priorität ganz ernst und zur persönlichen Weiterentwicklung intensiv betreibst, ist bewundernswert, meinen Respekt vor so viel Motivation.

Die BWL, tja, die kenn ich und weiß genau, wie schwierig manches werden kann - von der Juristerei hab ich ja wenig Ahnung.
Doch wie es ist, zu einer unüblichen Zeit die unüblichen Dinge dann zu tun und den anderen beim Nicht-Verstehen zuzusehen, da könnte ich ein Liedchen von singen.

Ich wünsch dir sehr, dass alles, was noch vor dir liegt, so gelingt, wie du es dir erhoffst!

Die liebsten Wünsche und alles Beste von
Isabel

rückblick teil 2

... weiter zu "diesem gedanklichen befreien"

hm

ich habe also nachgedacht, aber ich fand das nachdenken selbst schon schön. ich konnte endlich mal die last der verantwortung beiseite lassen, einfach mal sagen "aha und soso", ohne dass ich es morgen entweder als problem gemeistert haben muss oder damit weiter leben muss. ich habe einfach endlich eine bürde abgelegt und das nachdenken über meine nöte in der form einer rückschau oder erinnerns ist ja doch GANZ wesentlich einfacher als wenn man das problem auch tatsächlich und aktuell HAT.

ungläubig habe ich als ergebnis meiner gelegentlichen flashbacks aber nie etwas gefunden, wo ich mir etwas vorzuwerfen hätte. mein gott, immer war ich unsicher gewesen, dauernd habe ich fehlersuche betrieben, habe gleichzeitig meinen charakter als auch mein berufliches know-how gefordert und zu fördern versucht, immer und wirklich immer auf das ziel bedacht, nicht die ganz großen fehler zu machen, die ich selbst bei anderen verachte.

und ich habe keine fehler gemacht. was mir vorgeworfen wird von meinen mandanten kann ich nicht nachvollziehen, ich finde es sogar teilweise spiegelverkehrt zu dem, was war. es handelt sich nicht um missverständnisse meiner mandanten, sondern um stilblüten ihres charakters, ihrer prioritäten, die nunmal mit den von meiner standesehre vorgegebenen prinizipien und meinen eigenen prinzipien in vielerlei hinsicht UNTERSCHIEDLICH sind.

ich beurteile mein verhalten als anwältin danach, was ich für vorgaben hatte beruflich und in mir selbst. meine einzige schwachstelle ist und bleibt, dass ich es mit rechnungen nicht so ernst genommen habe und auch in dem letzten jahr, in dem ich mit monsieur rechnungs-mäßig tierische bemühungen unternommen hatte, um mein problem mal in den griff zu bekommen, letzten endes sachen produziert habe, die nicht so ganz leicht zu verstehen sind. dahinter steht mein eigenes "lack of understanding". dies wußte ich, aber selbst wenn ich mich dann nochmal auf meine vier buchstaben setze und nachprüfe, was ich denn bloß in dreiherrgottsnamen für aufstellungen über fremdgelder, gebühren, zinsen und teilzahlungen gemacht hatte, dann habe ich noch zu keinem zeitpunkt jemandem geld weggenommen. ich habe IMMER alles, was ich hatte, ausgekehrt an fremdgeldern und ich habe halt im großen ganzen unheimlich vielen leuten jahrelange zahlungsziele eingeräumt und dann nicht mehr eingefordert, sondern die sachen verjähren lassen. und ich habe rabatt gegeben. kaum dass ich die euros, die ich selbst brauchte, mal einen monat hatte, habe ich von meinen honorarverträgen am ende rabatt gewährt (gründe waren entweder, dass der mandant ausnahmsweise mal pünktliche ratenzahlung geleistet hatte oder dass ich neue mandate angenommen hatte, die in einer zeitlichen häufung anfielen, dass ein normaler mensch diese gebühren kaum bezahlen konnte. meine honorarverträge im strafvollzugsrecht lagen ja etwa 5 - 10 mal über dem lächerlichen gebührensatz - 90 € -, den das rvg vorsieht, also konnte ich da auch was nachlassen.).

das ist für mich nichts, was ich belächle. aber ich HABE mein problem, gelddinge ernst zu nehmen, längst auf meiner to-do-liste, ich studiere nämlich bwl (!) und widme mich dort dauernd und mit echter überwindung, die zum glück stetig geringer wird, zahlen, geldern und effizienzfragen.

*lach*

das gute an diesen to-do-listen oder auch an prioritätenlisten, die man einhält, ist: man kann im inneren ruhig bleiben, wenn man an ein problem denkt, denn man ist dabei, es zu lösen.

hmm

das studium in meiner wahrnehmung also ist problemlöser im sinne eines andauernden prozesses und gleichzeitig auch problemlöser im sinne eines werkzeugs, dass ich benutzt habe und dass in manch einer hinsicht bereits zu erfolgen und problemlösungen geführt HAT.

übrigens ist ein netter side-effect, dass ich ein mit monsieur's leben vergleichbareres leben habe durch das studium.

zugegeben hätte das auch fehlschlagen können. denn monsieur hat(te) bei weitem weniger semesterwochenstunden zu erledigen und war in seiner computerzockerei in ganz anderen welten zu hause als jeder, den ich kenn.

ich habe das zu ignorieren begonnen, also ich habe monsieurs welt versucht zu ignorieren. ich wußte, dass ich im leben schon x-mal auf die nase gefallen war damit, dass ich nur das, was wirklich etwas mit MIR zu tun hat, annehme und darauf baue in einer partnerschaft. denn in allen fällen ist es dabei geblieben, dass mein jeweiliger partner sein ding weitergemacht hat und gleichzeitig behauptet hat, von meinem leben "erdrückt" zu werden und / oder sich immer weiter aus dem gemeinsamen beziehungsleben zurückgezogen hat.

meine beste freundin meint deshalb vielleicht auch immer, ich sei einfach zu gutmütig, alle partner hätten mich nur ausgenützt.

das sehe ich nicht so, dass sie diesen eindruck hat, verstehe ich auch nicht wirklich. wie gesagt: für mich treffen menschen aufeinander und schauen, ob sie es miteinander aushalten. vielleicht hätte ich es mit einem computerzocker auch gut ausgehalten, zumal der zocker ja immer wiederkehren kann, werde ich das nicht ausschließen.

hmpf

also nochmal ein anlauf:

fazit: studium ist gut für mich, ich habe mich entwickelt, alle privaten beziehungen sind im lot.

so

nu ist gut mit rückblick.

ist jedenfalls einiges wesentliches gesagt worden, was für mich als rückblick zu nennen ist, auch wenn das thema nur "studium" lautete.

gruß

s.

rückblick teil 1

@ Isabel: sorry, dass dein letzter Beitrag so gescheckt (mal schwarz, mal grün) erscheint. aber anscheinend erstellt jede(r) hier die beiträge unterschiedlich, und deine schreibe ist für mich am schwersten ins grüne zu bringen!

;-)

ich möchte übrigens heute - herrlicher freier tag - mal ein bissle rückschau halten, denn es ist der letzte tag in meinem 35. lebensjahr.

mal sehen, was dabei herauskommt (mein pt wäre begeistert, vermute ich... *machen sie bitte eine kurzübersicht nicht länger als 5-10 seiten*)...:

hm

ich möchte es mal nicht auf das vergangene lebensjahr beschränken und lasse meine gedanken mal fliegen.

hm

tja als wichtigstes thema erscheint mir das thema "studium". wichtig nicht deshalb, weil ich es am ernsten nehme und es absolute priorität auf der täglichen to-do-liste und auf meiner werteskala hat, sondern weil es meine aktuelle baustelle ist, auf der ich arbeite.

wichtig vielleicht auch deshalb, weil das verteidigen-müssen meiner entscheidung, nochmal zu studieren, auch wieder eine stufe auf der entwicklung der beziehung zwischen mir und meiner mutter bedeutet hat.

hm also tja

ich habe bwl zu studieren begonnen, als ich schon im stetigen galopp, aber noch ohne ziel war während meiner selbständigkeit. ich habe es (gnädig) vergessen, aber ich habe bestimmt schon mehr als ein halbes jahr vor dem 1. oktober 2005 nach nebenjobs gesucht und mich zu orientieren versucht. ich habe entweder nichts gefunden, keine ideen gehabt, nichts als option wahrgenommen (oder ernstgenommen) oder ich habe - meist gleich mehrmals hintereinander - auf die heisse herdplatte gefasst.

zukunft gestalten mittels topfschlagens für erwachsene, würde ich dazu sagen.

;-)

was ich als sehr (!) wesentliche voraussetzung - im nachhinein - für mein studium sehe, ist, dass ich schon im jahr 2004 / 2005 englisch für juristen (= aufbaustudium) gemacht hatte. ich hatte dort im selben sprachenzentrum (= dasselbe gebäude) gesessen, in dem ich übrigens auch jetzt meinen kurz "academic writing" absolviere. grund: meine ich-bezogenheit und die damit irgendwie ziemlich wackelige einstellung meinerseits, wie ich denn wirke, wie ich mich denn zu geben hätte und wer ich eigentlich bin - insbesondere im vergleich zu den studis in meiner gruppe - habe ich in dem entglisch-kurs damals gelebt und im studium seit dem 1. oktober 2005 hatte ich diese fragen nicht mehr.

ich hatte keine fragen mehr, wer ich bin und wer "die" sind. nicht, weil ich die lösung gefunden hätte. sondern einfach, weil es mir wurscht geworden war. nach dem prinzip, dass ich vermeiden sollte, mir immer nur sorgen und ängste einzureden, habe ich seit vielen monaten versucht, gedanken, die mir unmittelbar keinen nutzen bringen und bei denen ich mich auch nicht wohl fühle, durch andere gedanken zu ersetzen. im rückblick erscheint es mir so, als wäre ich vom ersten tag an "ich" gewesen und alles hätte sich halt dann gefügt.

ein weiterer meilenstein auf meinem weg in ein leben als studentin war die webseite http://amor.cms.hu-berlin.de/~schlieps.

für mich vielleicht AUCH eine übung, die von mir immer ein bissle skeptisch betrachtete online-welt mit der offline-welt in relation zu bringen. aber primär war für mich an der genannten webseite aufregend, dass ich mich "gezeigt" habe, dass ich mir einen raum geschaffen habe (oder besser: einen platz, der für mich ja auch wirklich DA war, genutzt habe!), in dem ich alles so gemacht habe, wie ich es für richtig hielt.

die webseite hat rege aufmerksamkeit genossen und würde ich sie endlich mal aktualisieren, würde dieses baby auch weiter atmen können. aber diese aufmerksamkeit, die mir sonst in meinem leben absolut zuwider war - stichwort: pfarrerstochter -, habe ich wie einen schleuderkurs empfunden, der verdammt sanft geendet hat und der in mir selbst eine hemmschwelle geglättet hat.

hm

natürlich auch wichtig war, dass ich meine "kleine freundin" (blöder ausdruck, aber ich habe keine lust, ihr einen nickname zu geben und die online-welt produziert halt im angesichts einer leidlichen anonymisierung der menschen seltsame bezeichnungen, nicht wahr) kennengelernt habe. aber im mom. ist sie gerade für eine woche in bulgarien und ich vermisse sie nicht. ich denke an sie, ja, in meiner vorstellung sehe ich sie sogar an den orten, wo ich sie sonst schon getroffen hatte oder wo wir gemeinsam etwas erlebt haben. aber ich fühle mich wohl auch so.

deshalb mutmaße ich, dass sie kein echter meilenstein ist, sondern etwas anderes. ich brauchte sie nicht so notwendig wie die anderen beiden erfahrungen.

so

es gibt eigentlich eine riesige menge von dingen zu erzählen zu meinem studium, fällt mir jetzt auf.

ich versuche aber mal eine art fazit:

das studium hat mich absolut befreit. ähm also natürlich ragen noch einige krakenarme meiner tätigkeit als anwältin in mein aktuelles leben als studentin hinein. ich sitze ncoh immer in einem büro voller aktenberge, mindestens einmal die woche muss ich irgendwas machen für meine abwicklerin. aber von mir sind genau die dinge "abgefallen", die ich vorher besonders beklemmend gefunden habe: das telefon ist still, ich muss auch nicht mehr dauernd unter druck telefonieren (ja genau... ich habe einfach ewige vorlauf-zeiten, bevor ich telefoniere. oder - alternativ - ich greife nach dem hörer, habe mir dann aber nur einen ruck gegeben und das gespräch nicht vorbereitet oder so. als anwältin hingegen musste ich gespräche richtig vorbereiten und gleichzeitig alles möglichst immer gestern erledigt haben. das ist gar nicht so einfach für mich gewesen.). der briefkasten brüllt nicht mehr obszöne geschichten, existenzgefährdende rechnungen und werbung für überteuerte anwaltsfortbildungen. ich muss nicht mehr in die haftanstalten (ein inneres *puh*, obwohl ich nie bewusst gemerkt hatte, dass das so schlimm war). hm ja und die ÄTZENDE juristische literatur ist auch fort (ich hatte ja einige bücher, die ich ganz gerne gelesen habe, gerade zum thema strafvollzug. aber mal im ernst: je zivilrechtlicher die literatur, desto eingebildeter der schreibstil und desto belangloser der inhalt. o.k. und GANZ unbeliebt bei mir auch kosten- und gebührenrecht: geradezu beobachtendes geschreibsel von gerichtsentscheidungen ohne bindendes element - wenn hier also auch das ganze juristische gesalbadere fehlt, so fehlt leider auch der sinnzusammenhang. ein fett geschriebenes *kotz* bitte. danke.).

dieses studium hat mich befreit, und es war nicht dieses brüchige form der befreiung, wie ich sie als twen manchmal kennengelernt hatte: dieses *huch das ging ja ganz einfach* und dann fällt es einem später mit mindestens doppeltem umfang und gewicht wieder auf die füsse... :-( nö es ist dieses gedankliche "befreien". ähm nagut ich nehme an, keiner kennt "dieses gedankliche befreien".

ich meine damit, dass ich nie aufgehört habe, über meine juristischen fragestellungen nachzudenken. auch und gerade in meinem studium hatte ich zeit dazu.


... moment, ich muss mal kurz weg. teil zwei folgt!

*gg*

*saus*

Isabel am 25.5.: Fenstertag

Brückentag hatte ich ja noch nie gehört, finde ich aber doch logischer als Fenstertag.
Zumindest heißt es hier so.
Die Stadt ist ausgestorben (von Einheimischen), nur japanische Touristen sind auf der Suche nach Mozarts Spuren *gg*

Ich bin gern in der Stadt, wenn alle anderen hinausfahren, das hat so etwas von gegen den Strom schwimmen. Das muss ich wohl immer. Vll kann ich es ja eines Tages herausfinden, woher dieser Zwang kommt.

Das Mutterthema, tja. @para, ich hoffe, du verzeihst allerhand Analysen und weißt es, dass so ziemlich jeder immer nur von sich selber und seinen eigenen Erlebnissen spricht.
Denn noch hat dich niemand gefragt (oder habe ich es übersehen?), wer aller bei deiner Hochzeit anwesend war und wer nicht und warum das so (das Beste) war?

Mir sind beim Lesen natürlich auch die eigene Erlebnisse mit Frau Mama eingefallen. Sie ist ganz konträr zu euren, vermute ich einmal.
Denn wenn ich hier den Eindruck von etwas dominanten und versucht autoritären Müttern hätte (??), war meine immer ein sehr hilfloses Geschöpf. Klein, zart, hilflos, eine Kindi-Frau. Wenn ein Mann in ihrer Nähe war, dann hat sie immer bei ihm den Beschützerinstinkt wecken können mit ihren großen runden Augen und dem Augenaufschlag. Tja, glücklich war sie dennoch nie. Sie war eben immer hilflos.

Das führte in der Erziehung nicht zu dominanten Szenen, wir Kinder waren frei und konnten uns völlig frei entwickeln, doch einen Rückhalt - auch einen fiktiven - oder zumindest das Gefühl, das gab es dafür nie.

Mir ist auch die Hochzeit meiner Schwester eingefallen. Die war pompös mit weißem Rauschekleid. Meine Mama hat sich überschlagen in der Organisation und mit ihrem Hang zum Chaos mehr schlimmer gemacht, als wenn sie es gelassen hätte.
Naja, der gute Wille zählt ja - meist.

Und auf meiner eigenen Hochzeit (laaang, laaang is her), die sehr klein und ohne große Aufmache war - weder hatte ich die Kirche bemüht, noch viele Anverwandte, wir gingen zum Standesamt und dann was essen - da war sie sehr gekränkt.
Sie durfte in der Organisation nichts beitragen, es gab ja auch nichts zu organisieren. Aber sie ging mit zum Essen. Dort schenkte sie mir demonstrativ NICHTS, weil sie meinte, das wäre ja gar keine richtige Hochzeit.
Heute kann ich darüber schmunzeln. Die Zeit verzerrt die Erinnerungen so oft so gnädig.

Jedenfalls war es gestern sehr trüb und triste in der Stadt. Regnerisch und kalt und sehr windig. Wieder fielen mir die vielen Bettler auf, die in der Innenstadt täglich mehr werden. Das gehört wohl zum Stadtbild und niemand macht sich darum noch Gedanken. Das sieht man auch. Die Leute sehen die, die am Boden liegen, gar nicht mehr, sie steigen einfach drüber.

Ob es das Beste wäre, nicht darüber nachzudenken, wenn man selbst gerade nicht besonders stabil ist, überlegte ich zu spät. Denn ich sah eine hochschwangere Frau, die am Asphalt kniete und begann mich mit ihr zu unterhalten.

Sie erzählte mir ihre Geschichte, von dem Dorf in der Slowakei, von wo sie regelmäßig mit dem Bus anreiste, um in Wien zu betteln, von ihrer Familie und von der Alltäglichkeit des Elends. Selbst die eigenen Landsmänner beuten einander aus, wenn nur einer mehr zu essen hat, als er für den Moment braucht.
Wo sie ihr Kind zur Welt bringen wird, wusste sie noch gar nicht. Es wären ja noch zwei Wochen Zeit …

Ziemlich frustriert und so hilflos ging ich zurück in mein schönes Büro im Altbau, groß, geräumig, gut ausgestattet,
verfolgt von Gedanken und schlechtem Gewissen, das doch nichts bringen kann.
Dann las ich @matildas Eintrag und danke sehr für diese positiven Gedanken, sie taten mir sehr gut und ich fragte mich, wo diese Stadt denn wäre?

Und stellte mir deine Umgebung so vor, dass man sich auch behütet und beschützt fühlen kann, das hat großen Wert, denn dieses Gefühl ist nicht nur fremd für mich, ich stelle es mir aber sehr angenehm vor.

… eine filmreife Gesellschaft, nennst du es,
da stand vor meinem geistigen Auge Caruso mitten im Hinterhof und sang etwas von Verdi *gg* und ließ die Frage offen, warum es das gerade jetzt macht, erst nach zwei vergangenen Jahren, etwas war an diesem Sonntag ganz anders als sonst, nicht wahr?

So mutmaße ich vor mich hin und sitze NOCH IMMER über dieser Abrechnung, die längst fertig sein sollte *kreisch*

Auch euch ein schönes Wochenende!

24 Mai 2006

Zitro am 24.5.: Mütter und Bäuche

Mensch, Para, das hab ich mir gleich gedacht, als ich den Dateinamen deines ersten Fotos gelesen habe! Den mit dem Onkel. "Auwei, die hat bestimmt so eine nervige Mutter, die immer an allem rummäkelt und der man nichts recht machen kann." So eine Sitz gerade Kind"-Mutter.

Das ist absolut tödlich: Man sprüht vor Freude und Glück, möchte sie mit der Mutter teilen und was macht die werte Erzeugerin? Einwände. Das hasse ich auch.


Und @dt: u=88 und Größe=1,57 *g* Ich brauche übrigens keine Formel, um zu checken, dass mein Bauch zu fett ist. Als Maß genügen meine Hosen, die ich nur noch schwer zu kriege und wo die Speckrollen drüberquellen. Das ist bäh und muss weg. So.

Da hier anscheinend der Foto-Wahn ausgebrochen ist, poste ich "mich" auch mal.
Lady Of The Flowers mit dem Geburtstagsstrauß meiner Schwester.

Euch allen ein schönes langes Wochenende - es lebe der Brückentag *freu*

23 Mai 2006

eiskaffee bricht eis

... oder so ähnlich...?

ach mensch matilda, ich bin ja (auch) eher so der typ, der sich zu hause nicht groß mit aktionen zum kennenlernen anderer leute befasst. will sagen: zu nachbarn halte ich distanz, ich bin sogar ganz schön schwer zu knacken glaube ich. mich deprimiert oft, wie andere leute ihre wohnungen einrichten, und wenn es für mich nicht so deprimierend aussieht, sondern ganz in ordnung ausschaut, dann hab ich dennoch kein interesse daran, bei anderen zu sein: ich bin schüchtern!

bei meinen hausmitbewohnern sehe ich entweder die berüchtigten typisch-deutschen schrankwände bis an die wohnungstür heranreichen oder - bei meinen direkten nachbarn beispielsweise - für mich nervig erscheinende roséfarbene tapeten leuchten.

meine MUTTER (ups da ist das doofe thema ja mal wieder...) hatte mir etwas gezeigt, was ich so krass noch NIE und auch NIE WIEDER in meinem leben gesehen habe in bezug auf "my home is my castle": sie reagierte IMMER auf jedes klingeln an der haustür und auf jedes telefonklingeln mit extremem genervtsein und den laut hervorgebrachten worten: "wer ist das denn schon wieder...!"

für mich ist mein zu hause eine art burg.

ich hatte auch versuche unternommen - genau wegen meiner apokalyptischen mutter -, offener (was immer das ist) zu werden. ich habe sage und schreibe 15 jahre (sogar etwas mehr) in wg's gelebt.

tatsächlich war ich jahrelang nicht uninteressiert an meinen wg-mitbewohnern, aber das ist nun ja auch vorbei und es ist nicht nur vorbei, weil ich räumlich getrennt nun (mit monsieur) "alleine" wohne. es ist auch einfach genug.

hm

es ist aber für mich trotzdem sehr wohltuend, deine wahrnehmung und erfahrung diesbezüglich mitzubekommen. immerhin denke ich ja auch darüber nach, ob meine neigung zum verkleinern meiner sozialen kontakte noch gesund ist.

hach

und das mit dem sonnenbrand... *nerv* ich bin sogar ein bissle allergisch gegen sonne, und bräune ist nicht mein ding.

vor zwei jahren hatte ich mal eifrig das solarium besucht, und das ging dann auch eigentlich irgendwie. ich war - für meine verhältnisse - braun!

aber eigentlich schätze ich auch bleiche menschen, also warum sollte ich selbst nich bleich sein (dürfen). und ich habe bei gott keine kohle für das solarium.

mittlerweile bin ich gespannt, ob ich diesen sommer überhaupt nochmal rauskomme. irgendwie ist mir das alles bisher zu vage, was monsieur und icke an urlaubsplanung bisher gemacht haben, und tatsächlich gehe ich seit ostern auch bei brüllend schönem wetter nicht raus, weil ich - zumindest bisher - so verliebt in meinen neuen computer war.

außerdem ist der unistress brutal, einfach nur brutal.

apropos stress: ich bin gottseidank trotz des dauernden arbeitsanfalls relaxed (sag ich jetzt mal).

vll. legen sie die ängste, die man im ersten semester noch zwangsläufig hat, einfach. und außerdem gewöhne ich mich an den dauerstress. klingt nicht überzeugend? nun ja, jedenfalls habe ich gerade eine gute phase.

@matilda: wie geht es dir insgesamt? bist du noch so "entwurzelt" wie vor 1 monat...? es täte mir leid, andererseits kann man die dinge ja nicht ändern und ggf. steckt in jeder situation etwas wichtiges, was man nur entdecken muss und dann davon profitieren kann... also kann es auch sein, dass eine für dich unangenehm erscheinende situation ihre berechtigung hat!

ich wünsche dir jedenfalls alles gute und freue mich, wenn du so nette nachbarn hast.

gruß

sine

von Matilda am 23.5.: sonnenbrand

endlich - wie habe ich mich nach dem ersten sonnenbrand des jahres gesehnt!
heuer bin ich spät dran, normalerweise war er immer an ostern fällig, ein versuch meinerseits war am wochenende nach ostern den wolken zum opfer gefallen, aber, aber, matilda gibt NIE auf und seit gestern sehe ich im evaskostüm aus wie eine tomate im weissen bikini.

*ggg

nein, ich bin nicht verrückt geworden. es brennt nicht und tut nicht weh. mein süditalienischer papi hat mir gott sei dank seine olivenhaut vererbt und so verwandelt sich das strahlende kommunistenrot (an dem der lange winter in skiklamotten schuld ist, das meine haut in käse verwandelt) binnen 24 stunden in ein leckeres schokobraun. herrlich, ne?

abgesehen davon bin ich aber ein dummchen... ich habe über mich selbst den kopf geschüttelt am sonntag. seit zwei jahren wohne ich in einem lärmenden italienischen haus. ihr wisst schon, eines von denen mit einem innenhof, in dem die autos fast übereinander parken, in dem geranien und basilikum sich abwechseln, in dem frauen in bunten kleidern geschirrtücher, leintücher, socken, jeans, unterhosen, bhs, pullis, jacken, turnschuhe, plastiktüten ecc. an einer leine vor dem fenster zum trocknen aufhängen... eines der häuser, in dem immer duft von leckerer tomatensosse in der luft liegt, in denen die nachbarn sich schreiend über den hof unterhalten, hunde bellen, katzen miauen, aus jedem offenen fenster ein anderer radiosender plärrt und es am sonntag nachmittag möglich ist, das fussballspiel auch ohne fernseher zu verfolgen und jedes foul und jedes tor mitzubekommen... in so einem haus wohne ich seit zwei jahren ruhig und gemütlich und vollkommen zufrieden ohne kontakt zu den nachbarn. nicht, weil ich meine nachbarn nicht mag. eher aus gewohnheit (in deutscheren landen macht meist jeder sein eigenes ding), aus schüchternheit und auch weil mein job so krass war, dass ich zu hause einfach nur meine RUHE wollte -
am sonntag, wie gesagt, habe ich über mich selbst den kopf geschüttelt. ich sass in der sonne mit einem buch, als mein nachbar zur linken meine nachbarn zur rechten zum eiskaffee empfing und mich fragte, ob ich vielleicht auch einen wollte? und aus dem bauch heraus sagte ich ja, ehe ich überhaupt merkte, was los war.
ich habe mich um halbzwei zum kaffee hingesetzt und bin um 8 aufgestanden, um für alle zu kochen. im ernst. ich habe nach zwei jahren entdeckt, dass kaum jemand in dem haus aus der stadt ist, fast alle kommen aus dem extremsten süden italiens. ich hatte keine ahnung.
ich hatte nicht den blassesten schimmer, dass ich in einem filmreifen haus mit unglaublichen leuten wohne. wo hatte ich nur mein gehirn in diesen zwei jahren??? wie viele laute, lustige abendessen habe ich versäumt???
es war schön. ich wollte es mit euch teilen.
weil ich es schier unglaublich finde, dass ich einfach meine tür zum innenhof offen lassen kann, von zeit zu zeit schaut jemand vorbei und fragt um zwiebeln und sagt: in einer halben stunde steht die pasta auf dem tisch. weil ich es herrlich erfrischend finde, dass meine nachbarin meine kräuter mitgiesst, wenn sie sieht, dass ich nicht da bin. und weil ich dachte, euch würde dieses stück italienischen lebens auch gefallen...

ciao, matilda.

Isabel am 23.5.: So viele schöne Menschen

Das bedarf doch einer Gratulation und einer Schmeichelei für mich selbst: denn ich bin auch hier umgeben von so schönen Menschen. Es ist schon faszinierend, dass ich das oft bin: umgeben von Schönheit.

Auch beruflich habe ich - wohl ganz instinktiv - immer nach einem ansprechenden, sehr gut aussehenden Umfeld gesucht und auch in den Seminaren sitze ich IMMER neben den Schönsten *gg*. Als wollte ich einen Ausgleich herstellen … *grübel*

Ich gebe zu, ich habe ein Problem mit Hässlichkeit, mit Schmutz und mit Gestank - wahrscheinlich (noch) ein Kindheitstrauma. Aber schön, wenn mein virtuelles Sofa langsam Form bekommt und die Menschen dort Gesichter. Das Sofa ist übrigens rot. :-)

Btw Kindheitstrauma.

Sehr geehrte Frau Para-Mama, ich erlaube mir, das Wort an Sie zu richten. Zwar kenne ich Sie gar nicht und demzufolge stünde es mir nicht zu, ein Urteil abzugeben. Aber seien Sie sich gewiss, dass eben diese Unbekanntheit ein neutrales Urteil zulässt, überhaupt wenn es ohnehin im Cyberspace verschwinden wird für alle Zeit.

Denn was Sie da sagten – und ich möchte Ihnen unterstellen, dass Sie keine Ahnung haben, was Aussagen von Müttern alles anrichten können, ja AUCH bei erwachsenen Kindern – ist für mich ein Paradebeispiel für eine sehr häufige, aber deswegen nicht wünschenswerte Charaktereigenschaft, eine massive Schwäche, und das tut mir Leid.

Tatsächlich habe ich es schon des Öfteren erlebt, was Neid und Missgunst anrichten können. Woher es kommt, dass man selbst auf die eigene Tochter neidvoll sieht und Eifersucht empfinden könnte, war mir immer schleierhaft.

Immer dachte ich, dass Eltern doch das Beste für ihre Kinder wollen, und dass sich diese doch bitte so entwickeln sollten, wie es einem selbst nicht möglich war. Doch dass dieser Wunsch auch Auslöser für Komplexe sein kann, hatte ich doch unterschätzt.

Und so gesehen, kann ich Sie sogar ein bisschen verstehen, wenn es so ist, wie ich glaube.

Denn hier auf diesen Fotos steht eine schöne Frau in der Blüte ihres Lebens: klug, gebildet, zufrieden und glücklich, privilegiert - denn wie viele Menschen dürfen das jetzt in dieser Stunde von sich sagen? Dinge, die - so vermute ich - auf Sie nicht (mehr) zutreffen, wenn es jemals so war.

Da gibt es etwas, womit Sie nicht klarkommen, nicht wahr?

Vll spreche ich auch nur von mir.

Denn als ich all die Fotos in den letzten Postings sah, war ich ein wenig schockiert ob dieser Jugendlichkeit. Niemand sieht da aus wie 30+, ich bin 30+(++) und ICH sehe ganz anders aus. Und Jugend ist etwas, die vll im Herzen erhalten bleiben kann, sie kommt aber äußerlich nicht mehr zurück.

Gibt man das zu im realen Leben? Mit dem Risiko, als eitel und oberflächlich und medienverblendet zu gelten? Gesteht man sich das selber ein?

Vll hat es doch mit Gewicht zu tun.

Wenn Umfang und Länge in Breite und Höhe im Vergleich zum harmonischen Gesamtbild keine Überbewertung erfahren sollen, vielen Dank @dt für die anschauliche Beweisführung, dann darf ich noch ergänzen, dass Gewichtszu- und –abnahmen und damit eine entsprechend hohe Abweichung vom Mittelwert eben diese Folgen haben können - bitte nicht zu unterschätzen - die äußerliche Erscheinung der Jugend für immer zu riskieren.

Ein kleines Geschichten aus Isabels Nähkästchen:

Zuviel Gewicht war immer ein Thema bei mir. Ich bin ziemlich klein (*zwinkert Isabel, die Erste, zu*) und wenn man da nur ein paar Kilo zuviel hat, sieht es so aus, als ob normal große Frauen 15 Kilo zuviel hätten - dachte ich einmal.

Dann gab es Ereignisse, die mich so sehr beanspruchten, dass ich automatisch an Gewicht verlor, ich merkte es anfangs nicht wirklich. Zu dieser Zeit hatte ich schon annähernd stattliche 90 auf der Waage (das ist jetzt NICHT der Bauchumfang! :-)) und plötzlich verschwanden 40 binnen einem halben Jahr. Das war seltsam, denn ich aß normal - nicht viel, weil auch nicht Zeit dazu war, aber doch gesunde Sachen, fast food eben, wie kann man da gleich so viel verlieren, ist der Stoffwechsel - kann es sein - denn ausschließlich psychisch gelenkt?

Irgendwann merkte ich, dass nichts mehr passte und die Hose, auch wenn sie verschlossen war, sich selbstständig machte … also musste ich mich neu einkleiden, was angesichts meines finanziellen Desasters eine panisch machende Entdeckung war.
Ganz automatisch griff ich nach Größe 42, obwohl jetzt 34 passender gewesen wäre.
Ich hatte mich halbiert.

Das ist jetzt vorbei, ich gehe hüftmäßig wieder in die Breite *g* aber die hohlen Wangen bleiben, die Jugendlichkeit ist dahin, die Haut verzeiht keine Fehler.

Daher diese (unappetitliche) Geschichte schon zur Frühstückszeit: ich bitte sehr - als euer schlechtes Beispiel und als gebranntes Kind - bei all diesen Diskussion nur in der Theorie zu bleiben und jeden Bissen zu genießen. Man kann ja immer noch mehr Radfahren, wenn sich das Frühstück setzt. ;-)

So wünsche ich euch allen nur das Beste und einen schönen Tag!