09 Februar 2007

verliebtsein ungleich glück-suchen


hallo!

ich finde, dass du, isabel, mit deinem denken einen schritt in eine ganz neue richtung getan hast. ich verbinde diesen eindruck damit, dass du jetzt deine situation als glücklich beschreibst. du bist nicht mehr der ansicht, dass dich keiner versteht und du dich und deine situation selbst nicht gut beschreiben kannst, du hantierst nicht mehr (nur) mit bruchstücken, wenn du von dir erzählst. sondern du hast jetzt einen richtigen begriff und lotest ihn auch (noch) aus: du bist glücklich.

dass du glück als "abwesenheit von unglück" definierst, ist deine definition und ich persönlich empfinde sie als falsch. schiel-ugly

ich hab große lust, in deine worte einzusteigen, und das wird mal wieder daran liegen, dass ich deine worte auch einmal für mich als richtig empfunden habe. ein stück vergangenheitsbewältigung mal wieder!

und natürlich ist es auch immer (!) ein oder der (!) wichtige anlass schlechthin, der mich bei euren postings reizt, es mal mit einer diskussion zu versuchen: ich frage mich dauernd, wo ich selbst stehe. wie viele hunderte und tausende male bin ich mit energie und kraft in lebenswirklichkeiten gestartet und eigentlich war ALLES in ordnung, aber eine oder zwei sache(n) eben nicht, und an denen ist entweder alles gescheitert (z.b. weil ich unter falschen präsmissen gehandelt hatte und falsche zuordnungen unternommen hatte) oder es wurde eben einfach wieder mal erstens anders und zweitens als man denkt *g*... letzteres ist ja fruchtbar (ja fruchtbar, nicht "furchtbar"), aber dennoch hätte ich in vielen fällen gerne vorher eine kleine ahnung besessen und wäre nicht immer mit dem keulenschlag auf die neue realität aufmerksam geworden.

also!

Isabel hat geschrieben:
Und daher tut es mir auch weh, so etwas zu lesen, was @matilda schrieb, denn es zeigt mir, wie sehr du es dir wünschst: das Glück. Das Finden. Das Finden von Glück.

Wenn ich im lk lese und auch poste, dann vergesse ich es manchmal: dass doch so viele noch immer auf der Suche sind: nach dem Glück, nach dem Partner fürs Leben, mit dem man eine Familie gründen und alt werden kann.

hm also ich weiß nicht, woher das immer und immer wieder kommt, aber "glück" ist doch nicht das suchen nach einem partner (oder das finden eines partners). "glück" ist kein feststehender begriff, isabel... das kannst du doch als allererste unterschreiben, oder nicht? *liebguck*

naja ich hoffe, ich höre mich nicht wie jemand an, der mit erhobenen zeigefinger "redet", aber ich will mal absondern, wofür ICH es halte, wenn man sich mit der frage auseinandersetzt, ob man einen partner in sein leben lässt oder nicht.

ich denke, es gibt nunmal die option im leben, einen partner zu haben. diese option beinhaltet verschiedene versionen des miteinanders, am anfang ist vor allem viel sex im vordergrund (zumindest in meiner wahrnehmung) und viel projektion. am ende gibt es einen fächer voll möglichkeiten, die ich persönlich mit freunden und familie nicht erleben kann: ein lebenspartner ist jemand, der mich kritisiert, der mir etwas von seinem leben zeigt, den ich begleiten darf und der nicht nur mir hilft, sondern für den ich auch sorgen darf. mein partner ist jemand, der mir jeden tag abhanden kommen kann, und wenn er schon nicht weglaufen mag, so verändert sich eine beziehung manchmal unmerklich und nicht nur die beziehung - auch wir menschen als solisten machen veränderungen durch, die uns unsere gegenwart zerstören kann. es ist spannend, ob am nächsten tag wieder dieselbe pflanze "liebe" blüht oder ob es eine neue pflanze ist, und ich schwanke zwischen staunen und nicht über-dramatisieren, dass es jeden tag etwas neues gibt und an keinem einzigen tag die pflanze "liebe" nicht neu erstanden ist. *literarisch werd*

meinem verständnis nach fordert eine beziehung, dass man nicht nur seine lebensträume verwirklicht, sondern eine beziehung fordert, dass man seine lebensträume verwirklicht UND dabei den partner nicht vergisst. ich schreibe bewusst das schlagwort "lebensträume", weil es mich - wie ich oben geschrieben habe - irgendwie nervt, dass jemand ernsthaft seinen lebenstraum an einer beziehung an sich festmacht.

ich weiß, dass in unserem wortschatz diese formulierungen existieren: "ich wünsche mir einen partner", "ich möchte kinder" und und und, aber das sind in meinen augen sehr allgemeine begriffe, die die komplexität und auch die ambivalenz zwischen faktischem erleben und nicht-beeinflussen-können in keiner weise wiederspiegelt. damit will ich sagen, dass es eben ein falscher traum ist, wenn man sich "das glück" wünscht und es dann zu besitzen versucht, ihm hinterherjagt und in wahrheit ja nur vor sich her(ver)scheucht, wenn man an es denkt, statt sich selbst treu zu bleiben und sich selbst etwas gutes zu tun.

nein ich hab respekt vor allen, die sich trauen, trotz ihrer ängste, ihrer kleinen lügen (oder ihrer großen lügen) und ihrer scheinbar undurchdringbaren verhaltensmuster einen neuen menschen zu wollen, selbst wenn die allermeisten ja wie gesagt wohl nur projizieren und nie den übergang zum akzeptieren und erkennen des anderen schaffen.

tja das ist es, um was es meiner meinung nach geht, wenn man über verliebtsein spricht. zum verliebtsein gehören so viele unerwartete situationen und gefühle, es kommt so viel unsicherheit und auch aufregung (und vielleicht auch bereits richtiges glück!) hinzu, dass es tausend gründe gibt, darüber zu sprechen und dennoch keine chance besteht, dass es jemand wirklich versteht. man muss alle situationen gleichzeitig zulassen und für sich akzeptieren, eigentlich fängt trotz der projektionen schon das akzeptieren an; es fängt bei einem selbst an. das verliebtsein ist bestimmt auch trance und rausch, aber es holt auch dinge in einem hervor, die man so sorgsam verwahrt und versteckt hatte... bei mir war es meine kindheit, die plötzlich aus ihrer vakuumverpackung und dem untersten regalfach in meinem seelenhaushalt wieder herausgequollen kam und so präsent war, dass ich am liebsten monsieur zum teufel geschickt hätte. teufel

ok, nun mal zum nächsten dorn im auge *g*:

Isabel hat geschrieben:

Und das Wort "Kinder" ist doch gerade ein so zündendes, eines, das eine ganze Welt als Inhalt haben kann: Beständigkeit, Langjährigkeit, einen Mittelpunkt, einen Ankerplatz, einen Sinn, einen Grund, ein Fundament und ein solides Heim, ein Dach anstelle einer immerwährenden Baustelle …

Warum dieses Wort so manche Männer zum Flüchten animiert?
also die antwort ist ziemlich einfach. sie lautet wohl: weil es etwas gibt, was endgültig ist. zumindest in einer zeitspanne, die das restliche eigene leben abdeckt und hoffentlich auch übersteigt, leistet man sich eine person, zu der man aufgrund des altersunterschiedes und natürlich vor allem aufgrund der abstammung ein vertrauens- und schutzverhältnis hat. entschuldigung, aber in einer welt, in der die großen gefühle im fernsehen in einem rutsch durch mit cola-werbung und den aktienpreisen genannt werden, in einer welt, in der man sich zumeist noch nicht einmal mit seinen besten freunden über ALLES unterhalten kann, in dieser welt will man ein kind haben. wer soll hierfür ratgeber sein, wer gibt uns die kraft, unsere verantwortung die mindestdauer von 18 jahren zu schultern? und was mir schon allein bei dem beginn meiner beziehung (also nicht erst bei einem eventuellen fortpflanzen) aufgefallen ist: es kommt etwas auf, was einem nicht bewusst war, und das ist vielleicht als verunglimpfung als "torschlusspanik" bekannt. für mich bedeutete es, dass ich meine kindheit verlor. mein gott, wie habe ich mich in meinem leben bemüht, erwachsen zu werden, doch wenn du merkst, JETZT durchschreitest du eine pforte, wenn du merkst, eine phase deines lebens könnte jetzt enden, dann hast du sie plötzlich ALLE GERN: die kleinen irrtümer, die abhängigkeiten. allen kummer allen schmerz magst du plötzlich, denn du kennst diese dinge. nichts ist so groß wie das, was man nicht kennt und daher auch nicht vermessen kann!

ich denke, wenn man eine beziehung eingeht - denk auch daran, wieviele leute muffesausen vor dem heiraten haben... -, ist diese endgültigkeit noch erträglich. manche reden sie sich auch kaputt und rechnen von anfang an damit, dass es alles scheitern wird eines tages. aber ein kind, isabel, das "scheitert" nicht. es wird da sein und es wird aus dir etwas hervorlocken, was die meisten menschen sich auch sehr wünschen - unschuldige liebe und natürlich auch den riesenbrocken verantwortung. für die meisten menschen sind kinder der einzige sinn im leben, aber zugleich ein eingeständnis, dass das leben OHNE kinder eigentlich keinen sinn hatte. der abschied von der plötzlich sorglos erscheinenden sinnlosigkeit und auch das eingeständnis, dass man NACH der kindererziehung definitiv ALT sein wird, ist bestimmt eine herausforderung, und ich glaube, nicht wenige mütter sind heilfroh, dass ihr kind ungewollt entstanden ist, denn so ganz und gar kann man es doch gar nicht erfassen, was da alles geschehen wird.

*dramatisier*

tja

Isabel hat geschrieben:
Liebe matilda, vll klingt das jetzt seltsam, aber ich bin froh, dass du deinem Urlaubsflirt diese Gedanken nicht verschwiegen hast und ich bin froh, dass er dich nicht anruft.
naja

das bin ich auch! aber vermutlich aus anderen gründen... also erstmal: MATILDA!!! ich hab gedacht, als er gemeint hat, er hätte eine entscheidung getroffen, dass er heimgefahren ist, um sich von seiner freundin zu trennen!!!

Matilda hat geschrieben:
weil das letzte, was er zu mir gesagt hat war: "ich bin heute morgen aufgewacht und habe eine entscheidung getroffen" -


genau... welche entscheidung, das hat er nicht geschrieben! du selbst hast aber anscheinend verstanden, dass er sich GEGEN dich entschieden hat. dann wird es auch so sein - du bist näher dran, deine gefühle sind lügendetektoren.

aber es musste nicht das bedeuten - deshalb habe ich ihn dir als potentiellen mann beschrieben.

äh

sorry wenn ich da zu sehr in der offenen wunde gebohrt habe bei dir!

*untröstlich*

froh bin ich, weil ich weiß, dass es nunmal so ist mit dem verliebtsein: es zehrt an den nerven, es ist nicht einfach. zeit ist plötzlich ein faktor, der in der einen situation endlos erscheint und in der nächsten situation superkurz.

der junge mann, matilda, ruft dich nicht an - und es ist GENAU SO RICHTIG. glaub doch mal daran!

mach dir keinen kopf, WARUM er sich nicht meldet. du hast keine chance, es wirft dich nur in zweifel und fixe ideen, wenn du herumrätselst. ich würde mich viel lieber damit beschäftigen, wie du dich fühlst. und wenn du jetzt traurig bist, dann nimm es halt zur kenntnis - diese beziehung beginnt TRAURIG. aber ich glaub eher, du bist eigentlich wohlauf! ich denke wie gesagt, dass du halt ungeduldig bist, dass DU deine offenheit gezeigt hast und die antwort zu deiner frage / deinem angebot aussteht. so what!!! wenn du eines tages einmal merkst, dass du eine entscheidung zu treffen hast, die du jahrelang vermieden hast, wirst du auch merken, dass du es nicht so schnell hinbekommst, diese entscheidung dann auch zu realisieren.

ich denke, dich drängt ja auch, dass du nicht so die unisone einsamkeit erlebst, während du bei dem badehosenmann ja dein herz sehr weit geöffnet hast. matilda!!! sieh doch die zeit, die du jetzt HAST, als die zeit an, die DU auch brauchst!

ich weiß, ich klinge wie eine kleine esoterik-tussi. ich kann es aber nicht anders raten! ich weiß nicht, wofür ICH mir in MEINEM LEBEN millionenmal schon die hölle heiß gemacht habe für dinge, die ich nicht wusste und auch nicht wissen konnte. der einzige maßstab ist mein eigener gefühlshaushalt, mehr kann ich nicht tun, als diesen zu pflegen und zu schauen, welche spiegelung die erlebnisse in meinem herzen erfahren. ich sehe dann plötzlich sehr viel gutes, wenn ich in mich selbst hineinschaue, und was ich nicht weiß, blende ich verdammt nochmal eben aus.

nun frage ich mich, WER dir so eine schöne situation beschert hat:

Matilda hat geschrieben:
sein mund berührt meinen hals. erst da merke ich: das ist gar kein traum...


ich hab wieder mal einen rateversuch getan, aber jetzt schreib ich den nicht hin. *grins* erzähl du erstmal!

ich hau euch noch was von dem buch, was ich gerade lese, in den blog. es passt auf unsere aktuellen gedanken wie die faust auf's auge.

gruß


sine

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