22 Februar 2007

von Matilda am 22.2.: therapie

hi sine,

therapie ist trendy? sieh an. wusste ich gar nicht, ich dachte immer, nur in den staaten sei es mode, sich auf die couch zu legen... tja.

warum ich damit angefangen habe? weil ich alleine nicht mehr konnte. der druck war einfach zu gross geworden. eine sehr liebe freundin hat mir dann auf meine bitte hin einen therapeuten empfohlen, mit dem von allem anfang an das feeling stimmte.

zu deiner frage, welche ziele ich mit dieser therapie verfolge, könnte ich vermutlich eine kilometerlange antwort schreiben. zusammengefasst: ich habe schon mein ganzes leben lang das gefühl, als tochter vollkommen daneben zu sein, ich bin immer viel kritisiert worden von meinen eltern (vor allem von meiner mutter) und fühle mich immer schuldig, wenn ich mal wieder ihre erwartungen nicht erfülle. nie war ich gut genung, weder was ich tat, noch meine freunde, nichts war -und ist- jemals ok. ich bin dann weit weg von zuhause, aufgrund einer bewussten entscheidung, und ich bin sehr glücklich hier, es gelingt mir immer öfter, aus diesem muster der schuldgefühle und des gefühls der unzulänglichkeit auszubrechen. bis mein vater krank wurde, schien endlich alles gut zu gehen. nun aber ist die situation unerträglich. die dauernde forderung, nach hause zu kommen. das vorwurfsvolle schweigen, wenn ich nach einem besuch wieder wegfahre. die tränen am telefon. und die pausenlose kritik an meiner entscheidung, mein leben weiter leben zu wollen.

ich will einfach endlich lernen, mich nicht mehr verantwortlich zu fühlen für dinge, die ausserhalb meines einflussbereichs liegen, will endlich leben, ohne mich schuldig zu fühlen, weil es objektiv gesehen keinen grund dafür gibt, will es endlich schaffen, für mich selber einzustehen.

deshalb bin ich in therapie gegangen.

matilda


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