23 November 2006

vom beruf zur berufung?

hallo

ach @isabel, ich ruh mich gern aus. komisch, denn eigentlich sollte ich unruhig sein wegen der unsicherheit, was ich denn nun habe. aber weißt du, auf arbeit verpasse ich meiner ansicht nach nichts - das ist für mich dann nur gut, dass ich zu hause bleibe. ich würde sonst auf arbeit das kasperletheater täglisch mitmachen müssen und zuschauen dürfen, wie sich meine chefin oberwichtig vorkommt, und so komme ich mir fast ein bissle trotzig vor - aber doch eher "richtig".

ich hab wirklich nichts dagegen, wenn jemand stolz ist in seinem beruf. aber ich mag halt nicht dieses stolzsein, das dauernd bestätigung will. man kann doch stolz - und glücklich! - sein, ohne dass man dann nach unten tritt. anscheinend ist der grund, weshalb man stolz ist, so fragil bei meiner chefin, dass sie ihn dauernd abstützen muss gegen uns ignoranten.

sorry vielleicht ist das gemeckere schwer nachzuvollziehen, aber details erspare ich uns lieber und staune, dass das schicksal mich so gnädig zu hause verwahrt, während auf arbeit das große "finale" mit größtmöglichem tamtam stattfindet.

in dem buch, was ich zu lesen begonnen habe (mein spezi tepperwein... ich stehe diesen lebensratgebern irgendwie immer noch ziemlich reserviert gegenüber!), steht mal wieder die these drin, dass das leben uns immer zeichen gibt, ob wir auf dem holzweg sind oder ob wir das tun, was uns spaß macht und was uns gut tut. krankheit sei eines der ganz lauten und offensichtlichen zeichen, die anderen seien eher so "stimmen". o.k. ich bin krank, und zwar so, dass ich mir gedanken mache. selbst wenn meine brustschmerzen nur eine posse sein sollten und sich alles in wohlgefallen auflöst - was ich mir wünsche, aber was ich komischerweise auch nicht sooooo schrecklich fürchterlich herbeisehne (ich würde zurechtkommen auch mit schlechten nachrichten, denke ich) -, selbst dann also ist mein topfschlagen im leben im moment offensichtlich in die falsche richtung gegangen.

die frage ist nicht mehr: "was kann ei mir bieten?" sondern die frage lautet: "wie lange mache ich das noch mit?".

die antwort lautet: "noch 3 monate". aber mir entgeht ein bissle, ob ich damit eine entscheidung getroffen habe, wenn ich noch drei monate abwarten will und dieses praktikum beenden will, oder ob ich es nur aussitze.

ist doch schon ganz gut, wenn ich mir die frage überhaupt stelle, ob ich wirklich 3 monate bleiben will oder ob ich mich hier nur selbst verarsche - die antwort wird sich hoffentlich zeigen.

herr tepperwein in seinem buch "vom beruf zur berufung" krakeelt die ersten seiten über natürlich dauernd davon, dass man es sich schon konkreter vorstellen soll, was man sich wünscht beruflich. ich hab mich gerade so schön auf der - leider nicht schönen - erkenntnis ausgeruht, dass ei nicht so der wunsch ist, aber weiter habe ich noch nicht gedacht. ich habe nach wie vor nicht entschieden, ob ei vielleicht OHNE meine chefin DOCH was für mich sein KÖNNTE...? ich habe auch nicht darüber nachgedacht, was ich denn wirklich will und ob der glaube an mein studium eigentlich ausreichend motivierend ist oder ob ich den glauben eigentlich nun schon begraben habe?

ich sehe, wenn ich so darüber nachdenke, eigentlich keine perspektive, die ich mir richtig vorstellen kann. in wirklichkeit schon - mehr perspektive IST NICHT heutzutage als das, was monsieur und ich uns so denken. das heißt, in "wirklichkeit" warten wir jetzt auf das studienende von monsieur, dann ziehen wir dorthin, wo seine arbeit ist (ob monsieur das auch realisiert? er spricht immer nur von "will in berlin bleiben"), dann werde ich fertig, dann haben wir noch kurze unentschlossenheit, in der ich entweder die steuerberaterprüfung anstrebe oder wir gleich nach großbritannien ziehen. und dann ziehen wir eines tages in vielleicht 5-10 jahren nach neuseeland.

soso

hm

ich muss zugeben, ein puzzlestück ist noch nicht so passend - bzw. ich habe das falsche stück in der hand: meine berufliche quali ist darin nicht so passend. weder mit jura kann ich einen baum ausreissen in unserem bestreben, nach nz zu gehen, noch mit dem bwl-krams. hm, ei ist eine kleine (!) chance. ich muss halt abwarten, ob ich nicht doch ein anständiges zeugnis bekomme. ich selbst kann nicht mehr nachvollziehen, ob ich gut bin oder schlecht - ich kann die persönlichen totalmacken meiner chefin nicht von berechtigter kritik unterscheiden. und ich kann auch nicht vorhersagen, ob die macken meiner chefin die zeilen meines praktikantenzeugnisses füllen werden oder andere inhalte.

hm naja o.k. ich würde, wenn ich nicht mit monsieur zusammen wäre, folgendes machen (fantasie on please): ich würde das praktikum bei ei fertig machen. ich würde die uni wechseln - entweder innerhalb berlins oder die gelegenheit eines wechsels auch nutzen, um aus der vermaledeiten stadt rauszukommen. zu anstrengend die stadt, und die telefonate, die ich heute morgen geführt habe, um an alte arztberichte heranzukommen, haben mich schon wieder in eine vergangenheit zurückgeführt ("schon wieder" - damit meine ich, dass ich auch mit @venice's geschichte so plötzlich in meine dunklen zeiten zurückversetzt wurde), von denen ich nur denke, dass es erstaunlich ist, wie ich damals so ignorieren konnte, dass ich krank war, fertig, ausgelutscht, am falschen ende eines langen weges angekommen... hm. die stadt kann natürlich nichts dafür, ja stimmt, aber ehrlich gesagt empfinde ich die spießbürgerlichen verhältnisse hier als behütend. stuttgart ist scheisse, korrekt, aber dinge funktionieren, ärzte haben einen doktortitel, der verkehrslärm brandet nicht wie ein dauergewitter immer und überall, wenn es windig ist, ist es windig und es ist nicht dieser idiotische stadtwind, der durch die häuserschluchten zieht. und es gibt felder, der blick ist frei - mensch mensch mensch, ohne blumen ist doch alles nichts im leben. so toll ich kaputte häuser finde, so überwältigt ich hier aus der ferne vom "chic" der großstadt bin (was cafés angeht, mode, geschäfte...), so sehr erscheint es mir für MICH richtig, diese dinge aus der ferne zu betrachten. es ist SO ANSTRENGEND, in der stadt selbst zu leben - warum nicht woanders leben und sich dann, wenn man MAL lust hat, sich den trubel anzutun, in die stadt fahren oder - falls ich weiter weg wohnen würde - reisen.

welcher teufel lässt mich mitten im stadtzentrum wohnen? die zeiten, in denen ich froh war, zu fuss von der disco nach hause kommen zu können, sind vorbei. zumindest jetzt. ich habe keine lust mehr auf fucking berlin.

na jemand lust auf einen sinesischen gedankenknoten?

hier ist so ein gedankenknoten:

darauf aufbauend möchte ich nämlich noch anmerken, dass mir schon klar ist, dass ich HIER in stuggitown doch etwas erlebe, wass mir das dröge einerlei der provinz deutlich gemacht hat. es geht nämlich darum, dass ein kollege zu mir gesagt hat, ich soll mich nicht als praktikantin vorstellen. "warum nicht?" habe ich ungläubig gefragt, und in meinem inneren auch gleich gewusst, dass ich - egal was das argument sein sollte, immer darauf bestehen würde, dass ich praktikantin sei, denn etwas anderes könnte meine chefin nicht ertragen. tja mein kollege meinte dann bla (arbeitserleichterung, wenn leute anrufen und ich auskunft gebe - die wollen dann nämlich net meinen chef sprechen) und blupp (hab ich vergessen, hab nimmer zugehört), aber vor allem sei es doch auch für mich "netter".

da hab ich geantwortet, dass ich kein problem damit habe, die praktikantin zu sein. "dann nehmen dich die leute aber doch nicht ernst", meinte er. ich nur gedacht: 'och du, die nehmen mich ernst, und wenn ich mich als klofrau vorstelle', und gesagt habe ich: "weißt du, ich habe lange genug eine position gehabt, in der mich alle ernst genommen haben. ich finde es schön, wenn ich hier unterstützend tätig werden kann, aber als richtige ei-lerin sehe ich mich nicht und finde das auch richtig so.". da hat er gestaunt, ich hab dann das leere versprechen abgegeben, mich trotzdem in zukunft nimmer als praktikantin zu bezeichnen, so lange niemand direkt fragt. nun bisher haben alle direkt gefragt - nur jetzt bei dem tamtam hab ich mich halt (scheinbar unklugerweise) direkt als die praktikantin bezeichnet.

will sagen: das problem, wenn man wieder irgendwo neu ist und vielleicht auch per se als provinz einen minderwertigkeitskomplex lebt, ist mir irgendwie schon klar. aber ich denke, man kann nicht sagen, ich such mir einen ORT danach aus, ob ich dort den zampano mimem kann oder nicht. ich sage nämlich nur, dass ich den berliner großstadtstress nimmer leiden kann - dass es anderweitig offensichtlich ebenfalls riesig stress gibt, ist mir bekannt.

so

gedankenknoten fertig geknotet, kommen wir zurück zum wesentlichen ;-)

liebe isabel, bitte mach NICHT für deinen mann die steuererklärung. wenn er gegangen ist, und dich dabei finanziell ruinieren WOLLTE - wie du geschrieben hattest -, dann ist das thema "geld" bei euch verbrannte erde. lass seine frage dort verdorren, wo er selbst die wüste gestaltet hat - geld und hilfe gehören bei euch beiden nicht mehr in einen satz. kann er knicken, isabel. bitte. wenn du ihm zeigen willst, dass du ihm verzeihst, dann nicht, indem du ihm dienst und die vertrauensbasis, die dazu erforderlich ist, dass du seine steuererklärung machst, DIR und dir allein (!) aus den rippen schneidest.

vergiss es. kauf eine blume, stell sie ans fenster und denk an ihn. das ist besser als die steuererklärung zu machen, finde ich.

gruß

sine

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