07 November 2006

rezepte gibt es keine oder: ich weiß, dass ich nichts weiß

hallo

ich habe heute abend zwei, drei threads im liebeskummer-forum angelesen und bin erstaunt, was menschen für tricks und "kochrezepte" für ihre beziehungen anwenden... ich habe oft mitleid mit den dramatischen schreiben und bin doch der ansicht, dass alles kochrezepte immer nur ablenkung sind vom eigentlich problem. wo die probleme liegen, ist schwierig zu sagen, aber wenn ich lese, was menschen sich ausdenken, wie beziehungen angeblich funktionieren, dann erahne ich anhand dieser ideen zuallererst, dass da nicht nur ich lange jahre vor mir selbst "davongelaufen" bin, sondern dass das leiden am "unrichtigen" verhalten anderer volkssport ist und nicht viele die kure kriegen und mal den gedanken gebären (und großziehen), dass das leben ein geben und nehmen ist. verlust gehört dazu, aber vieles wäre vielleicht gar nicht als der ganz absolute verlust zu verstehen, wenn man sich auch mit dem verlust angefreundet hätte und darauf vertrauen würde, dass die meisten dinge irgendwie seine richtigkeit haben.

es gibt doch diesen poesie-alben-spruch

Gott gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann. Und die Weisheit, das eine von dem anderen zu unterscheiden.


*gg* der eine schreibt den spruch einem herrn öttinger zu, der andere schreibt ihn schopenhauer zu. *gacker*

naja aber der spruch selbst ist nicht übel!

will sagen: ich glaube, wenn man nicht so damit beschäftigt ist, sich nicht mit sich selbst zu beschäftigen, dann verpasst man einfach dauernd den "einsatz", also den zeitpunkt, an dem man etwas hätte lernen müssen (oder zumindest können). man jagt verzweifelt dingen nach, und für die wirklichen fragen hat man keine kraft, keine zeit und natürlich sieht man sie auch nimmer unter all den netzen und kissen, die man sich zwecks vermeidung von misserfolgen gestrickt hat und überall hingestopft hat.

was, man kann im leben hart landen? oh nein oh nein wie schrecklich und schon wird ein psychisches anti-schmerz-system kreiert inclusive psychotherapie und dem irrsinn zu glauben, man kann aus der vergangenheit schlüsse für die zukunft ziehen.

ich meine ja auch, dass man nachdenken muss, aber etwas dubios finde ich jetzt ehrlich gesagt im moment, wenn man mit nachdenken beginnt und dafür auch wieder rackert und macht und tut und dann steht man vor der tür und muss sie nur noch aufstoßen zu der besseren welt, in der man A) seine probleme löst und B) sich glücklich fühlen darf ohne die erfüllung irgendwelcher patentrezepte, und dann bleiben ALLE stehen, absolut alle und irgendwie merke ich (so glaube ich) schon, wie es den leuten irgendwie besser geht, aber besser ist halt schon ganz gut und bevor man das loslässt, was einem so gut bekannt ist, tut man den letzten schritt dann doch nicht und wundert sich dann nur wieder mit großem gegackere und flügelschlagen, wieso die MENSCHEN, denen man dann begegnet, so unaussprechlich gemein zu einem sind und wieso man trotz aller mühen und dem versuch, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen, nun doch wieder metertief in der scheisse landet.

ich bin der ansicht, dass ich selbst auch viele dinge nicht begreife. und es wäre natürlich vermessen zu behaupten, dass ich keine probleme habe. gerade die letzten wochen waren im endeffekt keine leichte sache, denn einerseits hatte mich ja MAL WIEDER das alles vernichtende "mutter-thema" am wickel und andererseits war die "see" nur ganz kurze zeit ruhig (ja genau, auch ich hatte mir eingebildet, etwas zu verstehen... das rächt sich aber eigentlich immer irgendwann! und in diesem fall natürlich auch!) auf arbeit und schon verschlang sie mich dann so endgültig, bis ich mir gedacht habe, dass ich hier nichts zu denken habe und das einzige, woran ich mich erinnern sollte, der gedanke ist: ich mach es so gut, wie ich kann und mehr kann ich nicht begreifen.

ja genau ich hatte auf arbeit nämlich etwas "verstanden"! ich hatte gedacht, ha, ist ja alles immer schema "f" und was ich dort erlebe, habe ich eigentlich unter anderem etikett schon als anwältin erlebt. so... aha ja weiß nicht, kann sein, aber etwas an diesem gedanken "kenn ich allet längst" war GANZ ÜBEL: ich "kannte" nicht nur alles schon, nein ich hab auch begonnen, einiges "wieder" zu erleben, was ich schon erlebt hatte!

naja nach meinem prinzip, wonach einem ein problem so lange treu bleibt, bis man es gelöst hat, war ich jetzt noch nicht mal geschockt sondern erstmal bloß erfreut, dass das dämliche problem so lange ruhe gegeben hatte (nämlich etwa 1 jahr lang ruhe). das problem lautet:

sadismus

:-)

ja ok vielleicht heißt das problem auch anders, k.a. aber was ich damit meine, ist die immer verdammt ähnlich erscheinende situation: alle sind erwachsen, jeder schmiedet seine eisen und kocht seine süppchen, aber das fällt unter "erwachsen-sein" und was weiss ich. und DANN kommt der störfaktor in form persönlicher angriffe und unartigen verhaltens auf den plan (hier meine chefin, die dem schicksal zur unterhaltung irgendwie an meine mom erinnerte) und nervt so abartig. die eigene suppe wird umgeschüttet, und alle eisen, die man eben noch geschmiedet haben, werden als unbrauchbar dargestellt und einem aus der hand geschlagen.

ja hab ich gedacht, da muss man kämpfen! hab mich aufgemuskelt - und ich muss im nachhinein sagen: ja war schon nicht übel und gehört auch dazu, wenn man keine fehler macht, merkt ja keiner, wenn man es richtig macht.

aber dann hab ich es sein lassen mit dem kämpfen und bin jetzt offen wie ein buch. ich entdecke, dass ich erstaunlich ich selbst bin bei dieser haltung. es ist für mich selbst sogar unterhaltsam, wie manchmal so die pfeilspitzen aus mir herausgeschossen kommen und ich meine chefin damit piekse, aber ich kann auch drüber lachen (manchmal mehr, meistens noch nur wenig, aber immerhin) und - trommelwirbel jetzt bitte! - UND...: ich kann gut schlafen. ich nehme es nicht mit in meine gedanken, wenn ich frei habe, zugleich bin ich auch nicht zu, äh ja.

also:

es gehört dazu, alles aufgeben zu können. das kann man auch positiv formulieren und sagen: es gehört dazu, bei situationen, die von dem erwarteten abweichen, auf sich zu vertrauen.

äh

ich glaube, man kann jetzt net verstehen, was ich meine. also anders erklärt: ich fühle mich gut und kann mir selbst zuschauen, wie ich es schaffe auf arbeit, mit meiner chefin und mit allen anderen klarzukommen. was ich nämlich erwartet hätte, ist, dass es verluste gibt bei den reibereien mit meiner aktuellen chefin, also zum beispiel dass ich jemanden ungerecht behandle oder whatsoever. aber (bisher) geht es gut und ich sehe auch, dass ich zurecht komme, und dieses "sich-von-außen-zusehen-können" erstaunt mich zwar, ist aber wohl ein teil dieses laid-back-dingens. mein gott ich überlege nimmer, sondern ich bin. wenn etwas aufkommt an "situationen", dann handle ich oder nicht, das mache ich aus dem bauch raus und mach mir nicht die gedanken, weder vorher noch nachher.

heute hat mich unser manager angeblitzt und der blick war meiner ansicht nach bewundernd. leutz, ich bin DIE PRAKTIKANTIN und nicht mehr die anwältin oder irgendwer sonst. und mein chef spürt, das ich es schaffe, und er akzeptiert das und bewundert es anscheinend sogar manchmal. naja er hat selbst probs mit der anerkennung, und meine chefin ist einer der größten fallstricke für seine karriere und er weiß partout nicht, wie er sie anpacken soll. nun ich auch nicht also lebe ich einfach mein leben und schaue, wie es läuft.

äh

und mit meinen kollegen habe ich ausgerechnet mit den ex-juristen dicke "freundschaft" geschlossen. naja, freundschaft mit kollegen bedeutet für mich, dass man sich AUF ARBEIT gut unterhält und sich freut, wenn man sich sieht. das ist der fall, und weil eine ex-juristin mit mir in einem boot sitzt, weil sie auch von meiner chefin runtergeputzt wurde 2 wochen am stück, ist der kontakt auch persönlich. ich glaube, so etwas vergisst man nicht und ich frage mich zum allerersten mal, was ich eigentlich tue, wenn ich weg bin.

denn bisher war es ein job für mich, mein gott ich habe schon mehr von meinem leben aufgegeben, um etwas zu arbeiten als jetzt. aber ich frage mich zum ersten mal seit vielleicht 10 jahren, ob ich und wie ich zu diesen netten kollegen kontakt halten sollte.

ach ja

ich hatte ja das posting mit der these begonnen, dass ich mich wundere, wieso man sich so viele dinge fragt und warum man nicht alles aktzeptiert und auf sich zukommen lässt.

ich lasse es auf mich zukommen!!!

:-))

bis zum 28. februar 2007 werde ich schon wissen, was ich will.

so

ich will jetzt bald schlafen.

gute nacht von mir!

gruß

sine

Keine Kommentare: