06 Juli 2006

von Isabel am 7.6.: Jubiläen

Ein guten Morgen allerseits,

mich beschäftigt noch immer diese Zeitsache, das Spannungsverhältnis zwischen meiner Zeit und der allgemein gültigen, dem ich mich krampfhaft und Energie raubend entziehen will, wissend dass diese sinnlos verbrauchte Energie ja nichts davon besser macht und lese hier und mach mir so meine Gedanken ...

Was @Zitro beschäftigt, sagt mir ja nun leider wenig, umso größer ist das Interesse, mehr erfahren zu dürfen und auch die große Freude, etwas Neues, Unbekanntes zu hören.

*ein Schwamm bin*

Doch heute bräuchte ich eher einen, es ist wieder heiß. Eine Dusche im Büro zu haben, wär ganz nett … ;-)
@sine fährt trotz Kreislauflabilität zur aktiven Hochform auf mit steigenden Graden? Das ist erstaunlich. Wie so vieles, was du schreibst, ja "erstaunlich" trifft es für deine Formulierungen.
Sie treffen auf eine Art ins Schwarze, die ich oft noch nicht so gesehen habe, noch nicht so sehen konnte. Du bist meine fehlende Perspektive.

Wenn wir (oder ich) nun beim Zeit-Genießen, beim Inne-Halten sind, und ich mich selbst beobachte, welche Gedanken mir durch den Kopf gehen, wenn ich mich dem auferlegten Hamsterrad entziehe, dann wandern diese Gedanken wie so oft zu längst vergangenen Ereignissen, die zum heutigen Datum stattfanden. Doch waren sie nicht heute, sondern sind schon längst vergangen.

So versunken in der Vergangenheit und in dieser Sicherheit, dass nichts was gewesen ist, rückgängig machbar wäre, kann man sich zu Hause fühlen, nicht? Zumindest mehr als in einer unsicheren Zukunft. Doch wenn man die Sinnhaftigkeit solcher Gedenktage, solche Jubiläen

*was für ein seltsames Wort*

überdenkt, sollen sie nicht zeichnend sein für eine Zukunft, dieser also einen Teil der Unsicherheit weggenommen werden?

Milan Kundera schrieb – ja, so was lese ich in der vorlesungsfreien Zeit ;-)

"Denn die Quelle der Angst liegt in der Zukunft, und wer von der Zukunft befreit ist, hat nichts zu befürchten."
Vll doch etwas zu pathetisch.

Aber sie beschäftigen mich, die Jubiläen und Rituale. Das Klammern an Traditionen, das Festhalten am Althergebrachten, das feierliche Zelebrieren und künstlich positiv Halten - das man die negativen Seiten aber völlig vergisst, außer Acht lässt?

Als ein immer wiederkehrendes Leben, das in zyklischer Weise vorherbestimmbar verläuft und jede Unsicherheit nimmt, sobald die Idee, Zukunft gestalten zu wollen, nicht greifbar ist?

*zerbricht sich wieder über alles Mögliche den Kopf*

Es geht mir hier wie bei vielen Dingen und Themen – auch bei der Liebe – um Macht und Ohnmacht, um Ungleichheit und darum, dass zwischen dem, was man sich wünscht – auch von sich selbst – und dem, wozu man imstande ist, sich eine Kluft spannt, die unüberwindbar scheint.

Und noch ein bisschen Milan:

"Die Grundlage der Scham ist nicht irgend ein persönlicher Fehler, sondern die Schande, die Erniedrigung, die wir dabei empfinden, dass wir sein müssen, was wir sind, ohne dass wir es uns so ausgesucht haben, und es ist das unerträgliche Gefühl, dass diese Erniedrigung von überall zu sehen ist."

*die spricht in Rätseln, die olle Isabel* ;-)

Über die Unmöglichkeit von Liebeskummer und dem Geburtstagsblues, den ich (erstaunlicherweise) nicht seit meinem Geburtstag, sondern seit SEINEM habe, vll lieber doch ein anderes Mal.

Euch noch einen schönen Tag und alles Beste von

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