24 Juli 2006

kand. 1 ist unwichtig... und: frage betreffend "zwängen"

hallo isabel!

ich verstehe, dass du die zusammenhänge nicht kennst... bitte verzeih, wenn ich dir heute abend aber keinen kurz-abriss meiner relativ turbulenten vergangenheit geben möchte. ich bin einfach zu müde!

der grund für meine müdigkeit ist meine neue studi-webseite (wenn du gucken magst, wie die seite voran kommt, kannst du gerne mal reinschauen: bwl@pingoing.de... schaut aus wie eine e-mail-addi, ich weiß, ist aber eine WEBSEITE und nicht nur ne e-mail-addi auf dem server, auf der mein schreibbüro ersprossen ist, und daher habe ich es eben "bwl at ..." genannt *gg*). an der webseite arbeite ich die nächte seit freitag (und auch die tage), denn ich feiere damit, dass semesterferien sind seit heute (juhu schön ausschlafen - äh falls man überhaupt schlafen geht...). also ich "feiere" mit dem webseitengefrickel, dass mein semester vorüber ist und ich mal stressfrei bin.

das gebastel an der webseite macht mir halt spaß und es ist eine belohnung. auch, wenn ich bis dato auch zwischendurch mal eine weile keine lust darauf hatte... WENN ich es mache, ist es wieder reizvoll!

so

aber nun kurz zu deiner frage, ob kand. nr. 1 mich aus dem job verdrängt hat: nein. aber es liegt nahe, das zu denken. ich selbst habe mir sehr häufig überlegt, ob ich es schmeißen sollte mit meiner anwaltstätigkeit mit diesem peinlichen typen. aber die entscheidung, wie meine "politik" in bezug auf mein problem "kand. 1" lauten würde, hing von dieser frage mit ab. und ich habe somit die frage, ob ich es stecke, verneint und mich dafür entschieden, für mich und mein bisheriges leben zu kämpfen.

damit meine ich jetzt, dass ich damals den drohungen meines exes nicht nachgeben wollte und alle peinlichkeiten ertragen wollte, die er mir anzutun angedroht hatte. es wurde auch peinlich, aber bei weitem nicht soooo peinlich, wie ich es mir hätte vorstellen können.

also bin ich im "sattel" geblieben, was die kanzlei angeht. ich war aber schon irritiert, stimmt, aber das war ich schon immer gewesen, und jetzt hatte ich es dann anlässlich meiner ängste und probleme wegen kand. 1 auch zugelassen. ich schaute mich nach alternativen um, eigentlich suchte ich das berühmte "zweite standbein" und dachte nicht an die aufgabe meiner anwaltstätigkeit.

wieder andererseits war mir schon immer nichts einfacher erschienen, als diese tätigkeit - ich meine die anwaltliche tätigkeit - wieder bleiben zu lassen.

naja

will sagen: nope, kand. 1 ist nicht "schuld", aber es bleibt zu fragen, ob ich mir jetzt im rahmen meiner "politik" (der politik, dass ich mich den drohungen von kand. 1 nicht beuge) vielleicht die sache etwas glattgeredet habe.

dafür könnte vielleicht sprechen, dass ich mit erstaunen und zugleich auch mit befriedigung zurückblicke und leise ein stimmchen zu hören meine, das mir vorsummt, dass dieses problem mich glücklicher werden lassen hat und dass es ungewiss gewesen ist, wie lange ich meine eigene beklemmung noch ertragen hätte, wenn meine situation nicht so zugespitzt worden wäre.

so

zu dir, isabel!

isabel wrote:

Dabei eine Beschäftigung zu finden, die man gern macht, die man inhaltlich mit dem Studium verbinden kann UND die auch noch freie Zeiteinteilung erlaubt, schien beinahe unmöglich. Umso größer ist meine Freude, dass mir das gelungen ist.


ich gönne es dir und auch, wenn ich wirklich (noch) nicht in deiner lage bin, kann ich es mir vorstellen, was das bedeuten kann, einen solchen job zu haben.

du scheinst auch wert auf freie zeiteinteilung zu legen, oder? ich bin ja da ganz eifrig und liebe es, meine zeit frei einzuteilen. nur: so frei, wie ich es gerne hätte, ist die zeiteinteilung ja doch nie...!

*lach*

also du weißt ja, dass ich auch viel schufte und rackere, also freie zeiteinteilung hat bei mir net den unterton "viel freizeit"! aber manchmal doch auch... ich würe nämlich gerne einfach mal ein halbes jahr reisen, vielleicht nur an die nordsee / ostsee, das stelle ich mir irgendwie toll vor, in irgendeiner hütte zu leben und allenfalls bücher zu lesen (kein internet, kein fernsehen, keine leute, uh oh ah und nicht die dauerbeschallung von berlin-mitte und dessen fucking-hell nightlife...!).

ähm

in diesem sinne würde ich also auch gerne mal länger als nur 1 oder 2 tage "aussetzen", aber nun gut.

das führt mich dann zu einer frage, die monsieur und icke mal letzte woche am wickel hatten:

ist es eigentlich "besser", wenn man unter druck steht, als wenn man sich selbst VÖLLIG FREI überlassen ist?

o.k. nun noch ein paar worte zum hintergrund dieser frage...:

wir waren doch bei den eltern meiner freundin draußen in deren garten gewesen. da haben wir dann auch zwei geschwister von meiner freundin näher kennenlernen können / müssen / dürfen. alkoholismus ist in der familie kein tabu und probleme haben alle vier kinder (dreie waren aber an dem wochenende nur anwesend) generell in mancher hinsicht mit allem möglichen gehabt.

der bruder zum beispiel ist alkoholiker (ach) und zugleich drogist. alle rauchen wie die schlote, alle sind depressiv.

soooo, und dieser bruder hat dann uns kalauer erzählt, also kurze flashs, die nicht als "geschichte" bezeichnet werden können - also kalauer...

einer der kalauer war, dass er ja immer schule geschwänzt hatte als kind und die lehrerin nichts (bzw. fast nichts) dagegen unternommen hatte. bezeichnenderweise unternahm seine mutter (der vater ist nur - naja weiß heißt "nur" - sein stiefvater und war damals nicht dabeigewesen) auch heute nichts: sie verbat sich weder das thema noch äußerte sie unmut.

genauso apathisch und mit hilflosigkeit antwortete sie auf die geschichten, dass der bruder meiner freundin sich geschlagen hatte und beim schlag sich die hand verletzt hatte.

genauso die reaktion darauf, dass der bruder sich schon auf dem weg zu der gartenparty ein bier gekauft hatte und dass (wie immer) weitergesoffen wurde, während wir noch kaffee und kuchen konsumierten.

also ich weiß, wie oberflächlich und vor allem wie undifferenziert folgender gedanke ist, aber ich dachte tatsächlich: "wie sollte aus diesen menschen etwas werden?"

meine freundin hingegen hat sich schon immer verantwortlich gefühlt. sie hat ihre geschwister angefleht, die familie zusammenzuhalten, sie hat geholfen, jahrelang finaziell, wie sie mir oft erzählt hat, aber auch als kummerkasten und als rettungsanker. sie fand es wohl am anfang faszinierend irgendwie, sie ist - ähnlich wie ich - ja nicht zu schocken mit problemen dieser art. aber sie ist - wie jeder - eben auch überfordert gewesen, und in der rolle der schwester war sie noch machtloser als jemand anders, glaube ich.

meine freundin hat also "immer alles gemacht". sie war sozusagen das "wunderkind" in der familie und hat die ausbildung gemacht, ist relativ fleißig gewesen und hat nebenher noch mutter für ihre - älteren - geschwister gespielt.

manchmal sticheln die geschwister, die übrigens WESENTLICH älter aussehen als meine freundin und schlicht verlebt ausschauen. die sticheleien gehen immer so in die richtung, dass sie meine freundin für abgehoben halten, ach, und was noch alles hab ich mir net gemerkt (ist ja auch hühnerkacke alles).

meine freundin leidet darunter. ich habe aber längst aufgegeben, sie darauf aufmerksam zu machen, dass sie gar nicht verantwortlich ist für diese idiotischen verwandten, insbesondere auch sich zurückziehen darf, wenn es ihr selbst nicht gut geht und sie sich auch irgendwie falsch verstanden sieht.

also haben sich meine gedanken an etwas anderem festgebissen: war es für meine freundin "besser", sich selbst so unter druck zu setzen und immer noch druck zu spüren?

denn sicher sind die geschwister in der schule und auch im leben schwierigkeiten aus dem weg gegangen, was aber nicht zur abschaffung von problemen beigetragen hat, sondern nur dazu, dass es probleme gibt, die nicht mehr zu lösen sind.

naja "nicht mehr zu lösen", sag niemals nie, ich weiß. aber die belastung durch ein - wie man als spießer sagen möchte: - "versautes" leben ist halt da, und die trostlosigkeit ist spürbar bei den leutz!

ich habe irgendwie die neigung, "ja" zu sagen und der gedanke hat sich aufgeplustert, dass zwang und unfreiheit auch und vielleicht gerade zu positiven ergebnissen führen können, z.b. zu mehr glück und zu mehr freiheit.

die familie meiner freundin ist natürlich kein gutes anschauungsobjekt für meine frage, ich habe das nur geschildert, weil dort diese frage entstanden ist, als ich das ganze mit monsieur am wochenende mitbekommen hab.

die antwort... hm wo liegt die?

schnell schaut man auf den eigenen arbeitsberg - von einem "berg arbeit" sprichst du auch immer gern, gell, isabel? - und eigentlich denke ich nur, dass es einen "inneren schweinehund gibt, aber weiter denke ich nicht - bisher!

mal sehen, vielleicht komme ich auch zu einer freundschaft mit dem zwang. zwang can do good!

oder etwas nicht...?

so

ich geh heiern

ich grüße euch und wünsche eine kühle (!) nacht... *wünsch wünsch*

gruß

sine

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