02 Juli 2007

von Isabel am 2.7.: von Angst und Macht

Ein liebes und ein herzliches Hallo euch allen, die Prüfungswoche ist vorbei und ich könnte endlich aufatmen, wenn ich es könnte.
Ja, erfolgreiches autogenes Training hat viel für sich. Es scheint, als ob man Macht hätte über alle Dinge, über Krankheiten, über unangenehme Gedanken und auch über die Wellen, die oft über den Kopf zu schwappen drohen.

Zurzeit bin ich noch sehr flau, die letzte Woche war anstrengend – zu anstrengend. Ich hab es gewaltig unterschätzt, was ich mir da aufbürde oder habe mich zu schlecht oder zu spät vorbereitet oder was weiß ich.

Jedenfalls ist es soweit gut gegangen, ich hab noch mal die Kurve gekriegt. Berauschend sind die Ergebnisse nicht, aber die acht Scheine sind gemacht. jetzt würde ich mich gern entspannen, sollte mal nachlesen, wie das eigentlich geht.

Selbstverständlich hab ich alle eure Postings gelesen und kann nur sagen, wie Leid es mir tut und wie ich mich aber auch für euch freue - es tut mir Leid, wenn ihr leidet, an Problemen, die andere verursachen, die andere erst entstehen lassen und die ihr euch umhängt und damit lebt.
Und ich freue mich, wenn ihr in der Not jemanden an eurer Seite habt, auf den ihr euch verlassen könnt.

Krankheit ist ein Thema und es ist eines, vor dem ich mich am meisten fürchte.
Ich bin mit Krankheiten groß geworden, hab ich es je erzählt?

Also, nicht ich war jemals krank, zum Glück nicht, aber ich habe Krankheiten beobachtet. Wenn ich nicht solche Scheu davor hätte, wäre ich wohl Arzt geworden. ;-)
Na, es reicht ja, wenn ich mit Medizinern arbeite.

Ich bin im Krankenhaus groß geworden, weil meine Mama Krankenschwester war. Nach der Schule ging ich oft hin, es gab gratis Mittagessen, wenn ein Patient entlassen wurde oder gestorben war und ein Menü übrig blieb. Dann schrieb ich meine Hausaufgaben im Schwesternzimmer und wartete dann auf Mama, dass sie Dienstschluss hatte, um mit ihr gemeinsam nach Haus zu gehen.

In dieser Zeit beobachtete ich oft die Patienten und die Ärzte in ihrem alltäglichen Umfeld. Schon damals studierte ich wohl gesellschaftsdynamische Prozesse, nur dass man das mit sieben Jahren nicht in Worte fassen konnte. ;-)
Ich kaufte für die Krebspatienten Zigaretten, weil sie es selbst nicht durften, auch Zeitschriften und schließlich unterhielt mich oft mit ihnen.

Ein seltsamer Umgang für ein kleines Kind? Ich war auch ein seltsames Kind.
Die Ärzte hatte ich immer nonverbal in Erinnerung, sie lächelten freundlich aber sprachen wenig bis kaum. Meine Mutter hatte immer großen Respekt vor ihnen - zumindest vor Ort.

Aus dieser Zeit weiß ich: das Schlimmste was es gibt ist, krank zu sein.
Alles lässt sich lösen und alles wird gut, solange du dich auf deine innere Kraft stützen kannst. Interessanterweise war ich nie so krank, um wirklich darunter zu leiden.

Aus diesen jahrelangen Beobachtungen ziehe ich die (kindliche) Conclusio:

Was kränkt, macht krank, daran ändert selbst die beste Absicht nichts. Jede Kränkung lässt sich nur durch vielfältigen Glückfall kompensieren und irgendwann - nach langen Jahren der Kränkung - stimmt das Verhältnis nicht mehr und man resigniert.

Alles eine Frage der Definition: was ist Glück eigentlich? Wie sehr hängt es mit Liebe zusammen und wie sehr mit Macht? Und: Wie viele Kränkungen lässt man zu, um vermeintlich geliebt zu werden?
Und was muss alles passieren, bevor man erkennt?

Erkenntnis - was der Grund ist für diesen Studienaufwand, der kaum zu bewältigen ist. Ich bin auf der Suche nach Antworten, um Ängste, die sich nicht in Worte fassen lassen, zu verstehen.

Denn erst, wenn man versteht, löst sich alles und im Guten: alle Sorgen und alle Ängste - sie sind mit einem Mal nicht mehr so wichtig, wie sie schienen.

Euch alles Beste und eine gute Nacht!

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