08 Juli 2007

studiengeheule

hi ho

@isabel:

du hast zu der frage, wie du die prüfungen geschafft hast, geschrieben:

ich lerne nicht, zumindest nicht so, wie es dem System entsprechen würde - auswendig Text repetieren, Definitionen pauken, usw.


oh, das kommt mir bekannt vor. ich saß im ersten semester STAUNEND da und habe festgestellt, dass die kidz einen anderen lernstil haben als icke. sie pauken. sie gehen wie opferlämmer in die prüfungen (manche früher, manche später... also vielleicht nicht GANZ wie opferlämmer, sondern teilweise mit einem gewissen widerwillen) und fragen nicht, ob sie die prüfungen schaffen. sie machen einnfach, was vorgeschrieben ist - auch, wenn uns eigentlich niemand mehr irgendwas vorzuschreiben hätte (man "bietet" und nur noch etwas an, ähäm *hüstel* aber es ist ja das EINZIGE, was angeboten wird... also doch eine vorschrift, nichts weiter). sie halten sich GEFRUSTET an irgendwelche studienpläne. sie besuchen kurse, deren benotung sie frustriert.

mein fazit: ich leiste mir meine art zu lernen. ob das sinnvoll ist, ist natürlich sehr relativ - ich lerne ja leider in beziehung auf punkte und bestehen der prüfung nicht wirklich sinnvoll.

ich lerne mit assoziationen.

mein gedächtnis ist nicht phänomenal. um meine psyche ins lot zu bringen (und dort auch zu halten) habe ich die einstellung, dass mein gedächtnis kein computer mit einer festplatte sein soll, sondern ein lebendiges und mit gefühlen durchdrungenes instrument, auf dem ich jeden tag "spielen" möchte und das mir (gefälligst *g*) wohlbefinden bescheren soll, nicht diese stupide gehorsamkeit und unterwürfigkeit, die mir meine eigenen empfindungen zukleistert.

dieses "ich-bin-aber-wer" ist in der uni nicht so sinnstiftend, wie ich gedacht hatte.

ich hatte gedacht, mein herz und mein wille würden mir die guten noten bescheren und der aufwand, den ich hinzuzufügen hätte, wäre fleiß. nun, vielleicht stimmt das, aber ich vermute JETZT, dass "fleiß" eben auch zum großteil aus gehorsam und aus dem ignorieren eigener gedanken zu bestehen hat bei den anforderungen.

ich muss zugeben, es ist mir SCHWERgefallen, mich von der juristin, die in prozessen mal eben von jetzt auf gestern mit sachverständigen irgendwie kommunizieren musste und ihnen auch in fachfremden gebieten paroli (!) zu bieten hatte, also mich von dieser juristin abzuschwingen zu einem schaf in einer herde.

sorry for that!

das mag vielleicht auch eine art von eitelkeit gewesen sein damals, aber ich glaube nicht, dass ich eitel war. im gegenteil: ich habe gelernt, dass ich mir vertrauen durfte. ich durfte mir glauben, dass ich es (irgendwie) schon schaffen würde, in kürzester zeit eine materie irgendwie spruchreif auf den kasten zu bringen und teilaspekte durchzudiskutieren.

das genügt in meinem studium NICHT.

es ist einerseits GENAU gleich wie in meinem ersten studium: es genügt nicht, dass klar ist, was ich gemeint habe - ich muss schon den antworttext, den mein korrektor dann vorliegen hat, mehr oder minder zufällig genau gleich wiedergeben. alles andere würde ja bedeuten, dass mein korrektor sein gehirn anstellen muss! und wie wir alle wissen, führt der weg nach oben durch den schmalen tunnel der konformität. er wird also nicht bei jedem pup den dozenten fragen, ob madame sine es SO auch hätte schreiben dürfen, und er wird auch sicher nicht auf die idee kommen, dass ich eventuell manchmal ganz gut wissen sollte, wovon ich schreibe.

es genügt andererseits aber auch nicht, weil eben die definitionen so wichtig sind. wir werden alle geformt, sozialisiert, und ein studium drückt unserem leben einen wortschatzmäßigen stempel auf, mit dem wir später im theater des lebens die rolle unseres jeweiligen berufes möglichst überzeugend darbieten können. ich muss halt wissen, dass mit "beschäftigung" bei einem bwler nicht die frage der berufstätigen im vergleich zu den arbeitslosen gemeint ist (sondern die auslastung der kapazitäten eines unternehmens). ich muss auch wissen, wo ich später einem buchhalter gönnerisch sagen kann, dass seine kleinkrämerischen berechnungen mir als controller (mit meinem kalkulatorischen ansatz) doch irgendwie schnuppe sind; oder umgekehrt muss ich als buchhalter (falls ich eben kein controller werde) sagen können, dass ich wenigstens keine wischiwaschi-berechnungen durchführe, sondern reale und nachprüfbare werte produziere.

bla

ach isabel, ich hab ziemlich großen leidensdruck an der uni. dieses süßen twens ziehen an mir vorüber, sie sind leere hüllen und jedes studienjahr macht sie noch leerer - und sie sollen auch hüllen (also gefäße) sein! anders kann der studienstoff nicht bewältigt werden (fürchte ich), als dass die studenten sich kritiklos den scheiss einfiltern lasssen und dann "randvoll" mit buzzwords in den job entlassen wwerden.

ich glaube, die uni hat "recht". also ich glaube, die uni hat nunmal diesen job.

wir haben jedes jahr einen gewissen wissenszuwachs in der gesellschaft. es fällt schwer, das wesentliche vom unwesentlichen zu trennen, und ganz besonders schwer fällt es, errungenschaften, die man in der eigenen entwicklung gemacht hat, relativ zu verstehen. so trichtern sie uns immer mehr und immer unüberschaubarere informationen ein an der uni - die bücher werden dicker, die profs spezieller. oder (noch schlimmer): die profs werden so oberflächlich, dass sie keine eigene meinung mehr haben, sondern verlangen, dass man ein buch auswendig kann und in der klausur reproduziert!

ich weine den diskussionen hinterher, die an meiner uni noch mit viel mühe (weil wir kleinen fische im großen strom nicht diskutieren wollten, sondern nur punkten punkten punkten wollten) versucht wurden. ich weine diesen diskus hinterher, in der tatsächlich immer ein streber die bgh-rechtsprechung ausgebracht hat und sich dabei schier vor glück eingepinkelt hat - denn jetzt könnte ich sagen, wie ich das finde und auch argumentativ in einigen fällen meinen gedanken gewicht verleihen.

das kann ich nicht mehr, mein dozent hat mich gehasst in der bgb-vorlesung. und in den anderen vorlesungen sitze ich da und spüre nur, dass ich durch den ganzen stress geschleift werde, dass auch meine kraft begrenzt ist und ich nur hoffe, dass ich den weg finde, wo ich am wenigsten reibungsverluste habe und vielleicht dann am ehesten zu einer bestandenen prüfung gelange.

ich glaube, am ähnlichsten ähneln die kidz mir in der tatsache, dass jeder von uns sich arrangieren muss mit dem gedanken, nicht immer die höchstmögliche punktzahl zu erreichen.

tja, sorry, ich heul hier ganz schön rum.



isabel schrieb:
Die Noten sind nicht gut und die Professoren haben keine große Freude mit mir.


same here...

Die Kollegen sind distanziert, weil ich mir für soziale Unternehmungen des Studentenlebens keine Zeit nehme und daher nie ein besseres Kennen lernen stattfinden kann.


hm... also ich habe mich dieses semester ja TOTAL rausgenommen aus dem studi-alltag. ich hatte einfach KEINE LUST MEHR auf diese jugendliche langeweile, die mir meine kommiliton(inn)en auszustrahlen schienen. ich war im ersten und zweiten semester ja wenigstens ein, zweimal mit meiner liebsten kommilitonin auf der piste und nach der bgb-klausur hab ich mir sogar das event angetan, dass wir uns abends mal in einer kneipe zu einer größeren gruppe treffen.

ja, ich hab aktiv bei den kennenlern-aktionen mitgemacht, die vom studien-dingsbums für erstsemester angeboten wurden. weißt du, isabel, ich habe dagesessen, und es kamen so themen auf wie: "was, du rauchst nicht? hast du mal geraucht?" oder "ach, du trinkst nicht gern kölsch? hast es aber gern getrunken?"

das sind fragen, hinter denen dieses totale unverständnis steht. es fehlt einfach - die lebenserfahrung!

mit einer 30-jährigen (oder älteren) person würde das thema durch sein. aha, nichtraucher. aha, weizentrinkerin.

am schlimmsten fand ich komischerweise, als ich mit meiner allerliebsten studienkollegin in der disco war. es hat ihr SO GUT GEFALLEN! und ich hab mich gelangweilt bis zum getno. hosenscheisser an der theke. tolpatschige anbaggereien an der damentoilette und in ecken - also so wie zu fetenzeiten früher. kein einziger langhaariger, kein einziger interessanter mann, allenfalls die jungen frauen was zum angucken, aber ich hab kein interesse an schminkideen und frisurentrends. wenn ich getanzt habe, haben diese pupsjungen leute blöd geguckt, weil da jemand GETANZT hat und nicht nur mit eingezogenem bauch den seitwärtsschritt nach rechts und anschließend den seitwärtsschritt nach links getan hat.

oh ich war einsam!

und zu aller krönung hat meine liebste studienfreundin eine "1" in bgb geschrieben, überhaupt alle, die meine studi-webseite gelesen haben, haben sehr gut geschrieben. und ich hatte eine "2,3".

es ist noch schlimmer: hinsichtlich des zensurenkontingents ist mir nun klar geworden, dass die zensuren nach dem verfahren verteilt werden (1) leistung und (2) verteilung der zensuren in der gruppe. d.h. selbst wenn ich gut schreibe, dann bekomme ich noch lange kein "gut" (oder eine "2"), sondern ich werde noch runtergeprüft (oder vielleicht auch hochgeprüft), damit die statistik ausgeglichen ist. das ist wahr! es müssen 30 prozent durchfallen, und jetzt, wo wir auf den master schielen, wird zudem auch nur eine feste prozentzahl an studenten produziert, die später für den master dann überhaupt zulassungsfähig sind.

diese erkenntnis hat mir tatsächlich den elan geraubt, meine studi-webseite so weiterzubetreiben, wie ich es mir vorgestellt hatte - denn ich hatte ernsthaft letztens einen klausurtext in wirtschaftsgeschichte in den händen, habe diesen aber noch nicht veröffentlicht und werde ihn auch nicht vor meinem eigenen klausurtermin veröffentlichen! grund: ich habe einen fan-club. diese leute ziehen also von meiner webseite infos, und was ich dort mit grips und mit dem herzen zusammengetragen habe (und damit mein zeitpensum vollständig gefüllt habe), wird von diesen kleinen gehirn-robotern (also von meinen kommilitonen) gespeichert, auswendiggelernt und zu einer brillianten zensur weiterverarbeitet.

und klein-sine kriegt dann wieder ne miese note.

also letzteres ist sicher übertrieben (hoffe ich), und es wird ja möglich sein, dass ich meinen eigenen scheiss auch besser lerne. aber... naja!

wie gesagt: es ist, als würde man dauernd geschleift. dieses studium erscheint mir so, also würde ich in einer tunnelrutsche auf meinen bachelor zusausen, nur ist in dieser tunnelrutsche alles voller felskanten und unebenheiten und man sieht das ende nicht. man weiß nur, andere kommen da auch durch, und, wie der wirtschaftswissenschaftler so schön formuliert, und man "optimiert" sein verhalten.

oh je oh je

also werd ich mal lernen, leutz

das gejammere muss jetzt mal erleichternd gewesen sein (obwohl jammern sicher mehr spaß macht als lernen *g*) und der kopf soll jetzt mal frei sein, jungfräulich geradezu. dann passt bestimmt logarithmieren rein und auch noch integrieren.



gruß

sine

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