06 Juli 2007

von Isabel am 6.7.: Falsche Vorbilder

Liebe @matilda, gratuliere auch zum Baby!

Wie das klingt … *gg*

Es ist schön, wenn in der schweren Zeit etwas und jemand trösten kann, und so ein Baby, das ist schon ein Wunder.

Von den Prüfungen darf ich erzählen und von Selbsteinschätzungen und auch von Vorbildern, und frage mich, ob sie falsch sein können oder richtig oder ob es das überhaupt gibt - falsche oder richtige Vorbilder.

Also zuerst: ob alle Prüfungen positiv sind, weiß ich noch nicht, die Korrekturen dauern einige Zeit. Es waren offene Fragen, die handgeschrieben beantwortet wurden …

Diese Prüfungen sind geschafft im Sinne von getan und vorbei - falls ich durchgefallen wäre, hätte ich noch eine Chance, im Herbst zu einem Nachtermin anzutreten, um den Schein noch zu retten.

Liebe @sine, ich weiß, du meinst es gut mit mir und in deiner Vorstellung scheine ich ein viel zu selbstkritischer und vll auch zu bescheidener Mensch zu sein (?). Es liegt wohl an meiner Selbstdarstellung, dass ich dieses Bild liefere, aber es stimmt so gar nicht.

Du fragst mich, wie ich lerne und du schreibst:

denn in diesem fall hab ich ehrlich gesagt ja nicht geglaubt, dass du das hinbekommst und eher auf den großen katzenjammer gewartet!

Es stimmt schon, wenn man erzählt, dass man ein Vollzeitstudium neben einem Vollzeitjob versucht, es den Eindruck erwecken muss, dass sich das nicht ausgehen kann mit der vollen Zeit, die zur Verfügung steht.

Um es aufzuklären: ich lerne nicht, zumindest nicht so, wie es dem System entsprechen würde - auswendig Text repetieren, Definitionen pauken, usw.

Das soll ja nicht heißen, dass das Studium so einfach wäre oder ich so genial: das heißt einfach nur, dass ich latent lerne: also die Dinge lese, versuche zu verstehen, darüber nachdenke und vieles aufgrund eines gut funktionierenden Gedächtnisses behalte. Einfach so.

Es reicht aus, um durchs Studium zu kommen. Die Noten sind nicht gut und die Professoren haben keine große Freude mit mir. Die Kollegen sind distanziert, weil ich mir für soziale Unternehmungen des Studentenlebens keine Zeit nehme und daher nie ein besseres Kennen lernen stattfinden kann.

Das alles nehme ich hin und es stört mich nicht wirklich. Das wusste ich von Anfang an und ich habe diese Studienpläne mit so viel Widerstand durchgesetzt - von einem verständnislosen Ehemann über so genannte Freunde bis hin zu entsetzten Verwandten - dass mich Kollegen, die "not amused“ sind, wenig rühren.

Was mich stört ist, dass ich zum Einen mehr tun hätte können, ich habe meine Zeit nicht gut genutzt und gern die Wochenenden verbummelt und zum Anderen, dass ich unterschätzt habe, wie sehr es mich anstrengt.

Ja, ich bin erschöpft, aber bei diesem minimalsten Aufwand, den ich liefere, steht diese Erschöpfung in keiner Relation. Das stört mich.

Vll habe ich auch nur die falschen Vorbilder.

Ich arbeite mit Wissenschaftler, @fee. Also, ich bin keiner, ich mach die Administration für Projekte. Den Bürokram eben ;-)
Sie zu kennen und mit ihnen zu arbeiten hat den großen Vorteil, dass man sich relativ einfach mit Genies anfreunden kann, was im normalen Leben nicht funktioniert.
Es hat aber den großen Nachteil, dass man damit leben muss, nie ein Teil ihres Lebens sein zu können. Ob mich das stört? Naja, eigentlich nicht, nicht mehr, ich habe mich schon daran gewöhnt.

Es ist eher so, dass ich sie beobachte und daraus lerne.
Sie sind meine Beobachtungsobjekte *gg*.
Ganz so, als würde ich vor einem Terrarium sitzen und mit dem Finger gegen die Scheibe trommeln - nur dass ich außen bin und sie gefangen sind in ihrer Welt.

Oft überlege ich, ob ich sie beneiden soll. Oder bedauern? Ein neutrales Verhalten dazwischen ist nicht möglich. Sie leben in dieser Welt und sie sind darin versunken.
Sie lösen die großen Probleme der Welt!? oder zumindest kennen sie sie. Es sind übrigens Mediziner.

Jedes alltägliche Problem ist damit so weit weg und wie alles, was weit genug weg ist, kann es auch weniger ausmachen oder sich als Problem manifestieren, alles was global und mit Abstand betrachtet werden kann, ist halb so wild bis gänzlich unwichtig.

Das ist beneidenswert. Ist es das?

Ob sie Einbußen haben und oftmals vieles nicht mitbekommen, was so passiert in der richtigen Welt? Das dachte ich auch oft. Wenn ich dann die Probe aufs Exempel mache und sie teste

;-)

dann wissen sie mehr über tägliche Banalitäten, als ich gedacht hätte.
äh, ja, also, diese Theorie geht auch nicht auf.

Also doch Neid?
Oder lieber Bescheidenheit, dass man auch diese Welt sehen durfte?
Oder doch Wunder?

Ist es ein bisschen so, als wenn Babylachen Traurigkeit vertreiben kann?
Ein Foto wäre nett …

Liebe Grüße von Isabel!

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