28 Juli 2007

verbündete arbeitsmittel

hallo!

danke, dass du mir ein feedback gibst, denn ich kann mit dieser formulierung von dir jetzt etwas anfangen, isabel:

ich sehe mich nicht mehr als das Kind meiner Mutter, ich bin nicht mehr das Kind meiner Mutter.


das ist dann verständlicher für mich, dass du dich frei fühlst.

tja ja, ob jetzt der falsche zeitpunkt für tiefschürfende gedanken und vielleicht auch unangenehme diskussionen ist, ist die frage. ich bin aber immer für "heraus damit" und möchte dann erst entscheiden, ob ich reagiere oder nicht. von dem prinzip gibt es ausnahmen, und zwar bei den themen, bei denen ich mich dann doch sofort verhebe, oder bei menschen, die ein thema nicht nur im rahmen eines gesprächs ansprechen, sondern um etwas zu bewirken.

beide ausnahmen liegen hier doch nicht vor, isabel. sei nicht schüchtern. ich möchte gern hören, wie du es in deinem leben hinbekommst.

das mit den prüfungen ist übrigens nicht so schlimm, wie man glauben könnte (oder vll. ist es schlimmer, aber wie gesagt: ich kann doch entscheiden, wo ich grenzen setze bei manchen angelegenheiten):

dass du noch im Prüfungsstress bist (weil ich vergessen habe, wie lange die Prüfungszeit bei euch dauert)


ja naja, der prüfungszeitraum beträgt gut 8 tage. der witz ist, dass ich nur 2 klausuren schreibe (in diesem sogenannten "1. termin"), wohingegen andere 3 oder 4 klausuren schreiben, manche sogar alle klausuren, die sie machen müssen (also etwa 5-6 klausuren). bei den meisten gehen andere prüfungen voraus in ihren sprachkursen und in den berufsvorbereitenden kursen (bei mir z.b. war es ein excel-kurs).

in meinen augen ist die prüfungsperiode also gar nicht lang, zumindest ich selbst hab überhaupt keine probleme groß, da ich nur 2 klausuren schreibe (und die anderen 3 erst im oktober).

ich möchte gern etwas zu meinem lernstress sagen:

ich habe jeden tag etwas getan für meine mathe-klausur. dennoch bin ich erst bei aufgabe 5 der ersten alten klausur, die ich zwecks vorbereitung nacharbeite.

nun, obwohl ich ahne, dass ich spätestens am montag dann doch richtig panik bekomme vor mathe, läuft es BISHER gut. "gut", damit meine ich nicht: effektiv, erwartungsgemäß, adäquat. ich meine mit "gut", dass ich lernfortschritte mache. ich meine damit, dass es mich interessiert. und ich meine damit, dass ich es nicht allein tue, um meiner echten oder eingebildeten mutter ein schnippchen zu schlagen, sondern ich hab immer noch dieses interesse an mathe wie an einer pflanze, die eben bestimmte pflege erfordert.

im moment sehe ich nicht, dass ich für die klausur fit bin.

der gedanke, durch die klausur zu fallen, wird dann entsprechend noch wirken, wenn es so weit ist, vermute ich (vielleicht aber auch nicht - schaunmermal).

aber: der gedanke, dass ich mir mit meinem fernstudium meine studienzeit auf MEINE gegebenheiten anpassen werde, der gedanke, dass ich hier mit dem prüfungsstress dinge lerne, zu denen ich mich sonst vielleicht nie aufgeschwungen hätte, diese gedanken sind beide ganz toll.

in der klausur vom letzten montag hat mir eine der aufsichtspersonen meine klausur ohne vorankündigung von hinten weggerissen, während ich geschrieben habe. mir ist der stift über das gesamte blatt ausgerutscht. das erste blatt der gehefteten klausur wäre fast abgerissen. und mir ist mein taschenrechner heruntergefallen.

meinen taschenrechner hat es getoastet.

gestern waren monsieur und ich dann im elektronik-laden und haben uns (beide *gg*) neue taschenrechner gekauft.

für mich sind diese "sinnvollen" käufe immer sehr schön. ich liebe es, wenn meine arbeitsmittel mit bedacht und ruhig auch für etwas geld zusammengestellt wurden.

mein taschenrechner ist jetzt äußerst angenehm. er lässt sich bedienen wie die mathe-programme auf dem computer, d.h. ich bekomme platzhalter angezeigt und kann zahlen eingeben, sodass ich z.b. brüche und wurzel-terme genau so anzeigen (und berechnen) lassen kann, wie sie auf dem papier stehen würden.

früher hat sich oft all meine mühe, all dieses, was ich aktuell als "liebe" bezeichne, ins gegenteil verkehrt. jede einzelne herausforderung habe ich in meinem leben irgendwie verkackt - so mein herr selbstzweifel zumindest. die teuren instrumente (füllfederhalter, von mir aus auch taschenrechner) lagen mahnend herum. es war wie mit dem verdurstenden, der mitten im wasser steht und nichts trinken KANN: ich hatte doch "alles", und konnte es dennoch nicht verwenden.

die übung, die ich hier absolviere (und die ich in dieser beziehung schon mit sehr vielen dingen probe), ist: das gute zulassen.

in dieser lebenssituation gibt es vieles, was wirklich toll ist. zum beispiel mein toller neuer taschenrechner *g*.

und wenn ich gut bin, dann bekommt das alles keine graue farbe und wendet sich auch nicht gegen mich.

ich glaube, diese versuche, das schlechte gefühl nicht mehr zuzulassen (bzw. durch gute gefühle zu verdrängen zu versuchen), ist eine übungssache.

ich erwarte also gar nicht, dass es JETZT ABER (und drei ausrufezeichen!) klappen muss mit meinem wohlgefühl. ich weiß, dass diese mir eigene unsicherheit mächtig ist und dass sie die macht der gewohnheit als verbündete hat. aber in kleinen schritten versuche ich es immer und immer wieder.

in dieser klausurvorbereitung bin ich schon gestolpert und habe monsieur einen tag lang angefahren, denn es ging mir anfangs gar nicht gut damit, dass ich zwei tage für aufgabe 1a (!) der lernklausur gebraucht hatte. aber das ist nunmal so: ich kann es nicht ändern, DAS ist mein lerntempo, und DABEI kommt durchaus was raus (manchmal richtig gute sachen!). es bringt doch nichts, dass ich mich dann selbst zur sau mache, nur weil ich nicht den von außen an mich herangetragenen erwartungen entspreche ("rechnet so viele klausuren wie möglich, wegen fragen stehe ich dann und wann [= in längst vergangenen sprechstundenzeiten] zur verfügung").

aber es ist anders als sonst. denn außer diesem einen tag geht es recht gut. mir geht es gut. das lern-plus ist DA. und ich stolpere eben seltener als sonst - d.h. die dinge verkehren sich nicht mehr (so oft) gegen mich.

ich komme mir vor wie in einem fluss. also also ob mathe und die 7 lerntage zwischen der klausur vom montag und der mathe-klausur am dienstag eine flüssige masse sind, die sich in eine richtung bewegt. ich bin mittendrin, und ich bekomme nicht wie sonst atemnot und panik. und ich steige auch nicht wie sonst aus diesem fluss aus. sondern ich tauche jeden tag in ihn ein und es geht mir ganz gut damit.

so ist das mit den klausuren, isabel *hihi*...

also alles halb so schlimm. oder?

gruß

sine

27 Juli 2007

von Isabel am 27.7.07: von Belastungen

Ein Huhu am Freitag und meine Gratulation zur fleißigen Prüfungsvorbereitung, liebe @sine.

Wenn ich lese, dass du noch im Prüfungsstress bist (weil ich vergessen habe, wie lange die Prüfungszeit bei euch dauert), dann habe ich ganz automatisch ein schlechtes Gewissen, wenn ich mit so heiklen Themen komme -
aber andererseits: gibt es einen richtigen Zeitpunkt für heikle Themen

???

Daher vertraue ich darauf, dass ich einfach losschreiben darf und du antwortest dann oder wann oder wenn du möchtest, ich vertraue darauf, dass du das ohnehin händelst mit den Hähnchen, die zu rupfen sind.

Was mir auffällt und warum ich das Thema eigentlich (wieder) angeschnitten habe:
du bist bzw. schreibst so ganz anders, wenn es um deine Mutter geht.

Daraus schließe ich, dass es dich belastet, mehr als andere, die vll ihre Probleme nur nicht sehen oder nicht sehen wollen oder die Ignoranz so weit treiben, dass die Belastung tatsächlich spürbar leichter wird.

Das ist es, was ich ansprechen wollte und das mir Leid tut: Belastungen.

Sie sind die Hemmschuhe im Leben, die Päckchen, die wir mit uns tragen und egal, wie wir sie nennen: verflossene Lieben, die wir nie verwunden haben, sprechende Gnome, die unsere inneren Stimmen repräsentieren oder eben die grauen Eminenzen, die uns als Instanzen das Leben vorschreiben.

Alle Belastung, alle schwerwiegende, scheinbar nicht zu überwindende Belastungen, die das Leben so schwer machen und nicht bereichern können, hinter sich zu lassen, ist mein erklärtes Lebensziel.

Ob räumliche Distanzen zur emotionalen Loslösung führen können?
Nicht notwendigerweise, da hast du schon Recht, liebe @sine.
Aber sich ohne räumliche Distanz zumindest so weit emotional zu lösen, damit es nicht mehr belastend ist, halte ich für unmöglich.

Und auch diesen Gedanke finde ich nachvollziehbar, wenn du schreibst:

ich glaube dir ehrlich gesagt nicht, dass du mit deiner mutter einfach durch die distanz keine probleme mehr hast.

Probleme lösen sich durch Ignoranz nicht auf, das stimmt. Man lebt nur leichter mit ihnen: mit denen, die man nicht lösen kann und mit denen man leben muss oder müsste, aber mit denen das Leben in räumlicher Enge unerträglich wird.

Ja, es stimmt: ich habe mich von den Problemen, die ich nicht lösen kann, völlig distanziert und sie sind dadurch nicht verschwunden, aber es ist etwas Entscheidendes passiert:
ich habe dadurch kein Problem mehr mit mir selbst.

Es belastet mich nicht mehr und das war das Befreiende. Aber es stimmt natürlich auch, wenn du sagst, dass jeder seine eigenen Mechanismen finden muss, es ist nicht übertragbar.

Als die Sorgen mit der family kein vorrangiges Thema mehr waren, habe ich mir ja andere gesucht und es stellt sich die Frage, warum man (also ich) nach Sorgen sucht, wenn man doch eigentlich keine hat … tja …

Aber diesem Entledigen von Sorgen ist auch etwas Entscheidendes vorangegangen: es hat mich nicht mehr interessiert, was Mama denkt. Warum auch, es war ja abschätzbar, ihre fiktiven Sorgen und Ängste waren mir bekannt, da kam nichts Neues mehr.

Wenn ich mir jetzt die Frage stelle, was denn nur passiert ist, das mich zu dieser Interesselosigkeit gebracht hätte, die ja nicht immer da war, zumindest nicht als Kind …

… dann fällt mir dieser Satz auf:

und dass eine mutter ihr kind jetzt nicht über alle maßen liebt, ist doch auch kein verbrechen.[…] es bestimmt nunmal mein leben.

du bist ihr (ungeliebtes) Kind, @sine
und ich bin das nicht.
ich sehe mich nicht mehr als das Kind meiner Mutter, ich bin nicht mehr das Kind meiner Mutter.

Ich WAR das Kind meiner Mutter.
Und auch sie hat mich gelenkt und erzogen, wie sie es für richtig hielt. Wie falsch es sein kann, sieht man ja immer nur im Nachhinein und meist gar nicht ohne Feedback der Kinder (sofern man das annehmen kann).

Aber das bin ich heute nicht mehr. Ich bin nicht mehr ihr Kind. Ich bin nicht mehr das Kind meiner Mutter. Ich könnte ihre Freundin sein. Ich könnte eine Verbündete sein, ich könnte ein gleichwertiger Gesprächspartner sein.
Ich könnte, theoretisch.

Da das aber gescheitert ist, vor allem weil wir nichts gemeinsam haben, gibt es keine Freundschaft. Es gibt keine Gleichwertigkeit, es gibt kein Verständnis. Es gibt nichts und daher gibt es auch kein Interesse.

Das klingt vll grausam und es klingt lieblos, es ist lieblos.
Es ist aber auch das logische Ende der Entwicklung einer lieblosen Beziehung zweier Menschen.

Denke ich heut.

Wünsch euch was Liebes,
Isabel

26 Juli 2007

hühnchen rupfen mit der seele

isabel... ich glaube eigentlich nicht, dass ich resigniert habe.

zwar hast du schon recht: ich habe mich IMMER gebeugt. wenn du also schreibst:

[...] du kannst dich dennoch (noch) nicht von deiner Mutter lösen, nicht wahr?

Dass sie so übermächtig scheint, ängstigt mich ein wenig. Ich stelle es mir grausam vor, jemand oder etwas im Leben zu haben, der übermächtig scheint. Und du wehrst dich nicht dagegen, scheint mir. Das irritiert mich.




hm, also dann denke ich: och jein.

erstmal: seit wann löst man sich von etwas, wenn man distanz wahrt? wenn das distanz-wahren eine lösung von der mutter ist, dann eben doch nur örtlich, oder nicht?

ich bin ja nicht stolz auf meine idee von meinen kleinen gnomen und stimmen, die ich einfach mal annehme, um die dauernd wiederkehrenden befindlichkeiten, die ich nunmal habe, zu erläutern. also ich will sagen: es ist ja nur gut, wenn du es nicht gedacht hättest, dass ich meine mutter omnipräsent habe.

glaub mir, ich hab es selbst nicht gedacht!

das ist nunmal aber so, wenn man therapie macht. man bleibt nicht an der oberfläche. nicht alle finden personifizierungen für ihre inneren gedanken, jeder erlebt sein inneres wohl unterschiedlich. aber jeder lernt, etwas in sich zu erkennen, das DIE GANZE ZEIT am werke ist und was er nicht bemerkt hatte bisher.

die endlos-schallplatten, die mir mein inneres (von mir bisher ja auch meist unbemerkt) vorgespielt hat, versuche ich halt nach und nach zu entdecken. dann kann ich sie nämlich auch mal abschalten.

bisher hab ich nur eine endlos-schallplatte gefunden. da war mein herr selbstzweifel drauf mit seinen vielfältigen daueransagen, ich sei schuld, ich sei irgendwie komisch, ich könnte das SO nicht machen, und natürlich seine fiese lache.

*g*

jetzt könnte ich eine neue schallplatte gefunden haben: die, wo meine mutter drauf ist.

einmal (!) hatte ich ein stück von dieser mutter-schallplatte schon gehört. das war damals gewesen, wo ich morgens vor meinem kleiderschrank gestanden bin und plötzlich verstanden habe, was genau das unangenehme gefühl ist, das ich morgens empfinde. es hat sich (zu meinem erstaunen) gerade vor meinem kleiderschrank verstärkt. und dann merkte ich, dass ich mir insgeheim einredete, diese anziehsachen seien alle zu gut für mich, zu teuer, ich sei zu ungeschickt, um sie wirklich anziehen zu dürfen. ich würde sie kaputtmachen, ich hätte sie auch niemals kaufen können (viel zu teuer) etc. pp.

ich hab zum ersten mal gemerkt, welches orchester da in meinem inneren jeden morgen die schlimmsten kakophonie spielt.

solche gedanken, isabel, gibt es bestimmt nicht nur bei mir.

ich persönlich glaube, jeder hat sie. sie manifestieren sich andauernd, nur wir erkennen den hintergrund einfach nicht (oder eben nur sehr schwer). ich glaube, immer wenn man über sich selbst staunt, hat das innere, das wir nicht verstanden haben und vielleicht auch nicht so ganz je verstehen können, gesiegt.

das innere drückt aber nicht nur hie und da mal seine stempel in unser leben hinein. unser inneres beschert uns die fähigkeit zum glücklichsein.

meine fähigkeiten steigern sich, so denke ich, wenn ich meine probleme erkenne und mein inneres ernst nehme.

ähm

und übrigens frag ich mich, ob meine leidenschaft für mathe eventuell auch daher rührt, dass ich jetzt neuerdings wohl versuche, in meinem inneren das muster von der alles verbietenden mutter zu perforieren.

meine mutter hat weniger in meinem inneren verloren gehabt, als ich sie noch ignoriert habe und als ich sozusagen noch "mitgespielt" habe. also als ich noch die liebe tochter war, die immer, wenn mutter anfragt, auf IHRE gesprächsthemen einsteigt. die auf nachfrage IHR innerstes ehrlich preisgibt und offen und "vertrauensvoll" ist.

ich hab jetzt zugemacht. das ist die distanz, die ich brauche, meinst du? dass ich mich nicht mehr bei meiner mutter melde? dass ich sie ignoriere, so gut es geht jedenfalls...?

es ist für mich unsagbar anstrengend, nicht zu wissen, was meine mutter denkt. ich nehme es mit humor, dass ich keine reaktion erhalten habe auf meine letzte e-mail an sie (dort hab ich ihr mitgeteilt, dass ich die uni wechsele). ich weiß außerdem, dass diese nicht-reaktion GENAU DAS RICHTIGE ist für mich. genau so will ich mit meiner mutter über MEINE wichtigen entscheidungen kommunizieren: ich treffe meine entscheidungen allein und ohne ihr ewiges "hättest du nicht" und "versteh ich jetzt aber nicht"-geblähe.

schon ihr "wenn du meinst" nervt. *schiefguck*

hm

noch ein gedanke: ich hab mich mal mit dem daddy von monsieur unterhalten. er sprach mich direkt auf meine mutter an, und heraus kam, dass er (recht vergleichbar anscheinend) auch probleme mit seiner eigenen mutter hat. es war so einfach, mit ihm das eigentliche problem zu beschreiben: alle irrungen, alle wirrungen wären für uns als kinder unserer mütter gar kein so großes problem gewesen. aber es war ein problem.

grund: es fehlt einfach liebe!

sowohl bei meiner mom als auch bei der mutter vom daddy von monsieur ist es so, dass immer behauptet wird und wurde, dass alles doch GERADE aus liebe geschehe und nur zum besten sei. aha. dem ist aber nicht so.

wenn man nie akzeptiert wird für seine gedanken, nie verstanden wird, dann muss man gar nicht so lange fragen, warum das "ausgerechnet" zwischen eltern und kindern nicht funktioniert. denn es kann einfach nicht funktionieren, wenn die liebe fehlt.

das system ist einfach.

und das fazit ist erleichternd: es ist nicht die schuld der kinder, wenn die eltern so rumspinnen. sondern es ist ein problem, das die eltern haben. sie lieben ihre eigenen kinder nicht.

und wir kinder müssen zusehen, dass wir alle missverständnisse, alle (selbst-)lügen und alle gutgläubigen versuche ausradieren. abtun. loswerden.

ich denke, wenn ich meine mutter in meinem inneren höre, dann geht es mir haargenauso wie bestimmt 50% (wenn nicht 99%) aller anderen menschen mit ihren belastenden lebenserfahrungen. am allermeisten knabbern wir nunmal an unserer kindheit, also bin ich bestimmt mit meinem mutterthema in recht großer gesellschaft.

ich glaube dir ehrlich gesagt nicht, dass du mit deiner mutter einfach durch die distanz keine probleme mehr hast.

was ich jedoch glaube, ist, dass jeder sein päckle anders öffnet und verarbeitet. und ich glaube, jeder hat einen anderen zeitpunkt, WANN er sich an sein eigenes päckle herantraut.

deshalb denke ich nicht, dass es mir so wahnsinnig schlecht geht. im gegenteil, ich denke manchmal: die armen leute, die sich um ihre probleme nicht kümmern.

ich glaube, wenn ich selbst nicht vor 4 (oder waren es 5?) jahren die therapie begonnen hätte, dann wäre ich jetzt wirklich arm dran. ich hatte damals das gefühl, irgendwie auf ein burn-out zuzusteuern.

heute morgen stand ich vorm spiegel und habe meine zähne betrachtet. mein einer unterer vorderzahn hat einen riss im zahnschmelz. die zähne in meiner front sind alle nicht mehr frei von schmissen. und diese schmisse sind keine normalen unfälle. sondern sie rühren von wilden nächten her, in denen ich mich verletzen wollte.

nein, ich hatte natürlich nicht die INTENTION, mich zu verletzen oder verletzen zu lassen. aber ich war mir so verdammt egal.

ein forumsmitglied, @venice, sagte mal, das schlimmste sei, dass sie nichts mehr spürt. ihre depression war so stark, dass sie nichts mehr gemerkt hat.

ich war auch auf dem weg dorthin. also mich hat der körperliche schmerz nicht so berührt, wie man es vermuten könnte. im gegenteil: durch jeden schicksalsschlag erhoffte ich mir auch was.

meine zahnfront habe ich sonstwo demoliert. einmal war mir mein eh schon demolierter halber schneidezahn mal beim tanzen ausgeschlagen worden. aber wo der rest herkommt, weiß ich nicht.

ich war mir so egal früher, ich hab mir gerade meine zähne jahrelang nicht mehr angeschaut.

und solche dinge, isabel, sind keine totalen zufälligkeiten. sie sind selbstnegation. ich kenne mich nicht genau aus und weiß daher nicht, wohin das führt. ich weiß vieles nicht. aber in meiner therapie hab ich gelernt, dass ich mich selbst ernst nehmen sollte. dass es ein maß gibt, an dem ich die "richtigen" entscheidungen treffe: das maß bin ich. so lange ich nicht mehr auf mich selbst aufgepasst habe, solange ich mir sogar mein eigenes dasein insgeheim aberkohren hatte, solange war etwas nicht in ordnung.

ich habe ein absolut behütetes leben gelebt. es gibt nichts anderes an problemverursachern als meine mutter. und dass eine mutter ihr kind jetzt nicht über alle maßen liebt, ist doch auch kein verbrechen.

so what

es bestimmt nunmal mein leben. deshalb bin ich nicht ärmer dran als andere, ganz bestimmt nicht. ich glaube eher, die anderen sehen ihre probleme nur nicht.

es gibt auch menschen, die eine wirklich gesunde seele haben. aber wenn ich mal raten soll: zu denen gehören wir alle nicht, die hier im blog sind. nichtmal monsieur *g*.

ich glaube, es gibt eigentlich keinen, der nicht mit seiner seele ein oder auch zwei hühnchen zu rupfen hat.

so nun weiter mit mathe und meinem versuch, meiner eingebildeten schleusenwärterin ein schnippchen zu schlagen.

mein mathe. in meinem tempo.

ich muss sagen: ich bin enorm fleißig. nebenbei mach ich neuerdings (jetzt schon 2 tage lang) sport, und das nicht zu wenig.

wirklich, mit mir ist was passiert seit montag!

gruß

sine

von Isabel am 26.7.: über Resignation

Huhu! und tja, tut mir Leid, wenn ich in offenen Wunden tatsche, das war nicht meine Absicht.
Ich kenne das auch, dass man sich selbst Sicherheiten setzen muss in Zeiten der Unsicherheit und Prüfungen sind eine Form der Unsicherheit, weil man nie genau wissen kann, woran man nun tatsächlich ist.

Es ist, und deshalb fange ich solche Überlegungen oft an, immer wieder ein Bedürfnis, die scheinbar völlig logischen weil automatischen Handlungen zu hinterfragen. Aber das geht nur bedingt, alle Mechanismen gleichzeitig in Frage zu stellen, wäre zu viel und widerspricht einem geregelten Leben.

Das Mutter-Thema?

Liebe @sine, ich hab wohl gehörig unterschätzt, wie tief es bei dir sitzt und wie sehr es dich belastet. Wie die meisten anderen auch - und ja, das ist wohl ein Fehler - bin auch ich nur von mir ausgegangen und kann von mir sagen, dass mich die Schwierigkeiten, die ich mit meiner Mutter hatte, heute nicht mehr belasten.

Nicht, dass sie weg und gelöst wären, nein, sie sind gut vergraben und man denkt an sie ohne dass es schmerzt, so als wenn man an ein längst vergangenes Erlebnis denkt, das höchstens Nostalgie verursacht, aber keine Wunde mehr reißt.

Gern würde ich dir etwas schreiben, wie es einfach wird und leichter, aber ich fürchte, ich habe kein Rezept für dich.
Ich kann dir nur zu Abstand raten, Distanz verklärt und lässt die Dinge niedlicher werden, wenn man sie von weit weg betrachten kann.
Aber diese Theorie ist dir bekannt und du kannst dich dennoch (noch) nicht von deiner Mutter lösen, nicht wahr?

Dass sie so übermächtig scheint, ängstigt mich ein wenig. Ich stelle es mir grausam vor, jemand oder etwas im Leben zu haben, der übermächtig scheint. Und du wehrst dich nicht dagegen, scheint mir. Das irritiert mich.

Ich glaube (und ich weiß es nicht, ich glaube nur) ich würde mich mit aller Kraft dagegen wehren oder das Weite suchen oder mich tot stellen oder alle ignorieren, solange, bis das Gefühl der Machtlosigkeit aufhört oder oder oder, ich weiß es wirlich nicht, was ich machen würde.

Aber ich habe das Gefühl, du hast resigniert. Es ist so und es war immer so und es wird sich nicht ändern? Vll täusche ich mich aber auch …. ?

Lieben Gruß von Isabel!

25 Juli 2007

schleusenwärterin

*hihihihii...*

ich stell mir gerade vor, wie meine mutter wie auf einer schleuse hockt und bestimmt, was ich "kann" und was nicht.

mathe? kann se nicht, schleuse bleibt zu - mutter guckt verkniffen.

ich erinnere mich, dass ich von jetzt auf gleich viele sachen lernen musste und auch gut gelernt hatte. früher. und auch immer im nachfolgenden leben konnte ich aus dem stand heraus sachen ziemlich schnell aufnehmen und verwerten. nur dran geglaubt hab ich nie, dass ich das hinbekomme. ich selbst sah mich als papagei, der auch noch glück hat, wenn er die worte mit anderen gedanken vermengt, weil das ergebnis mein gegenüber dann überrascht hat, zumal es ja oft richtig war bzw. richtig klang.

in wahrheit hab ich vielleicht DOCH ein, zwei graue zellen, die noch frei sind und die sich füllen lassen wollen mit wissen.

nur hab ich in meinem kleinen horrorkabinett immer noch meine mutter auf einer seltsamen art von schleuse hocken und mit hämischem grinsen den zugang blockieren.

*voll der trip heut*

gruß

sine :-)

schreiben ist morgen

hi ho

@isabel:

Daher: warum erst Schriftsteller werden, wenn man in Mathe durchfällt?


aha, du drückst nochmal auf diesen knopf. ich soll, überspitzt gesagt, zumindest ein paar sachen stehen und liegen lassen und wieder schreiben.

NACH den klausuren, isabel, danach.

aber vielleicht beruhigt es dich, wenn ich jetzt mitteile, dass ich nicht nur in meinem lernstress versunken bin. ich war gestern auch zum ersten mal seit einem 3/4-jahr wieder im fitness-studio. gott, war das gut!

ich glaube, letzten montag nach der problematischen klausur hat sich bei mir wirklich was gelöst. also ich tue auch was für mich.

mich auszuleben ist wichtig, stimmt, isabel. ehrlich gesagt, weiß ich auch nicht, wieso ich mich so sperre gegen das schreiben. aber wenn du meinen zeitplan kennen würdest, würdest du diese frage vielleicht nicht mehr so deutlich stellen!

es bliebe dann lediglich die frage, wieso ich mir dann nicht einfach zeit nehme. nun, ich habe halt dieses semester ernst genommen und studiert. nächstes semester bin ich an der fernuni. dann kann ich auch schreiben. aber nicht bei einem vollzeitstudium.

ist nicht popisnich

oder so... *g*

also: einen schönen tag!

gruß

sine

24 Juli 2007

von Isabel am 24.7.: nicht wegen, sondern trotz?

Hallo und *huch* @sine, was du aus einem einzigen Stichwort machst!

;-)

Die Prüfungen sind absolute Ausnahmesituationen, ja, und man wächst an ihnen, wie an allen Herausforderungen im Leben, ja, ja, genauso meinte ich das.

Daher auch der Vergleich mit anderen Änderungen, die so passieren können im Leben. Denn nichts anderes ist das Uni-Zeugs! Es ist gar nichts davon, was man meinte: elitär oder besonders oder exklusiv oder gar nur den Klugen vorbehalten *gg*

Es ist eine Form zu wachsen, es ist ein Weg. Einer, der oft steinig ist und schwierig und so müde macht. Wie viele andere Wege auch.
Und: auch dieser Weg macht Sinn.

Das soll jetzt nicht fatalistisch klingen und auch nicht esoterisch ;-)
ich versuche es mit einfacher Hausmannslogik:

Es ist nicht so, dass alles einen Sinn hätte, was wir erleben, weil es unbedingt einen Plan gibt, und wir ihn nicht erkennen, weil wir auf einem Puzzle-Steinchen sitzen (oder schwimmen) – nein, es ist vll gar umgekehrt:
erst der hat seinem Leben Sinn gegeben, wenn er/sie alles, was er/sie erlebt, in einer allumfassenden Sinnhaftigkeit verwerten kann.

äh … ja oder so. Was heißt eigentlich verwerten?

Die Schriftstellerei zB eignet sich phantastisch, denke ich, so wie jede künstlerische und jede schöpferische Arbeit sich am meisten eignet, weil sie allumfassend ist.

Daher: warum erst Schriftsteller werden, wenn man in Mathe durchfällt?

???

Warum nicht Schriftsteller sein, der von Mathe eine Ahnung hat. Oder der Mathe mag. Oder der genauso Kostenrechnung und Buchhaltung kann und sich in Steuerdingen auskennt und Arbeitsverträge aufsetzen könnte?
also: könnte. Ahnung haben. Sich auskennt. Den Überblick erhalten und behalten.

und darüber schreiben.

also warum nicht Schriftsteller "wegen" oder "statt" sondern "trotz"?

Den Überblick bewahren, das ist es auch, was ich an anderen bewundere. Also an denen, die es können und die es nicht Not haben, andere zu demütigen und zu erniedrigen um sich selbst zu erhöhen.

Denn solche gibt es auch unter hoch und höchst Gebildeten. Bloße Bildung nützt nichts, wenn sie nicht das Herz berühren kann. Oder die Seele, zumindest ein bisschen.

Aber vll tue ich denen Unrecht, vll können sie gar nicht anders?

Vielleicht, vielleicht.

Vll ist es ja auch so, dass man sich nicht aussuchen kann, ob Herzensbildung möglich ist? Oder ob die Stimmen der Zweifler und Bremser in einem selbst die Oberhand gewinnen oder langsam niedlich werden - mit zunehmender eigener Entwicklung?

Vll gibt es wirklich die Opfer ihrer selbst, die bemitleidungswürdig sind und diejenigen, die sich emanzipieren können und täglich lernen und erkennen und das Gefühl haben weiter zu kommen und darüber schreiben.

*philosophiermodus aus*

;-)

D
er Alltag hat mich gleich wieder, ich mach jetzt halbjährliche Abrechnungen (*bähhh*) und übrigens: es ist nicht mehr so heiß, es ist schwül und alle sind müde bis lethargisch.

Wünsch euch alles Beste,
liebe Grüße von Isabel!

23 Juli 2007

planzen mit blättern

hallo fee,

das verstehe ich gut. ich denke, in diesem jahr ist bereits unglaublich viel in diesem blog geschrieben worden. wenn wir nach der anzahl der postings pro jahr gehen, die in diesem blog bisher produziert worden sind, würd ich denken, jeder von uns braucht nur noch wenige postings zu verfassen, dann haben wir denselben schnitt von letztem jahr.

und letztes jahr waren wir noch mehr bloggerinnen und blogger.

und letztes jahr war dieserblog noch nicht so alt...

irgendwann verlässt uns dieser blog vielleicht, liebe leute. ich denke über diesen umstand so, dass ich es nicht traurig finden würde, obwohl ich es liebe, meine gedanken zu teilen.

der nachteil (für mich) wäre jedoch, dass ich mich vielleicht auch verschließen würde. dass ich mir den gedanken "ja DAMALS war ich noch voller ideen und hatte drang zu schreiben..." leisten würde und vielleicht einige jahre pause einlegen würde in meinem streben nach problemlösungen. motto: ich hab keine probleme, denn ich denke nicht mehr drüber nach.

hallo auch an dich, isabel.

isabel! du sprichst mir pfeilscharf auf den punkt mein thema an:

Wie immer deine Klausuren ausgehen, sie bringen dich ein Stück weiter. Selbst wenn die Note nicht positiv sein sollte, so weißt du dennoch mehr [...]


ich kam heute von der klausur (nur einstündig! lachhaft kurze prüfung also) heim und die frage, warum ich das eigentlich mache - ich meine: warum ich dieses studium mache -, war plötzlich da wie ein großes tuch, was genau vor meinen augen aufgespannt worden ist (in roter warnfarbe mit weißer schrift, wenn ihr genauer wissen wollt, wie diese frage sich mir gestellt hat *hihi*).

ernsthaft!

ich hätte diese fragestellung wegwischen können und mir sagen können, das zweifel am studium ja normal sind, wenn die klausur schlecht gelaufen ist.

aber durchhalteparolen waren gestern. heute versuche ich, immer herauszufinden, ob sich mir ein echtes anliegen präsentiert oder ob ich vielleicht wieder auf irgendeinem meiner kleinen trips bin...

diesmal tendierte ich geraume zeit zu der ansicht, dass es meine mutter war, die in meinem kopf wie mit einer spielzeugpistole diese nachricht in großen lettern aufpoppen lassen hat. motto: 'du schaffst es sowieso nicht'.

der gedanke, dass es meine mutter ist, die gar nicht in der realität so etwas zu mir sagen muss, sondern die in meiner vorstellung bereits verächtliche und verletzende "wahrheiten" von sich gibt, war so unangenehm, dass ich ihn dann eigentlich nicht weiter zulassen wollte.

aber dann hab ich eine weile rotiert - monsieur ist dann immer ganz groggy, wenn ich meine gedanken verbal äußere und ihm alle gedanklichen ansätze präsentiere, die natürlich spontan sind und auch gern wieder verworfen werden.

am ende hatte ich tatsächlich etwas gelernt, was mich (wie immer) deshalb erstaunt hat, weil es so einfach war. und dennoch war ich an diese sichtweise nicht herangekommen (mit dem herzen). aber jetzt!

der gedanke war (und ist) folgender:

warum studiere ich eigentlich? und: warum studiere ich eigentlich ein fach, was mich nicht wirklich interessiert??? grund nr. 1: flucht vor meiner identität als anwältin. (zwischenfazit: das hätte ich auch anders hinbekommen können, meine kanzlei dicht zu machen, und hätte dazu nicht bwl studieren müssen - aber anders hatte ich es mir vor meiner lieben mutter halt nicht getraut damals). grund nr. 2: ich finde es schön. so schmerzhaft die herausforderung dieses (und wohl jedes) studiums auch ist (gerade, wenn man scheisse klausuren schreibt *seufz*) - es ist auch aufregend. ja! im unterschied zum beruf kann ich mich nicht herausreden. ich kann mich nicht auf meine nischen verlassen. nein, ich werde gefragt, was ich kann, und manchmal muss ich dann glasklar erkennen, dass ich gar nicht alles kann.

ich muss zugeben, als anwältin hab ich gerade dadurch, dass ich mich so schnell in verschiedene themen einzuarbeiten hatte (insbesondere für strafprozesse, in denen sachverständige zu befragen und kritisch zu durchleuchten waren), irgendwie anscheinend den latenten eindruck bekommen, ich könnte theoretisch alles leisten.

vielleicht war es auch nur dieses "erwachsensein", also dieses ewige für-sich-selbst-einstehen, was einen einfach hart werden lässt gegen zweifel und einen veranlasst, sich auch mal für dinge zu loben. das zeitfenster ist einfach zu klein, um sich dauergrübelnd in die ecke zu verziehen... und es wird ja auch nicht erwartet und es scheint auch nichts zu bringen.

jetzt hingegen bin ich offen wie eine wunde.

das studium ist grausam anstrengend. isabel: auch mir glauben leute dinge nicht. die frage, ob mich mein studium interessiert oder ob es sich lohnt, kommt (zum glück oder zum unglück) nicht oft auf - vermutlich ist mein studium zu rational. oder ich höre einfach bei solchen fragen nicht richtig hin.

aber was mir leute nicht glauben, ist, dass es sau-anstrengend ist. dass ich wirklich zur uni rase wie ein geölter blitz, dort ebenfalls wie ein geölter blitz von vorlesung zu vorlesung kurbele (die ja nicht etwa alle innerhalb ein und desselben gebäudes in berlin stattfinden) und dass ich zwischendurch mit humor oder auch mit selbst ausgedachten hintergrundfragen in den vorlesungen zuhöre wie eine verrückte.

das studium erscheint mir richtig futuristisch in dieser (einen) hinsicht, dass so wahnsinnig viele informationen in so kurzer zeit eingeholfen werden (sollen).

also nochmal:

warum das alles???

und auch deine frage, isabel (die du mal vor vielen postings gestellt hattest): warum DIESES studium?

nun, es gilt, mir diese frage möglichst ohne dieses blöde riesen-transparent, das die imaginäre mutter in meinem kopf schon gleichmal für mich aufgespannt hat, zu stellen.

warum willst du, sine, dieses studium?

nun, von der flucht vor meinem dasein als anwältin als grund (= grund nr. 1) ist ja nicht mehr viel übrig geblieben. ich werde dahin nicht zurückkehren, solange ich dazu keine lust habe, und das ist so und dazu brauch ich nicht kostenrechnungsklausuren in einem anstrengenden bwl-studium zu schreiben.

aber grund 2...? ja, ich finde es schön. ja ich mag diese herausforderung. und ja, ich sehe meine langsam keimenden lernzuwächse wie eine planze an. hier hat sie ein blatt getrieben, dort hat sie (meine mathe-pflanze meine ich) noch ein kleines blatt getrieben... wird das neue blatt denn wohl auch so schön wie das alte? oder wird es noch schöner vielleicht?? wie groß wächst meine mathe-pflanze denn wohl? was braucht sie - pflege ich sie richtig? wo stelle ich sie hin, wenn mein studium (so oder anders) eines tages zu ende ist?

es ist so, dass ich in diesem semester fortschritte gemacht habe - ja fortschritte. in mathe!

ich habe mir doch letztens unterlagen von meinen ersten beiden semestern angeschaut. mein gott, ich habe vom ersten tag meines studiums gleichungen aufgeschrieben, in denen ich ableitungen geschrieben habe! und ich hab sie nicht verstanden. ich konnte mir nichts darunter vorstellen, ich konnte die notationen nicht verstehen, ich konnte diese "sprache" nicht verstehen, die mathe nunmal ist.

mir fiel heute ein, dass mathe für mich so panik-besetzt war in meinem bisherigen leben, dass ich noch nicht einmal fähig war, einen prozentsatz rückwärts auszurechnen (also: ich wusste nicht, wie man aus einer brutto-summe die mehrwertsteuer herausrechnen kann).

vieles in meinem leben war so, also ob ein weißes tuch darüber gelegen hätte: man kann erkennen, dass da etwas hinter dem tuch ist. manchmal sieht man umrisse, oder man lässt auch nur seine fantasie spielen.

aber ich habe es nicht nur nie gekonnt, nein, ich habe es auch nie GEWAGT, dieses weise tuch über allen mathematischen themen für mich (!) zu lüften.

dieses weiße tuch war doch nur eine der vielen grenzen, die mir mein inneres aufgezeigt haben mit meinen ewigen inneren litaneien "das-kannst-du-doch-nicht", "das-bist-du-eben-nicht", etc.

dieses weiße tuch ist jetzt gelüftet.

blöderweise sehe ich dann nicht automatisch scharf, was mathe denn nun ist und wofür ich (!) es genau brauche in meinem künftigen leben.

aber ich sehe, wie die indizes und griechischen buchstaben zu sprechen beginnen. sie erscheinen mir jetzt freundlicher, und auch, wenn die angst noch da ist, dass ich in dieser neuen mathe-welt versagen und untergehen kann, so komme ich mir ein bissi wie im wunderland vor.

da eine blüte. hier ein lichtschimmer.

und ich kann ja jederzeit zurück in mein altes anti-mathe-leben!

ich will hier kein plädoyer halten für lernen. aber ich selbst erlebe einfach etwas, was ich mir auch nicht so ganz logisch klar gemacht hatte, als ich mein studium begonnen hatte: ich erlebe, dass die welt größer ist, als ich bisher erkannt hatte.

und ich erkenne, dass die alten geister, die mich am boden gehalten haben, plötzlich recht niedlich aussehen - und bald werden sie verschwunden sein, so wie mein unfreundlicher herr selbstzweifel schon lange im exil verschwunden ist.

so

und das transparent, dass die imaginäre mutterperson in meinem gehirn schon entrollt hat, hängt plötzlich vor dem falschen fenster!

ich interessiere mich nicht mehr primär für die frage, wo "das alles" hinführen "soll". ich interessiere mich endlich wieder nur für die frage, ob es mir gutgeht mit meinem lebensweg.

ich will dabei aber nicht behaupten, dass ich heute nachmittag dann gleich den stein der weisen gefunden habe und nun ganz genau weiß, wo sich in meinem leben der spreu vom weizen trennt.

aber: ich sehe, dass ich durchaus zufrieden bin.

und: ich sehe, dass ich mir fast alles hätte kaputtmachen lassen von meinen eigenen ängsten. von meinem missverständnis, dass prüfungen mich an einer nicht sichtbaren und grausamen messlatte messen.

es ist so, wie du geschrieben hast, isabel: diese prüfungen sind situationen, in denen ich auf jeden fall einen nutzen erhalte.

vielleicht meintest du diesen nutzen mehr auf das fach bezogen - nun, diesen nutzen sehe ich natürlich auch. gerade heute hat meine mathe-pflanze wieder neue triebe bekommen, so schmerzhaft sie auch für mich in die wirklichkeit gekommen sind (denn ich musste nach verkackter klausur monsieur fragen, wie es denn nun richtig gewesen wäre... aua).

aber ich sehe auch, dass diese innere not, die man nunmal in prüfungssituationen empfindet, mir keine dunklen abgründe präsentieren. sondern dass das, was da offengelegt wird, vieeeel gesünder ist als das, was mir in anderen notsituationen des lebens von meiner psyche gezeigt worden ist.

hm

außerdem... hab ich mir vorgenommen, schriftstellerin zu werden, wenn ich durchfalle durch meine klausuren.

*hihi*

so... sehe ich also diese klausuren. danke, isabel, dass du mir sozusagen das stichwort gegeben hattest.

gruß

sine

von Isabel am 23.7.: Sofaphilosophie

Ein spätes *daumendrück* für deine Klausuren, liebe @sine!

Zu dieser Jahreszeit noch Prüfungen zu schreiben, ist schon brutal und ich nehme es zum Anlass wieder einmal darüber zu philosophieren, warum man es macht und welche Lehren sich daraus ziehen lassen.

Dazu darf ich auf diesem gemütlichen Sofa Platz nehmen und mich ausrasten und nachdenken ...

bestimmt ist es auch für den, der nicht nach einem vorgegebenen Regelstudienplan studiert, vorstellbar: wenn man etwas Neues beginnt, sich beweisen muss und etwas leisten soll oder will oder muss.
Es ist so, wie wenn man einen neuen Job beginnt, neue Freunde findet, in eine neue Nachbarschaft zieht oder ein unbekanntes Land durchwandert:

man weiß nicht, was einem erwartet, man erlebt es und lebt inmitten einem Abenteuer, das immer nur den Zweck hat, sich selbst besser kennen zu lernen und zu verstehen.
Wie das Leben eben, solange man sich ihm nicht verschließt.

Wie immer deine Klausuren ausgehen, sie bringen dich ein Stück weiter. Selbst wenn die Note nicht positiv sein sollte, so weißt du dennoch mehr: schließlich hat der Test keine Null Punkte gebracht.

Wie immer es auch ausgehen mag: du kannst etwas und du hast etwas, das vorher noch nicht da war. Es ist wie ein Schatz ....

Ich hoffe ja noch immer, dass sich bei mir durch die Ansammlung dieser Schätze der ultimative Überblick einstellt und das AHA-Erlebnis ein permanentes wird *gg*

Natürlich hat es nie aufgehört, dass ich dafür belächelt werde und mir mit Unverständnis begegnet wird – unaufgeforderterweise.

Der Hinweis, ich mache das alles nur zum Zeitvertreib, weil ich es beruflich nicht verwerten könne, stört mich sehr. Ich sehe heute schon in manchen Gegenständen des Studiums meine eigentliche Berufung.

Da ich mit Ignoranz nicht weiterkomme, zimmere ich mir gerade eine passende Antwort zurecht. Für die Neugierigen und die Unangenehmen, für die, die meinen, provokante Fragen stellen und sich dann über die Antwort beschweren zu dürfen.

Ich werde mit dem Studienabschluss alles ändern: meinen Job, meinen Wohnort, mein Leben, vll sogar die Sprache und das Land.

Das schockiert und irritiert sie dann noch mehr und zugegeben: ich genieß das schon ein bisschen …

;-)

wünsch euch was Liebes,
Gruß von Isabel!

von fee am 23.7.: hey klasse


...danke sine.... na da sitzt es sich doch gleich nochmal so gut :-)


bin im moment ein bissl im stress und deshalb schreib ich auch grad net so viel.

ist nix ernstes, nur halt so alltägliches........ein neuer fernseher mußte her..... im moment gucken wir grad nach nem anderen auto und dann jetzt 3 wochenenden hintereinander geburtstage und sowas halt....

ich grüße euch alle

fee

22 Juli 2007

ein sofa für uns

hallöchen!

ich habe uns ein schönes sofa gemalt:



komisch, was man alles so für suuuuuperinteressante dinge macht, wenn man eigentlich lernen muss... morgen ist mein erster klausurtermin!

dann muss ich mal den endspurt einlegen langsam in sachen lernen.

*spurt*

die sine

20 Juli 2007

von Matilda am 20.7.: verlockende aussicht,

sich jeden tag neu zu "erfinden", ohne probleme.

*hm

irgendwie ist es ja schon so, dass man morgens aufwacht und alles ist ok, bis einem dann siedend heiss einfällt, dass da doch irgendwas war. so geht es mir zumindest (in jeder hinsicht, also auch mit positiven veränderungen). insofern definiert man sich vermutlich jeden morgen.

schade nur, dass man wirklich schlimme dinge dadurch nicht weniger schlimm "gestalten" kann - andererseits kann man die falten des lebens nun mal nicht weg retuschieren, man kann höchstens die eigene einstellung dazu zu ändern versuchen. nicht, dass das einfach wäre.

ich fühle mich dieser tage beim aufwachen wie ein blob, weil es auch nachts fast unerträglich heiss ist, ich in meiner wohnung leider nicht den luxus einer klimaanlage geniesse, dementsprechend "schwer" ist auch mein schlaf. meine träume tun das ihre dazu. wenn ich also die augen aufmache, weiss ich meist wirklich nicht, wer ich bin, geschweige denn, wo, und warum...

matilda?

19 Juli 2007

vergessen, wer wir sind

hi matildachen *g*!

ich kann mir vorstellen, wie schwer es manchmal sein kann, bei hitze zu funktionieren. ich fand es immer ungeheuer tröstlich in meinen studijobs und auch in meinem gar nicht so entspanntem praktikum (vor einem halben jahr), dass bummeln auch mal vorkam und letzten endes ja auch möglich WAR.

das gab es in meiner selbstständigkeit nicht. die anwesenheitspflicht gab es ja (ebenfalls) nicht. aber genau deshalb wurde nicht gebummelt - es gab nur GANZ oder GAR NICHT. also: arbeiten oder nach hause gehen.

klingt gut? ja vielleicht, aber für mich labile persönlichkeit (damals jedenfall: seeeehr labil *schieflächel*) war es schlimm. ich hatte immer das berühmte SCHLECHTE GEWISSEN. es war wie im studium: alles konnte man NOCH besser machen, es gab einfach keinen maßstab und letzten endes auch keinen feierabend, wenn man nicht manchmal den lieben gott einen guten mann sein lassen konnte.

ich habe mir damals einen ziemlich festen tagesrhytmus angewöhnt, der natürlich im vergleich zum angestellten-berufsleben noch immer etwas flexibler ausgesehen hat. aber merke: jede unproduktive stunde kostete mich einen teil der chance, meine monatlichen fixkosten reinzuholen!

also matilda: ich finde das trödeln am job schön. auch, wenn ich weiß, dass langeweile manchmal äußerst unangenehm sein kann!

gottseidank gibt es ja jetzt in meinen job IMMER computer. da kann ich immer was machen, und sei es nur, heimlich irgendwas herumzufantasieren in einem textdokument (und mir einzubilden, dass es vielleicht für eine webseite oder für mein buch förderlich sein könnte, was ich da so vor mich hinproduziere, wenn mir arg fad ist).

wie ist es bei dir auf arbeit? kannst du auch was anderes machen und dich auch mit dem computer trösten?

na gut, wenn du eine schreibblockade hattest... eieiei! *grins*

ich glaub trotz der genannten einsicht, dass langeweile richtig wehtun kann, daran, dass langeweile ein luxusgut ist. ich glaube daran, dass langeweile gesund ist. ich halte langeweile für den leerlauf im lebensmotor. ich glaub sogar, dass ideenlosigkeit gut ist.

*lach*

zum beispiel denke ich, dass das, was man nach einer langweiligen und vielleicht auch unkreativen phase beginnt, wie eine neugeburt ist. originärer ist nichts, vielleicht nicht einmal das aufwachen und wieder-anspringen auf das, was wir für unser "selbst" halten ist so originär.

oder doch?

letzteres (also das thema "aufwachen" und sich selbst jeden tag neu definieren) ist etwas, was ich jetzt mal in der glotze geschaut hatte: es ging um schlafforschung. die dort auftretenden fachleute behaupteten alle, dass man im schlaf letzten ende sein ich verliert. ich hab das so verstanden, dass man am nächsten morgen erstmal bemüht ist, sich zu erinnern, wer man ist (oder wer man zu sein glaubt *g*) und was man will (bzw. tun will).

ist das nicht erstaunlich? gerade, wenn es einem nicht gut geht, hat man doch das gefühl, dass man aus der problematik ÜBERHAUPT nicht rauskommt. ha, falsch gedacht! laut schlafforschung kommen wir JEDE NACHT völlig raus aus allem.

das bedeutet dann anscheinend, dass wir uns mehr oder minder frei dazu entscheiden, das problem weiterzuertragen, was wir gegebenenfalls gerade erleben (oder zu erleben glauben an jedem einzelnen morgen...).

gut gut, wie gesagt, man ERINNERT sich ja an sich selbst. also ist durchaus ein problem real (zumindest kann es real sein...).

aber: es steckt eine für mich verblüffende feststellung in dieser doku über schlafforschung. ich hätte nicht gedacht, dass schlafen mich so "neugeboren" sein lässt, wie es die schlafforscher in dem film geglaubt haben.

puh

ich hab morgen mein letztes mathe-tutorium. ich wollte noch integrieren lernen und was eigenvektoren sind. *arrgh*

ich hab noch nicht angefangen. hab mal exponentialrechnung gemacht - ist ja alles etwas verschüttet bei mir, das mathematische wissen (bzw. halbwissen *seufz*). und dann hab ich getrödelt.

übrigens: ich fühle mich wohl in meinem prüfungsstress. gut, ich hatte eine hürde zu überwinden gehabt, denn ich hatte schon richtig angst gehabt vor mathe und auch vor den anderen klausuren. diese hürde trägt irgendwie den schlichten namen "akzeptieren". ehrlich! ich wollte nämlich immerzu mich wieder abmelden von mathe, immerzu habe ich gehofft, dass die fernuni hagen mich nimmt und die klausuren dann weniger gravierend ausfallen können (weil die fernuni pauschal klausuren anerkennt und die noten ignoriert). das hab ich erlebt in meinem inneren - und dann hab ich etwas für mich entschieden: ich hab mir gesagt, dass ich die klausuren jetzt mitschreibe. wenn ich durchfalle, dann werde ich eben schriftstellerin, fertig.

:-D

das hat mir irgendwie geholfen. denn die "strafe", schriftstellerin zu werden, erscheint mir überhaupt nicht schlimm.

übrigens: die fernuniversität hagen hat mich vorgestern als teilzeitstudentin angenommen. jetzt fehlt nur noch der job... ich hatte doch die fernuni besuchen wollen, weil ich gedacht hatte, bei ei groß den fett krassen job abzugreifen. naja... das ist ja dann nichts geworden. nach den klausuren werden ich also die jobsuche weiter fortführen müssen. aber ich kann dann wirklich andere jobs annehmen als bloß diese scheiss-studi-jobs.

*bäh*

ich brauch kohle kohle kohle!

money money money...

*bissi am träumen gerade*

ok

noch kurz nen blick ins mathe-skript und ab in die heia!

einen schönen abend wünsche ich.

gruß

sine

18 Juli 2007

von Matilda am 18.7.: schreib-blockade

hallo ihr lieben,

ich stehe mal wieder in der sackgasse "schreib-blockade" und bin einfach nur müde. ob das an dieser extremen hitze liegt (unter der ich diesmal mehr als sonst leide) oder daran, dass ich einfach reif für die insel bin (ich brauche wirklich urlaub jetzt), weiss ich nicht und ist auch gar nicht wichtig.

ich weiss nur: meine kreativität ist unter 0 und sogar die bewegung der finger auf den tasten ist mühsam. noch dazu ist es einfach stinklangweilig, viele hier leisten sich den luxus, wegen der hitze nichts oder nur das allernotwendigste zu tun. klingt komisch. ist aber so.

eigentlich kann ich nur noch an eines denken: einen liegestuhl im schatten, das kühle nass in reichweite, und eine riesige grinsescheibe wassermelone zum durstlöschen...

*seufz

lieben gruss von einer entsetzlich fantasielosen, total knillen

matilda

15 Juli 2007

pfade

hallo,

ich habe im netz etwas sehr nettes gefunden zum thema "ausgetretene pfade":

dieses bild hier bild fehlt leider zeigt einen hübschen pfad in einem rasen. abgesehen davon, dass ich es nett finde, dass das unendlich-zeichen gebildet wurde, finde ich auch spannend, wie dieser pfad tatsächlich durch laufen erstellt wurde. es findet sich dazu ein flash-video auf der angegebenen webseite, das ich leider irgendwie nicht einbinden kann hier im blog, sorry.

Quelle: www.yamashita-kobayashi.com/infinity.html

ich find es - glaube ich - so toll, weil ich gerade doch häufiger darüber nachdenke, wie viel zeit schon vergangen ist. ich bin jetzt 37 jahre alt. dieses studium ist ein vergrößerungsglas auf den ablauf meiner eigenen lebenszeit - ein belächelnswertes vergrößerungsglas. man kann den unterschieden zwischen der studienzeit damals vor 15 jahren und jetzt ja mit kritik und humor begegnen (wie schon getan, liebe @isabel, *hihi*).

es gibt aber noch mehr, bei dem mir in letzter zeit auffällt, dass die zeit rennt.

abgesehen von diesem sinnieren über die zeit passt noch gut zu dem bild mit dem pfad, dass wir gestern bei monsieur's eltern kurz angesprochen hatten, dass man mit dem auto auch gern mal - vielleicht aus alter gewohnheit - ein ziel ansteuert, was man nicht gewollt hatte. doch das falsche ziel hat man eventuell sogar mit logischen überlegungen (wie z.b.: "ist es jetzt über A schneller oder fahre ich lieber über B...?") angesteuert, nur um dann bei der ankunft erstaunt zu sein, was man da eigentlich gemacht hat.

wir haben nicht nur im rasen diese pfade, sondern auch in unserem denken. vielleicht auch in unseren wünschen...

*grübel*

so viel von mir bei der allmorgendlichen tasse tee...

ich wünsche einen schönen sonntag!

gruß

sine

13 Juli 2007

afterwork und work

...so, nun ein paar gedanken von mir...!

isabel: ja, ich sehe, für dich ist die uni auch mit ecken und kanten ausgestattet. hey, gestern hab ich mich per e-mail mal bei einem meiner profs ausgekotzt über die verhältnisse! hm, das war echt erleichternd für mich, dass ich dem eine e-mail geschrieben habe, denn in der vorlesung am tag zuvor war er ziemlich rigoros mit einer berechtigten frage zum benotungssystem umgegangen.

ich mag es ja nun GAR NICHT, wenn man einer frau damit kommt, sie würde ihr anliegen "zu aufgeregt" vorgetragen haben! das sind doch ganz unfaire unterstellungen, die letzten endes nur an wirklich frauenfeindliche klischees anknüpfen, wenn man behauptet, der diskussionsbeitrag einer frau sei "zu aufgeregt" gewesen oder vielleicht "zu emotional" und schlimmstenfalls "hysterisch".

als ich junganwältin war, ist mir früher voll die spucke weggeblieben, wenn mich jemand so bloßzustellen versucht hat. ich hab dann gehört, dass der prof diese tour bei der kommilitonin gebracht hat, und tja, ich dachte mir: "die arme, sie ist doch noch so jung und hat alles richtig vorgetragen trotz der großen gruppe, vor der sie gesprochen hat - und dann würgt der typ ihr eine rein". und ich dachte mir, dass ich sie unterstützen sollte, weil ich ja nunmal das reden in solchen streitdiskus kenne und wohl auch ganz gut beherrsche. und weil ich das, was die frau gesagt hat, sehr richtig fand (es ging darum, dass sie kritik an dem benotungssystem geäußert hat, wonach wir in kontingenten benotet werden - 10% bekommen ne "1", 20% vielleicht ne "2"... und wonach also jemand, der eigentlich die antwort entsprechend der vorgegebenen korrekturlösung richtig angegeben hat, ggf. irgendwie noch runtergeprüft wird, weil sonst vielleicht zu viele einne bestimmte note erreichen würden).

aber ich habe mich nicht gemeldet. ich hab mich aufgeregt innerlich! und dann hat der prof noch zwei dinge falsch dargestellt, die mit jura zu tun haben, also hab ich ihm eine sehr lange e-mail geschrieben gestern.

ich mache so etwas sonst nie. im gegenteil habe ich gerade in diesem semester beschlossen, meine menschenfreundlichkeit zeitlich mal etwas zurückzustellen und z.b. die klausuren, die jetzt anstehen, nicht auf meiner webseite öffentlich zu besprechen anhand der schwer erhältlichen alten klausuren. das will ich erst tun, wenn mein eigener klausurtermin verstrichen ist.

grund ist eben das notenkontingent - wenn ich jetzt schön die antworten vorkaue, dann ziehen sich das meine kommilitonen schön rein und schreiben es wort für wort auswendiggelernt in die klausur, bekommen volle punktzahl, und klein-sine mit ihrem "ich-will-alles-verstanden-haben-gehirn" brütet eine neue formulierung aus und kann sich den eigenen text, den ich mir ja in ruhe überlegt hatte, nicht merken... und bekommt nur ne schlechte "2" oder so!

aber nun... hab ich doch mal stellung bezogen. ich denke ja, dass das heikel ist - mein name steht auf der e-mail etc. aber ich denke auch, gerade weil mein namen draufsteht, findet dann (ggf.) ein kommunikativer austausch auf dem ernstgemeinten level statt, auf dem ich mir das ganze auch wünsche.

so

ich habe gestern mit meiner besten freundin hier aus berlin tatsächlich ein bewerbungsfoto zustandegebracht. es ist ja eine ziemlich zähe angelegenheit, aus meiner freundin einen funken leben herauszuholen. das gilt ganz besonders für ihr anliegen, sich auf neue jobs zu bewerben.

hatte ich nicht schon mal erwähnt, dass ich glaube, dass sie suizidär sein könnte? auf jeden fall ist sie oft traurig und antriebslos. der hauptgrund ist ihr aktueller job, in dem sie nun schon seit ähm 10 jahren oder länger von ihrer kollegin gemobbt wird.

meine freundin hat schon x-mal einen anderen job ergreifen wollen, weil sie auch sonst die schnauze voll hatte von der tätigkeit einer (ungelernten) rechtsanwaltsgehilfin. sie wollte bereits masseuse werden und reiseleiterin. aber es hat nie für irgendeine bewerbung ausgereicht bei ihr. ich weiß selbst, dass das auch anstrengend ist! wenn man keinen schritt auf ein ziel zu macht, dann kommt man am ende fast schon zu dem schluss, dass es besser gewesen wäre, sich erst gar keine eigenen ziele zu setzen, denn dann leidet man auch nicht darunter, dieses ziel nicht zu erreichen.

so denkt wohl meine freundin auch tatsächlich. kennt ihr das, dass das äußern eigener vorstellungen und wünsche fast schon schmerzen auslöst, weil man einfach solche angst davor hat?

angst sowohl vor dem oben beschriebenen unglücklichen prinzip, dass ein traum eben auch verwirklicht werden will und sich bei nicht-verwirklichung wie ein vergrößerungsglas auf die probleme legt, die man nunmal hat, wenn man sich nicht aufraffen kann zu irgendwas.

angst aber natürlich auch vor der herausforderung, sich in unbekanntes gebiet (also: in das "neue") hineinzubegeben. meine freundin war schon immer sehr (!) vorsichtig mit neuen sachen. das ist ein muster, das sie fast nicht durchbrechen kann.

aber: wie gesagt, aber (!) gestern waren wir (endlich) beim fotografen. es war genau derselbe laden, wo monsieur und icke unsere biometriefähigen ausweisbilder hatten machen lassen. ich fand den laden preiswert (sehr sogar) und dennoch voll super. bei meiner freundin hat der typ noch viel mehr geleistet als für unsere verschissenen biometrie-fotos, und jetzt sieht meine freundin absolut top aus. für so ein foto (also sogar mit retusche und aus einer auswahl von insgesamt 10 verschiedenen shots incl. einer option zu noch mehr shots bei nicht-gefallen) hätte ich an ihrer stelle auch mehr bezahlt als 15 €, um nicht zu sagen: das ist genial geworden!

vielleicht geht ja jetzt was bei meiner freundin. ich selbst muss mich allerdings ebenfalls zu neuen bewerbungen aufraffen... *seufz*

so

nun bin ich endlich ein wenig aufgewacht - ich brauche morgens echt immer ein weilchen zum wachwerden!

gestern waren meine freundin und icke auch noch billard-spielen. mein chef hatte eingeladen, und es war ganz lustig (was mich positiv überrascht hat - ich hasse afterwork-treffen eigentlich total). ich hab 2 bier und ein radler getrunken und dachte, dass ich heute morgen ziemlich tot sein würde - aber: es geht!

na denn

ich hab 5 tage am stück kein mathe gelernt. ich hab mich nur für kostenrechnung vorbereitet, denn das ziel ist, diese woche kostenrechnung fertig gelernt zu haben!

hm

also mach ich weiter kostenrechnung. gottseidank lichtet sich das dunkel in meinem kopf doch etwas bei kostenrechnung. unsere superschlechte dozentin und unser auch nicht gerade sinnstiftender tutor sowie die reichlich umständliche pflichtlektüre können nicht vermeiden, dass ich hie und da einen "roten faden" entdeckt habe. ich werd mal weiter schauen, ob ich noch mehr "rote fäden" finden kann, denke ich. mathe dann erst ab montag nä. woche wieder!

ich grüße euch und wünsche euch einen schönen freitag.

gruß

sine

bilderbücher

hallo guten morgen!

also in sachen bilderbücher weiß ich nur, dass man ruhig nach seinem eigenen geschmack gehen darf... das sagt zumindest meine beste freundin in augsburg, die ich übrigens bald besuchen gehe (nach den klausuren, jippieh!). scheinbar muss man halt ein bissi gucken, ob man nicht die ganz ätzenden jesus-bücherchen erwischt, denn zumindest bei uns in süddeutschland ist der markt für christliche kleinkindliteratur bestimmt genau so groß wie der für weltliche bilderbücher.

:-/

nicht, dass ich was gegen jesus-geschichtchen hätte. ich muss aber sagen, jesus in jedes noch so triviale bildergeschichtchen zu pressen, ist mir irgendwie nicht so nahe. jesus gehört in eine kinderbibel, find ich, und später kann das liebe kleine auch mal zum kindergottesdienst geführt werden, o.k.

vielleicht bin ich schon etwas altbacken mit meinen vorstellungen - doch es widerstrebt mir, den nachwuchs mit jesus zuzukleistern schon von der ersten wachen minute an (oder so). für mich ist glaube etwas, was man lebt. das ist das prinzip, und nicht gehirnwäsche. oder?

äh ja

*geht_erstmal_leckeren_pflaume-ginseng-tee_holen*

bis gleich...

s.

12 Juli 2007

von Matilda am 12.7.: (baby)geheul

guten tag an einem herrlichen sommertag...

der draussen ohne mich statt findet, während ich in diesem dämlichen büro sitze und rein gar nix zu tun habe - und das ist dann wohl mein einstieg in den heulchor.

;-)

ich beneide euch nicht um's studieren, ich habe nie gerne über den büchern gesessen und prüfungen mochte ich schon gar nicht. deshalb fühle ich mich immer ein bissi wie ein aussenseiter, wenn ihr euer studiengeheul anstimmt.

wieder ;-)

sind die kleinen denn noch sehr klein, @isabel? von bilderbüchern habe ich nicht viel ahnung, aber ich kann mich an unzählige kinderbücher erinnern, die ich selbst gelesen habe, und die ich heute noch klasse finde. meine nichte ist ja noch zu klein (obwohl ihr vater behauptet, er brächte ihr gerade bei, auf bäume zu klettern...), aber ich kann es schon jetzt kaum erwarten, ihr die ganze bibliothek vorzulesen, die bei meinen eltern auf dem speicher verstaubt.

ups. muss loss

:-)

matilda


11 Juli 2007

von Isabel am 11.7.: noch ein bisschen vom Heulen ...

Es ist sehr deprimierend, wenn es in deiner Altersklasse keine Kollegen gibt: das ist wohl überall so und beim Studieren ist das ganz speziell.

Es gibt neben mir schon auch noch andere - sehr wenige - "Seniorstudenten“ und sie haben natürlich alle das gleiche Schicksal, aber so etwas verbindet auch, wenn auch wenig.

Schließlich ist jeder ein Einzelkämpfer, wenn’s drauf ankommt. Spaß bleibt oft auf der Strecke, das ist schade und ich hoffe noch immer, dass es im dritten Abschnitt besser wird.

Sicher könnte man darüber diskutieren, dass für Diskurs keine Zeit mehr bleibt und dass angesichts steigender Hörerzahlen und verpflichtender Ressourceneinschränkung nur noch Massenprogramm, das leicht prüfbar ist, angesagt ist.

Also nicht dass die Prüfungen leichter werden, sondern die Korrekturen werden vereinfacht - es lebe das MC-Programm - um Zeit zu sparen.
Alles auf Kosten der Qualität. Bevor ich mich zu politischen Diskussionen hinreißen lasse

;-)

die vermutlich sinn- und ergebnislos wären, reden wir doch noch ein bisschen von den Babies.

Nächste Woche besuche ich eine Freundin mit ihren beiden Kleinen und als Gastgeschenk standen Bilderbücher auf der Liste.

Jemand muss ja mit der intellektuellen Erziehung anfangen *gg*

Jetzt kenne ich die Geschichte vom Apfelbaum, vom Städtchen Drumherum und auch die vom sehr unfreundlichen Krokodil

;-)

das ist ja so süß, ich hab mich schon lange nicht mehr so amüsiert in einem Buchladen.

Schade eigentlich.

Dass mich Lehrbücher nicht amüsieren.

Lieben Gruß von Isabel!

08 Juli 2007

studiengeheule

hi ho

@isabel:

du hast zu der frage, wie du die prüfungen geschafft hast, geschrieben:

ich lerne nicht, zumindest nicht so, wie es dem System entsprechen würde - auswendig Text repetieren, Definitionen pauken, usw.


oh, das kommt mir bekannt vor. ich saß im ersten semester STAUNEND da und habe festgestellt, dass die kidz einen anderen lernstil haben als icke. sie pauken. sie gehen wie opferlämmer in die prüfungen (manche früher, manche später... also vielleicht nicht GANZ wie opferlämmer, sondern teilweise mit einem gewissen widerwillen) und fragen nicht, ob sie die prüfungen schaffen. sie machen einnfach, was vorgeschrieben ist - auch, wenn uns eigentlich niemand mehr irgendwas vorzuschreiben hätte (man "bietet" und nur noch etwas an, ähäm *hüstel* aber es ist ja das EINZIGE, was angeboten wird... also doch eine vorschrift, nichts weiter). sie halten sich GEFRUSTET an irgendwelche studienpläne. sie besuchen kurse, deren benotung sie frustriert.

mein fazit: ich leiste mir meine art zu lernen. ob das sinnvoll ist, ist natürlich sehr relativ - ich lerne ja leider in beziehung auf punkte und bestehen der prüfung nicht wirklich sinnvoll.

ich lerne mit assoziationen.

mein gedächtnis ist nicht phänomenal. um meine psyche ins lot zu bringen (und dort auch zu halten) habe ich die einstellung, dass mein gedächtnis kein computer mit einer festplatte sein soll, sondern ein lebendiges und mit gefühlen durchdrungenes instrument, auf dem ich jeden tag "spielen" möchte und das mir (gefälligst *g*) wohlbefinden bescheren soll, nicht diese stupide gehorsamkeit und unterwürfigkeit, die mir meine eigenen empfindungen zukleistert.

dieses "ich-bin-aber-wer" ist in der uni nicht so sinnstiftend, wie ich gedacht hatte.

ich hatte gedacht, mein herz und mein wille würden mir die guten noten bescheren und der aufwand, den ich hinzuzufügen hätte, wäre fleiß. nun, vielleicht stimmt das, aber ich vermute JETZT, dass "fleiß" eben auch zum großteil aus gehorsam und aus dem ignorieren eigener gedanken zu bestehen hat bei den anforderungen.

ich muss zugeben, es ist mir SCHWERgefallen, mich von der juristin, die in prozessen mal eben von jetzt auf gestern mit sachverständigen irgendwie kommunizieren musste und ihnen auch in fachfremden gebieten paroli (!) zu bieten hatte, also mich von dieser juristin abzuschwingen zu einem schaf in einer herde.

sorry for that!

das mag vielleicht auch eine art von eitelkeit gewesen sein damals, aber ich glaube nicht, dass ich eitel war. im gegenteil: ich habe gelernt, dass ich mir vertrauen durfte. ich durfte mir glauben, dass ich es (irgendwie) schon schaffen würde, in kürzester zeit eine materie irgendwie spruchreif auf den kasten zu bringen und teilaspekte durchzudiskutieren.

das genügt in meinem studium NICHT.

es ist einerseits GENAU gleich wie in meinem ersten studium: es genügt nicht, dass klar ist, was ich gemeint habe - ich muss schon den antworttext, den mein korrektor dann vorliegen hat, mehr oder minder zufällig genau gleich wiedergeben. alles andere würde ja bedeuten, dass mein korrektor sein gehirn anstellen muss! und wie wir alle wissen, führt der weg nach oben durch den schmalen tunnel der konformität. er wird also nicht bei jedem pup den dozenten fragen, ob madame sine es SO auch hätte schreiben dürfen, und er wird auch sicher nicht auf die idee kommen, dass ich eventuell manchmal ganz gut wissen sollte, wovon ich schreibe.

es genügt andererseits aber auch nicht, weil eben die definitionen so wichtig sind. wir werden alle geformt, sozialisiert, und ein studium drückt unserem leben einen wortschatzmäßigen stempel auf, mit dem wir später im theater des lebens die rolle unseres jeweiligen berufes möglichst überzeugend darbieten können. ich muss halt wissen, dass mit "beschäftigung" bei einem bwler nicht die frage der berufstätigen im vergleich zu den arbeitslosen gemeint ist (sondern die auslastung der kapazitäten eines unternehmens). ich muss auch wissen, wo ich später einem buchhalter gönnerisch sagen kann, dass seine kleinkrämerischen berechnungen mir als controller (mit meinem kalkulatorischen ansatz) doch irgendwie schnuppe sind; oder umgekehrt muss ich als buchhalter (falls ich eben kein controller werde) sagen können, dass ich wenigstens keine wischiwaschi-berechnungen durchführe, sondern reale und nachprüfbare werte produziere.

bla

ach isabel, ich hab ziemlich großen leidensdruck an der uni. dieses süßen twens ziehen an mir vorüber, sie sind leere hüllen und jedes studienjahr macht sie noch leerer - und sie sollen auch hüllen (also gefäße) sein! anders kann der studienstoff nicht bewältigt werden (fürchte ich), als dass die studenten sich kritiklos den scheiss einfiltern lasssen und dann "randvoll" mit buzzwords in den job entlassen wwerden.

ich glaube, die uni hat "recht". also ich glaube, die uni hat nunmal diesen job.

wir haben jedes jahr einen gewissen wissenszuwachs in der gesellschaft. es fällt schwer, das wesentliche vom unwesentlichen zu trennen, und ganz besonders schwer fällt es, errungenschaften, die man in der eigenen entwicklung gemacht hat, relativ zu verstehen. so trichtern sie uns immer mehr und immer unüberschaubarere informationen ein an der uni - die bücher werden dicker, die profs spezieller. oder (noch schlimmer): die profs werden so oberflächlich, dass sie keine eigene meinung mehr haben, sondern verlangen, dass man ein buch auswendig kann und in der klausur reproduziert!

ich weine den diskussionen hinterher, die an meiner uni noch mit viel mühe (weil wir kleinen fische im großen strom nicht diskutieren wollten, sondern nur punkten punkten punkten wollten) versucht wurden. ich weine diesen diskus hinterher, in der tatsächlich immer ein streber die bgh-rechtsprechung ausgebracht hat und sich dabei schier vor glück eingepinkelt hat - denn jetzt könnte ich sagen, wie ich das finde und auch argumentativ in einigen fällen meinen gedanken gewicht verleihen.

das kann ich nicht mehr, mein dozent hat mich gehasst in der bgb-vorlesung. und in den anderen vorlesungen sitze ich da und spüre nur, dass ich durch den ganzen stress geschleift werde, dass auch meine kraft begrenzt ist und ich nur hoffe, dass ich den weg finde, wo ich am wenigsten reibungsverluste habe und vielleicht dann am ehesten zu einer bestandenen prüfung gelange.

ich glaube, am ähnlichsten ähneln die kidz mir in der tatsache, dass jeder von uns sich arrangieren muss mit dem gedanken, nicht immer die höchstmögliche punktzahl zu erreichen.

tja, sorry, ich heul hier ganz schön rum.



isabel schrieb:
Die Noten sind nicht gut und die Professoren haben keine große Freude mit mir.


same here...

Die Kollegen sind distanziert, weil ich mir für soziale Unternehmungen des Studentenlebens keine Zeit nehme und daher nie ein besseres Kennen lernen stattfinden kann.


hm... also ich habe mich dieses semester ja TOTAL rausgenommen aus dem studi-alltag. ich hatte einfach KEINE LUST MEHR auf diese jugendliche langeweile, die mir meine kommiliton(inn)en auszustrahlen schienen. ich war im ersten und zweiten semester ja wenigstens ein, zweimal mit meiner liebsten kommilitonin auf der piste und nach der bgb-klausur hab ich mir sogar das event angetan, dass wir uns abends mal in einer kneipe zu einer größeren gruppe treffen.

ja, ich hab aktiv bei den kennenlern-aktionen mitgemacht, die vom studien-dingsbums für erstsemester angeboten wurden. weißt du, isabel, ich habe dagesessen, und es kamen so themen auf wie: "was, du rauchst nicht? hast du mal geraucht?" oder "ach, du trinkst nicht gern kölsch? hast es aber gern getrunken?"

das sind fragen, hinter denen dieses totale unverständnis steht. es fehlt einfach - die lebenserfahrung!

mit einer 30-jährigen (oder älteren) person würde das thema durch sein. aha, nichtraucher. aha, weizentrinkerin.

am schlimmsten fand ich komischerweise, als ich mit meiner allerliebsten studienkollegin in der disco war. es hat ihr SO GUT GEFALLEN! und ich hab mich gelangweilt bis zum getno. hosenscheisser an der theke. tolpatschige anbaggereien an der damentoilette und in ecken - also so wie zu fetenzeiten früher. kein einziger langhaariger, kein einziger interessanter mann, allenfalls die jungen frauen was zum angucken, aber ich hab kein interesse an schminkideen und frisurentrends. wenn ich getanzt habe, haben diese pupsjungen leute blöd geguckt, weil da jemand GETANZT hat und nicht nur mit eingezogenem bauch den seitwärtsschritt nach rechts und anschließend den seitwärtsschritt nach links getan hat.

oh ich war einsam!

und zu aller krönung hat meine liebste studienfreundin eine "1" in bgb geschrieben, überhaupt alle, die meine studi-webseite gelesen haben, haben sehr gut geschrieben. und ich hatte eine "2,3".

es ist noch schlimmer: hinsichtlich des zensurenkontingents ist mir nun klar geworden, dass die zensuren nach dem verfahren verteilt werden (1) leistung und (2) verteilung der zensuren in der gruppe. d.h. selbst wenn ich gut schreibe, dann bekomme ich noch lange kein "gut" (oder eine "2"), sondern ich werde noch runtergeprüft (oder vielleicht auch hochgeprüft), damit die statistik ausgeglichen ist. das ist wahr! es müssen 30 prozent durchfallen, und jetzt, wo wir auf den master schielen, wird zudem auch nur eine feste prozentzahl an studenten produziert, die später für den master dann überhaupt zulassungsfähig sind.

diese erkenntnis hat mir tatsächlich den elan geraubt, meine studi-webseite so weiterzubetreiben, wie ich es mir vorgestellt hatte - denn ich hatte ernsthaft letztens einen klausurtext in wirtschaftsgeschichte in den händen, habe diesen aber noch nicht veröffentlicht und werde ihn auch nicht vor meinem eigenen klausurtermin veröffentlichen! grund: ich habe einen fan-club. diese leute ziehen also von meiner webseite infos, und was ich dort mit grips und mit dem herzen zusammengetragen habe (und damit mein zeitpensum vollständig gefüllt habe), wird von diesen kleinen gehirn-robotern (also von meinen kommilitonen) gespeichert, auswendiggelernt und zu einer brillianten zensur weiterverarbeitet.

und klein-sine kriegt dann wieder ne miese note.

also letzteres ist sicher übertrieben (hoffe ich), und es wird ja möglich sein, dass ich meinen eigenen scheiss auch besser lerne. aber... naja!

wie gesagt: es ist, als würde man dauernd geschleift. dieses studium erscheint mir so, also würde ich in einer tunnelrutsche auf meinen bachelor zusausen, nur ist in dieser tunnelrutsche alles voller felskanten und unebenheiten und man sieht das ende nicht. man weiß nur, andere kommen da auch durch, und, wie der wirtschaftswissenschaftler so schön formuliert, und man "optimiert" sein verhalten.

oh je oh je

also werd ich mal lernen, leutz

das gejammere muss jetzt mal erleichternd gewesen sein (obwohl jammern sicher mehr spaß macht als lernen *g*) und der kopf soll jetzt mal frei sein, jungfräulich geradezu. dann passt bestimmt logarithmieren rein und auch noch integrieren.



gruß

sine

07 Juli 2007

von Matilda am 7.7.: wunder gescheh'n

wunder gescheh'n,
ich hab's geseh'n
es gibt so vieles
was wir nicht versteh'n
wunder gescheh'n
ich war dabei
wir duerfen nicht nur
an das glauben was wir seh'n
was auch geschieht
ich bleibe hier
ich geh den ganzen langen weg mit dir
was auch geschieht
wunder gescheh'n
wunder gescheh'n

hallo ihr lieben,
nun ist es schon unertraeglich lange zweieinhalb stunden her, dass mir dieses kleine grosse wunder wieder aus den armen genommen wurde, und ich bin immer noch wie betrunken von diesem anblick: unsere kleine prinzessin hat uns alle in sekundenschnelle um ihre winzigen finger gewickelt. dieses atmende, selig im schlaf laechelnde buendel in den armen meines vaters - ein unvergesslicher anblick, ein moment, in dem die welt den atem angehalten hat.

matilda

p.s. foto folgt

06 Juli 2007

von Isabel am 6.7.: Falsche Vorbilder

Liebe @matilda, gratuliere auch zum Baby!

Wie das klingt … *gg*

Es ist schön, wenn in der schweren Zeit etwas und jemand trösten kann, und so ein Baby, das ist schon ein Wunder.

Von den Prüfungen darf ich erzählen und von Selbsteinschätzungen und auch von Vorbildern, und frage mich, ob sie falsch sein können oder richtig oder ob es das überhaupt gibt - falsche oder richtige Vorbilder.

Also zuerst: ob alle Prüfungen positiv sind, weiß ich noch nicht, die Korrekturen dauern einige Zeit. Es waren offene Fragen, die handgeschrieben beantwortet wurden …

Diese Prüfungen sind geschafft im Sinne von getan und vorbei - falls ich durchgefallen wäre, hätte ich noch eine Chance, im Herbst zu einem Nachtermin anzutreten, um den Schein noch zu retten.

Liebe @sine, ich weiß, du meinst es gut mit mir und in deiner Vorstellung scheine ich ein viel zu selbstkritischer und vll auch zu bescheidener Mensch zu sein (?). Es liegt wohl an meiner Selbstdarstellung, dass ich dieses Bild liefere, aber es stimmt so gar nicht.

Du fragst mich, wie ich lerne und du schreibst:

denn in diesem fall hab ich ehrlich gesagt ja nicht geglaubt, dass du das hinbekommst und eher auf den großen katzenjammer gewartet!

Es stimmt schon, wenn man erzählt, dass man ein Vollzeitstudium neben einem Vollzeitjob versucht, es den Eindruck erwecken muss, dass sich das nicht ausgehen kann mit der vollen Zeit, die zur Verfügung steht.

Um es aufzuklären: ich lerne nicht, zumindest nicht so, wie es dem System entsprechen würde - auswendig Text repetieren, Definitionen pauken, usw.

Das soll ja nicht heißen, dass das Studium so einfach wäre oder ich so genial: das heißt einfach nur, dass ich latent lerne: also die Dinge lese, versuche zu verstehen, darüber nachdenke und vieles aufgrund eines gut funktionierenden Gedächtnisses behalte. Einfach so.

Es reicht aus, um durchs Studium zu kommen. Die Noten sind nicht gut und die Professoren haben keine große Freude mit mir. Die Kollegen sind distanziert, weil ich mir für soziale Unternehmungen des Studentenlebens keine Zeit nehme und daher nie ein besseres Kennen lernen stattfinden kann.

Das alles nehme ich hin und es stört mich nicht wirklich. Das wusste ich von Anfang an und ich habe diese Studienpläne mit so viel Widerstand durchgesetzt - von einem verständnislosen Ehemann über so genannte Freunde bis hin zu entsetzten Verwandten - dass mich Kollegen, die "not amused“ sind, wenig rühren.

Was mich stört ist, dass ich zum Einen mehr tun hätte können, ich habe meine Zeit nicht gut genutzt und gern die Wochenenden verbummelt und zum Anderen, dass ich unterschätzt habe, wie sehr es mich anstrengt.

Ja, ich bin erschöpft, aber bei diesem minimalsten Aufwand, den ich liefere, steht diese Erschöpfung in keiner Relation. Das stört mich.

Vll habe ich auch nur die falschen Vorbilder.

Ich arbeite mit Wissenschaftler, @fee. Also, ich bin keiner, ich mach die Administration für Projekte. Den Bürokram eben ;-)
Sie zu kennen und mit ihnen zu arbeiten hat den großen Vorteil, dass man sich relativ einfach mit Genies anfreunden kann, was im normalen Leben nicht funktioniert.
Es hat aber den großen Nachteil, dass man damit leben muss, nie ein Teil ihres Lebens sein zu können. Ob mich das stört? Naja, eigentlich nicht, nicht mehr, ich habe mich schon daran gewöhnt.

Es ist eher so, dass ich sie beobachte und daraus lerne.
Sie sind meine Beobachtungsobjekte *gg*.
Ganz so, als würde ich vor einem Terrarium sitzen und mit dem Finger gegen die Scheibe trommeln - nur dass ich außen bin und sie gefangen sind in ihrer Welt.

Oft überlege ich, ob ich sie beneiden soll. Oder bedauern? Ein neutrales Verhalten dazwischen ist nicht möglich. Sie leben in dieser Welt und sie sind darin versunken.
Sie lösen die großen Probleme der Welt!? oder zumindest kennen sie sie. Es sind übrigens Mediziner.

Jedes alltägliche Problem ist damit so weit weg und wie alles, was weit genug weg ist, kann es auch weniger ausmachen oder sich als Problem manifestieren, alles was global und mit Abstand betrachtet werden kann, ist halb so wild bis gänzlich unwichtig.

Das ist beneidenswert. Ist es das?

Ob sie Einbußen haben und oftmals vieles nicht mitbekommen, was so passiert in der richtigen Welt? Das dachte ich auch oft. Wenn ich dann die Probe aufs Exempel mache und sie teste

;-)

dann wissen sie mehr über tägliche Banalitäten, als ich gedacht hätte.
äh, ja, also, diese Theorie geht auch nicht auf.

Also doch Neid?
Oder lieber Bescheidenheit, dass man auch diese Welt sehen durfte?
Oder doch Wunder?

Ist es ein bisschen so, als wenn Babylachen Traurigkeit vertreiben kann?
Ein Foto wäre nett …

Liebe Grüße von Isabel!