31 Mai 2007

von Isabel am 31.5.: Definition

Einen angenehmen lauen Sommerabend wünsche ich euch
und auch, dass die gute Laune anhält, dass ihr euch wohl fühlt und mit der Welt zufrieden seid.

Ich bin es nicht und das stört mich. In diesen Momenten, wenn so einiges und manches unrund läuft, stört mich dann alles, jede kleinste Kleinigkeit und dass mich diese Kleinigkeiten stören, stört mich auch.

Und am allermeisten stört mich, dass ich nicht resistent bin gegen Ärger und gegen Stress.
So klein kann das Malheur nicht sein, dass es mich nicht aus der Bahn werfen könnte.
In Wahrheit bin ich hier das Mimöschen, @sine.

Diese Empfindsamkeit, die ich dir atestierte und die es dir unmöglich machte, über den Tod an deinem Wohnhaus hinwegzusehen, war hingegen ein anderes Pflänzchen. Ein zartes und behutsames: eine Empfindsamkeit, die mit Aufmerksamkeit passiert, mit Anteilnahme, als Gegensatz von rauem Desinteresse und fehlendem Feingefühl.
So hätte ich dich aus deinen Zeilen gelesen.

Bei mir ist das aber anders, ich bin neuerdings nicht belastbar und alles was passiert setzt noch eins drauf. Dieser Vorfall, der mich (wieder einmal) so sehr aus einer unrunden Bahn warf, war das Drohschreiben meiner Hausbank. Seit ich kein Geld mehr habe, mögen sie mich nicht besonders und bei jedem Zahlungsverzug kommt die schwingende Keule per Post.

Mr. Ex zahlt wieder einmal seine Schulden nicht, die er per Scheidungsurteil übernommen (weil auch allein verbraucht) hat und für die ich unglückseligerweise bürge.
Er scheint (wieder einmal) verschwunden, das macht er öfter, und noch immer bleiben seine Angelegenheiten an mir hängen.

Jetzt hätte ich eine Vereinbarung mit der Bank getroffen, damit die angedrohte Gehaltspfändung nicht zum Tragen kommt und den Ärger vorläufig eingedämmt. Bis zum nächsten Mal.

Was mich aber dabei so sehr aufregt, ist meine Reaktion: wenn so etwas passiert, befinde ich mich in einem Ausnahmezustand. An dem Tag war ich nicht fähig, das Seminar zu besuchen, im Büro blieb alles liegen. Ich arbeitete irgendwas (kann mich nicht mehr erinnern) und wirklich etwas leisten konnte ich nicht.

Zu allem Überfluss brach die Pollenallergie aus. Ich hab sie sonst im Griff, solange es mir gut geht. Sobald etwas passiert - wie dieser Brief von der Bank - verliere ich Geduld, Nerven und Kontrolle und es geht los: von Asthma bis Migräne, das ganze Programm.

Am Pfingstwochenende lag ich dann bewegungslos und zwangsweise zur Pause verdonnert und wartete, dass es nachließ, war untätig und gelangweilt. Das war sehr langweilig, ich wusste ja gar nicht mehr, was Langeweile ist … "Zwangserholung", wie verrückt klingt das?

Jetzt ist es wieder weg und ich bin halbwegs gefasst und beruhigt.
Diese Reaktion macht mir aber Sorgen, sie erinnert an Hysterie, sie macht mir Angst.

Es stimmt, in dieser Stimmung kommt der Wunsch nach "go out and play" nicht auf. Es regt sich kein Bedürfnis danach. Dass zu hinterfragen führt mich zu der Frage, was es sein sollte, das mich da draußen erwartet, das ich nicht schon kenne …

Das klingt sehr überheblich, ich weiß, das tut mir Leid. Es ist vll nur ein Mangel an Phantasie oder ein Zuviel an Verzweiflung, deren Entstehung mir im Moment nicht ganz klar ist.
Vll liegt es auch an meinem Geburtstag, der sehr bald ist.

Geburtstage haben die Eigenschaft, für einen kleinen Moment die Zeit anzuhalten und eine Rückschau, eine Vorschau und eine Bestandsaufnahme zu ermöglichen.
Wie ein Zwischenstopp beim Abfahrtslauf, eine Zwischenzeit, ein Resümee und eine Schnittstelle im Leben.

Es ist nicht so, dass ich mir etwas für ihn vornehme oder meine "Ab dann …oder bis dann … möchte ich dann das und das tun, erreichen, ändern, anschaffen". Nein, das ist es nicht.
Es ist auch nicht so, dass ich das Datum fürchte. Oder das Alter? Auch nicht. Ich bin 39. And so what? Es ist ganz egal.

Es ist diese feierliche Stimmung, die er in mir auslöst, weil das Datum ein besonderes ist. Es steht auf jeder Urkunde, auf Zeugnissen, in Ausweise. Ich definiere mich über diese Zahlen, über diese Daten, dieses Datum bin ich. Und an diesem Tag bin ich: viel authentischer als sonst. Es ist MEIN Tag und das macht ihn automatisch zu einem besonderen Tag.

Damit hätte ich den Tag definiert, aber wie definiere ich dann mich an diesem Tag?

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