13 Mai 2007

von Isabel am 13.5.: Umwege

Da das der Tag der Unsicherheit zu sein scheint (meiner, als Pendant zum Muttertag) versuche ich gern mich über Umwege an das Thema Umwege heranzuschleichen und dafür eignen sich vll diese Wortspielchen, wenn sie sich schon zu sonst nichts eignen.

Was mich so unsicher macht: ich hab keine Ahnung. Das ist immer schlecht.
Ich hab keine Ahnung, was wirklich läuft und kann daher nur spekulieren.

*spekulier*

Und es ist bestimmt auch vieles vergraben, was tatsächlich alles vorgefallen ist in deinen letzten 37 (oder 36,9) Jahren, dass es sein kann, dass du es selber nicht weißt, nicht einschätzen kannst?
Wie gesagt, alles Spekulation.

Ich kann nur versuchen, dir eine Geschichte zu erzählen und du kannst vll etwas davon brauchen.
Es geht einmal mehr um meinen (über alles verehrten) Boss, schließlich habe ich außer ihm kaum jemand um mich, den es zu verehren lohnt.

Er ist ein wunderbarer Mensch und mit allen Eigenschaften ausgestattet, die man sich von Menschen wünscht, mit denen man zu tun hat. Manchmal frage ich mich schon, wie es ihm geht, hat er doch mit Menschen zu tun, die seine Eigenschaften nicht teilen. Aber er ist einer von den In-der-Arbeit-versunkenen, vieles kriegt er - glaub ich - gar nicht mit. Oder doch und er lässt es sich aber nicht anmerken. Oder wie auch immer, ist ja jetzt erst einmal egal.

Jedenfalls hat er bei allen Animus-Qualitäten, Hr. Jung würde wohl am meisten staunen, dass es so etwas gibt, ein klitzekleines Manko: er ist sehr sehr bescheiden. Das hat zur Folge, dass er nie etwas für sich in Anspruch nimmt und sich stets als Teil eines Teams sieht. Was ja sehr sympathisch klingt, wenn jemand in einer Führungsposition solche Qualitäten hat, stimmts?

Nur fragt man sich, wie er dorthin kam ohne sich jemals in Szene zu setzen?

???

Wir gehen doch davon aus (zumindest dachte ich das immer) dass zur Karriere auch eine Portion Egoismus gehört. Schließlich hat er mehrere Positionen, die ihm internationalen Ruhm bereits brachten. Wie passt das alles zusammen?

Tja, meine Vorannahme war offensichtlich falsch. Er ist - ich hab ihn ausgiebig studiert - stets seinem Herzen gefolgt und tat, was ihm wichtig war, was auch zu ihm passte, ohne Aggressivität und ohne anderen zu schaden.

Er hat sich vertieft in Bereichen, die ihm am Herzen lagen. Sicher hatte er auch viel Glück und Mentoren, ohne die geht’s wohl kaum auf einer Karriereleiter und wie das gewesen wäre, wäre er eine Frau gewesen … das wollte ich gar nicht untersuchen.

Aber Tatsache ist doch: er ist keine Umwege gegangen, sondern den direkten Weg. Nicht mit dem Kopf durch die Wand, weil er ein Meister des Kalmierens ist, er kann Leute beruhigen, zusammenbringen und versöhnen, empathiefähig eben mit Mediatorqualität.
Ehe ich ihn kannte, hätte ich nicht glauben wollen, dass es das gibt.

Daher bin ich mir sicher, dass Bescheidenheit kein Nachteil sein kann, solange es gelingt, authentisch zu leben und sich nicht beirren zu lassen. Das ist nicht mehr graue Theorie, ich habe ein Anschauungsobjekt gefunden und ich darf es weiter studieren zu meinem großen Glück ;-)

Man sieht: es geht! Jetzt hätte mich natürlich sein sozialer Background interessiert, schließlich will man ja alles in den Kontext stellen. Da traf ich durch einen Zufall auf ganz andere Weise eines Tages seine Schwester. Komische Zufälle gibt’s, nicht wahr? Oder sollte man mehr aufpassen, was man sich wünscht?

Von ihr kenne ich nun die sehr bescheidenen Verhältnisse, aus denen die beiden stammen. Es war kein liebevolles, gebildetes Elternhaus, das ihn puschte und verwöhnte und stets Rückendeckung bot.

*staun einmal mehr*

Eher im Gegenteil, er schien gar keinen guten Draht zu den Eltern zu haben.

Wenn ich jetzt versuche, mein Anschauungsbeispiel zu durchschauen und etwas für mich, für dich, für alle daraus zu lernen - dann vor allem, dass es geht: man kann alles überwinden. Von negativen Erlebnissen bis zu ungünstigen frühkindlichen Prägungen. Bestimmt ist das schwierig und langwierig und aufwändig.

Oder man muss "einfach“ immer nur seinem Herzen folgen, und darauf vertrauen, dass es gut ist, ich glaube fest daran, heute mehr als zuvor.

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