13 Mai 2007

der arbeitsberg

hallo @Isabel!

das ist gut, dass du schreibst. denn letzten endes sitzen du und ich ja im selben boot mit unserem späten studium. oder meinst du nicht?

Isabel hat geschrieben:
Verschiebung der Prioritäten. Vieles verliert an Wichtigkeit, so manches erscheint klein und sogar lächerlich und einiges verschwindet ganz.


ja das kommt mir sehr bekannt vor: wenn ich viel stress hatte, verschwamm das übrige leben. ich fand es, wenn ich ehrlich sein soll, ganz angenehm. es ging ja irgendwie auch nicht anders - andere dinge als meine probleme auf arbeit wollte ich gar nicht in mich aufnehmen. und ich habe es begrüßt, dass sich somit automatisch der blick auf mein intellektuelles problem fixierte.

für andere menschen ist man vermutlich unerträglich in solchen zeiten. aber ich war so stumpf gewesen damals, wenn es so war. ich denke noch heute, dass es ok war, denn ähnlich wie du, isabel, sind mir menschen, die sich ganz und gar hineinversenken können in eine aufgabe, irgendwie sympathisch. ich bilde mir ein, dass ich in solchen zeiten dann eben auch mal ganz in einer aufgabe aufgegangen war.

die kehrseite der medaille ist der stress, nicht wahr? und irgendwann fehlt einem, dass es nur noch das robotten gibt und keine alternativen mehr. es wundert einen, dass man so weggetaucht ist... und ich fragte mich, ob ich je wieder auftauchen werde?

aber ich bin immer wieder aufgetaucht. aufgabe beendet - sine wieder da.

dann allerdings braucht man auch noch zeit für sich... kann sich immer noch nicht gleich ins pralle leben stürzen. damals sind viele probleme nebenher geschehen, die mir alle in den reissenden fluss meines inneren stressgefühls geraten sind. irgendwann hat man aber wieder die ruhe, um sich mal an diesen "fluss" zu setzen und hineinzuschauen und sich zu überlegen, was man von den dingen, die alle ins wasser gefallen sind, gerne wieder herausholen möchte.

es hat also vielleicht auch eine reinigende wirkung *g*. trennungen, die man nicht so recht überdacht hatte, sind einfach passiert, und im nachhinein stellt man fest, dass man so eine sache nicht wiederbeleben möchte.

aaaber... die probleme sind in dieser art und weise nicht wirklich erledigt. denn keines der probleme, das man mal so nebenbei irgendwie durch schiere vernachlässigung "gelöst" hat, hat man ja für sich überhaupt akzeptiert.

ich weiß nicht, wann und ob diese alten probleme nochmal auftauchen, aber ich weiß, dass immer ein blinder fleck bleibt an der stelle, wo man sich selbst so abgenabelt hatte von der welt.

also würd ich dir empfehlen: einen gang rausnehmen, isabel!

andererseits wusste ich GENAU, dass du absaufen würdest in arbeit. dieser berg, isabel, den du siehst, ist eigentlich - so vermute ich - etwas RELATIV positives. also für mich bedeutet der berg, dass du wenigstens noch EINE sache wirklich anpacken willst. das vermute ich deshalb, weil der liebe arbeitsberg ja wandert und einen damit ja frustriert - würdest du frustration erleben, wenn dir etwas unwichtig wäre? nein, ich denke nicht.

es würde ALLES in dem gewirr des stresses untergehen.

jetzt kenn ich es, dass man den arbeitsberg beklagt.

das, was daran zu beklagen ist, ist aber, dass man so einseitig sein leben auf nur eine sache ausrichtet. deshalb ist arbeit auch nicht mehr produktiv, sondern zerstörerisch in solchen situationen (denk ich).

der berg wäre immer ein berg, aber glaub mir, er hätte eine liebreizende und verhüllende nebelwolke, wenn du dich nicht so stressen würdest.

du weißt ja aus dem liebeskummerforum, dass diejenigen, die ein problem bei sich selbst sehr gut kennen, bei anderen eine sehr gute lösung wissen! ich kenne - so vermute ich - dein problem sehr gut, weil ich selbst der oberstresser-typ bin. vielleicht ist das im moment nicht so stark der fall wie bisher. aber zumindest vor zwei jahren als anwältin war es noch so, dass genau dieser arbeitsberg mir wie ein dämon gefolgt ist und ich diesen arbeitsberg irgendwie entweder freundlicher gestalten musste (weshalb ich ja mal eine therapie begonnen hatte... das ist aber wohl wunschdenken, dass man nur das "wie" zu verändern braucht) oder das wagnis eingehen musste, den arbeitsberg mal irgendwie trotz allerdringendster termine arbeitsberg sein zu lassen.

letzteres kann man üben. wie mit allen sachen, wo man sich selbst treu bleibt oder sich wieder an die eigenen bedürfnisse annähert, verpasst man selten die wichtigen dinge.

monsieur ist im moment mein star in sachen arbeitspensum: ich möchte nicht sagen, er tut nichts für seine prüfungen. aber er tut wochenlang nichts. und dann muss er halt knüppeln, wohl wahr, aber für die 1 woche oder manchmal auch nur für die 1 oder 2 tage bekommt er eine "1" mit ner kommazahl.

wahnsinn!

es hat mich sprachlos gemacht.

ich dachte, monsieur ist einfach irrsinnig klug und ich hab mich schon gewundert, weshalb ich das nicht in DIESEM maße gemerkt hatte bisher.

aber mittlerweile denke ich, dass es schon richtig ist, sich mal mit zerstreuung zu beschäftigen. sorry, genauer kann ich dieses konzept nicht beschreiben, aber für mich ist es gerade die lektion, die ich lerne.

ich wünsche dir also ein paar freie minuten, die dich glücklich machen... und lust nach mehr freien minuten bescheren.

:-p

gruß

sine

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