03 Mai 2007

wegrennen ist nicht dasselbe wie ruhig bleiben

hallo!

@matilda: hm... weißt du, ich frage mich, ob es zum älterwerden dazugehört, dass man dinge auch einmal einfach so sein lässt? also dass man es auch mal auszuhalten versucht, dass sich etwas nicht ändern lässt.

mal abgesehen davon, dass ich früher vieles als eigenes versagen einsortiert habe, an dem ich mich gestoßen habe, so habe ich doch früher irgendwie nicht hinnehmen können, wenn etwas anders war, als ich es wollte.

ich habe gekämpft...

jetzt ist es für mich ein neues "feature" in meinem seelenleben geworden, dass ich mich auch mal in eine abwartende position begebe. dass ich dingen zeit gebe. und dass ich auch MIR zeit gebe - vielleicht lerne ich ja noch etwas aus der situation.

früher hätte es nur die alternative gegeben, ein gebrochener mensch zu werden. also damit will ich sagen: früher habe ich alles als existentielle bedrohung gesehen, was mir geschadet hat.

seit dieser stalking-geschichte ist das vielleicht verschwunden. es gibt dinge, mit denen lebt man, und man lebt vielleicht sogar besser damit. unsere entwicklung ist wohl so angelegt, dass wir auch unter wasser atmen lernen können (im übertragenen sinne), wenn wir es nur mal probieren. kann natürlich sein, dass es doch nicht funktioniert - ok! dann kann man eben auch wieder auftauchen... aber erst gar nicht ins wasser zu springen und zu glauben, dass etwas nicht geht, ist auch in bezug auf das erleben unangenehmer situationen nicht (mehr) meine sache.

wobei ich ja schon immer der typ war "ganz-oder-gar-nicht"...

;-)

weißt du, matilda, deine probleme mit dem chef erinnern mich wahnsinnig an meine eigenen probs im winter in stuttgart.

ich muss sagen, dass ich JETZT (!) manchmal eine gänsehaut bekomme, wenn ich noch etwas wegräume, was beispielsweise aus meinem zweiten haushalt in stuttgart stammt. wie dunkel war doch die zeit für mich. wie tapfer war ich doch. wie verträgt sich diese tapferkeit damit, dass ich NICHT das gefühl hatte, unmenschliches zu leisten?

nun einerseits hatte ich meine "herz"-probleme - ich war gesundheitlich angeschlagen. das halte ich für ein zeichen, dass etwas elementares nicht in ordnung war in meinem leben.

aber andererseits hatte ich eine art schutzschicht anscheinend. natürlich konnte ich die "stöße" und sonstigen beeinträchtigungen nicht abfedern damit, und natürlich hatte ich keinen schutzengel, aber immerhin eine art schutzschicht: immer mal wieder ist an mir etwas einfach abgeperlt und in das meer der nicht zu ändernden und auch für mich irgendwie uninteressanten sachverhalte geflossen.

und wenn ich dieses "abperlen" wahrgenommen habe, habe ich auch ein bißchen kraft gefunden, bei der nächsten schockwelle im job einfach zu schauen, was passiert. perlt es wieder ab?

die meisten attacken meiner bösen chefin damals bei ei sind zwar nicht abgeperlt, aber sie gingen auch nicht direkt an meine nieren. kennt ihr das, dass man sich zwar denkt 'aua, das ist jetzt aber bestimmt ganz schlimm', und dann ist die situation aber irgendwie einfach schwer zu definieren, schwer zu begreifen... und solange man sie nunmal erlebt, macht man da einfach alles, was man kann.

ich habe in den schlimmen situation letzten endes etwas neues ausprobiert (und damit "alles, was man kann" etwas erweitert für mich selbst). das neue war, dass ich dinge mit gelinder neugierde (die einem unglauben ähnlich war) erst einmal hingenommen habe.

nur etappenweise hab ich mich dann befragt: 'fühlst du dich wohl?'

früher hätte ich das nicht getan. entweder ich hätte mich total negiert und wäre stumpf und ängstlich in selbstzweifeln zerfließend durch die hölle gegangen - oder (was mir wahrscheinlicher erscheint) ich wäre mit lautem 'tata' geflohen, vermutlich nicht ohne eine stinkbombe zu hinterlassen und verbal alle zu veranlassen, die hosen runterzulassen für die zeit, in der ich ihnen meine höchsteigene meinung angedeihen lassen hätte.

es gibt für mich die option, wegzurennen, und die option, geschirr zu zerschlagen, immer noch. aber sie ist nicht das einzige, was mein seelenhaushalt im repertoire hat.

wie ist es bei dir, matilda?

und bei dir, liebe isabel?

monsieur brauch ich übrigens (meiner sichtweise nach) gar nicht zu fragen. monsieur beherrscht sämtliche facetten des ertragens. monsieur braucht eher mal ein paar fingerübungen in der anderen richtung.

gruß

sine

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