31 Mai 2007

von Isabel am 31.5.: Definition

Einen angenehmen lauen Sommerabend wünsche ich euch
und auch, dass die gute Laune anhält, dass ihr euch wohl fühlt und mit der Welt zufrieden seid.

Ich bin es nicht und das stört mich. In diesen Momenten, wenn so einiges und manches unrund läuft, stört mich dann alles, jede kleinste Kleinigkeit und dass mich diese Kleinigkeiten stören, stört mich auch.

Und am allermeisten stört mich, dass ich nicht resistent bin gegen Ärger und gegen Stress.
So klein kann das Malheur nicht sein, dass es mich nicht aus der Bahn werfen könnte.
In Wahrheit bin ich hier das Mimöschen, @sine.

Diese Empfindsamkeit, die ich dir atestierte und die es dir unmöglich machte, über den Tod an deinem Wohnhaus hinwegzusehen, war hingegen ein anderes Pflänzchen. Ein zartes und behutsames: eine Empfindsamkeit, die mit Aufmerksamkeit passiert, mit Anteilnahme, als Gegensatz von rauem Desinteresse und fehlendem Feingefühl.
So hätte ich dich aus deinen Zeilen gelesen.

Bei mir ist das aber anders, ich bin neuerdings nicht belastbar und alles was passiert setzt noch eins drauf. Dieser Vorfall, der mich (wieder einmal) so sehr aus einer unrunden Bahn warf, war das Drohschreiben meiner Hausbank. Seit ich kein Geld mehr habe, mögen sie mich nicht besonders und bei jedem Zahlungsverzug kommt die schwingende Keule per Post.

Mr. Ex zahlt wieder einmal seine Schulden nicht, die er per Scheidungsurteil übernommen (weil auch allein verbraucht) hat und für die ich unglückseligerweise bürge.
Er scheint (wieder einmal) verschwunden, das macht er öfter, und noch immer bleiben seine Angelegenheiten an mir hängen.

Jetzt hätte ich eine Vereinbarung mit der Bank getroffen, damit die angedrohte Gehaltspfändung nicht zum Tragen kommt und den Ärger vorläufig eingedämmt. Bis zum nächsten Mal.

Was mich aber dabei so sehr aufregt, ist meine Reaktion: wenn so etwas passiert, befinde ich mich in einem Ausnahmezustand. An dem Tag war ich nicht fähig, das Seminar zu besuchen, im Büro blieb alles liegen. Ich arbeitete irgendwas (kann mich nicht mehr erinnern) und wirklich etwas leisten konnte ich nicht.

Zu allem Überfluss brach die Pollenallergie aus. Ich hab sie sonst im Griff, solange es mir gut geht. Sobald etwas passiert - wie dieser Brief von der Bank - verliere ich Geduld, Nerven und Kontrolle und es geht los: von Asthma bis Migräne, das ganze Programm.

Am Pfingstwochenende lag ich dann bewegungslos und zwangsweise zur Pause verdonnert und wartete, dass es nachließ, war untätig und gelangweilt. Das war sehr langweilig, ich wusste ja gar nicht mehr, was Langeweile ist … "Zwangserholung", wie verrückt klingt das?

Jetzt ist es wieder weg und ich bin halbwegs gefasst und beruhigt.
Diese Reaktion macht mir aber Sorgen, sie erinnert an Hysterie, sie macht mir Angst.

Es stimmt, in dieser Stimmung kommt der Wunsch nach "go out and play" nicht auf. Es regt sich kein Bedürfnis danach. Dass zu hinterfragen führt mich zu der Frage, was es sein sollte, das mich da draußen erwartet, das ich nicht schon kenne …

Das klingt sehr überheblich, ich weiß, das tut mir Leid. Es ist vll nur ein Mangel an Phantasie oder ein Zuviel an Verzweiflung, deren Entstehung mir im Moment nicht ganz klar ist.
Vll liegt es auch an meinem Geburtstag, der sehr bald ist.

Geburtstage haben die Eigenschaft, für einen kleinen Moment die Zeit anzuhalten und eine Rückschau, eine Vorschau und eine Bestandsaufnahme zu ermöglichen.
Wie ein Zwischenstopp beim Abfahrtslauf, eine Zwischenzeit, ein Resümee und eine Schnittstelle im Leben.

Es ist nicht so, dass ich mir etwas für ihn vornehme oder meine "Ab dann …oder bis dann … möchte ich dann das und das tun, erreichen, ändern, anschaffen". Nein, das ist es nicht.
Es ist auch nicht so, dass ich das Datum fürchte. Oder das Alter? Auch nicht. Ich bin 39. And so what? Es ist ganz egal.

Es ist diese feierliche Stimmung, die er in mir auslöst, weil das Datum ein besonderes ist. Es steht auf jeder Urkunde, auf Zeugnissen, in Ausweise. Ich definiere mich über diese Zahlen, über diese Daten, dieses Datum bin ich. Und an diesem Tag bin ich: viel authentischer als sonst. Es ist MEIN Tag und das macht ihn automatisch zu einem besonderen Tag.

Damit hätte ich den Tag definiert, aber wie definiere ich dann mich an diesem Tag?

29 Mai 2007

zu hause weniger output

hallo,

ich habe irgendwo im internet einen artikel gelesen, wonach man zu hause nicht so produktiv ist wie man sich vielleicht vorstellt. man soll sich da nicht überschätzen, hieß es. ich fand den artikel richtig deprimierend, und so ganz geglaubt hab ich es auch eigentlich nicht.

während ich noch grübelte, ob ich den artikel dennoch bookmarke, weil ich vll. später noch daraus etwas lernen könnte, wurde ich richtig genervt und hab ihn im nirvana des weiten webs versenkt. kein bookmark für den doofen artikel! nö nope nein njente.

tja

aber seit ich den artikel gelesen habe, denke ich darüber nach, ob es stimmt. alle haben mich belächelt, als ich (noch als anwältin) begonnen hatte, zu hause zu arbeiten.

wenn es stimmen würde, bedeutete dies nicht, dass es für studenten, die (unter umständen) fast immer zu hause lernen, ungeheuer schwierig ist, zu studieren?

hm

nur mein unglaube stellte sich da quer. aber logisch gab es keinen widerspruch! es konnte schon wahr sein, was in dem internet-artikel dringestanden hatte!

tja

und dann komme ich heute um 12 aus der uni. ein ganzer nachmittag frei. ich war zum ersten mal in diesem semester geplättet von mathe. mich quälte jetzt die frage: fange ich SOFORT an, mathe zu lernen, oder mach ich zuerst kostenrechnung?

ich habe erstmal 2 stundenlang irgendein online-spiel gezockt. das ist halt so. aha! und das wäre mir auf arbeit NICHT möglich gewesen.

ok dann hab ich aber kostenrechnung begonnen. da lief dann stundenlang ziemlich viel schief. im moment sitze ich 5 stunden an kostenrecht - und bin weder fertig. noch sonst irgendwie erfreut. im moment ist mein compi sogar abgestürzt und lässt sich nimmer hochfahren (monsieurs compi ermöglicht mir diese heularie im blog, thx süßer!).

also

ich räume ein: auch, wenn es mir bisher unmöglich erschien... man arbeitet schlechter zu hause.

stimmt

oh mann

in meinem ersten studium habe ich zum lernen mit eifer die bibliothek aufgesucht. nicht so sehr, weil ich da die bücher hatte - nö. die waren wie in allen bibliotheken ja immer vergriffen, es sei denn, man hatte sie selbst irgendwie ausgeliehen. ich kam also mit meinen ausgeliehenen büchern in die bibliothek - zum lernen. wegen der arbeitsatmosphäre.

wäre meine anwaltskanzlei nicht so abartig ungemütlich gewesen, hätte ich dort auch lieber gearbeitet als zu hause.

ich HABE aber doch immer recht viel zu hause gerödelt...? ja habe ich. aber jetzt, zugegeben, ist es nicht wirklich produktiv, was ich hier veranstalte.

hm

jetzt müsste mir noch ein fazit aus dieser erkenntnis zu kopf steigen.

aber ich bin erstmal ne weile erschüttert.

tja wie das leben doch so gemein ist manchmal... gell?

gruß

sine

27 Mai 2007

von Matilda am 27.5.: AUGURI!

liebe sine:

>> moegest du leben, so lange du willst,
und es wollen, so lange du lebst<<

das ist mein wunsch zu deinem herrlich jugendlichen 37, und das ist nocht makaber gemeint, sondern kommt aus vollem herzen von jemandem, der grade erleben muss, wie schwierig es manchmal sein kann, gerne zu leben.
in diesem sinne also: gesundheit, glueck und liebe weiterhin!

ich freue mich heute seh ueber deine und isabels beitraege, weil ihr beide auf eure unverwechselbare art an meiner verliebtheit anteil nehmt und ich das sehr zu schaetzen weiss.
@isabel: es ist nicht noetig, auf meine gefuehle ruecksicht zu nehmen, sine hat schon recht, rueck' raus mit deinem kummer. ich kann das schon richtig einordnen: war aber ein lieber gedanke von dir =)
@sine: ich habe wohl ein bild vom parsel soerwis gezeichnet, das nicht ganz vollstaendig ist, zum teil wegen meiner angst, los zu lassen und mich ihm anzuvertrauen, zum teil aus aberglauben. was zwischen uns in den vergangenen wochen und monaten gewachsen ist, gleicht einer zarten und empfindlichen pflanze, die man hegt und pflegt und vor zugluft schuetzt, und die mit prallen knospen eine wunderbare bluete verspricht, vorausgesetzt, man widmet iht aufmerksamkeit und sorgfalt und gefuehl... ein spielzeug ist er schon lange nicht mehr; in schwierigen momenten war er da, hat mir zugehoert, mich in den arm genommen. ich habe ganz langsam angefangen daran zu glauben, dass ich mich auf ihn verlassen kann. ich habe ganz langsam angefangen daran zu glauben, dass ich mein herz noch einmal oeffnen kann, dass ich noch einmal jemanden zu mir herein lassen kann, in mein haus, in mein leben, in mein herz.

es ist wunderbar, weil es so gegenseitig ist. wir haben geduld miteinander. wir haben zeit fuereinander. wir haben respekt fuereinander, und wir haben richtig viel freude aneinander. wir haben uns einfach aufeinander eingelassen, uns schritt fuer schritt naeher aneinander heran gelassen, und ich fuehle mich geborgen. es ist schon so, wie du sagst, sine: ich denke nach (bzw. ich hoere in mich hinein, ich "fuehle nach", ich bin kein grosser denker, das ist auch eines der riesigen themen der therapie) und spuere, es ist gut. und er macht das gleiche und auch er spuert, es ist gut.

und deshalb ist es.

zum teufel mit der angst.

matilda

26 Mai 2007

37

hallo!

ja heute ist mein geburtstag. wie so oft weiß ich nicht, welche geburtstage eure sind, selbst wenn ich es mal gewusst habe. *mal im lk-forum spicken geh*

ok im forum stehen keine geburtstage von euch. sagt ihr mir eure geburtstage? *liebguck*

also ich hoffe, es ist nicht langweilig für euch, aber ich möchte kurz beschreiben, wie es war, 37 jahre alt zu werden gestern nacht.



es ist ganz einfach. es verläuft geradezu unbemerkt.

ich weiß ich weiß, monsieur hat es schon gesagt: man wird ja jeden tag älter und der tag, an dem man dann ein jahr älter wird, kann sich nicht wesentlich von den anderen tagen des älterwerdens unterscheiden. naja, soweit der logische background! von mir also der von mir erlebte background im zeitpunkt meines siebenunddreissigsten... *g*

es ist wunderschön, mit einem partner zusammenzuleben. das klingt jetzt so, als wäre es ein lebenskonzept wie "ich möchte in einer wg leben" oder "ich hätte gern ein paar wochenenden auf einer einsamen berghütte". ihr wisst, dass diese beziehung für mich mehr oder wengier überraschend aus einer periode stammt, die - zumindest aus meiner perspektive - eher mal wieder ein weiterer schritt auf mich zu und weniger auf andere zu war. und schon gleich gar nicht auf männer zu - auch, wenn ich gemerkt habe, dass ich immerhin über das thema wieder nachgedacht habe. oder sagen wir: ich habe gemerkt, dass ich nicht mehr blind war und eines tages war monsieur in meinem herzen, und das war unerhört, denn das war mehr als nur eine von diesen spielereien. das war eine gefahr für mich. denn diese verliebtheit brachte das risiko mit sich, sich DIESMAL noch schwerer zu verletzen als je zuvor.

es barg auch die chance mit sich, an meinem 37. geburtstag unbeschwert und relativ spontan im kino herumzuhängen mit einer bluse, deren oberste knöpfe so angelegt sind, dass sie eher entblößen als verschließen. mit meinen geliebten über-den-knöchel-gehenden stiefelchen. in hellblau. mit nachos. mit einer pause, in der ich monsieur erlebt habe wie in disney-world: wo taucht seine silhouette auf zwischen all der neonröhrenbestrahlten innenausstattung? hinter welcher der massiven betonsäulen kann ich ihn erhaschen?

und ausschlag gegeben für diese beziehung war nicht die kosten-nutzen-rechnung, die sich mit dem abwägen der risiken beschäftigt. sondern: ausschlaggebend war mein bauchgefühl. WIE fühlte ich mich damals? war es gut (nun, die angst vor mir selbst war riesengroß, doch da diese angst IMMER da gewesen wäre, ob ich mich nun mit monsieur eingelassen hätte oder nicht!) oder war es schlecht? und es war gut. das unbekannte in der verliebtheit war ein zusätzlicher panik-faktor, aber dennoch war die situation gemäß meinem bauchgefühl so gut, dass sich dafür ein weiteres - möglicherweise erhebliches - risiko für mich lohnte.

man kann wohl schlecht in der zukunft leben. man muss im jetzt schon alles mitnehmen und für die zukunft reicht es, wie ich vermute, dass man auf sie vertraut.

man kann auch schlecht in der vergangenheit leben. nun, einfach ist das natürlich schon! es ist ja eine gewisse wechselwirkung da: mal schieben sich alte erlebnisse in die gedankenwelt und fordern uns heraus. mal erinnern wir uns aktiv, und sei es auch nur mit dem anerkennenswerten wunsch, die vergangenheit zu verstehen oder neu einzuordnen.

das war also mein älterwerden.

heute morgen bin ich aufgewacht und endlich endlich ist der selbstmörder vor meinem wohnzimmerfenster mal aus meiner wahrnehmung gewichen. kennt ihr das, dass ihr flashs habt und plötzlich situationen so präsent habt in eurem kopf, dass man imaginär das reale bild mit dem gedachten bild vergleichen kann? ich habe also viel öfter, als ich mir das je vorgestellt hätte, das bild von dem toten jungen mann auf den steinplatten vor unserem hinterausgang gesehen. die phantasie ist so eine starke kraft, dass ich mich frage, warum diese kraft so grausam wirkt? warum beflügelt sie nicht?

nun letzteres ist eine frage, die von mir vermutlich falsch gestellt wird. ich nehme an, ich bin einfach in meinem inneren noch nicht so weit, dass das gute automatisch gefördert wird und das schlechte automatisch in normale bahnen gelenkt und schließlich "normal" oder zumindest für mich halbwegs sinnvoll verarbeitet wird. ich kämpfe noch um die psychische gesundheit...

lange habe ich daran geknabbert, dass du, @isabel, gemeint hast, ich sei einfach so wahnsinnig empfindsam. ich weiß, dass die frage am ziel vorbeigeht, aber zum frustablassen stell ich sie mal: ist es so empfindsam, wenn man einen schock bekommt, wenn ein mann mit gebrochenen knochen und blutlache vorm fenster liegt?

ich habe auch darüber nachgedacht, ob es mir so weh tut, dass dieser mann gesprungen ist, weil ich keine chance hatte, es zu verhindern, dass er sich das leben genommen hat. auf einer logischen ebene kann ich dazu nicken - auf einer ebene, auf der ich sage, dass ich niemandem den tod wünsche, auch nicht, wenn er selbst sehnsucht hat. das ist selbstverständlich und es bedrückt einen vielleicht durchaus, wenn denn dann.

aber ich habe kein mitleid mit dem mann.

keinen fitzel.

was so gepocht und gearbeitet hat, war der tabu-bruch. und der schock-auslöser, dass jemand sich verletzt hat. was bewirkt bei einem straßenverkehrsunfall den schock, isabel? dass die beweglichen gefährte von ihrer fahrtroute abgekommen sind und dann verunstaltet wurden. mit den blutenden zutaten insbesondere. und so ist es bei dem selbstmörder auch: das geräusch, wie er sich von dem balkon abgestoßen hat, ist für mich vermutlich so existentiell gewesen wie für einen unfallzeugen das bremsgeräusch.

so

diese erwägungen führen aber am ziel vorbei. sie helfen nämlich nicht.

jetzt glaubt mir vermutlich keiner, dass der selbstmörder aus meiner wahrnehmung gewichen ist - aber dennoch ist er jetzt von den flashs weggeschoben und den bereich der erinnerung gewandert.

irgendwie weiß ich es einfach.

und in der erinnerung zu wühlen ist nicht mehr so mein ding. vielleicht kann ich nach wie vor nicht ganz nachvollziehen, wie @zitro einst ihre tagebücher verbrannt hat, um sich demonstrativ von erinnerungen zu befreien. aber so langsam sickert dennoch ein verständnis durch meine grauen zellen hindurch. oder sagen wir: ich wende mich langsam eben doch in die richtungen, in denen es saftigere weiden gibt für meine psyche.

matilda!

ach matilda, das klingt ja schön. und auch, wenn isabel meint, man darf nicht stören mit gedanken, die vielleicht komisch klingen, so will ich mal was bemerken...

ich denke ja, dass das, was ehrlich geäußert wird, nicht nur verstörend wirken muss. es kann auch den kick geben, um sich gedanklich über eine hürde hinwegzubewegen und danach vielleicht die situation noch besser genießen zu können.

also, meine bemerkung lautet *g*: oO, matilda, du klingst so, als würdest du über diesen ups-mann noch nie einen einzigen gedanken verloren haben.

war er nur ein spielzeug?

ich denke, wenn du zu dem romantischen treffen heute zugesagt hast, dann erlaubst du ihm, aus der "nicht-wahrnehmen-wollen"-ecke aufzutauchen und real in deinem leben eine rolle zu spielen. aber matilda, ich weiß ja nicht wirklich viel, schon gleich gar nicht weiß ich, wie man beziehungen handhabt (jeder muss sich ja selbst treu bleiben)... aber: lass dich nicht führen. lass nicht ihn entscheiden. entscheide dich selbst.

also damit will ich sagen: überleg doch auch, wie du dich fühlst. so wie ich einst bei monsieur. überleg dir das mal, ohne es zu verniedlichen. beziehe mit ein, dass es mehr als nur ein paar wochen dauert, was sich da in dein herz einpflanzen will. überlege, ob du eigentlich bereit bist, dieses gefühl wachsen und sich verändern zu sehen.

ich wünsche dir, dass du die beziehung zu dem ups-mann nicht versäumst, indem du ihn nicht ernst nimmst. auch, wenn der preis sein mag, dass er als spielzeug dann nicht mehr taugt. auch, wenn die gefahr besteht, dass der eigentiche grund für eure beziehung darin liegt, dass du dich nicht ganz geöffnet hast bisher. und man nicht weiß, ob der zeitpunkt da ist, dass du dich jetzt öffnest.

naja

ähm

und isabel: wirst du wohl rausrücken mit deinem kummer!!! *auf den tisch poch!*

weißt du, wenn ich bisher bei dir hin und wieder einen punkt angesprochen habe, mit dem du was anfangen konntest, kann ich ja mal wieder einer neue speku absondern. ich spekuliere: isabel, du bereust die unintensiven verpassten jahre.

und ich sage als antwort auf diese speku gleich dazu: du verpasst jetzt in deiner selbstgewählten - hm wie lautet ein wort dafür... - einsamkeit wieder etwas.

vielleicht rührt die vergangenheit dich im moment wieder, weil du die parallele siehst, ohne sie sehen zu wollen. deine leben jetzt ist eine erfolgsgeschichte und glaub mir, ich finde es stark, wie du lebst. ich frage mich nur, wie lange du dich noch abschottest. come out and play, sagen glaub ich die englischsprachigen kinder dieser welt... erlaube dir, das schwer-lastende in deinem herzen zu vernachlässigen und gehe spielerisch auf etwas neues zu. was matilda vielleicht fehlt an tiefe in ihre aktuellen verliebtheit (wenn ich richtig geraten habe bei dir, matilda... sonst bitte sorry!!!), das fehlt dir sicherlich nicht, isabel. aber dir fehlt die verliebtheit. dir fehlt die erfülltheit. sie, die erfülltheit (blödes wort, naja ähm aber so in der art ungefähr), wartet auf dich. glaub mir. geh aus dem haus und spiel mit dem leben. mach es wie ein kind: arbeit bleibt arbeit. aber zum entspannen mach mal den kopf nicht zu oder betäube dich nicht gleich mit neuen aufgaben wie z.b. 8 seminaren an der uni. mach es wie ein kind: mach etwas, was dir einfällt. manchmal ist es sogar etwas intellektuelles... aber immer ist es ein schritt raus aus der isolation.

oder nicht?

gruß

sine

25 Mai 2007

von Isabel am 25.5.: Des einen Unglück ist des anderen Glück, oder wie ist das?

Jetzt weiß ich ja, dass @sine morgen Geburtstag hat, wenn ich mich nicht ganz entsetzlich täusche. Nein, ich täusche mich bestimmt nicht, weil ich ein phänomenales Zahlengedächtnis habe (im Gegensatz zu einem nicht funktionierenden Namensgedächtnis … *g)

Morgen ist also dein großer Feier-, Freuden-, Ehrentag und ich würde dir so gern schon heute gratulieren, weil ich bis Dienstag nicht online sein werde.

Jetzt weiß ich ja von deutschen (abergläubischen) Kollegen, dass man auf gar keinen Fall VOR dem Geburtstag gratulieren darf, weil es angeblich Unglück bringt.

Was erstaunlich ist, denn hierzulande

*kulturell*

gilt: wer erst zum Geburtstag gratuliert, der ist zu spät! Das MUSS man vorher machen, alles andere wäre zuzugeben, dass man ihn vergessen hätte!

Ein Dilemma.

Ich verspreche einfach, dass ich morgen früh ganz fest an dich denken werde.

Und für heute wünsche ich nur das Beste.

Lieben Gruß von Isabel!

von Isabel am 25.5.: Pudelkern

Ein Hallo aus der gnadenlosen Hitze, bin breiig müde und fühl mich gerade wie nach einem Marsch durch die Wüste.

Nicht dass ich wüsste, wie ein Marsch durch die Wüste wäre, nur stelle ich es mir so vor: Kopfschmerzen, Gliederschmerzen und diese unendliche Müdigkeit.
Nein, ich bin nicht krank, auch nicht überarbeitet.
Ich habe nur wieder einmal Sorgen und Schwierigkeiten, die mit meiner Vergangenheit zu tun haben.
Die Schatten, die man nicht los wird … aber dazu später.

@sine, deine Antwort enthält (wieder) so viel Zutreffendes, so viel Wahres und auch wenn es langweilig ist, so oft zuzustimmen und zu nicken, so darf ich doch staunen, wie oft du den Kern triffst ohne die Hintergründe zu kennen.

Woran liegt das?

Manchmal bist du mir ein bisschen unheimlich. In deinen Sätzen steckt oft viel Lebenserfahrung und auch Abgeklärtheit, die Fähigkeit den Überblick und den Durchblick zu bewahren, dass ich mir oft denke, was hat sie wohl schon so alles gesehen, was erlebt und wie alt ist sie wirklich???

*ggg*

Wisst ihr, mein Boss, nennen wir ihn doch zur Einfachheit F.A., weiß sehr wohl, wie die beiden denken und belächelt es nur. Sie sind halt da, er hat sich das nicht ausgesucht, aber er lässt die Unfähigen vor sich hinarbeiten und unternimmt nichts weiter.

Das fällt unter „Jo, mei …“ und ist mit einer Handbewegung weggewischt. Solange man es sich leisten kann, Non-Profit-Unternehmen sind wir ja keines mehr.
Er ist zu allen gleichermaßen freundlich, integriert sie in seine Projekte - mehr als er müsste, und zeigt niemanden, dass er nicht mithalten kann. Wo auch schon die Gründe für deren Verhalten zu finden sind.
Man hat das Gefühl, ihm nicht das Wasser reichen zu können, ohne dass er aber dieses Gefühl vermitteln würde - und damit geht eben jeder anders um.

Das soll heißen: das ist hier KEIN Problem und kein offenes Thema und niemand kann sich darüber aufregen - außer ich. Ich finde es eben ungerecht und reagiere feindselig, was in F.A.’s Augen wohl kindisch ist und er wird auch mich des Öfteren belächeln.

So vermute ich, dass nicht jeder die gleiche Wahl hat, sich die Gruppe auszusuchen, denen er beitreten möchte. So manche - und das hätten die beiden Neider gelehrt - sind gezwungen, sich Verbündete zu suchen, egal wen! Hauptsache verbündet, weil sie sonst völlig allein auf der Welt stehen und das für sie das Schlimmste wäre, was passieren könnte …

Mit der Definition im Buch habe ich so meine Probleme, als dass man Managertätigkeiten in Firmen nicht eins zu eins auf die Wissenschaft umlegen kann.

Zwar haben das die Betriebswirte in den Ministerien probiert, in einer Leistungsgesellschaft muss alles dem Wahn des Geldes unterliegen und profit-orientiert sein, es gibt sogar so etwas wie eine Wissensbilanz …

die Umsetzung ist aber etwas anderes, ein Vollblut-Wissenschaftler ist immer zuerst ein Wissenschaftler und erst danach ein Manager, ein Boss, ein Vorgesetzter, ein Bilanzierer, und diese Rangordnung sagt viel über die Wertigkeiten aus.

Dass ihr Schwierigkeiten habt, euch Neid vorzustellen, glaube ich gern. Irgendwie passt es überhaupt nicht in das Persönlichkeitsbild, das ich von euch habe.
Ein Neider ist - in meiner Definition und so, wie ich sie kennen gelernt habe - ein sehr frustrierter Mensch, einer der weder die Fähigkeiten hat, seine Potentiale auszuschöpfen, noch die Kreativität hat, sie zu erkennen (falls da überhaupt welche sind). Und das tut weh, wenn man sich seiner Unfähigkeit bewusst wird.

Das ist ja das Fatale: diese Neider hier sind ja nicht dumm. Denn wären sie dumm, würden sie sich in Größenwahn wälzen und nicht unter ihrer Unfähigkeit leiden.
Denke ich mal.

@matilda schreibt:

uebrigens glaube ich auch, man kann eine beziehung heute gegen die wand fahren und morgen heiraten. koennen tut man ganz bestimmt. ob es was bringt, merkt man eh erst mit der zeit.

Hab ich je erzählt, dass ich gerade mal 21 war, als ich heiratete? Und dass es schon anfangs schwierig war und dass es angesichts der Anfangsschwierigkeiten ein Wunder war, dass es überhaupt so lang gedauert hat?

Ich zögere davon zu erzählen, da @matilda verliebt ist und keinen Nerv für nervtötende Geschichten haben wird und ich freue mich sehr für dich!

Und daher werde ich die Geschichte mit den Schatten, die ich nicht loswerde, verschieben. Vll ist es besser, erst zur Ruhe zu kommen, ehe ich das aufschreibe - es wird verständlicher, wenn’s nicht so emotional ist ;-)

Wünsch euch was Liebes und ein kühles Nass!

Isabel

24 Mai 2007

von Matilda am 24.5.: UPS! jetzt ist es passiert...

wir hatten so was von nichts gemeinsam.
und jetzt das.
eine offizielle samstagabendeinladung zum candle-light-dinner in cosy restaurant mit anschliessendem ausflug zu berühmtem aussichtspunkt auf hügel mit romantischer zuckergusskathedrale und atemberaubendem panorama.

vielleicht sollte ich mich langsam an den gedanken gewöhnen, dass wir bisher nichts gemeinsam hatten... und dass sich daran offensichtlich etwas sehr wesentliches geändert hat.

matilda



22 Mai 2007

neid: was ist das

hallo guten morgen!

um meine gedanken aus einer immer einen tick trauriger werdenden gedankensenke herauszulösen, möchte ich doch gern mal über NEID nachgrübeln, zumal ich auch nicht so 100%ig weiß, was neid ist.

ich muss schon nachdenken, um mich zu erinnern, dass ich früher auch neid hatte. als kind war es noch nicht so aktuell, glaub ich - da bin ich nur ohnmächtig gewesen manchmal, wenn andere kinder die cooleren eltern hatten, wenn andere kinder selbst spaghetti kochen konnten und durften, wenn andere kinder einfach in situationen gut zurechtkamen, in denen ich mich (damals manchmal schon) wie ein fisch auf dem trockenen gefühlt habe.

aber das hat sicher nicht in mir genagt, im gegenteil, zu kindern mit coolen eltern binn ich gern zu besuch gegangen und auch sonst geht man als kind doch gern zu denen, die etwas können oder haben, was man selbst nicht hat (und vielleicht erlernen oder erwerben möchte...?).

als ich 14 war wurde es hingegen dann doch mal neid: ich habe an der busengröße meiner freundin mein gesamtes leid in bezug auf jungs und meiner immer so peinlichen rolle als pfarrerstochter einen namen gegeben, und der hatte den namen "busen". mir klangen worte im ohr wie "bohnenstange" und "flachbrüstig". später kamen dann noch die sprüche "emanze" und "frigide" dazu. nur einfach, weil man eben keinen atombusen hatte.

meine damals noch beste freundin - ich hatte sie in der 2. klasse kennengelernt, und ab der 4. klasse ist sie in eine stadt in der nähe gezogen, wo ich sie häufig am wochenende besucht habe (und umgekehrt) - bekam also mit 13 jahren einen riesenbusen und war stolz darauf. sie hat hüften bekommen und insgesamt hat sie einen außergewöhnlich fraulichen körper bekommen, also wirklich wespentaile und sonst erstaunliche rundungen halt.

sie sagte zu mir immer, ich soll einfach mehr essen, dann käme auch mehr busen.

das habe ich dann auch getan, und mit 18 habe ich dann kapiert, dass es diesbezüglich gar keinen zusammenhang gibt außer vielleicht, dass man bei fettleibigkeit auch etwas mehr busen hätte. aber so weit ist es damals ja zum glück nicht gekommen *g*.

ich hab damals schon sehr klar gesehen, dass die probleme zu komplex sind, um sie an einem einzigen punkt festzumachen. es ist unmöglich, jemanden zu beneiden, finde ich, denn erstens ist der erfolg des anderen ja nicht auf mich und meine situation zu übertragen, sondern er ist nunmal erarbeitet oder auch geschenkt. dinge, die nicht zu einem gehören, wären inflationär. ich denke dabei zum beispiel an die wohnung, die mir meine eltern mit damals 20 jahren schenken wollten - diese wohnung wäre für viele sehr wichtig und toll gewesen, aber für mich war es eben nichts. mein leben war noch nicht so weit und vielleicht bin ich auch einfach eine andere als so manch anderer.

tja

seitdem bin ich vielleicht auch zu eifrig dem "gönnen" verfallen. ich bin nunmal ganz im gegenteil zu anderen unfähig, dinge einzusortieren als "gut" oder "schlecht". mir ist es im gegenteil immer präsent, dass ICH ggf. etwas gut finde oder auch schlecht, dass aber diese sichtweise bei jedem anders ausfallen mag. für mich ist es sozusagen eine angenehme erfahrung, von der ich gar nicht erwarte, dass sie immer eintritt, wenn jemand meine meinung teilt.

als ich dann im lk-forum gepostet habe, habe ich mir manche reaktionen nicht anders zu erklären gewusst als mit neid.

so

und nun fragt man sich ja immer gern: neid WORAUF???

nach dem oben gesagten ist neid aber eine projektion. die formale bezeichnung einer eigenschaft oder einer errungenschaft, auf die der neid gerichtet sein soll, ist sozusagen nebensächlich.

denn ich denke, neid ist immer eine vereinfachung desjenigen, der beneidet. und neid ist eine flucht vor den eigenen problemen - so ähnlich, wie wenn leute fernsehen gucken und dann, wenn in ihrer lieblingsserie ihr held die und die aktion macht, dies als omen ansehen und sich dann entsprechend in der real world verhalten vielleicht.

;-)

ich hab aus dem second-hand-laden einen nicht besonders seriösen wälzer gekauft, natürlich als inspiration für meine bücher... da steht zum thema "neid" drin:

aha, es steht nichts drüber drin: *gg*

also nehmen wir dann eben einfach die überschrift "Erfolg oder Mißerfolg im Beruf".

"Welche Eigenschaften haben erfolgreiche Menschen?

Die Psychologen meinen, daß manche Leute das Bedürnis nach Leistung in ähnlicher Weise verspüren wie andere Hungergefühle. Die genaue Motivation, die diesem Antrib zugrund liegt, ist von Mensch zu Mensch verschieden. Manche wollen zweifellos Geld, Ruhm oder Prrestige erringen. Andere haben das Verlangen, bestimmte Ziele, die ihnen wichtig erscheinen, zu erreichen oder eine Machtposition einzunehmen. Wieder andere werden vielleicht motiviert, weil sie befürchten, den eigenen Erwartungen oder denen anderer nicht zu entsprechen.

Was auch immer die Motive sein mögen, Untersuchungen weisen darauf hin, daß Menschen, die Leistungen vollbringen wollen, meist zukunftsorientiert sind und sich langfristige Zieole setzen. Überraschenderweise neigen sie nicht dazu, allzu hochgesteckte Ziele anzustreben. Vielmehr setzen sie sich mäßig schwierige, die sie erreichen können.

Erfolgreiche Menschen neigen zu unabhängigem Denken. Anstatt sich auf das Urteil anderer zu verlassen, bilden sie meist eigene Wertmaßstäbe und messen ihren Erfolg daran. Viele machen sich beruflich selbständig. Sie sind von den eigenen Fähigkeiten überzeugt und meinen, daß der Erfolg von ihnen allein und von harter Arbeit abhängt."

schonmal witzig...

noch schnell die übernächste Überschrift:

"Wie wird man ein guter Chef?

Die meisten Experten vertreten heute nicht mehr die Ansicht, daß ein guter Manager eine geborene Führungspersönlichkeit mit bestimmten klar umrissenen Eigenschaften wie Durchsetzungskraft, Selbstbewußtsein, Organisatinostalent und Einfühlungsvermögen ist. Auch lehnen sie die Auffassung ab, daß sich Führungspersönlichkeiten aus der Aiutation heraus entwickeln. Diese einst allgemein vertretene These besagte, daß ein erfolgreicher mangaer nicht die entsprechenden menschlichen Eigenschaften mitbringen muß, sondern vielmehr zufällig zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist. Und die günstigen Umstände bewirken dann, daß aus einem solchen Menschen eine erfolgreiche Führungspersönlichkeit wird.

Heute sind die meisten Psychologen der Meinung, daß die Quailität eines Mangers davon abhängt, wie gut er seinen Führungsstil der jeweiligen Arbeitssituation anpassen kann. Ein Fachmann meint, das wichtigste Merkmal von Führungspersönlichkeiten zeige sich darin, wie sie ihre Prioritäten setzen. Ob es ihnen vor allem darauf ankommt, daß eine bestimmte Arbeit erledigt wid, oder ob sie die guten Beziehungen zu ihren Mitarbeitern in den Vordergrund stellen. Im allgemeinen erzielen arbeitsorientierte manager in solchen Situationen bessere Ergebnisse, in denen die Mitarbeiter von vornherein gut miteinander auskommen und die Arbeit, die getan werden muß, klar definiert ist.

Wenn aber die guten Beziehungen zwischen den Mitarbeitern die wichtigste Voraussetzung für eine bestimmte Tätigkeit darstellen und die Arbeitsziele weniger scharf umrissen sind, werden Vorgesetzte, die mit ihren Mitarbeitern besonders gut umgehen können, wahrscheinlich größeren Erfolg als arbeitsorientierte Manger haben.

In gewisser Hinsicht ist es leichter, ineffektive Managementpraktiken zu definieren, als die Merkmale eines guten Chefs zu beschreiben. Ein Vorgesetzter holt aus seinen Miatarbeitern keinesfalls die größte Leistung heraus, wenn er häufig widersprüchliche Anweisungen gibt, wenn er zwar Verantowortung, aber nicht die notwendigen Kompetenzen delegiert und wenn er die Arbeit, die getan werden muß, nicht genau definiert.

Die Effektivität des einzelnen Managers kann sich auch mit den äußeren Gegebenheiten verändern. Ein Unternehmer kann sich beispielsweise hervorragend dazu eigenen, eine kleine Gruppe bei der Gründung einer Firma anzuspornen, aber es liegt ihm vielleicht weniger gut, die schweeirigen organisatorischen Probleme eines rasch expandierenden Unternehmens zu bewältigen."

Quelle: Wunder der menschlichen Psyche, 1992 Der Verlag Das Beste

*aha*

ich muss fort!

cu

sine

21 Mai 2007

von Matilda am 21.5.: mensch = herdentier

liebe sine und liebe isabel,
so GROSS individualitaet auch geschrieben wird in der heutigen gesellschaft, der mensch bleibt doch ein herdentier. gejammert wird ohnehin viel zu viel, und wenn dann futterneid hinzu kommt, ist hopfen und malz verloren.
ich habe mir ueber die jahre eine dicke haut zugelegt, allerdings kann ich mit einem nach wie vor nur schlecht umgehen, und zwar mit dem neid. neid ist immer und ueberall, und ich finde neid furchtbar. ganz schrecklich. und ich glaube, wenn es so gar keinen grund gibt, an jemandem herumzunoergeln, dann findet der neid einen grund, einen fadenscheinigen, aber immerhin. und schon wird fett drauf los gemaekelt.
igitt.
ich freue mich jedenfalls, isabel, dass dein chef offensichtlich ein ganz toller ist.
was hingegen das heiratsfieber angeht: ich lasse sie schon alle machen, sine, und entferne mich von freunden nicht, bloss weil mich ihr liebesleben mit erstaunen erfuellt. ich wuensche jedem einzelnen von ihnen das glueck, das er verdient. das passt schon. ich sehe ja von aussen nicht in die beziehungen rein. es ist nur komisch, irgendwie.
uebrigens glaube ich auch, man kann eine beziehung heute gegen die wand fahren und morgen heiraten. koennen tut man ganz bestimmt. ob es was bringt, merkt man eh erst mit der zeit.
wie so vieles andere auch.
bussi
matilda

gruppendynamik die zweite und heiraten

hallo!

isabel:

Ist so etwas zu glauben?

Jemand, der erfolgreich ist, hat die Pflicht, den anderen Anleitungen zu geben? Jemand, der zurückhaltend ist, gilt als egoistisch, jemand der nicht mehrmals auf andere zugeht, als arrogant?



also ich finde, dass deine geschichte mich darin bestätigt, dass es nicht immer logisch zugeht im job. und wenn ich dennoch ein klein wenig logik in diese winselei bei den komischen neidern hineininterpretiere, dann nur diejenige logik, dass eben immer dann, wenn man sich nicht auslebt, die dinge verkehrt werden. ich meine damit, dass ich denke, die leute, die so beleidigt und verletzt reagieren, obwohl ihnen gar nichts geschehen ist, haben einfach einen film zu laufen, und ob dein chef da wirklich die hauptrolle spielt oder ob der "film" nur mal "mit ton" läuft bei den beiden neidern, das weiß ich nicht. aber ich denke, es läuft ein kampf, und da er nicht rational zu verstehen ist, muss es eine geschichte geben, die wir außenstehende nicht sehen können.

so ging es mir wohl auch vor ein paar monaten bei ei - und es ist dann nur schade, dass man nur die spitze vom eisberg sieht und dann noch nicht einmal die chance hat, das problem irgendwie zu lösen... denn es fehlt ja an der wahrnehmung des eigentlichen problems.

wobei hinzu kommt, dass es nunmal probleme gibt, die niemand lösen kann außer demjenigen, der das jeweilige problem nunmal hat. ich fand es schon immer interessant, wie sich in gruppen die realität so stark verschieben und sogar verzerren kann, bis plötzlich dinge diskutiert werden und über sachverhalte nachgedacht wird, die einzig und allein verbale luftblasen unter einfluss von gruppendynamik sind.

auch, wenn es jetzt nicht ganz passt, so frage ich mich, ob ich selbst nicht auch dinge propagiert hatte, als ich in stuttgart so im mittelpunkt gestanden habe, die es nicht gegeben hätte, wenn ich nicht da gewesen wäre und ich frage mich weiter, ob ich selbst solche dinge überhaupt verstehen kann.

ich bin noch wach, obwohl es 1.40 uhr morgens ist und morgen natürlich montag ist und nicht etwa ein freier tag. der grund ist der selbstmörder von vor 14 tagen. und während ich so wach im bett lag, fiel mir eine freundin ein, die ich ja in stuttgart gewonnen hatte. ich weiß, dass diese freundin nun den job bei ei aufgegeben hat und bei einer international anerkannten nobel-bekleidungsmarke anfängt - ebenfalls im einkauf. aber hauptsache WEG von ei und von meiner (ehemaligen) bösen chefin. ich hab versucht, meine gedanken auf sie zu richten, und ich war wieder ganz überrascht davon, wie einfach und unkompliziert es mit ihr gewesen war. wie es was zu lachen gab, ohne dass man 1.000 jahre auf ein herzliches lachen warten muss... wie es halt so war. und was ich alles nicht über sie gewusst hatte und wo ich überall auch selbst grenzen hatte, die ich nicht so leicht überschritten haben wollte.

diese freundin (ich hatte sie damals auch in diesen blog eingeladen, aber hm naja... ) hatte ich - komischerweise - bei ei mein "glücksbärli" getauft. es war damals darum gegangen, dass sie halt nicht gerade die leuchte war mit computern. ich weiß, wie oft frauen vor den kisten verzweifeln, und gleichzeitig traute ich mir zu, sie bei den office-anwendungen zu unterstützen. da hab ich dann jedoch immer, wenn sie etwas wissen wollte, den spieß umgedreht und habe gesagt, dass wir uns das anschauen... und wenn wir es dann gemeinsam versucht haben, hab ich sie immer gelobt und gesagt, dass es so leicht sonst selten funktionieren würde und dass sie mein glücksbärli sei.

das war mir mal im überschwang so rausgerutscht, aber wir haben es beide gepflegt, und am ende waren wir ziemlich öffentlich dabei, uns gegenseitig "glücksbärli 1" und "glücksbärli 2" zu nennen.

nun

das ist vermutlich eine positive geschichte und steht insofern in einem gegensätzlichen verhältnis zu der geschichte mit deinem chef, isabel - aber es ist doch eine geschichte, die etwas mit der geschichte von dir gemeinsam hat, oder?

es geht einfach darum, dass man dinge geradezu erfindet innerhalb einer gruppe, und das wird dann so normal... so normal, dass man eben in einem großraumbüro "glücksbärli 1 möchte mit glücksbärli 2 sprechen" sagen kann. oder dass man vielleicht auch - wie in deiner geschichte - weinerliches beleidigtsein produziert und es auch noch verwenden kann, um als gruppe sich gegen einen einzelnen zu wenden.

ja was man da tun kann?

ich habe immer das prinzip, dass man keiner gruppe beitreten sollte und sich bei gelegenheit die kontrahenten einzeln schnappt. leider sind die chancen, dabei etwas zu bewirken, minimal. im gegenteil bekommt man selbst ganz schön feuer, und zwar gern auf die hinterfotzige art.

aber ich möchte einfach nicht der arsch sein, auf den es alle abgesehen haben. dieser arsch war ich schon einmal als kind (nämlich in meiner eigenschaft als pfarrerstochter), und gerade weil ich glaube, dass ich mich ein wenig auskenne in gruppendynamik würde ich keine stellung beziehen, auf der man mich (ebenfalls) irrational anfeinden kann, sondern das rationale in diese menschen hineinzuinjizieren versuchen.

*g*

das ist ein längerer prozess, isabel, und wenn man pech hat, merkt gar nie jemand etwas davon, weil sich einfach so leicht keine situation ergibt, bei der man gefragt ist.

was ich auch gern mache, ist, die leute nicht sonderlich zu unterstützen, die sich so kindisch benehmen. wie oft hab ich nämlich schon erlebt, dass jemand erst nicht gemocht wurde innerhalb einer gruppe und wie man ihm dann in einem machtspiel die position, auf der er (zu recht) stand, streitig gemacht hat. fairness gehört nicht zu den methoden, die verletzte neurotiker anwenden (denn sie müssen sich ja "verteidigen", nicht wahr nicht wahr...). zu meinen prinzipien gehört fairness schon dazu, aber die workload, die ich bewältige, wird bei den hetzenden kollegen bei mir vermutlich ganz insgeheim länger liegen bleiben als die workload, die ich für andere mache.

hm

matilda: och du... mit dem kinderkriegen ist es für mich eine theoretische diskussion (obwohl ich schon viel darüber nachgedacht habe, welches kindheitserlebnis mich so traumatisiert haben könnte, dass ich nun selbst keine kinder mehr bekommen mag... und monsieur hat auch gleich über seine eigene kindheit mitgegrübelt, denn er will ja auch keine haben *gg*), und mit dem heiraten ebenfalls.

auch, wenn monsieur es gerade gestern anders dargestellt hat seinen freunden gegenüber, so hat er doch bekundet, dass er mich heiraten würde. und?

ich will nicht. ich will, sobald es finanziell sinn macht. ich will, sobald ich dafür nach neuseeland gelange mit monsieur. ich will, falls das schicksal uns doch (noch) einen kleinen erdenbürger einpflanzt... aber so einfach so? nö sorry, ich glaub ihm lieber ohne hochzeit, dass er mit mir zusammenbleiben will. und ich erwarte dasselbe von ihm.

dass sich menschen, die zuvor in problemen gesteckt haben und auch ernsthaft fehler in der partnerschaft begangen haben, zu einer zeitlich naheliegenden heirat entschließen und dazu nicht nur im doppelpack, sondern im dreierpack, ist schon albern.

aber weißt du, matilda, ich denke irgendwie auch, dass heiraten keine entscheidung ist wie die entscheidung, einen bausparvertrag zu machen. irgendwann ist für mich mit dem ganzen kalkulieren schluss, mit dem feilschen um die ratio, mit dem ganzen abpassen des "richtigen zeitpunkts". also find ich, heiraten kann man sich, auch wenn man gerade die beziehung fast völlig gegen die wand gefahren hat.

ich will das thema "selbstmord" ja nicht überstrapazieren, aber dieser tod vor 14 tagen und auch andere für mich gravierende dinge habe ich erlebt in der beziehung mit monsieur. und jedesmal habe ich mich gewundert, dass diese nöte und probleme mir nur eine neue "tür" aufgestoßen haben in unserer beziehung, die ich gar nicht erwartet hätte und deren durchschreiten mich in eine andere ebene führt, in der ich anders erlebe und anders glaube als bisher.

vielleicht war es mit dem einen oder dem anderen partner aus deiner arbeitsgruppe ja auch so gewesen, matilda? dass man nach einer krise eben auch etwas dazugelernt hat?

gib die leute nicht auf, nur weil sie von außen betrachtet widersinnig handeln. es ist IHR leben und vielleicht haben sie etwas verstanden, was du und ich halt noch nicht verstanden haben. erzähl mir, wie es weitergeht mit deinen drei heiratenden pärchen.. *grins*

ich wünsche nun doch eine gute nacht.

ich hoffe, es geht euch gut und wünsche uns allen eine gute woche.

eure

sine

19 Mai 2007

von Isabel am 19.5.: Der Preis des Erfolgs

Hallo wie geht es euch, bestimmt sitzt ihr in der Sonne und nicht vor dem PC ;-)

@matilda schreibt über die Heiratswütigen? *gg* ohne es mit Torschlusspanik abtun zu wollen, kann es auch sein, dass Tradition etwas Wichtiges ist für viele.
Einmal im Leben heiraten zu müssen, spielt für viele eine große Rolle.

Traditionen lösen sich ja bekanntlich erst dann auf, wenn man sie auch tatsächlich durchschaut hat, aber wie viel Tradition sitzt so tief in uns, dessen wir uns gar nicht erst bewusst sind und es erst gar nicht hinterfragen können?

Ich möchte euch noch einmal von meinem Chef erzählen.
Gemessen an den sonstigen "Männern im Job“ scheint er ja ein gar seltenes Exemplar zu sein - zumindest aus meinem Betrachtungswinkel.
Jetzt hätte ich mitbekommen, dass er nicht unumstritten ist, wie ich vermutet hätte, und das hat mich doch sehr erstaunt. Und schockiert.
Ja, das hat es.

Man kann Verbalattacken und Anfeindungen mit der Diagnose Neid beschwichtigen, belächeln, man kann die, die sich angesichts des Kapazunders neben ihm wie ein Würstchen fühlen, auch bemitleiden und bedauern.

Das gibt es und es ist auch üblich, aber das ist es diesmal nicht. Es herrscht hier - so scheint es mir neuerdings - eine geladene Stimmung, die mich beunruhigt und verwirrt, weil ich befürchte, sie könnte sich entladen könnte und ich kann nicht abschätzen wie.

Im Detail:

Mein Boss, die Koryphäe, hat anscheinend ein Manko, das unverzeihlich scheint: er fördert nicht unaufgefordert. Soll heißen: er setzt sich für andere ein, dass sie in Projekten eingesetzt werden, aber er trägt sie nicht jahrzehntelang weiter durch den Wissenschaftsbetrieb mit Glacéhandschuhen.

Na, so was.

Ich find’s halt strange, dass sie sich so etwas erwarten. Es herrscht tatsächlich die Meinung, da er so erfolgreich ist, müsste er permanent hinter seinen Mitarbeitern stehen und ihnen sagen, wie man was macht und wo es lang geht.
Und weil er das nicht tut, deswegen haben die anderen nicht den gleichen Erfolg - meinen sie. Dass diese Erfolglosigkeit an ihnen selbst liegen könnte, aber nein! Das kann ja gar nicht sein!

Ist so etwas zu glauben?

Jemand, der erfolgreich ist, hat die Pflicht, den anderen Anleitungen zu geben? Jemand, der zurückhaltend ist, gilt als egoistisch, jemand der nicht mehrmals auf andere zugeht, als arrogant?

Das hat zur Folge, dass er nun bei allem was er tut, argwöhnisch beäugt und torpetiert wird. Zwar hält er sich die beiden vom Hals, nur besonders förderlich ist so ein Umgang eben nicht.
Bisher hatten es alle brav verschwiegen, wie sie zueinander stehen, gestern gab es einen Anlassfall.
Doch die Kontroverse ist nicht beiderseitig, wie man sich denken kann, ganz im Gegenteil und sehr zum Leidwesen, auch zu meinem.

Ich versteh die Welt grad nicht. Naja, ist ja nicht das erste Mal.
Werde jetzt brav meine Hausübungen schreiben und nicht mehr darüber nachdenken.

15 Mai 2007

von Matilda am 15.5.: sintflut

mädels,

wenn ich mit dieser kinderwunsch-geschichte (die meiner meinung nach weder mit torschlusspanik noch mit mutterinstinkt zu tun hat in diesem fall, sondern ausschliesslich mit der momentanen unfähigkeit, sich vom ex, vor allem aber von der idee, man sei nur zu zweien komplett, zu lösen und mit sich selbst glücklich zu werden) so eine reaktion von euch beiden kriege, was passiert dann, wenn ich euch erzähle, dass in meiner ehemaligen arbeitsgruppe das heiratsfieber ausgebrochen ist, und dass 3 paare, die während des projektes und GERADE WEGEN des projektes total ins kriseln gekommen waren, jetzt innerhalb von nur 3 monaten heiraten?

ich persönlich habe jedenfalls beschlossen, mich zurück zu lehnen und das ganze einfach aus der ferne zu beobachten, ich verstehe offensichtlich die welt nicht mehr.

matilda (stirnrunzelnd)

13 Mai 2007

von Isabel am 13.5.: Umwege

Da das der Tag der Unsicherheit zu sein scheint (meiner, als Pendant zum Muttertag) versuche ich gern mich über Umwege an das Thema Umwege heranzuschleichen und dafür eignen sich vll diese Wortspielchen, wenn sie sich schon zu sonst nichts eignen.

Was mich so unsicher macht: ich hab keine Ahnung. Das ist immer schlecht.
Ich hab keine Ahnung, was wirklich läuft und kann daher nur spekulieren.

*spekulier*

Und es ist bestimmt auch vieles vergraben, was tatsächlich alles vorgefallen ist in deinen letzten 37 (oder 36,9) Jahren, dass es sein kann, dass du es selber nicht weißt, nicht einschätzen kannst?
Wie gesagt, alles Spekulation.

Ich kann nur versuchen, dir eine Geschichte zu erzählen und du kannst vll etwas davon brauchen.
Es geht einmal mehr um meinen (über alles verehrten) Boss, schließlich habe ich außer ihm kaum jemand um mich, den es zu verehren lohnt.

Er ist ein wunderbarer Mensch und mit allen Eigenschaften ausgestattet, die man sich von Menschen wünscht, mit denen man zu tun hat. Manchmal frage ich mich schon, wie es ihm geht, hat er doch mit Menschen zu tun, die seine Eigenschaften nicht teilen. Aber er ist einer von den In-der-Arbeit-versunkenen, vieles kriegt er - glaub ich - gar nicht mit. Oder doch und er lässt es sich aber nicht anmerken. Oder wie auch immer, ist ja jetzt erst einmal egal.

Jedenfalls hat er bei allen Animus-Qualitäten, Hr. Jung würde wohl am meisten staunen, dass es so etwas gibt, ein klitzekleines Manko: er ist sehr sehr bescheiden. Das hat zur Folge, dass er nie etwas für sich in Anspruch nimmt und sich stets als Teil eines Teams sieht. Was ja sehr sympathisch klingt, wenn jemand in einer Führungsposition solche Qualitäten hat, stimmts?

Nur fragt man sich, wie er dorthin kam ohne sich jemals in Szene zu setzen?

???

Wir gehen doch davon aus (zumindest dachte ich das immer) dass zur Karriere auch eine Portion Egoismus gehört. Schließlich hat er mehrere Positionen, die ihm internationalen Ruhm bereits brachten. Wie passt das alles zusammen?

Tja, meine Vorannahme war offensichtlich falsch. Er ist - ich hab ihn ausgiebig studiert - stets seinem Herzen gefolgt und tat, was ihm wichtig war, was auch zu ihm passte, ohne Aggressivität und ohne anderen zu schaden.

Er hat sich vertieft in Bereichen, die ihm am Herzen lagen. Sicher hatte er auch viel Glück und Mentoren, ohne die geht’s wohl kaum auf einer Karriereleiter und wie das gewesen wäre, wäre er eine Frau gewesen … das wollte ich gar nicht untersuchen.

Aber Tatsache ist doch: er ist keine Umwege gegangen, sondern den direkten Weg. Nicht mit dem Kopf durch die Wand, weil er ein Meister des Kalmierens ist, er kann Leute beruhigen, zusammenbringen und versöhnen, empathiefähig eben mit Mediatorqualität.
Ehe ich ihn kannte, hätte ich nicht glauben wollen, dass es das gibt.

Daher bin ich mir sicher, dass Bescheidenheit kein Nachteil sein kann, solange es gelingt, authentisch zu leben und sich nicht beirren zu lassen. Das ist nicht mehr graue Theorie, ich habe ein Anschauungsobjekt gefunden und ich darf es weiter studieren zu meinem großen Glück ;-)

Man sieht: es geht! Jetzt hätte mich natürlich sein sozialer Background interessiert, schließlich will man ja alles in den Kontext stellen. Da traf ich durch einen Zufall auf ganz andere Weise eines Tages seine Schwester. Komische Zufälle gibt’s, nicht wahr? Oder sollte man mehr aufpassen, was man sich wünscht?

Von ihr kenne ich nun die sehr bescheidenen Verhältnisse, aus denen die beiden stammen. Es war kein liebevolles, gebildetes Elternhaus, das ihn puschte und verwöhnte und stets Rückendeckung bot.

*staun einmal mehr*

Eher im Gegenteil, er schien gar keinen guten Draht zu den Eltern zu haben.

Wenn ich jetzt versuche, mein Anschauungsbeispiel zu durchschauen und etwas für mich, für dich, für alle daraus zu lernen - dann vor allem, dass es geht: man kann alles überwinden. Von negativen Erlebnissen bis zu ungünstigen frühkindlichen Prägungen. Bestimmt ist das schwierig und langwierig und aufwändig.

Oder man muss "einfach“ immer nur seinem Herzen folgen, und darauf vertrauen, dass es gut ist, ich glaube fest daran, heute mehr als zuvor.

zitate-jonglage

@Isabel:

mein derzeitiger favorit für zitate sagt:

As a cure for worrying, work is better than whiskey.
Ralph Waldo Emerson


*gg*

und er sagt:


Every mind must make its choice between truth and repose. It cannot have both.
Ralph Waldo Emerson


hm naja gut, wir beide wissen also um die beruhigende wirkung von arbeit.

so schmerzhaft und aufregend arbeit sein kann - es bleibt DOCH immer auf nur einer ebene unseres selbst und erreicht nicht den letzten winkel unserer psyche. wie angenehm *g*

das ist beispielsweise bei liebeskummer ganz anders!

Isabel hat geschrieben:
Denn wenn ich im lk großartig schreibe, man darf sein Glück nicht von anderen abhängig machen, wenn man nicht ein Leben lang von ihren Launen abhängig sein will, dann habe ich selbst noch nicht verinnerlicht, wie das gehen soll.


ist denn das eine frage? ich glaube, man "macht" sich nicht abhängig, sondern man wird abhängig. und ich glaube, man wird nur dann abhängig, wenn man in sich selbst etwas NICHT hat und es nicht selbst "einbaut".

Nobody can bring you peace but yourself.
Ralph Waldo Emerson


oOo... noch ein knaller von dir zum kinderwunsch *grins*:

Ich glaube eher, dass dieser Kinderwunsch nur manchen von uns zeitgerecht ausgetrieben wurde, durch Erlebnisse und Vorkommnisse in der Kindheit. Ein Kind lernt durch jeden noch so kleinen Vorfall eine Lektion fürs ganze Leben - so oft ohne dass die Eltern ahnen, was sie eben angestellt haben, indem sie das jetzt sagten.


ja das klingt sehr schwerwiegend. es handelt sich um einen gedanken, den ich auch kurz hatte, als ich geschrieben habe. möglich wäre es durchaus, dass du recht hast.

ist es nicht frappierend, wie viele lagen man in seiner psyche hat, die man NICHT kennt? oder die man sieht, aber nicht versteht oder gar ERKENNT wenigstens...?

*ganz verblüfft wieder*

so

ich mach dann übrigens mal wieder einen job für besagte firma, für die ich nieeeeee wieder arbeiten wollte. ich hatte letzten freitag (vor 8 tagen) eine e-mail bekommen, die so verführerisch klang, dass ich dachte, dass der job ok sei. ich konnte (und kann tatsächlich!) von zu hause aus arbeiten... und es klang so, als sei es eine sache von wenigen minuten. perfekt...

nun muss ich nochmal 4 stunden knechten, denn es war natürlich viel größer als in der e-mail beschrieben.

es ist tatsächlich so, dass mein boss zufrieden ist mit mir! aber die fragestellung ist längst verjährt für mich. ich hab für MICH entschieden, dass ich gut gearbeitet hatte, und so kommt die anerkennung irgendwie nur mit mäßiger wirkung bei mir an.

was mich quält - ich weiß es nicht. vielleicht ist es wirklich einfach bloß, dass ich mich an der welt stoße und die welt sich an mir stößt, weil ich einfach immer noch nicht ich selbst bin.

du hast es so formuliert:

Isabel:
Zum Beispiel dieser Studentenjob. Ich frage mich schon, warum du dich für so etwas bewirbst? [...] ist es fair den Idioten gegenüber? Du nimmst ihnen den Job weg.


du meintest jetzt den job, wo ich letzte woche das bewerbungsgepräch hatte. und ich nehme das zitat und lege es über meinen webdesign-job...

tjach

*gg*

cu

sine

zukunftsangst?

huhu isabel...!

och, also gegen feedback hab ich nichts. hab ich mir feedback denn ausdrücklich verbeten? *nachdenk*

ich glaub nicht, aber manchmal vergisst man dinge. sorry, ich freue mich natürlich über feedback, insbesondere auch über kräftiges "gegen-das-schienbein-treten" wie in deinem letzten posting.

ja

weißt du, mir verstellt sich der blick darauf, dass ich so außergewöhnlich sein soll.

Isabel wrote:
Deine Selbsteinschätzung ist ganz offensichtlich so sehr konträr zu meiner Fremdeinschätzung und ich überlegte schon oft, woher, wodurch das kommt.


wenn mir wirklich jemand den selbstzweifel so eingetrichtert hat, dass er mir ein so "falsches" selbstbild beschert hat, wie du sagst, dann erklären sich meine probleme tatsächlich mit dieser einfachen tatsache.

ich werde darüber nachdenken, versprochen.

nochmal Isabel:
[...] Aggressivität und auch ein wenig Abgebrühtheit. Ich wusste lange nicht, ob ich das habe. Du hast es definitiv nicht.
Also muss das anders bewältigt werden, es muss irgendwie raus! [...]
Du kannst - so vermute ich - nur auf eine Art und Weise so etwas bewältigen: du musst darüber schreiben. Also bitte schreibe! Was macht dein Buch, so lange schon hast du nichts mehr davon erzählt…


ja du hast recht. gerade dieser todesfall vor einer woche hat mich wieder an meine krimi-schreiblust erinnert.

was mein buch macht? seit stuttgart habe ich nichts mehr geschrieben. allerdings ist es normal, dass ich so etappen in meinem leben habe. ich wollte doch eigentlich, dass das buch als manuskript (zumindest) fertig ist, wenn ich zurück nach berlin komme. das hab ich nicht geschafft, oder ich hab nicht das gefühl, dass es ein manuskript ist - und damit war dann auch erstmal eine etappe zumindest in zeitlicher hinsicht erreicht.

ich hatte dir ja einige sachen geschickt, danke für dein interesse. das schreiben an sich ist etwas anderes als dieses brainstorming bezüglich der protagonisten etc. ich muss zugeben, ich fand das schreiben so höchstpersönlich, dass ich es erstmal nicht rausgeschickt habe und vermutlich auch nicht rausgeben werde.

ich weiß, dass ich mir so im grunde während dieses semester das schreiben verkneifen werde. das ist vielleicht sehr schlecht, das kann stimmen...

Isabel wieder:
[...] dieses Studium. Ich würde mich sehr täuschen und dürfte nie wieder einen Menschen einzuschätzen versuchen, wenn du mir jetzt allen Ernstes erzählen willst, BWL macht dir Spaß!
Mir scheint es eher wieder als einen deiner Umwege.


*lach*

nein, bwl macht mir keinen spaß. ich habe im moment eine neue therapie gefunden, mich irgendwie an bwl dennoch anzunähern: ich stelle mir vor, dass ich das ganze gelabere in unserem browsergame als feature umsetze. das schärft meine aufmerksamkeit.

außerdem frage ich mich, warum mich das alles eigentlich schon interessiert, aber schon bald für mich wieder in der bedeutungslosigkeit versinkt... darüber wage ICH es nicht, mir weitere gedanken zu machen.

aber vielleicht hast du recht: ich bastele mir mal wieder ein alibi dafür, dass ich eigentlich ich selbst sein möchte. letzteres verschiebe ich aber, weil das alibi mal wieder eine nummer zu groß gewählt wurde... ;-)

Nur warum du eher den Umweg suchst, das wage ich nicht zu interpretieren.


nee... ist nicht, isabel! raus mit der sprache. wir sind hier im reich der worte. das weglassen von worten ist daher irgendwie unfair!

*g*

also warum suche ich deiner meinung nach umwege?

aber danke schonmal für den kleinen tritt vors schienbein.

*drück*

gruß

sine

von Isabel am 13.5.: sanfte Töne

Erst jetzt sehe ich deine beiden anderen Einträge
*nachhink*
und bitte, meine offene Sprache als authentisch abzuhaken, ich bemühe mich nun wieder mehr um Sanftmut ;-)damit nicht nur, wie du sagtest

für andere menschen ist man vermutlich unerträglich in solchen zeiten.

oja … das Gute daran ist, es gibt ja keine anderen Menschen realerweise um mich. Meine Kollegen, glaube ich, merken es gar nicht, weil sie selbst viel mehr und intensiver versunken sind und es ist oft ganz spannend zu beobachten:
Sie sind gar nicht gestresst, zumindest sieht man es nicht, sie sind ganz zahm und sehr oft sehr müde.

Aber @sine, du sprichst etwas Wahres an

aber ich war so stumpf gewesen damals, wenn es so war.

ja, das trifft es, es hat etwas Betäubendes an sich, die Prioritäten einfach weg von unlösbaren Dingen zu lenken und sich zu freuen, wenn aus dem Weglenken etwas Produktives entstehen kann.

Denn wenn ich im lk großartig schreibe, man darf sein Glück nicht von anderen abhängig machen, wenn man nicht ein Leben lang von ihren Launen abhängig sein will, dann habe ich selbst noch nicht verinnerlicht, wie das gehen soll.

Oder habe ich es doch, macht mich die viele Arbeit glücklich? Den wahren Stress bringt das Studium. Aber nicht der Arbeitsaufwand, sondern die Unsicherheit. So vieles was ich lese verstehe ich nicht und je mehr ich lese, desto weniger scheine ich es zu durchschauen.
Sie sind faszinierend, die Theorien und selbst wenn man sie im Zorn immer wieder an die Wand wirft ;-)
hebt man sie immer wieder auf und liest weiter. Aber sie setzen so viel Wissen und Assoziationsfähigkeit voraus, die ich nicht habe - befürchte ich. Ob ich es jemals lernen kann?

Es stimmt sicher, ich müsste mich zum Nichtstun zwingen und schauen was passiert. Wahrscheinlich zappel ich vor lauter Entzugserscheinungen herum, aber die müssten doch auch einmal nachlassen, oder nicht?
Davor fürchte ich mich weniger als vor den Gedanken, die kommen, wenn keine dringende Deadline wartet, die mich zur Konzentration zwingt …

Zum Thema Kinderwunsch hätte ich - wie kann es anders sein - eine sehr eigenwillige Antwort parat:
denn ich glaube NICHT, dass es Frauen gibt, die diesen Mutterinstinkt nicht haben. Das hat die Natur schon so eingerichtet, sonst wären wir längst ausgestorben.
Ich glaube eher, dass dieser Kinderwunsch nur manchen von uns zeitgerecht ausgetrieben wurde, durch Erlebnisse und Vorkommnisse in der Kindheit. Ein Kind lernt durch jeden noch so kleinen Vorfall eine Lektion fürs ganze Leben - so oft ohne dass die Eltern ahnen, was sie eben angestellt haben, indem sie das jetzt sagten.

Wünsch euch einen sonnigen Sonntag, alles Liebe von Isabel!

von Isabel am 13.5.: wegen der phantasie, die halt unendlich ist

Ein Huhu am Sonntag, natürlich sitze ich (schon wieder) im Büro und natürlich bin ich (schon wieder) nicht fertig geworden gestern - aber langsam durchschaue ich das System dahinter: ich werde nicht fertig. Eben nie und mit nichts. And so what? Ist doch auch schön, wenn man immer was zu tun hat.

Da las ich deine Geschichte, liebe @sine und dass ich jetzt darauf antworten MUSS und meine Arbeit liegen lasse ist auch ein Indiz dafür, dass ich wohl nicht fertig werden will. Vll fürchte ich mich auch ein wenig von diesem Fertigsein, ist es doch ein Ende.

Wie auch immer, die Art und Weise, wie du etwas erzählst und wie sehr dich diese Dinge berühren, weckt in mir (zum wiederholten Mal) das Bedürfnis dir zu schreiben, wie es auf mich wirkt, wie du auf mich wirkst und wie ich dich sehe.

Was ja auch an Unverschämtheit grenzt und ich mir sicher bin, dass ich das umgekehrt nicht lesen wollte. Und noch dazu, wo du doch keinen Wert auf Feedback legst, wie du einmal geschrieben hast. Daher bin ich sehr unsicher. Darf ich das denn? Kann nicht die Wahrheit auch sehr beleidigend sein?

Naja, ich versuche es so wertfrei wie möglich zu formulieren. Aber halt, das geht ja gar nicht. Wenn einem etwas auf der Seele liegt oder am Herzen oder wo auch immer, dass es raus muss, kann man dann jede Wertigkeit vermeiden? Ich wollte dir schon so oft ein Feedback geben, um mich dann doch zurückzuhalten.

Und nun bitte ich gleich mal vorweg um Verzeihung, wenn ich das heute nicht kann. Eigentlich habe ich gar keine Ahnung, warum ich das nicht kann und auch nicht, warum ich das hier schreibe. Warum eigentlich?

Es ist so: du liegst mir am Herzen. Deine Art zu schreiben liegt mir am Herzen und selbstverständlich betrifft das auch @matilda. Vieles was an dich gerichtet ist, betrifft auch sie. Also lasse ich heut meinen Gedanken freien Lauf und bitte um Nachsicht, wenn es zu persönlich werden sollte, es ist jedenfalls nur gut gemeint (oje).

Der Selbstmord eines Unbekannten hat dich also so sehr mitgenommen, was dich selbst verwundert hat? Jetzt ist mir im Gedächtnis, dass dich das Thema schon länger beschäftigt, du hattest sogar einmal geträumt, dass es d.t. betrifft? Fazit: ein dir nahe stehender Mensch könnte sich selbst schaden ohne dass du etwas tun kannst - kann man das so beschreiben?

Und die Art und Weise wie du dich damit beschäftigst zeigt mir einmal mehr, wie sehr empfindsam du bist, wie hellhörig, wie aufnahmefähig, beeindruckbar und mitfühlend.
Das sind zwar alles sozial sehr anerkannte Eigenschaften, sie sind aber auch sehr gefährlich, nämlich für dich selbst.

Daher meine Theorie, dass du alle deine Schwierigkeiten und Probleme und Belastungen im Leben auf dieses zarte Gemüt zurückführen kannst. Ein Segen und ein Fluch gleichermaßen.

Dich nur zu bitten, auf dich Acht zu geben, ist zu wenig. Es klingt schon so abgedroschen und würde wohl nur noch ein müdes Lächeln erzeugen können.
Aber wenn ich schreibe, wie sich diese Gefährlichkeit meiner Meinung nach auswirken könnte, würde (keinesfalls sollte), gehe ich dann nicht zu weit?

Deine Selbsteinschätzung ist ganz offensichtlich so sehr konträr zu meiner Fremdeinschätzung und ich überlegte schon oft, woher, wodurch das kommt.

Zum Beispiel dieser Studentenjob. Ich frage mich schon, warum du dich für so etwas bewirbst? Das kann ich nicht verstehen. Warum bewirbt sich jemand wie du, der empfindsam und äußerst klug und hochgebildet ist für einen Idiotenjob? Mehr noch: ist es fair den Idioten gegenüber? Du nimmst ihnen den Job weg.

Mir ist schon klar, dass das jetzt sehr arrogant klingt und es tut mir Leid. Aber das ist mal ganz unbeschönigt, was ich mir denke: Warum tut sie das? - permanent ihr Licht unter den Scheffel zu stellen und freiwillig darunter leiden?

Jetzt kenne ich ja weder die Jobaussichten in deinem Umfeld noch den wahren Grund für deine Bescheidenheit, ich kann ihn nur erahnen. Aber bist du dir eigentlich wenigstens manchmal bewusst, wie sehr Bescheidenheit auch eine Bremse sein kann? Sie ist nicht nur eine Tugend, wie dir wohl von klein auf eingetrichtert wurde.

Wie kann man sich gegen diesen Trichter wehren? Ein Revoluzzer braucht etwas Essenzielles: Aggressivität und auch ein wenig Abgebrühtheit. Ich wusste lange nicht, ob ich das habe. Du hast es definitiv nicht.
Also muss das anders bewältigt werden, es muss irgendwie raus! Um einmal ganz lapidar zu formulieren.

Und du weißt, wie das geht, nicht wahr? Du kannst - so vermute ich - nur auf eine Art und Weise so etwas bewältigen: du musst darüber schreiben. Also bitte schreibe! Was macht dein Buch, so lange schon hast du nichts mehr davon erzählt…

Und noch was, wenn wir schon dabei sind: dieses Studium. Ich würde mich sehr täuschen und dürfte nie wieder einen Menschen einzuschätzen versuchen, wenn du mir jetzt allen Ernstes erzählen willst, BWL macht dir Spaß!
Mir scheint es eher wieder als einen deiner Umwege. Nur warum du eher den Umweg suchst, das wage ich nicht zu interpretieren.

Und da auf die Peitsche erfahrungsgemäß das Zuckerbrot folgt, möchte ich dich gern ein bisschen trösten und umarmen, falls das gelingt, so rau wie ich heut bin.

Denn dass dich dieser Fleck vor deinem Fenster belastet, verstehe ich schon. Er ist da wie ein Mahnmal und das vor deinem Zuhause, deiner Privatsphäre, deiner Burg. Es ist ein unerlaubtes Eindringen in deine Welt und so etwas kann sehr durcheinander bringen.

Aber ich glaube fest daran, dass es hilft, weiter darüber zu schreiben, diesen Vorfall in deine Geschichte einzubauen und ihr damit einen neuen Aspekt zu geben.

Aber vll täusche ich mich heute auch in allem.

wünsche verwirklichen ist einfach (anders)

hallo @Matilda!

oh matilda, mit dem thema "kinder" weiß ich leider gar keinen rat.

Matilda hat geschrieben:
dieser vehemente wunsch nach einem kind


ich meine "rat" natürlich nicht in der art, dass ich hier tipps und tricks aus einer breitgefächerten palette von lebensweisheiten verteile. sondern ich meine "keinen rat wissen" in dem sprichwörtlichen sinne.

ich weiß nämlich nichts (oder nicht viel) darüber. ich weiß nicht, wie es ist, wenn man sich kinder wünscht. und ich weiß nicht, wie es ist, sich eine zukunft mit kindern dann detailliert auszumalen.

ich sag mal ganz vorsichtig, was für mich die tatsache, ein kind zu bekommen, ist: es ist für mich wie die tatsache, blutgruppe B zu haben oder die tatsache, schlechte zähne zu besitzen. also es ist einfach eine körperliche sache, die mir passiert oder die mir nicht passiert.

du hast es selbst angesprochen:

Matilda wrote:
vielleicht ist es mutterinstinkt...


ja, ich denke, es ist eigentlich (!) ein ganz natürlicher wunsch, kinder zu bekommen. ich mach mir dennoch keinerlei gedanken, dass ich so modern bin und keine kinder mehr will. dann bin ich diesbezüglich halt gestört und alle frauen, die kinder wollen, sind nicht gestört. so what...

;-)

bleibt man auf der ebene, dass kinderkriegen eine körperliche angelegenheit ist und fügt dem ganzen die prise zufall hinzu wie bei der blutgruppe, dann ist das thema "natürlich" und "nicht natürlich" nebensächlich, oder?

aber... diesen "zufall" kann frau ja beeinflussen.

und da kommt für mich ein weiteres stufendenken ins spiel: ich mach es wie meine wellensittichdame. weibliche wellensittiche lassen sich nicht zum sex verleiten (mangels verhütungsmitteln, wie ich denke *g*), solange sie kein nest haben.

also: kein partner, kein nest.

oder: partner ja, aber partner will keine kinder: nest nein.

das bedeutet: ich finde, man muss einfach akzeptieren, dass der partner eine 50%ige wahrscheinlichkeit in sich "birgt", dass er nicht mitmachen will beim kinderkriegen. jaha, da kann man auch noch dran drehen, ich weiß... aber DAS find ich nicht in ordnung, sorry!

dabei kommt eine wahrscheinlichkeit, kinder zu bekommen raus, die ich fast schon berechnen könnte (ich mach doch interessiert statistik I an der uni *grins*)... aber die psyche interessiert keine zahl.

man wünscht sich halt kinder oder man tut es nicht!

so what

also ich habe kein "mittel" gegen einen wunsch. aber ich finde, man sollte seine wünsche nicht als bedrohung verstehen.

und was spricht eigentlich dagegen, später ein kind zu adoptieren? dieser wunsch nach biologischer abstammung ist halt auch nicht so in meinem verständnis vorhanden, aber naja - siehe oben: vielleicht bin ich ja auch komisch.

:-/

matilda, vielleicht geht es dir so ähnlich wie mir mit meiner freundin: über manche themen kann ich halt nicht mit ihr reden. es gibt wunden in mir selbst, die noch offen sind. sie brauchen meiner eigenen einschätzung nach zeit zum heilen. so nach dem motto: problem erkannt, aber eine lösung muss auf sich warten lassen (= hoffnung auf lösung existent, aber zeitpunkt der lösung des problems unbekannt).

es stößt einem dann manchmal übel auf, wenn man merkt, dass derjenige (also in dem fall wohl deine freundin) sich gekünstelt verhält oder auch auf nebenkriegsschauplätzen kämpft.

sex mit allen männern im alter zwischen 12 und 65, naja... eine sehr lebensbejahende fantasie, würde mein therapeut dazu wohlwollend sagen!

der hungrige blick auf jedes, aber wirklich jedes männliche wesen zwischen 12 und 65 jahren im umkreis von 1 km.


weißt du, herr fromm hat wohl so ungefähr zum ausdruck gebracht, was ich auch glaube: ich glaube, wir sind in unserer modernen gesellschaft verwirrt. unsere natürlichen instinkte sind immer noch da, aber sie lassen sich nicht ausleben.

jetzt weiß ich nicht, ob die instinkte sich je ausleben ließen - instinkte sind zwar bekannt als sinnvoll und lebenserhaltend, aber äh ja.

;-)

das heißt ja nicht, dass man immer die eigene psyche ordentlich behandelt, wenn man instinkt-gesteuert handelt.

*grübel*

egal, ich persönlich handele also bestimmt nicht mehr mit so reinen instinkten und gefühlen wie ein kind (oder ein urmensch *grins*), und somit wundert es mich einfach nicht, wenn in meinem inneren ein ziehen und sich-nach-etwas-sehnen auftaucht.

ich bin meinen wünschen aber auch immer gefolgt - nur heißt es denn dann, wenn man kinder wünscht, dass man diesem wunsch nur dann folge leistet, wenn man kinder bekommt?

ist eigentlich außer mir schonmal jemandem der gedanke gekommen, das die praktische umsetzung vom eigentlichen wunsch manchmal auch erst wegzuführen scheint, bis man am ende merkt, dass es doch zusammengepasst hat? und dass man nur im traum nicht daran gedacht hat, dass es sich auf DIESE WEISE verwirklichen würde, was man sich gewünscht hat?

*lächel*

cu

sine

der arbeitsberg

hallo @Isabel!

das ist gut, dass du schreibst. denn letzten endes sitzen du und ich ja im selben boot mit unserem späten studium. oder meinst du nicht?

Isabel hat geschrieben:
Verschiebung der Prioritäten. Vieles verliert an Wichtigkeit, so manches erscheint klein und sogar lächerlich und einiges verschwindet ganz.


ja das kommt mir sehr bekannt vor: wenn ich viel stress hatte, verschwamm das übrige leben. ich fand es, wenn ich ehrlich sein soll, ganz angenehm. es ging ja irgendwie auch nicht anders - andere dinge als meine probleme auf arbeit wollte ich gar nicht in mich aufnehmen. und ich habe es begrüßt, dass sich somit automatisch der blick auf mein intellektuelles problem fixierte.

für andere menschen ist man vermutlich unerträglich in solchen zeiten. aber ich war so stumpf gewesen damals, wenn es so war. ich denke noch heute, dass es ok war, denn ähnlich wie du, isabel, sind mir menschen, die sich ganz und gar hineinversenken können in eine aufgabe, irgendwie sympathisch. ich bilde mir ein, dass ich in solchen zeiten dann eben auch mal ganz in einer aufgabe aufgegangen war.

die kehrseite der medaille ist der stress, nicht wahr? und irgendwann fehlt einem, dass es nur noch das robotten gibt und keine alternativen mehr. es wundert einen, dass man so weggetaucht ist... und ich fragte mich, ob ich je wieder auftauchen werde?

aber ich bin immer wieder aufgetaucht. aufgabe beendet - sine wieder da.

dann allerdings braucht man auch noch zeit für sich... kann sich immer noch nicht gleich ins pralle leben stürzen. damals sind viele probleme nebenher geschehen, die mir alle in den reissenden fluss meines inneren stressgefühls geraten sind. irgendwann hat man aber wieder die ruhe, um sich mal an diesen "fluss" zu setzen und hineinzuschauen und sich zu überlegen, was man von den dingen, die alle ins wasser gefallen sind, gerne wieder herausholen möchte.

es hat also vielleicht auch eine reinigende wirkung *g*. trennungen, die man nicht so recht überdacht hatte, sind einfach passiert, und im nachhinein stellt man fest, dass man so eine sache nicht wiederbeleben möchte.

aaaber... die probleme sind in dieser art und weise nicht wirklich erledigt. denn keines der probleme, das man mal so nebenbei irgendwie durch schiere vernachlässigung "gelöst" hat, hat man ja für sich überhaupt akzeptiert.

ich weiß nicht, wann und ob diese alten probleme nochmal auftauchen, aber ich weiß, dass immer ein blinder fleck bleibt an der stelle, wo man sich selbst so abgenabelt hatte von der welt.

also würd ich dir empfehlen: einen gang rausnehmen, isabel!

andererseits wusste ich GENAU, dass du absaufen würdest in arbeit. dieser berg, isabel, den du siehst, ist eigentlich - so vermute ich - etwas RELATIV positives. also für mich bedeutet der berg, dass du wenigstens noch EINE sache wirklich anpacken willst. das vermute ich deshalb, weil der liebe arbeitsberg ja wandert und einen damit ja frustriert - würdest du frustration erleben, wenn dir etwas unwichtig wäre? nein, ich denke nicht.

es würde ALLES in dem gewirr des stresses untergehen.

jetzt kenn ich es, dass man den arbeitsberg beklagt.

das, was daran zu beklagen ist, ist aber, dass man so einseitig sein leben auf nur eine sache ausrichtet. deshalb ist arbeit auch nicht mehr produktiv, sondern zerstörerisch in solchen situationen (denk ich).

der berg wäre immer ein berg, aber glaub mir, er hätte eine liebreizende und verhüllende nebelwolke, wenn du dich nicht so stressen würdest.

du weißt ja aus dem liebeskummerforum, dass diejenigen, die ein problem bei sich selbst sehr gut kennen, bei anderen eine sehr gute lösung wissen! ich kenne - so vermute ich - dein problem sehr gut, weil ich selbst der oberstresser-typ bin. vielleicht ist das im moment nicht so stark der fall wie bisher. aber zumindest vor zwei jahren als anwältin war es noch so, dass genau dieser arbeitsberg mir wie ein dämon gefolgt ist und ich diesen arbeitsberg irgendwie entweder freundlicher gestalten musste (weshalb ich ja mal eine therapie begonnen hatte... das ist aber wohl wunschdenken, dass man nur das "wie" zu verändern braucht) oder das wagnis eingehen musste, den arbeitsberg mal irgendwie trotz allerdringendster termine arbeitsberg sein zu lassen.

letzteres kann man üben. wie mit allen sachen, wo man sich selbst treu bleibt oder sich wieder an die eigenen bedürfnisse annähert, verpasst man selten die wichtigen dinge.

monsieur ist im moment mein star in sachen arbeitspensum: ich möchte nicht sagen, er tut nichts für seine prüfungen. aber er tut wochenlang nichts. und dann muss er halt knüppeln, wohl wahr, aber für die 1 woche oder manchmal auch nur für die 1 oder 2 tage bekommt er eine "1" mit ner kommazahl.

wahnsinn!

es hat mich sprachlos gemacht.

ich dachte, monsieur ist einfach irrsinnig klug und ich hab mich schon gewundert, weshalb ich das nicht in DIESEM maße gemerkt hatte bisher.

aber mittlerweile denke ich, dass es schon richtig ist, sich mal mit zerstreuung zu beschäftigen. sorry, genauer kann ich dieses konzept nicht beschreiben, aber für mich ist es gerade die lektion, die ich lerne.

ich wünsche dir also ein paar freie minuten, die dich glücklich machen... und lust nach mehr freien minuten bescheren.

:-p

gruß

sine

selbstmord: zu schwach, es zu verstehen

hallo

erst einmal ein bissle was von mir... dann möchte ich gern nochmal in euren postings rumfuhrwerken.

von mir direkt gibt es jetzt nichts besonderes zu erzählen, außer vielleicht, dass ich ein bewerbungsgespräch hatte und einer problematik begegnet bin, die ich bisher noch nicht so ganz ernstgenommen hatte - die aber wohl dauerhaft da ist und naja, nun hab ich es mal wieder mitbekommen.

ich bin überqualifiziert für einen studentenjob.

der mann, der mich interviewt hat, ist - so meine gefühlte meinung - im zweifel, ob er mir nicht vielleicht ein angebot machen soll, dass ich die stelle seines partners (den er gerade verloren hat wegen unfähigkeit desselben) antrete. gemeldet hatte ich mich aber auf die stelle einer werkstudentin, und die konkretisierung der aufgabe wäre auch normal für einen studentenjob (chauffieren, büroarbeit machen) - aber er hätte gern, dass ich den großen hammer schwinge. er ist mir sozusagen über den weg gelaufen anlässlich einer stellenausschreibung für studententen und jetzt kann er sich aus seiner eigenen verwirrung nicht befreien, dass ich mehr bin als eine studentin.

mein fazit: ich finde das furchtbar.

ich kann es nicht einsehen, dass ein filialenleiter einer firma A) schon bei dem gesuchten studentenjob selbst nicht so recht weiß, ob er nun einen chauffeur sucht oder jemanden für büroarbeit. es waren noch weitere arbeitsfelder im angebot, ich hab jetzt nur mal zwei davon genannt. es KÖNNTE passen, gerade bei einem vielseitigen menschen wie mir *g*, aber hinter diesem "ach jetzt weiß ich gar nicht, was ich ihnen dann davon geben soll" steckt mir eine unsicherheit, die ich nicht mag, weil sie mir am ende auf die füße fallen kann.

B) so schmeichelhaft es auch ist, dass er meint "ich kann mich doch nicht von einer rechtsanwältin herumchauffieren lassen", so nervig ist es, dass an mir zweifel geäußert werden, nur weil ich mich mal für einen studentenjob melde. in dem browsergame (mindkeepers-island.de) hab ich von einem meiner stammesmitglieder *g* als antwort gehört: "wer sich für einen job meldet, der soll ihn auch machen - dieses gerede von 'überqualifiziert' passt dort nicht so ganz". so denke ich auch - wenn ich denn so wahnsinnig der allespeiler bin, dann werde ich doch erst recht verstanden haben (in meinem zarten alter von knapp 37 jahren!), dass ein studentenjob mir nicht das einkommen beschert, das dieser geschäftsleiter sich anscheinend für einen anwalt als angemessen vorstellt. und übrigens hab ich meine zulassung zur anwaltschaft vor 1 1/2 jahren zurückgegeben.

naja

diese bewerbungssache ist eine luftblase. ich glaub nicht - so blöd ich mir dabei auch vorkomme -, dass ich dort arbeiten kann. der filialleiter wird vor mir sitzen und denken, ich bin der dalai lama und die höchste instanz in einer person, und am ende bin ich dann angeblich an allem möglichen schuld.

ist doch eigentlich schön, wenn man einen solchen eindruck vermittelt, oder? *lach*

aber anscheinend appelliere ich bei einigen leuten an ihre latenten minderwertigkeitskomplexe. und das ist wirklich schade.

ja

sehr schlimm war das, was diesem bewerbungsknatsch vorausgegangen ist: von unserem haus ist ein selbstmörder gesprungen.

seit meiner trennung von kand. 1, der mir ja in genau diesem haus gedroht hatte, mich aus dem fenster zu werfen, habe ich ehrlich gesagt schon häufiger mal aus dem fenster geschaut, wenn ich ein geräusch gehört habe: oft habe ich daran gedacht, dass jemand selbstmord begehen könnte. diesmal dachte ich auch, dass es ein selbstmord war, was ich da am letzten sonntag morgen geräuschmäßig gehört hatte am offenen fenster - aber mein blick aus dem fenster ergab kein ergebnis.

später hörte ich die sirenen, die in der nähe von unserem haus verstummten, und da beschlich mich erneut das gefühl, dass ein selbstmord geschehen sein. man überlegt wohl dann noch einen moment, ob man es denn wirklich so genau wissen möchte. aber dann dachte ich, dass ich das geräusch des aufpralls gehört hatte und mir auch die uhrzeit (so wie immer, wenn etwas komisches passiert) gemerkt hatte. ich öffnete mein fenster vom arbeitsfenster weit und beugte mich etwas hervor, und da war dann das opfer. polizei und sanitäter waren auch da, und ich sammelte meinen personalausweis ein und wollte die uhrzeit unten der polizei sagen.

nachdem ich schon in ruhe alles vorbereitet hatte, bekam ich dann beim betätigen des fahrstuhlknopfes eine innere unruhe, die wohl ein schock war.

ich dachte, ich schaff es vielleicht doch nicht - aber dann war es weg und wich einem herzklopfen, das dann auch bald machbar wurde. ich bin außen rumgegangen, denn beim hinterausgang wäre ich direkt in den unfallort geraten.

der junge polizist (oh nein, ich glaub, so langsam wird aus meiner sicht die halbe welt "jung" sein... ) stürzte sich fast in meinen weg, als er merkte, dass ich in die richtung der unfallstelle steuerte und verweigerte mir den durchgang. es lag ein geruch in der luft, den ich als süßlichen blutgeruch und vermutlich fäkalien einordnete. ich war nur froh, dass ich dort nicht nah ran musste - auch wenn das bild, das ich von meinem fenster aus gesehen hatte, schon typisch war für ein selbstmordopfer (unnatürliche körperhaltung wegen gebrochener knochen meine ich), so habe ich ein echtes problem mit blut und eventuellen rettungsmaßnahmen. die kann ich einfach nicht gut ertragen, diese faktoren.

ich hab ihm die uhrzeit gesagt und dass ich vor dem aufprall ein metallenes geräusch gehört hatte.

dann bin ich wieder heim und es war eine schwierige woche, die sich anschloss.

ich hab mich an dem restlichen sonntag an einigen arbeitsaufgaben (und zum beispiel an dem schreiben oben genannter bewerbung) entlang-gehangelt, um nicht in verwirrung zu geraten. wisst ihr, ich hatte das gefühl, auf einer bewegten verwirbelten oberfläche zu sein, und ich hatte irgendwie angst, dass das, was mich oberhalb dieser wirbel und bewegung hält, nicht mehr hält.

am montag beschlich mich lustlosigkeit am studium, ich kam zum ersten mal wieder zu spät zu vorlesungen und habe auch eine oder zwei vorlesungen sausen lassen, die ich allerdings dann auch wieder nachgeholt habe - glaube ich. mir fehlte ein bissle der überblick.

den montag über hatte ich kein gefühl für die uhrzeit - das war zwar auch mal ganz nett, aber es bestärkt das gefühl, dass da etwas das maul aufgerissen hat im inneren und man sich nur wundert, dass man nicht reinfällt in dieses unbekannte. dieses schwarze loch (oder was es war - ich hab lieber nicht drüber nachgedacht...) hatte aber anscheinend schon die zeit eingesogen und auch einige teile meines gehirns lahmgelegt.

tjach

mit monsieur hab ich diesen sachverhalt besprechen können, jeden tag kam aber von mir leider noch etwas hinzu. einiges hatte ich ihm ersparen wollen (er hat geschlafen, als es passiert war, und danach hatte er sich für die option entschieden, erstmal nicht aus dem fenster zu schauen) und somit kam ich noch auf details später zurück, weil sie doch aus mir heraus wollten. einiges hatte ich nicht realisiert und so kamen plötzlich sinnzusammenhänge in mir hoch, die ebenfalls raus wollten - komisch, dass einem der zusammenhang in solchen problemen so stark interessiert. jedes mal, wenn mir etwas deutlich wurde, war es sehr schlimm! aber es gibt auch eine hilfe im verstehen...

schließlich belastete mich am montag, wie dieser blutfleck sich veränderte und ich wusste auch nicht, ob der hinterausgang zu meiden war oder nicht. am dienstag wurde dann gekärchert und ich hab am mittwoch den hausmeistern pralinen geschenkt - vielleicht kein besonders reizvoller anlass, um ausgerechnet pralinen geschenkt zu bekommen, aber das mit dem blut war halt echt nicht machbar gewesen für mich.

der hausmeister hat sich gefreut - und solche reaktionen sind auch sehr hilfreich! da gibt es also leute, die nicht in dauer-ekel verfallen und die die kraft haben, sich sowas reinzuziehen. ich hab überall den blick auf menschen gerichtet, die den vorfall nicht mitbekommen haben (wie schön, wenn man lebendige menschen sieht - vorm brandenburger tor hatten an dem sonntag sogar leute flickflack geschlagen, herrlich lebendig), aber es half mir auch, als die erste blume an der unfallstelle abgelegt wurde.

es hilft mir ungemein, diesen ort doch noch zu betreten - ich gehe manchmal ängstlich vorbei und gehe jetzt öfter durch den vordereingang, doch ich denke, das meiden eines problems macht es nur größer (wegen der phantasie, die halt unendlich ist). dann sehe ich mütter, die mit kindern keine 2 meter an dem fleck vorbeigehen - jetzt ist der fleck auch nicht mehr als blutfleck identifizierbar für diejenigen, die die geschichte nicht kennen.

das ist wunderbar und nicht pervers.

so

und nun ist es wieder sonntag. ich wusste nicht, ob es sinn macht, die geschichte zu verposten, aber ich hab schon noch das bedürfnis.

meiner freundin werde ich es nicht erzählen, wenn sie nächsten donnnerstag mal vorbeikommt. nicht nur, weil es unangenehm ist und sie sich bestimmt ekelt oder fürchtet. sondern auch, weil ich mich frage, wie dieses hochhaus bei fremden menschen bekannt sein kann als selbstmordadresse... niemand soll von dem selbstmord hören, zumindest nicht in zusammenhang mit der realen adresse, denn sonst hab ich hier nolensvolens vielleicht noch weitere kandidaten.

es gab schon selbstmörder, aber bisher hab ich bewusst keine fälle mitbekommen gehabt. im nachhinein fiel mir auf, dass ich schon totenlichter wie jetzt an dem hausausgang gesehen hatte und auch schon den kalk auf einer lache. ich hatte mir dabei irgendwie nichts gedacht.

außerdem - und das ist jetzt wirklich nur geraten und entbehrt jeglicher anhaltspunkte - also: außerdem hab ich in meinem inneren das gefühl, dass meine freundin auch in richtung selbstmord tendiert.

naja

das kann auch wieder fantasie sein - ich könnte sie ja fragen. aber ich bin auch selbst zu schwach, um so etwas zu diskutieren.

gruß

sine