22 Juni 2006

von Isabel am 22.6.: Interpretationen

Diese stille Zustimmung zeichnet sich hier als ein harmonisches Bild, das man gern und mit einem Lächeln betrachtet, wie Harmonie überhaupt, da sie doch Verständnis voraussetzt, das wieder eine Aufwertung enthält.

Und das Schweigen als Strafe wäre somit eine Demonstration von Ignoranz und Lieblosigkeit, auch von Ekel und von Feindseligkeit? Man straft mit Nichtachtung.

Schon bemerkenswert, dass sich letzteres brauchbar strategisch einsetzen lässt und erstes Gefahr läuft, übersehen zu werden.

@para selbstverständlich hätte ich es nicht für möglich gehalten, dass der Nachsatz diese Reaktion auslösen kann. Vielen Dank für gute Wünsche - und ein Dank an alle für sehr anschauliche Beispiele und fürs Spiegel Halten, ja ja.

Was dieser Nachsatz aber aussagt, ist viel mehr etwas, das mir - zugegeben - doch zusetzt, nämlich die Tatsache, dass es wirklich nicht interessant ist, nicht interessant für mich.

Dass es mir gut geht, ist schon gut so :-) und ich versuche, die glücklichen Stunden als selbstverständlich anzusehen (© by sine oder so) aber nicht das warum.

Ein schwacher Punkt, den es mir schwer fällt einzugestehen:

*schäm*

Oft befürchte ich, dass ich meine Schwerpunkte im Leben, die ich mir trotz aller Widerstände so hart erarbeitet habe, nicht wirklich ernst nehme.

Es ist manchmal, oft, andauernd (??) so etwas wie ein Spiel, ein Rätsel, es ist nicht ich und nicht ein Teil von mir. Ich könnte es jederzeit beenden und irgendwann wieder weiterführen.

Wenn Studenten aufgeregt über ihre Arbeiten sprechen, über die Härte von Prüfungsvorbereitungen und ihre Schwierigkeiten mit dem Verstehen von Max Weber und Co, dann höre ich ihnen gern zu.

Wenn @sine von zähflüssigen Mathearbeiten berichtet oder von ihren Englischtexten, dann sauge ich diese Geschichten förmlich auf.
Und selbst? Bisher erzählte ich kaum von meinen Forschungsschwerpunkten und es fällt mir auch schwer - real noch viel mehr als hier - begeistert davon zu berichten. Jetzt wo ich es könnte, wo es niemanden mehr gibt in meinem Umfeld, der neidisch wäre oder eifersüchtig oder einfach nur generell feindselig Studierenden gegenüber, jetzt erscheint es mir nicht mehr wichtig.

*analyse bitte*

Hab ich es früher nur erzählt um mich abzugrenzen und sobald Konsens in der Gruppe herrscht ist sie nicht mehr interessant? Das verwirrt, und das bei dieser Hitze, hier ist’s teuflisch schwül.

Und wenn es mir nicht wichtig scheint, dann nehme ich mich ja selbst nicht wichtig, zuwenig zumindest und auch nicht ernst genug?

Vll liegt es auch am wissenschaftlichen Umfeld. Ich arbeite mit Wissenschaftern, wie schon erzählt. Mit brillanten Köpfen, die in ihrer Bescheidenheit diese Brillanz nicht nach außen tragen und nicht herzeigen, die zurückhaltend sind, leise, konfliktscheu und distanziert, aber immer aufmerksam.

Wir sind alle ca im selben Alter, und sie sind um so vieles weiter als ich, dass das Gefühl, niemals genügen zu können, nicht verschwinden kann. Ein Schweigen in ihrer Gegenwart wäre Angst etwas Falsches zu sagen, kein common sense.

Sie fragen oft, wie es geht mit dem Studium. Es fällt mir schwer zu antworten. Jede meiner Begeisterungen für neu entdeckte Weisheiten würde sie langweilen (befürchte ich), wäre es doch ein alter Hut für sie.

Natürlich ist das dämlich, so zu denken - sagt der Verstand. Und die Rüge, jetzt wieder nur von sich selbst auszugehen, lieber zu interpretieren als zu fragen, kann ich mir nicht ersparen.
Doch das Gefühl klagt weiter über permanente Unterlegenheit, obwohl ich doch gezielt hierher gekommen bin, um eben diesen Menschen nahe zu sein und von ihnen zu lernen.

Vll hätte ich gehofft zu sehen, dass sie auch nur ganz normale Menschen sind, die man zwar bewundern kann, die aber auch Fehler haben. Ob ich mich wohler fühlen würde, wenn ich Fehler bei anderen entdecke?

Jetzt wird’s nur noch skurril.

Einen wunderlichen Gruß von
Isabel

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