01 Juni 2006

von Isabel am 1.6.: vom Tiefstapeln

Hallo und liebe Grüße aus einem sonnigen (aber saukalten) Wien!

Danke für Anteilnahme, für Verständnis, auch für dieses Niveau, das nach Definition nichts anderes bedeutet als auf der gleichen Stufe stehen, im gleichen Grad betroffen, angesprochen, gemeint zu sein. Und das - würde ich sagen - ist es hier wirklich und darüber freue ich mich immer sehr. Es gibt mir ein Gefühl der Verbundenheit.

Wie bei allem, was man liest, und auch wenn man das Gesamte als lesenwert betrachtet, so pickt man sich doch etwas heraus, das einem noch weiter beschäftigt.

So wie wenn @para schreibt:

Warum ist (s)eine vorgeschobene Bewertung … für Dich so viel annehmbarer als Deine Bewertung …?

Wahrscheinlich, weil es einem immer leichter fällt, die schlechten Dinge zu glauben. Oder weil man lieber anderen glaubt als sich selbst, obendrein, wenn es um einen selbst geht? Weil es unbescheiden wirkt, wenn man sich selbst mal gut findet und nicht nur dauernd sich in Frage stellt?

Und @sine schreibt:

… mir sagten menschen, wie ich wirkte, wer ich doch bin, wie ich dinge meinte, was ich auf keinen fall hätte tun dürfen …

die negativen eigenschaften habe ich mir dummerweise genauer vorstellen können als die positiven

und im letzten posting:

im moment denke ich darüber nach, wie es sein kann, dass diese frau mich für eine schlechte kursteilnehmerin hält. denn meiner ansicht nach ist sie vermutlich im recht, wenn sie meine arbeit schlecht zensiert, dann aber zu schlussfolgern, ich schaffe es nicht, besser zu sein und ich sei doch eh schonmal schlecht in der unicert-prüfung gewesen, das wundert mich. ich habe immerhin einen eignungstest gemacht für diesen kurs, und der war phänomenal und ich hätte auch einen unicert IV - kurs belegen können statt diesen (popeligen ;-) ) unicert III - kurs... hm

was ich daraus sehe, lese und - für mich - begreife und annehmen kann, ist, dass es tatsächlich so ist, dass ein negatives Wort ganz unabhängig von den Motiven und den Konsequenzen viel mehr als doppelt so viel ausrichten kann als alles Beste.

Es hat doch in der Vorstellung - und nur dort (?) - ein Ungleichgewicht zwischen den unerwarteten Glückmomenten und den Tagen, an denen alles schief läuft, denn eigentlich und überhaupt wird sich das doch in der Waage halten, darf der optimistische Geist annehmen, nur in der subjektiven Empfindung ist es ganz anders.

Frühkindliche Prägungen? Es kann sein. Es kann aber nicht sein, dass dieses Eingeprägte so sehr eingemeißelt ist, dass man es nicht herausschleifen könnte, mal ganz pragmatisch ausgedrückt ... hmm.

Deine Geschichte, @sine erinnert mich an eine Soziologin, die mich im ersten Studienabschnitt ziemlich niedergemacht hat.

Genau weiß ich nicht mehr, was sie sagte, zumindest hat sie mich bloßgestellt und gedemütigt, und das setzte mir gehörig zu. Die Argumentation war fragwürdig und was sie mir vorwarf, ebenso.

Sicher grübelte ich, warum und wieso sie mir das antat, und selbstverständlich zweifelte ich sofort mehr an mir als an ihr! Sie ist doch die Professorin, ich die Studentin, die erst lernen muss und gefördert werden möchte, auch wenn ich das klassische und für so manchen "förderungswürdige" Alter längst überschritten habe.

Sie war nicht die einzige, die mir Weiterentwicklung absprach, aber zum Glück sind solche Profs die Seltenheit und daher MUSS man darüber hinwegsehen, schade ist es natürlich sehr.

Später erfuhr ich, dass diese Professorin zu diesem Zeitpunkt gerade selbst große Schwierigkeiten hatte, beruflich wie privat. Die Forschungslandschaft ist oft ein hartes Pflaster und überleben kann mancher nur, der mit allen Wassern gewaschen ist.

Und auch wenn es egal ist, wie es ihr gerade selbst ging - es war einfach nicht akzeptabel, wie sie sich benahm - muss man doch bedenken, dass es eben auch nur Menschen sind mit eben vielen Fehlern, gerade in so hoch spezialisierten Bereichen.
Top im Beruf heißt ja noch lange nicht, dass die menschlichen Qualitäten sich genauso entwickelt hätten und anders gesehen: irgendetwas muss ja auf der Strecke bleiben, sonst wären sie perfekt.

Die Vortragenden sind es oft gewohnt, mit Kids zu tun zu haben, die sich unterordnen und sie ein bisschen wie die nichtanzuzweifelnde Obrigkeit betrachten, zumindest hab ich das bei Studienanfängern oft beobachtet.
Da ist es für so manchen Prof sicher nicht einfach, mit jemanden zu tun zu haben, der erwachsen ist und in Bereichen gebildet, von denen sie selbst keine Ahnung haben.

So stell ich mir das vor.

Aber vll mag sie auch einfach keine Anwälte, das soll's ja auch geben. ;-)

Wie auch immer, es ist eigentlich egal, was sie sich denkt, nicht wahr? Sie hat dir in ihrer Wahrnehmung eine schlechte Zensur ausgestellt, und diese Wahrnehmung ist subjektiv verzerrt. Was du leisten kannst, weißt du ohnehin viel besser.
Was immer ihre Motive für dieses Feedback waren, sie waren nicht gerechtfertigt, wenn du deine Arbeit besser qualifizieren würdest. Denn du kannst dich einschätzen, sicher besser als (die übliche) 18-Jährige Studienanfängerin, die noch nie eine Uni von innen gesehen hat. Es ist ein Unterschied, das weiß Madam Teacherin ja auch.

Was ich in meinem Fall tat, ist wahrscheinlich nicht die beste Art, damit umzugehen, aber die einzige, mit der ich umgehen kann:
Ich ignoriere sie, denn ich kann sie nicht brauchen, zum Glück muss ich keine Vorlesung mehr bei ihr machen. Für mich existiert sie gar nicht. Ihre Publikationen weisen keine Arbeiten auf, die für mich brauchbar sind, überhaupt ist sie insgesamt für mich weder eine Hilfe, noch eine Bereicherung.

Aus, vorbei, abgehakt.

Und in meinen persönlichen, erlauchten Kreis hätte so jemand mit diesen gering entwickelten menschlichen Qualitäten sowieso nie eine Chance ... *gg*
Aber ich rede groß daher, der Geburtstags-Blues blüht mir erst, der holt mich sicher noch ein. Ich hab noch immer keine Pläne.

Euch noch alles Liebe, lasst euch nicht unterkriegen!

Liebe Grüße von Isabel

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