14 Juni 2006

von Isabel am 14.6.: Wer bist du?

Euch allen einen herzhaften Gruß, bevor (mein) das Wochenende beginnt und ich mich zurückziehe und fleißig und intensiv und selbstvergessen mich mit dem Lernstoff beschäftige, in der Hoffnung, etwas Geistreiches daraus zu ziehen.

Fürs Leben (?)

Dass der spielerische Umgang mit den Dingen, im Sinne von intensiver Betrachtung selbstvergessen machen kann und daher
s e l b s t b e w u s s t,
weil nur auf sich selbst konzentriert und vergessend, dass man nicht allein ist,

versuche ich nachzuvollziehen, indem ich an kleine Kinder denke im intensiven Spiel:
Sie sind so konzentriert und nur sich selbst bewusst, dass sie auf alles vergessen, was um sie herum passiert. Sie sind ganz bei sich und so sehr mit sich beschäftigt, dass das Alleinsein als eine dringende Notwendigkeit in einer überfüllten Welt erscheint,

in der man doch nie allein sein DARF, in der man sich so sehr an die Reizüberflutung gewöhnt hat, dass sie noch Stunden, Tage im Ohr nachrauscht, wenn man das Alleinsein endlich gefunden hat,

wenn man es gefunden hat.

Liebe sine, ich wünsche dir sehr, dass dein heutiger Englisch-Test erfolgreich war, so erfolgreich, dass du zufrieden bist mit dir und deiner Welt.

Dein Text hat mich - wie so oft - beeindruckt, vor allem, dass du dich am Vorabend der Prüfung intensiv mit dem Thema beschäftigst und zu einem umfassenden und überlegten Output fähig bist.

Bei allem gebe ich dir Recht.
Aber ein eifriges Jaaa und *nick nick* ist zu wenig und zu langweilig ;-)
also muss ich auch ein bisschen zitieren und ergänzen:

sine schrieb:

hmm... naja! ich denke, dass freunde nicht verstehen MÜSSEN, dass freunde nicht mitfühlen können MÜSSEN, und ich glaube, jemand der nichts von beidem tut, kann dennoch ein freund sein.

mhm

und

ja, aber ...

Ganz klar war es für mich in diesem Moment, als deren Reaktionen kamen, eine ganz entscheidende Erkenntnis. Vor allem die, und ich zitiere wieder:

und ich weiß auch nicht mehr, wie ich mich "wahrscheinlich" verhalten werde in dieser oder jener situation.

dass man Reaktionen nicht absehen kann. Die eigenen nicht und schon gar nicht die von anderen, egal wie lange und wie vermeintlich gut man sie kennt.

Aber diesem Erlebnis ist noch etwas hinzuzufügen. Es ging mir - glaube ich heute - nicht wirklich darum, dass jemand sagt:

"Ach ich versteh dich gut, das ist super, was du machst, das mach ich auch!" nein, nein, das wäre es nicht gewesen, das hätte mich erst recht verunsichert.
Ich wollte schon mein Ding alleine durchziehen und ich erzählte es auch gar nicht mit dem "Was meinst du dazu?"
Interessanterweise war ich gar nicht unsicher. Das wundert mich heute noch. Ich war nicht zögerlich - soll ich oder nicht? - sonst hätte ich es nicht gemacht.

Ich war völlig sicher. Ich wusste was ich wollte. Ich freute mich, diese Freude hätte ich gern geteilt.
Zugegeben: mit extremen Reaktionen hatte ich nicht gerechnet. In meinem Wünschen war eher so etwas wie:

"Ok, wenn du meinst, dann mach, was du für richtig hältst!" oder: vll sogar ein "Wenn du dich freust, dann freue ich mich mit dir". Ein "Das kann ich aber nicht verstehen!" oder ein "Ich würde das nicht machen", wäre in diesem Zusammenhang absolut ok gewesen.

Jedenfalls hast du Recht, es war die fehlende Zuneigung, die mich so schockiert hat. Die Tatsache, dass Menschen andere Motive haben, befreundet zu sein, als sich zu mögen.
Auch Eifersucht oder Neid oder Konkurrenz können ja Gründe sein, den Kontakt aufrecht zu erhalten. Was hat dann das Beisammensein für eine Qualität? Und: wie kann man das jahrelang nicht merken?

Ich habe mich nicht mit ihnen ausgesöhnt. Es ist Jahre her und seither hätte ich doch einiges gelernt: dass es eine Gesellschaft, in der man sich geborgen fühlen kann, gibt, man muss sie nur finden.

Und niemals aufhören zu suchen. Und jedem eine Chance geben? Sicher. Beim ersten Anzeichen einer destruktiven Grundhaltung sich aber bitte sofort zurückziehen, bevor man selbst Schaden nimmt.

Einstellungen, Grundhaltungen ...
Sind sie so sehr wandelbar, kann es der einzelne - sofern er erkennen kann und will - ins Gegenteil verkehren, sozusagen sich von Saulus in Paulus transferien?

Btw: @sine: es gibt diese Bezeichnung, die du oft verwendest und für die mir kein Bild einfallen will, weil ich es nicht kenne:

>>Pfarrerstochter<<

Zwar kenne ich die Worte als Begriffe, aber in einem katholischen Land gibt es so etwas nicht. Ich bin in der Vorstadt aufgewachsen, meine Erziehung war, sofern sie überhaupt eine war, extrem katholisch.

Kinder gab und gibt es zwar auch von katholischen Pfarrern, doch sind die ja nicht anerkannt und mussten - was in den 70er Jahren hier noch ein Skandal war - vaterlos ihr Leben fristen, zumindest offiziell und konnten und würden sich selbst niemals so nennen.

So frage ich mich doch immer, wenn ich es lese, dieses Wort "Pfarrerstochter", wie man es beschreiben könnte.

Was würdest du antworten, wenn der kleine Prinz dich fragt: "Wer bist du?" und "Was ist ein Pfarrerskind?"

;-)

Liebe Grüße von
Isabel!

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