13 Juni 2006

that's what friends are for?!

ach @isabel, ich weiß schon, wovon du redest. gleichzeitig aber stelle ich fest, dass ich darüber gar nimmer nachdenke. womöglich bin ich schon sehr abgehärtet gegen anderer leute seltsames gedankengut ("different approach", wie ich - hoffentlich korrekt - morgen in dem kommenden english-test formulieren würde), weil ich halt schon mein leben lang geschockt bin und nie das gefühl hatte, mich geborgen fühlen zu können in irgendeiner gruppe.

stichworte: pfarrerstochter, rechtsanwältin.

gerade als anwältin stehst du wie ein turmspringer auf dem turm und alle wackeln an dem brett, auf dem du stehst, manche jubeln und du kriegst kopfweh und schwindel, manche lachen dich aus und wenn du ein mann wärst, würdest du dich vll. fragen, ob ein ei aus der hose hängt oder was du bloß "falsch" machst... ;-)

*denkt an die eine szene im werner-comic, wo eben dem einen typen, als der wasserrohrbruch passiert, das ei aus der hose hängt, als er die wohnungstür öffnet*

hm

oder... was heißt "gerade als anwältin"???

hm

ich denke nämlich einerseits, dass es das GIBT: dass man staunt oder sogar zweifel bekommt, wie ANDERS die anderen (!) einen sehen, als man ist. du scheinst es am faktum festzumachen, dass du dich überhaupt VERÄNDERT hast und die imaginäre hühnerleiter, auf der wir immer etwas zu "erreichen" versuchen von der wiege bis zur bahre, verlassen hast und entweder eine andere hühnerleiter erklommen hast oder ein hühnerleiter-ignorant geworden bist, dem es egal ist, ob er auf einer hühnerleiter steht oder gerade nicht...

*gack*

da denkt man an neid, ich denke auch daran, dass alles, was einem selbst fremd ist, auch ängste verursachen kann...

aber: naja, ich glaube gar nicht mal, dass es wirklich NUR solche stimmen gibt. es gibt nicht nur die drei sorten reaktionen (wie schriebst du? "Die Verständnislosen, die Belustigten und die Feindseiligen."). es gibt bestimmt mehr... ich glaube nur, du achtest (vermutlich unbewußt) auf solche reaktionen.

diese these halte ich selbst nicht für 100% wasserdicht, denn ich glaube schon, dass es halt eine art gruppendynamik gibt, so etwas wie ein ventil öffnet sich bei denen, die angepasst leben, wenn sie auf dich treffen, und es entkreucht nicht immer rationales, sondern auch irrationales, vielleicht auch in sich verkehrtes, verkapptes, who knows.

aber: es entkreucht, ja. der, der nicht in der gruppe (welcher "gruppe" der einzelne auch immer glaubt anzugehören... mal dahingestellt, ob es diese "gruppe" in wahrheit überhaupt gibt!) bleibt, wird mit kritik bedacht, manchmal auch nur, weil es so anstrengend ist, dass er anders ist und man vielleicht nicht nur angst hat vor dem fremden, nein, auch vor dem spiegel, in dem man unglücklicherweise sich selbst erkennen könnte, wenn man nicht vor zorn, hohn oder neid die augen so schön geschlitzt bekommen hätte.

ähm

ich denke trotzdem weniger darüber nach. und es liegt nicht daran, dass ich "abgehärtet" bin. ich glaube sogar ehrlich gesagt: nö, keiner härtet ab. emotional ist die kerbe nicht glattzukriegen, in die gehauen wird.

*voll die metaphern heute ey*

;-)

also um jetzt mal einzukreisen, was ich DENN denke: ich denke, du hörst deine eigenen ängste, deine eigenen zweifel in den anderen laut sprechen. mach dir nichts draus, jeder hat seine hölle. ob du nun jemanden triffst, der dir etwas sagt, was dich unglücklich macht oder verunsichert, oder ob man sich seine zweifel selbst unbewußt oder bewußt erzählt, ist doch im grunde egal.

also wenn du mir recht geben willst und jetzt denkst: 'ach herrje, vielleicht habe ich aus dem feedback nichts anderes hören können oder wollen als das', dann ist das bestimmt nichts, woran man sich festbeißen sollte. das passiert, und es ist aber nicht schlecht, sich mal auszumalen, dass man immer das echo zurückbekommt, was man auch hineinruft (in den wald... oder sonstwo hinein).

nächster kreis: ich denke, liebe isabel, dass du eine komische auffassung hast von freundschaft und was eine freundschaft ausmacht.

*gg*

also ICH denke das, isabel, und ich bin vermutlich mit MEINER auffassung von freundschaft relativ einsam.

*guckt in die luft*

isabel wrote:

eigentlich verstand es keiner, den ich kannte, warum man so etwas denn nur tun könne.

Das schockierte mich und ich war sehr enttäuscht, denn ich dachte damals tatsächlich, ich hätte Freunde, Familie, einen Lebenspartner, die mich verstehen, die sich mit mir freuen, die ähnlich denken (könnten) wie ich, wenn sie es doch nur mal probieren wollen.


hmm... naja! ich denke, dass freunde nicht verstehen MÜSSEN, dass freunde nicht mitfühlen können MÜSSEN, und ich glaube, jemand der nichts von beidem tut, kann dennoch ein freund sein.

^^

nein, ich will damit nicht auf die schiene kommen, dass freunde auch mal kritik äußern sollen und "gutgemeinte ehrliche ratschläge" bla machen sollten könnten dürften....

nein. ich will vielmehr darauf hinaus, dass nicht jeder, der uns das gefühl von geborgenheit und / oder verstandensein vorenthält, sich als freund "disqualifiziert". meine persönliche theorie ist sogar eher genau andersherum: wer dir reinläuft wie nichts, bei wem du dich "von selbst" wohl fühlst, bei dem ist etwas besonderes, ja. und soll ich dir sagen, was es ist? du. oder besser: deine projektion.

ich meine damit nicht, dass gerade diejenigen, an denen wir uns reiben oder sogar stoßen, "bessere" freunde sind. nein, die sind auch keine freunde, da hast du dann, wenn du es so gemeint hast, schon recht, @isabel...

:-(

vielleicht ist auch etwas mit mir geschehen. jaaaha, stimmt: ich bin eine mittdreißigerin... da verliert man doch die berüchtigten "illusionen"! *haha gequältes lachen*

naja meine illusionen habe ich alle noch

*gg*

aber mit mir ist etwas geschehen, was vielleicht altersunabhängig ist, was aber manche vielleicht nie erleben (wollen), manche längst geschnallt haben...: ich glaube, ich hab mich mit mir selbst ganz gut angefreundet. diese freundschaft ist keine harmonie, herrje, ich habe viele probleme, die ich immer hatte, immer NOCH und bla.

aber: ich fühle mich bei mir selbst zu hause, und komischerweise kann ich jetzt in echter abstinenz dinge hören, die zwar auf mich bezogen sein sollen, bei denen ich aber nur denke: 'früchtchen, was willst du mir eigentlich weismachen? über wen redest du eigentlich: über dich oder über mich??' und außerdem denke ich 'never walk in my shoes'.

es ist doch kein wunder, @isabel, dass dich keiner "versteht". du bist ein individuum. das, was du eigentlich vermisst, fällt im weitesten sinne vielleicht eher unter liebe. und ich würde es eher in der ecke "elternliebe" einsortieren...!

es gibt DAS nicht mehr - denke ICH zumindest. DAS ist: geborgenheit durch jemand anderen als dich selbst. verständnis. ankommen. einssein.

ich habe es - glaub ich zumindest *öhm* - bei herrn bieri gelesen. dass der mensch sich abspaltet und dann einfach immerzu von einer scholle zur nächsten hangelt, dabei ist keine dieser menschen oder sachen, an die er seine liebe und seine verbundenheit binden möchte, der richtige ansprechpartner. echte liebe gibt, sie nimmt nicht. damit will ich jetzt keine gütesiegel verteilen, sondern irgendwie bloß ausdrücken, dass sehnsucht und die suche nach dem glück am falschen ort uns zu enttäuschungen treiben, die fast unerträglich sind... und gleichzeitig anspornen, es mit der nächsten scholle zu versuchen, denn ohne müssten wir doch ertrinken... alleine bleiben...

es gibt doch diesen gedanken, dass heutzutage menschen auch in der menge allein sind. schon lange habe ich darüber gerätselt, ob menschen nicht auch in den intimsten partnerschaften allein sind und schon immer hatte ich die ahnung, dass das vielleicht gar nicht so grausam und schrecklich ist, denn sonst wäre das leben ja wirklich eine einzige hölle. wie könnte es zu ertragen sein, dass man als säugling schon alleine ist (zumindest in vielerlei hinsicht... selbst luftholen etc.), wie kann es sein, dass wir im todeszeitpunkt alleine sind? welcher satan hat sich so etwas denn nur ausgedacht...?

;-)

und warum macht tieren das nichts aus? was unterscheidet menschen von tieren...? wieso halten menschen das leben nicht aus, warum sind wir rastlos, während ein tier sogar im schmerz noch frieden finden kann...?

da muss es doch einen denkfehler geben, habe ich mir gedacht. ich weiß noch nicht so wirklich, wie es sich verhält, aber in bezug auf dein beispiel habe ich schon meine these: freunde sind dazu da, dass sie uns helfen. aber nicht, indem sie theater spielen. stimmt, nicht wahr, und so hast du es ja auch gar nicht gemeint! theater spielen, wer redet denn davon...?

ich glaube schon, dass du davon geredet hast. denn deine erwartungen lassen dich in einen spagat gehen: einerseits sollen sie ehrlich sein, deine freunde... andererseits sollen sie dich verstehen!

dieser spagat wird für jeden von uns mit steigendem alter unerträglicher. ich glaube, keiner kann von sich sagen, dass er diesen widerspruch noch nicht gewünscht hat, aber es ist doch so oft gutgegangen...! so oft haben wir uns versöhnt, verziehen, und wieder vertragen!

ja und jedesmal ist ein stück vom glauben an den anderen zerplatzt, dafür ist manchmal auch ein gefühl entstanden, freundschaft ist ja auch zuneigung, und zwar auch und vielleicht gerade DANN, wenn der andere "anders" ist.

so naja ich merke schon, das thema ist vielschichtig *ächz* und an dieser stelle berührt mein credo, dass jeder alleine ist und dass das auch richtig ist so, deine geschichte und scheint dir doch "recht" zu geben: wo bleibt die zuneigung? wie können andere sich über dich stellen...?

tja

ich glaube, es ist immer leichter, mit dem ausgestreckten finger auf andere zu zeigen als sich an die eigene nase zu fassen.

das bedeutet für mich, dass natürlich die anderen auch ungerecht SIND. sie machen fehler, ja, sie sind z.b. vielleicht neidisch! na und, @isabel, das ist nicht das wirkliche problem.

:-)

meiner ansicht nach ist das wirkliche problem, dass du einen schritt in die freiheit getan hast, in eine glückliche situation, und statt sie zu genießen, piekst in dir dauernd ein teufelchen auf deine arme seele und du hörst auf einmal überall nur negatives und schlechtes.

anders gesagt: denk doch positiv. behaupte für dich doch einfach mal, die anderen haben es SO nicht gemeint. denk doch mal, dass es bestimmt menschen gibt, die dich "verstehen" *autsch schon wieder in die eigene argumentation hineingegriffen*...

ähm

ja

und um die verwirrung komplett zu machen, jetzt noch etwas von mir, was entfernt mit deinen gedanken zusammenhängt, was mir heute untergekommen ist und was ich so oder so zur debatte stellen möchte oder sogar muss bzw. was ich mir verposten möchte...:

ich habe heute zu lesen begonnen, dass es für ein akademisches lernen hilfreich ist, wenn man spielerisch an aufgaben und situationen herangeht. "spielerisch" war jetzt anscheinend belegt mit ein paar eigenschaften, die ich nicht automatisch assoziieren würde, die ich aber dennoch bejahen kann: "spielerisch" war gemeint als ausdruck für "ich sich selbst vergessen sein", "sich einer sache ganz widmen". ähm ja und jetzt kommt's: da behauptet der schreiberling, es sei ein zeichen von selbstbewusstsein, wenn jemand spielerisch sei!

*staun*

ich glaube, dass ich spielerisch bin. was, ich soll selbstbewusst sein...? was bin ich eigentlich...? selbstbewusst...? ich habe gar kein interesse (oder eben nur wenig interesse) daran, wie ich wirke... ist DAS selbstbewusstsein...???

hm... klingt das nicht aber so, wie es im text auch geschrieben stand: "spielerisch" im sinne von "selbstvergessen sein"...?

*glotz*

naja

wer es in diesem posting bis hierher geschafft hat, wird sich gleich freuen, wenn ich den gordischen knoten, die ich mit @isabel zusammengeklöppelt habe, noch richtig festzurre... indem ich den mirakulösen text jetzt gleich zitieren werde.

ha!!!

;-)

und ja... der text ist in english.

und... ja.... *räusper* es kann eventuell und unter umständen sein, dass natürlich ausgerechnet in diesem unangenehmen englischkurs ein juwel versteckt ist, was gerade zu funkeln begonnen hat. *lach*

es könnte nämlich sein, dass ich was dazu lerne. ich weiß nur noch nicht 100%ig, was es ist. aber man kann es fühlen...

vielleicht lerne ich, was mit MIR und meinem leben sehr viel zu tun hat. ich muss nämlich zugeben, dass ich mein leben nicht mehr benennen kann. ich kann nichts mehr sagen zu mir! ich kann nicht mehr sagen "ich bin ein pessimist", ich kann nicht mehr sagen "ich bin so und so" und ich weiß auch nicht mehr, wie ich mich "wahrscheinlich" verhalten werde in dieser oder jener situation.

ich pendele nämlich dauernd und überall meinen lebensweg aus, immerzu horche ich in mich hinein, und die dinge sehen anders aus, fühlen sich anders an und locken auch anders (oder gar nimmer, aber anstatt des "ziehens" von außen treibt mich jetzt in meinem inneren etwas voran).

vielleicht sagt mir dieser fucking-hell-english-text etwas, was ich bisher nicht so ganz begriffen hatte und was vielleicht auch bisher nicht in worte zu fassen gewesen war für mich.

also schaun mer mal

gruß

sine

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