19 April 2007

schlimmer traum

guten morgen!

oh mensch, ich träume jetzt immer ziemlich intensiv. heute morgen bin ich aufgewacht und war total erstaunt, dass monsieur neben mir im bett lag. ich hatte (ernsthaft) geträumt, er hätte selbstmord begangen.

in meinem traum hatte er sich totgeärgert über unseren staat, der mit überwachungsmaßnahmen und sozialer ungerechtigkeit für ihn die fratze des menschenhassers trug (im traum war das jedenfalls so gewesen) und der seine bürger täglich und stündlich für den lieben profit und die macht an sich verrät.

ich selbst war im traum au-pair-mädchen in england - die situation war gefühlt aber sehr mit meinem aufenthalt in stuttgart als praktikantin vergleichbar.

meine gastfamilie in dem traum betrieb irgendwie einen laden für wärmetechnik und kaminbau. wir hatten superranzige ausstellungsstücke auf einer art dauermesse stehen, halt so hässlich aussehende bauteile und isolierungen. die messe war zugleich eine ladenstraße - winzige büros gehörten du den ausstellerflächen dazu. so ist das halt in einem fremden land - alles ist ein wenig anders als sonst!

;-)

ich hatte mich in meinem traum im namen meines gastvaters beruflich geärgert, worum es ging, weiß ich konkret nicht mehr oder mein traum hat es mir nicht erklärt. jedenfalls hatte ich vor der todesnachricht einen konkurrenten aufgesucht, der genau wie wir mit seinem gerümpel eine dauerausstellung staffiert hatte. allerdings hatte er einen eigenen laden in meinem traum. er war nicht einsichtig gewesen und ich war verärgert und erfolglos wieder abgezogen. schließlich bin ich mit dieser knatschigen angestrengtheit nach hause zu meiner gastfamilie, und die lebte halt auch in einer hässlichen umgebung. alle möbel in der küche waren alt und speckig, und irgendwie waren meine gasteltern auch nicht übermäßig nett.

dann kam die todesnachricht und ich hab gar nicht drüber nachgedacht, sondern musste raus. ich bin nur umhergelaufen im traum, bis ich merkte, ich muss viel weiter weg von dem mief und pief. ich wollte in die nächste stadt fahren - vielleicht fühlte ich mich dann freier, vielleicht nahm DANN der unendliche druck ab, den ich hatte. der bus nach auswärts hatte keine bushaltestellen - ich suchte vergeblich in der nähe des bahnhofes danach. dann sah ich eine große schaufensterscheibe bzw. ein seltsam verglastes gedrungenes gebäude in einer häuserzeile, und während ich noch zu überlegen beschäftigt war, was das ist und wieso es mit meinem wunsch, mit dem bus wegzufahren, zu tun haben könnte, hörte ich hinter mir den bus heranfahren.

aus dem gebäude mit der verglasten häuserfront kamen einige menschen herausgeströmt und sie stiegen in den bus ein. ich war verwirrt, weil mir einfiel, dass ich in diesem land das ticket ja in solchen bushalte-gebäuden kaufen musste, bevor ich einstieg. ich entschied mich für die tränennummer und bin nach vorn zum busfahrer und hab von der straße aus gefragt, ob ich mitfahren dürfte, ich hätte noch kein ticket.

es war eine busfahrerin. sie nickte, was für die englischen verhältnisse und den üblichen formalitäten beim busfahren sehr nett war, und die anstrengung, nicht mit dem strom geschwommen zu sein und gefragt zu haben nach einer sonderbehandlung (wie ich meinte im traum) und die fummelei anschließend IM bus, um das ticket während der fahrt zu bezahlen, nahmen mir schließlich die kraft und meine dumpfheit bekam ein "loch" - ich weinte. ich erzählte der busfahrerin, dass mein "friend" - ach neem, mein "boyfriend" - gestorben sei und ich das gerade erfahren hätte.

dann bin ich aufgewacht und im aufwachen hab ich noch darüber nachgedacht, ob ich jetzt auch innerlich sterben würde (nach der nachricht in meinem traum) oder ob ich es schaffen würde, mit diesem wissen und dem verlust leben zu können. ich dachte, dass ich es schaffen würde und stellte (im traum noch) fest, dass ich meine unabhängigkeit behalten hatten in der beziehung. dies kam mir jetzt bei diesem verlust, "zugute" - doch das "zugute-kommen" hatte einen so elementar bittern geschmack, dass ich mich fragte, weshalb ich bloß immer die unfähigkeit besessen hatte, mich symbiotisch an ihn zu binden. irgendwie bedauerte ich, dass ich nicht noch mehr (!) von diesem menschen mitbekommen hatte und die zeit mit ihm nicht noch intensiver genutzt hatte (im traum).

ich fand mich lächerlich in meiner stärke - innerlich zu sterben wäre zwar unermesslich schlimm für mich gewesen, doch es hätte den lohn gehabt, von monsieur noch mehr mitgenommen zu haben (glaubte ich im traum).

dann wachte ich ganz auf und wow: da lag monsieur im tiefschlaf neben mir. es war 6.35 uhr, also 5 minuten nach meiner aktuellen regelmäßigen aufwachzeit (denn meine vorlesungen beginnen immer um 8 uhr). ein typischer "aufwachtraum" also - ihr kennt das doch bestimmt auch, dass man dann, wenn man eigentlich aufwachen will, die intensivsten träume erlebt?

in dem traum hatte ich zu der busfahrerin gesagt, dass ich mit dem selbstmord nicht gerechnet hätte. gleichzeitig aber rationalisierte ich (im traum!) bald und dachte, dass es aber in "wahrheit" auch nicht außerhalb der möglichkeiten gelegen hatte, dass monsieur zu so einer endgültigen tat fähig war. wie oft hatte ich seine bedenken in den letzten jahren einfach unkommentiert stehen lassen? wie oft war ich ihm im sinne einer diskussion meine zustimmung schuldig geblieben? bedeutete so etwas nicht vielleicht AUCH, dass ich mir keine mühe gegeben habe, sein problem zu lösen?

wieso hilft bzw. (im traum) half mir dieser mann bei so vielen dingen und wieso hab ich ihm nicht geholfen und vielleicht auch nicht helfen können bei SEINEN problemen? im traum war ich von monsieur umsorgt und gebettet gewesen mit guten wünschen, mit anteilnahme und hilfreichen ideen und taten. ich hatte mich geradezu an meinen status als königin und diva gewöhnt - er fühlte sich wohl darin, es mir möglichst IMMER recht zu machen, und ich lief mit meinen ewigen kritischen fragen immer gegen watteweiche wände bei ihm. war ich nicht eine kleine meckerziege gewesen? die ihr gegenüber nicht wirklich wahrnimmt? und die nun auch noch "froh" sein kann, weil ihr das überleben dieses schicksalsschlags gelingen wird? war ich nicht total fremd in meinem eigenen leben???

der traum ist BESTIMMT wieder mit aussagen durchsetzt.

ich selbst erkenne in der episode mit dem fruchtlosen besuch beim konkurrenten meine bewerbung bei einer ähnlich großen firma wie ei wieder, die ich am 17.4. endlich auf den weg gebracht hatte und die noch am selben tag wieder zurückgekommen war mit dem hinweis, ich solle mich örtlich (also in berlin) bewerben oder die jobbörse des unternehmens checken.

wie häufig bei bewerbungen ein rückschlag - ich habe es weiterhin als PLUS gesehen, dass ich es überhaupt mal geschafft hatte, mich zu bewerben. jetzt - nach dem "hinfallen" - muss ich nur noch "aufstehen" und die bewerbung irgendwo hier in berlin absondern.

aber in dem traum waren meine gefühle, bei der fremden firma nichts bewirkt zu haben und "unrelevant" gewesen zu sein, viel deutlicher als im bewussten leben.

der bus: in dem bus war eine riesige fahrkarten-verkaufsecke. es ging viel leichter, im bus ein ticket zu erstehen, als ich mir zuvor gedacht hatte. in meinem kopf gab es nur die englischen gegebenheiten, zu denen viel unverständlicher formalismus gehörte. doch nun (im traum) stand ich IM bus (und er fuhr schon, d.h. die von mir gewünschte leistung wurde sofort und ohne murren für mich erbracht) und dort war eine wunderbare empfangstheke fast wie in einer rechtsanwaltskanzlei. ich war nicht nur am weinen wegen monsieur. ich war auch einfach gerührt, dass in all den widrigkeiten meines sich immerzu ins unbekannte entwickelnden lebens auch mal etwas auftaucht, was ich mir wünsche und was mir das ersehnte gefühl gibt, ganz normal zu sein und sogar willkommen zu sein.

tja

an der stelle "ganz-normal-sein-wollen" hätte mein pt vielleicht wieder geguckt, aber dieser kindliche wunsch, von allein "richtig" zu sein, war irgendwie nie von uns (also von dem therapeuten und mir) aufgegriffen und geklärt worden - obwohl ich daran häufiger gerührt hatte.

es ist mir zu wenig, bei EINEM menschen gut anzukommen. ich strebe dauernd nach neuem, immer nach noch widrigeren verhältnissen! ich träume davon, aus allem etwas schönes zu machen, und wenn mir das nicht (gleich) gelingt, dann sehe ich die zeit des scheiterns als wartezeit, sozusagen als preis an. ein ausruhen auf den gegebenheiten, ein BLEIBEN gab es für mich (zumindest in meinem traum) nicht.

mein pt sagte dazu (wie schon x-mal erwähnt), dass ich gutes nicht annehmen könne.

oh nein dieser traum!

hm

ich hab monsieur lange angeschaut und natürlich 1.000 schwüre geschworen, als ich ihn dann glücklich neben mir liegend erkannt habe.

naja

gruß

sine

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