12 April 2007

von Matilda am 12.4.:

liebe sine,

peinlich finde ich deine blumenliebe nun wirklich nicht! vielleicht weil mir dauernd an mir selbst aufällt, wie zuckersüss ich gerade dann klinge, wenn ich meine freude an den kleinen dingen des lebens zum ausdruck bringen will: muss glücklichsein nicht ein bisschen wie zuckerwatte schmecken?

mein erster besuch beim pt wird mir wohl ewig in erinnerung bleiben. wochenlang (monatelang?) hatte ich mit dem gedanken gespielt, in therapie zu gehen, ihn aber immer wieder verworfen angesichts weit schwerwiegender probleme anderer menschen und auch angesichts meines ewigen bestrebens, es alleine zu schaffen *örks. bis der damm brach. da dachte ich dann: schön blöd bin ich, wenn ich jetzt einen rettungsring ablehne.

ich hatte glück, der bruder einer lieben kollegin, die ich als menschen sehr schätze und mit deren art ich super klar komme, ist pt, ich war ihm aber nie begegnet. zu ihm bin ich also hin. als ich ihm das erste mal gegenüber sass und zu erklären versuchte, warum ich da sass, kam ich mir vor wie ein kleines mädchen, unter dessen bett nachts die furchtbarsten monster hausen, die sich bei sonnenschein in unscheinbare staubflusen verwandeln: ich zeigte ihm also, leicht verlegen, meine staubflusen. eben weil aber ein pt anders reagiert als alle anderen, hat er in meinen staubflusen die monster erkannt. darüber war ich ungeheuer erleichtert.

manchmal spüre ich, wie meine art, mit den dingen umzugehen, ihn verblüfft. ich denke, er findet meine geschichte einfach interessant. auch deshalb, weil ich mich ihm vollkommen anvertraut habe von anfang an. ich bin in dieser therapie ohne vorbehalte, ohne ängste, ohne reserven, ich WILL die heilende wirkung spüren und ich weiss instinktiv, das geht nur wenn ich mitmache. ausserdem kann ich ihm eh nichts verbergen bzw. merkt er sofort, wenn ich mit was nicht rausrücken will.

jede therapie ist eine sehr persönlich erfahrung. trotzdem finde ich es interessant, mich mit anderen patienten auszutauschen. paralllen zu entdecken, aber auch gegensätze zu finden. es bestärkt mich darin, weiter zu machen, wenn es grade nicht vorwärts geht oder sehr weh tut. es bestärkt mich darin, mien therapieziel nicht aus den augen zu verlieren und auch, inwiefern ich ihm näher komme. ich finde es unglaublich faszinierend, was diese gespräche in mir auslösen, welche entwicklungen sich ergeben, wie anders ich mich sehe, fühle, gebe, ich finde es wunderbar, an die hand genommen und behutsam begleitet zu werden. ich bin süchtig nach anerkennung und lerne aber endlich auch, mit kritik umzugehen.

was ich hingegen nicht haben kann, sind diese letzthin so in mode gekommenen "lifecoaches", die in irgendwelchen schnellkursen mit selbstgebasteltem diplom lernen, wie man andere durch ihr leben begleitet. beim friseur sprach mich unlängst so eine tussi an. da finde ich jedes psychobuch hilfreicher, ehrlich gesagt. diese phrasen sind mir ein absoluter greuel! *würg. sie meinte noch, sie wolle mich gratis coachen, weil ich ja eine ach so interessante frau sei. ich bin, ganz entgegen meiner üblichen auffassung, vielleicht etwas garstig geworden.

ich mag blumen jedenfalls auch. tulpen sind meine lieblingsblumen. und sonnenblumen finde ich herrlich... und geranien... ausserdem liebe ich die sonne. und das meer. und cappuccino, mmmh...

matilda

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