20 März 2006

alptraum und psychologie

montag morgen! ich hatte einen alptraum, wahrscheinlich habe ich einfach zu lange geschlafen. es ging - wie häufig in meinen alpis - um superdog und diesmal war ein krieg und mein 10-jahre-alter dackel eignete sich in den augen eines mannes hervorragend (noch) als suppeneinlage.

ich glaube, ich habe die fotoausstellung aus dem historischen museum in berlin mit diesem traum zu verarbeiten versucht. dort werden sehr eindrückliche bilder von kriegsversehrten gezeigt. es werden auch eine menge andere menschen, auch bekannte leute, abgebildet. aber die versehrtenfotos waren beinhart. dem einen mann fehlte von der luftröhre bis zur nase im vorderen gesichtsteil alles und die frische wunde klaffte auf dem foto. dem anderen mann war seine gesichtsverletzung zwar schon verheilt, aber von der seite im profil betrachtet fehlte ihm bis auf die augen alles aus seinem gesicht, wie ein nach der entnahme eines kuchenstücks war ein v-förmiges nichts geblieben.

es war furchtbar und es nötigt mir die frage ab, wie diese menschen sich fühlten und ob sie genau dieselben problemlösungsversuche angetrengt haben wie ich mit meinem weltschmerz...?

bei den bildbeschreibungen stand, dass es keine psychische hilfe gab und bla.

hm

im heise-forum wurde ich angeschranzt von einem fremdwort-fetischisten. das thema war ein artikel, in dem einerseits die rede davon war, dass psychische probleme auch genetisch bedingt sein können und provokant wurde vor allem wiedergegeben, dass es auch soziale phobien gebe.

es wurde dann im forum (d.h. in den beiträgen der leser) ziemlich gewütet gegen die psychologie im allgemeinen und behauptet, die psychologen seien eigentlich "neopriester" und die therapien seien heimliche religionen, die uns eigentlich nur zu einem "funktionieren" in der gesellschaft verpflichten sollen und die mit uns nichts anderes als... tja. hab ich nicht verstanden, ist im fremdwortgewusel untergegangen und / oder es war mir nicht einleuchtend.

ich habe einen beitrag gelesen, in dem gesagt wurde, psychologie ist eine empirische wissenschaft und keine naturwissenschaft (sinngemäß), aber dass es doch in ordnung sei und das psychologie dennoch einen sinn habe, da menschen auch geholfen würde.

dem stimme ich zu, aber vor allem bin ich überrascht, dass meinem therapeuten jemand unterstellt, er hätte mir eine art gehirnwasche verpassen wollen oder schon verpasst. ich weiß noch genau, wie ich selbst gedacht habe, dass "die" mich manipulieren wollen und dass ich "recht" habe und dass ich mich nicht verarschen lassen möchte, zumal dann ja sicher nach einer weile die dosis der gehirnwäsche nachlässt und ich noch döver dastehe als vorher...!

mein therapeut hat sich so gedrungen bis gar nicht geäußert, dass ich mühe hatte, ihn zu interpretieren. mein therapeut hat mir "verboten", literatur zum thema zu konsumieren. und mein therapeut hat MICH reden lassen, allenfalls ein paar worte meinerseits wiederholt oder die typische frage der reichschen psychotherapie abgesondert: "und was fühlen sie dabei???".

das war alles und mein gefühl ist das, dass ich nicht manipuliert wurde. ich habe geschrieben im forum und dort behauptet, dass ich in der therapie ganz im gegensatz zu den bisherigen behauptungen einen freiraum gefunden hätte zum "funktionieren-müssen" in der gesellschaft und bla.

schreibt dieser eine forums-schreiber zurück: ob mein begriff "angstbild" mein eigenes wort sei...?

ich kann mich nicht erinnern, im leben sehr viele eigene worte gefunden zu haben. sieht man mal von der babysprache ab. hm. ich habe damals meine hauptprobleme (also die probleme in den gedanklichen fragen, die mich damals beschäftigten) mit "herrn selbstzweifel" und "frau selbstliebe" bezeichnet. ob dieser rabiate forumsschreibern DAS meint? reagiert er nicht über auf die begriffe, die jeder kennt, und verlangt er von mir einen seelenstrip, der über meine nackte behauptung, es habe in meiner therapie keine gehirnwäsche gegeben sondern hilfe weit hinausginge?

nun

ich bin ja selten um worte verlegen, aber das möchte ich einfach nicht leisten.

ich denke manchmal, dass das weltbild vieler menschen nicht beeinflusst werden kann durch mich. ich würde ja auch lediglich den austausch der sichtweisen wollen! aber dieser austausch wäre leichter zu bekommen in manchen dingen, wenn es respektvoller abginge.

ich selbst habe im lk-forum dafür plädiert, dass man verbal die "klingen kreuzen" darf. aber zugegeben: manchmal ist mir danach nicht.

ich schiebe meinen alptraum heute morgen primär übrigens auf andere dinge als diese foto-ausstellung. ich erinnere mich an die letzte woche, in der ich mich ewig gefürchtet habe vor den terminen mit meiner abwicklerin. ich denke an die tage, in denen ich mir eingestanden habe, dass meine selbständigkeit als schreibbüro immer noch nicht geschafft ist. ich denke an die akte, in der abermals jemand behauptet, ich hätte zu viel geld eingenommen (es geht "nur" um 350 €, die aber nunmehr verjährt sind aus meiner perspektive, nicht aber aus seiner... *nerv*). ich denke einfach, dass im moment die kanzlei ihre klauen wieder ausgestreckt hat und ich vll. auch die eine woche, in der ich mich aus dem studium ausgeklinkt hatte (und "siedler" gespielt hatte auf'm compi), dass diese woche mir gleich ein bissle die bodenhaftung gekostet hat.

sehr schwer ist es jetzt diese tage AUCH gewesen, mich erneut auf's lernen einzuschwören. ich finde keinen einstieg. ich sitze vor den unterlagen und es sind böhmische dörfer. ich habe den eindruck, dass ich es aber schon noch schaffen werde. irgendwie muss es klappen und es hat ja auch schonmal geklappt...

das ist auch hart, aber es ist MEIN ding und es ist gut.

ich habe jedenfalls heute morgen beschlossen, mich nicht in den missmut abrutschen zu lassen. so lange es etwas zu bestaunen und zum freuen gibt, bestaune ich (meine vwl-unterlagen zum beispiel... ;-) ) und freue ich mich (dass ich gleich zu meinem angenehmen job gehe).

hey der job macht mir immer noch spaß! kohle ist lächerlich, aber sonst ist dort alles sehr (SEHR!!!) nett.

gruß

s.

Keine Kommentare: