12 April 2006

kein glitzernder regen

ach matildachen, das ist nicht toll, was du fühlst... ich weiß genau, dass es eine traurigkeit gibt, die geradezu verblüfft. sie kann auftauchen in den kleinen dingen, bei einem gang, einer erledigung, die man leisten soll... aber wenn man zum arbeitsamt geht, dann ist es häufig sehr traurig.

dazu muss man keine depression haben, um das gefühl zu kennen! *grins*

lass dich virtuell mal ein bissle drücken *drückt matilda ganz feste* so...

ach die zeiten, wo ich den regen romantisch fand, sind bei mir irgendwie auch ein bissle vorüber. ich kann mir schon vorstellen, wie du das meinst: neben einem mann im bett liegen und dann (!) den regen doch auch romantisch finden.

ich erlebe meine schönen gefühle in der regel jetzt (vielleicht isses nur eine phase, who knows) anders: ich bin entweder glücklich oder eben nicht.

ich hatte mal einen freund, ich meine jetzt den mann, mit dem ich meine sogenannte "große liebe" oder "erste liebe" erlebt hatte. wenn er da war, glitzerte beispielsweise jeder regentropfen wie ein kaleidoskop in weiß, die dampfende nässe war immer auch ein bißchen erotisch, und wenn es trotz aller romantisierung doch manchmal einfach nur eklig nass und kalt war, dann wärmte mich meine vorstellung, dass ich spätestens nachts wieder in den armen dieses mannes liegen würde und mir sicher nicht mehr kalt wäre.

ich kann nicht sagen, was daran falsch ist für andere, aber für MICH war es nicht ganz in ordnung, dass ich damals SO romantisiert habe. denn mit meiner romantisierung habe ich etwas verbunden, was untrennbar für mich war: die angst. ich hatte unglaubliche minderwertigkeitskomplexe, und die gedanken an ihn waren nicht freie gedanken, sie waren einfach auch weltfluchten. ich war in dieser "liebe" so weit geraten, dass ich ohne ihn "nichts" mehr war. ich wurde zwar nicht krank, aber ich sah krank aus, schwitzte sogar ohne ihn und war (schon aus prinzip... ) mies drauf. wenn ich ihn sprach, kam von meiner seite aus immer nur dieses auf den punkt konzentrierte glücksgefühl, er war meine erlösung und nicht mehr mein freund.

mal abgesehen davon, dass ihm das nicht gefallen hat, weil er fand, dass ich ihm eine verantwortung auflade, die er gar nicht verdient hat (bla bla) und die er auch nicht schultern kann, war für mich die zeit mit den gedanken an ihn eine surreale zeit.

jetzt klingt das so wie ein musikstück, bei dem eben noch alle töne gestimmt haben und dass nun verreisst und atonal in sich zusammenbricht.

aber natürlich habe ich durch diese "liebes"-erfahrung auch etwas gelernt: dass es ruhe GIBT in meinem leben. dass es wohlbefinden GIBT. gerade die trennung von ihm beinhaltete eigentlich diese rückschlüsse: nicht ER hat diese gefühle verursacht, sondern ich hatte diese gefühle (sozusagen am "untauglichen objekt", wie ich damals immer gewitzelt hatte).

tja

diese gefühle sind jetzt nicht mehr in meinem leben.

das bedeutet aber nicht, dass ich keine romantischen gefühle mehr habe. meine welt hat sich einfach verändert, wie ein filter blendet mich die blickrichtung, in die ich jetzt schaue, nicht mehr. aber die alte romantik ist ins abseits geraten, sozusagen plötzlich dunkel und nichtssagend für mich geworden.

jaja

jetzt kann man denken "das alter" und so. aber ich sehe es primär als ergebnis meines prozesses, für mich etwas zuzulassen, was größer ist als das, was ich mit 20 zuzulassen bereit und fähig war. ich lasse jetzt zu, dass die dinge *äh* zu mir "sprechen", ich stülpe ihnen nicht mehr meine träume und ideen über, sondern ich lasse mich in situationen hineingleiten. natürlich bin ich nicht wirklich der "go-with-the-flow-typ" *augenzwinkern an matilda*, der easy von blumenwiese zu blumenwiese schwebt. *lach* ich habe meine hand immer am "steuer". aber ich weiß, dass ich mich eher am steuer festhalte, als dass ich damit viel steuern kann. meine gedanken sind einerseits diejenigen, die mich überhaupt die welt erleben lassen, aber sie sind auch diejenigen, die mich von der welt trennen, die bremsen oder die sich manchmal auf eine idee stürzen und sich darin verkriechen, bis die idee zerschellt ist.

tjaja

der begriff "verantwortung" und tiefgehende begrifflichkeiten scheint darin keinen platz zu finden... aber wie mein pt damals auch in den raum stellte, so war und ist es auch: wir üben unsere verantwortung aus, auch wenn wir dinge nicht (mehr) so schwer nehmen.

und seitdem ich also weder abspace noch allzuviele gewichte an den beinen festgebunden habe, geht mein weg irgendwie weg von absoluten begeistertheiten. ich erlebe die welt eigentlich in den letzten monaten eher als etwas, wo ich handele. ich liege nicht im bett, sondern ich streichele meinen freund im bett. oder ich arbeite - websites, uni, jobs... - und erlebe die welt in diesen situationen. ich empfinde mich selbst als jemand, der etwas aktiv macht. mir werden situationen nicht mehr "geschenkt" (naja, schon eigentlich, aber ich kann es nicht besser ausdrücken), sondern ich gehe meinen lebensweg.

die frage "will ich das wirklich?" und die damit zusammenhängende frage "wie fühle ich mich eigentlich?" ist so bestimmend geworden in meinem leben, dass ich einfach nicht mehr diese distanz habe, in der ich regen romantisch fand... jetzt ist der regen MEIN regen. wenn ich ihn nicht mag, dann gehe ich ins haus und SUCHE mir etwas, was MIR gefällt.

ich hoffe, das klingt jetzt nicht aggressiv oder besserwisserisch. ich bin halt einfach auf meinem kleinen trip...

;-)

gruß

sine

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