07 April 2006

halb gezogen, halb gefallen: wunsch, zwang oder was?

bgb - also die klausur, wo alle, mit denen ich gelernt habe, eine eins geschrieben habe, ich hingegen nur eine 2,3 - hat auch heute nochmal gezwickt: mit meiner lern-freundin unterhielt sich irgend so ein typ, der nicht besonders spannend war (also damit meine ich, dass er professor hastig konkurrenz machen dürfte...) und meinte, es wundere ihn, dass er nur eine drei geschrieben habe, denn er hätte WIRKLICH viel gelernt.

meine freundin sagte ihm, wann der einsichtstermin sei (nächste woche nämlich) und er meinte, da sei er schon angemeldet.

eine drei würde mich noch mehr wurmen. ich dachte mir "lass deinen frust dort ab, wo er hingehört" und meinte, es sei schon schade, ich hätte auch nicht so toll geschrieben und das, obwohl bgb mein "starfach" sei und ich das sogar studiert hätte. ich hätte mich wirklich ganz stark darauf vorbereitet und es ist schon fies, wenn man dann eine schlechte note bekommt.

er sagte, dass er auch extrem gelernt hätte und dass er überhaupt nicht verstehe, was er falsch gemacht hätte. deshalb würde er auch hingehen zur klausureinsichtnahme nächsten mittwoch.

ich weiß

von außen betrachtet vermutlich SEHR LANGWEILIG. pah, eine klausur... eine note.... eine von vielen noten... !

naja

mir ist die letzten beiden tage die motivation flöten gegangen. ich habe nur noch an meiner website für mein schreibbüro gebastelt. außerdem bin ich erneut erkältet, zustand "nase voll" auf allen ebenen.

ich finde es nicht langweilig, über meine befindlichkeit betreffend der klausur nachzudenken... ich denke, es ist eine recht seltsame frage, ob die klausur und das studium vielleicht etwas von mir zeigen, was ich vorher nicht verstanden habe.

zum beispiel war ich in meinem ersten studium (jaaha, genau... meinem JURAstudium *brabbelt unverständliches zeug zur bgb-klausur* ;-) ) ganz unterschiedlich "gut". zensurenmäßig galt "himmelhochjauchzend bis zutodebetrübt". ich hatte mir zurechtinterpretiert, dass ich - wenn ich motiviert bin - hervorragende leistungen (ähm also in meinen begriffen "hervorragende leistungen"... also auf einer 18-punkte-skala eine 13-punkte-klausur beispielsweise) erbringen kann. und dass ich aber in der regel absolut frei von ehrgeiz bin / war.

das macht sich gut als kleiner scherz, aber ich finde nicht, dass es sich verträgt mit den gedanken, die ich mir in meiner psychotherapie gemacht hatte.

diesen gedanken gemäß kann ich das "gute" für mich nicht annehmen. vielleicht also mangelt es mir an "ehrgeiz", aber das gefühl, ehrgeizig zu sein, gibt es vielleicht bei mir auch deshalb nicht, weil ich dauernd damit beschäftigt bin, mir keine erfolge zuzutrauen und mich teilweise sogar recht aktiv von bestätigungen im (beruflichen wie privaten) leben abhalte.

wenn man es mal genau betrachtet, bin ich sogar wegen dieses aspektes in die therapie gegangen: ich sah keine lösung mehr. meine eigene welt, meine persönlichen werte, wurden nicht bestätigt. ich hatte kein geld, meine "freunde" waren mir wurscht bzw. ich hatte keine zeit für meine beiden wirklich besten freundinnen. der gedanke also, dass mich irgendwas nicht anfechten könnte, weil ich selbst am besten weiß, was ich bin und kann, hat sich für mich einfach nicht bewahrheitet (vor der therapie, sag ich jetzt mal lediglich...).

ich habe kein geld gehabt, ich habe kein privatleben gehabt, ich habe überall schimpfe bekommen und ganz und gar nicht witzig fand ich das höhnische kichern meines kollegen, der mir ja uneigentlich sehr geholfen hatte, dass "man" das ja "so" auf gar keinen fall machen würde.

:-(

mein therapeut hat mich darauf hingewiesen, dass ich meine kräfte durchaus sehr stark bündele und mich für dinge enorm engagiere. er stellte dann die frage, welche dinge das denn seien (so hat er immer die gespräche geführt... ein statement mit leerzeichen, die von mir selbst zu füllen waren).

ich bin noch nicht ganz drauf gekommen. ich glaube, sehr viele kräfte habe ich - wie gesagt - gegen mich verwendet. übrigens sehr effektiv, aber mit diesem psychologischen phänomen, sich selbst am meistem im wege zu stehen, habe ja nicht nur ich zu kämpfen... ;-)

ich dachte, dass ich sehr viel wert lege auf gemeinschaft. witzig, dabei bin ich eine eigenbrödlerin in sehr vieler hinsicht. aber vielleicht zeigt mein engagement im forum, was ich tue: ich streife um die werte und gefühle, die ich mag, stetig herum, ich beackere und bewässere andauernd die kleinen pflänzchen. mal abgesehen vom abrupten ende im lk-forum bekomme ich allerdings keine früchte von meinen äckern: entweder ich empfinde die früchte als wertlos (das ist schon etwas, das ich mir ziemlich abgewöhnt habe: alles, was ich als wichtig empfinde, ist auch was wert! für mich). nein, ich gebe immer auf. wie mit meinem ersten sudium: ich rede mir so lange ein, dass ich es eh nicht erreichen kann - was auch immer -, dass ich gerne auch kurz vor der ziellinie aufhöre. oder ich gehe durch mein ziel und merke es nicht bzw. meine erwartungen waren falsch. die, die mich loben und schätzen, will ich nicht!

tjach wie gesagt

ein weites feld, darüber nachzudenken.

ich habe gemerkt, dass es die kunst ist, diese fragen an konkreten aktuellen problemen zu überdenken. zu hause im stillen kämmerlein löse ich meine psychischen probleme nicht.

o.k. und nun die kurve zur bgb-klausur:

*quietsch*

ich habe mir dinge gewünscht. als vor ein paar tagen die ergebnisse der klausur endlich rausgekommen sind, habe ich mir einen moment zeit genommen, um tief luft zu holen. ja, ich wünsche mir, dass ich diese klausur ernst nehmen. ich werde eine gute zensur nicht verlachen und ich bin aufgeregt, ehrlich gesagt: ja, ich wünsche mir die angst, die bei allem, was man sich wünscht, ein stück weit (wohl) dazugehört (abgebrüht zu sein kenne ich schon, das ist fürchterlich).

ich habe in diesem gefühl, mich selbst betätigen zu können, auch mal einen moment ruhe gefunden, um in mich hineinzuhorchen. wo stehst du? habe ich mich gefragt. ich war überzeugt: ich habe eine eins. welche eins? eine eins null, habe ich gedacht.

es war dann eben keine eins und das war nicht traurig, sondern naja. irritierend jedenfalls, ansonsten weiß ich keine worte. ich bin tatsächlich nicht betrübt über eine 2,3. aber was ist mit meiner inneren mitte? was ich mit meinem "neuen leben"? was ist mit dem neuen, zweiten, ernstgemeinten studium...?

mal ist ruhige see in mir und ich weiß, dass es zwar hurtig vorangeht bis zum bachelor-abschluss, dass ich aber noch eine weile über meinen schatten zu springen habe, bis ich ihn endlich in der tasche habe!

manchmal aber ist die frage da, wieso ich nicht zu meinem gefühl stehe und mir genauer anschaue, was dahintersteckt, dass die klausur mittelmaß geworden ist.

ich habe in dem umfang, der mir (aktuell) zur verfügung steht, kalkuliert:

1. ich habe die vorangegangene hgb-klausur mir verziehen (dort war ich richtig genervt gewesen vom prüfungsstress und hatte mich vertan in der zeit) und die zwei tage später folgende klausur im bürgerlichen recht mit MEHR selbstvertrauen, mit einem zeitmanagement und mit echter vorbereitung (wirklich vollständige vorbereitung! alles auch auswendig gelernt, keinen fitzel unterlassen) abgeleistet.

2. ich habe in mir einen imaginären kampf ausgefochten. der gegner war mein dozent, ich war die "heldin" (schon klar, gell...). denn mein dozent hatte doch in der vorlesung behauptet, anwälte würden vor gericht so schlechte leistungen zeigen, das könnten wir uns gar nicht vorstellen. seither war ich persönlich gekränkt (*gg*), immerhin war ich ja noch anwältin gewesen zu dem zeitpunkt, wo er das gesagt hatte. und der dozent war SCHLECHT. er beherrschte den wirklich einfachen stoff nicht, er machte sogar zwei richtige verständnisfehler, er wurde didaktisch immer grausliger zum semesterende hin, ich muss sagen: ich hasste ihn auf einer (zum glück eher abgehobenen) ebene.

naja

es spielen noch mehr faktoren rein, ich kann diese aber nicht genau trennen voneinander: habe ich das wirklich aktiv so gewollt oder ist es eine "nebenerscheinung" gewesen?

damit meine ich zum beispiel meine nicht gerade kleine lerngruppe, die ich für bgb hatte. ich war ein bissle berühmt sogar.

damit meine ich auch, dass ich nachhilfe für eine sehr gute jurastudentin (erstsemester) gegeben hatte und ich gut gewesen war.

damit meine ich, dass ich selbst ein interesse hatte, das "mal" zu lernen, die begrifflichkeiten nochmal zu verwenden, meine studi-webseite zu testen und mich spielerisch und zugleich ernsthaft mit meinem lebensweg, der sich in meinen augen gerade deutlicher zeigt als die jahre zuvor, zu befassen.

versteht ihr, da war eine menge ziehen und zerren in mehrere richtungen schon vor der klausur - und zwar vor DIESER klausur und nicht vor den anderen klausuren - gewesen, aber ich war ganz froh, dass ich einiges aktiv so entschieden und gewollt hatte und den rest irgendwie in die richtige - nämlich in die ehrgeizige oder produktive - richtung gelenkt bekommen hatte.

"gelenkt bekommen" ist schon der richtige ausdruck...

"halb zog sie ihn,
halb sank er hin..."

... sagte mein vater immer. muss irgendein zitat aus einer sehr albernen geschichte gewesen sein, das internet schweigt aber zu diesem ewigen kalauer-zitat meines daddies.

*huch hab es doch gefunden: ist von goethe... autsch, was für ein reim*

hm jach also

will sagen: was steckt hinter mir?

*gnihihi*

also wer oder beeinflusst mich, wenn ich leistungen erbringen soll? wer oder was spinnt die feinen fäden, mit denen ich am ende schwer zu kämpfen habe (ja, thekla die spinne, danke für die antwort... ;-) )?

erstmal ist die aufregung immerhin nicht gestiegen, seitdem ich weiß, dass ich zum termin zur klausureinsicht nächste woche renne.

bei dem kand.-1-problem, wo ich mich ebenfalls gefragt habe, ob ich das "unrecht", was mir geschehen war, hinnehme oder ob ich meine position verteidige (bzw. meine position überhaupt beziehe!), hat es unglaublichen inneren wirbel in mir selbst bedeutet, dass ich die sache nicht einfach geschluckt habe.

diesmal hingegen strudelt zwar die frage weiter in meinem kopf herum. aber ich bin nicht schlechter dran als vorher...

immerhin hab ich das zitat mal gecheckt (*total froi*) und ein bissle nachgedacht, werd ich mir demnäx nochmal durchlesen das posting hier.

hach

:-)

gruß

sine

(geschrieben am 6.4., aber da wollte blogger nicht so, wie ich wollte... )

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