22 Dezember 2005

rituale sind prima :: würstchen halten sich oft länger als man denkt :: keine lust auf kanzlei

hallo!

@matilda: mach dir keine gedanken, dass dein posting weg ist. das ist wohl jedem schon passiert, dass man auch meist eine ganze menge zum besten geben wollte, und schon ist es aber verschwunden.

ich finde, dass man anschließend nicht mehr das bedürfnis hat und auch meist gar nicht mehr so ganz genau weiss, was man eigentlich gemeint hatte, nochmal zu schreiben (*komplizierer schachtelsatz wieder ups*), ist doch ein ganz guter beleg, dass man es in dem moment, wo man es ernstgemeint aus sich heraus nach "außen" getragen hat (also als man es "sagen" wollte), es sich sozusagen "verpostet" hat.

vielleicht gibt es auch eine philosophische seite und jedes gedachte und ernstgemeinte wort ist schon in der welt und verändert sie, egal, ob es so zum vorschein gekommen ist, wie man selbst es sich vorgestellt hatte oder ob man es eigentlich nur selbst als "gegeben" angesehen hatte und sich dann eben nur in einem selbst etwas verändert hat.

die zeit kann man nicht mehr rückgängig machen und mit verlaub ist es eben was anderes, in einem blog zu schreiben, als ein tagebuch zu führen. ein blog bewirkt - jedenfalls bei mir (und, wie ich argumentiert habe, auch bei jedem anderen, der schreibt...) - etwas, ein tagebuch hingegen schreibt dinge ja nicht wirklich fest.

hm der philosoph würde aber zu tagebuch-einträgen wohl sagen, dass auch dort das "wort" in der welt sei, aber dann würde ich sagen: na gut. aber es ist nicht so in der welt wie in einer gewollten oder gedachten echten kommunikation.

sodele @matilda:

Am Sonntag habe ich es endlich mal wieder geschafft, in der City spazieren zu gehen und meine Lieblingsbar aufzusuchen, um mich von meinem Lieblingskellner mit meinem Lieblingscroissant und dem besten Cappuccino der Stadt verwoehnen zu lassen.


gut gemacht!

ich vereinfach ja im leben fast gar nichts (*öhm*), aber wenn es ein ritual ist wie dein lieblings-cappuchino von deinem lieblingskellner in deiner lieblingsbar, dann finde ich es sehr gut, die dinge mal zu verabsolutieren und freue mich, dass du einfach genießen konntest.

dass dir weihnachten bisher kaum zu bewußtsein gekommen ist vor lauter arbeit, finde ich bemerkenswert schlecht ehrlich gesagt.

aha! und du schreibst auch... "wegen gebrochenem herzen".

[...] vor lauter arbeiten und unterwegs sein und vor lauter gebrochenem Herzen.


:-(

naja ich erinnere mich gut, dass es ja wunderschön ist, wenn eine freundschaft entsteht. aber liebeskummer hatte ich auch. ich kann dir nur wünschen, dass es mit deiner freundschaft gut voran geht (denn bei meinem kumpel war das leider net so perfekt gewesen). hm. das wesentlich teurere geschenk (also: teurer als geplant) ist für ihn, oder wie?

so

und nun @dt:

zum "würstchen":

Seine einzige "Leistung" scheint zu sein, daß er die Gerichtsprozesse gegen sich immer mal wieder hinauszögern kann, aber ich denke, irgendwann hat auch der wohlmeinendste Richter die Nase voll und schließt das kurz.


tja, ich glaube nicht, dass das funktioniert. denn wenn das amtsgericht meinem ex alias "dem würstchen" nicht in diesem akteneinsichtsantrag recht gegeben hätte, dann hätte mein ex seine befangenheitsanträge aufrecht erhalten. ich hab net so ganz gepeilt (weil ich ja draußen saß), ob er nun wirklich schon befangenheitsanträge gestellt hatte. aber definitiv stellt er immer dann einen, wenn ein antrag nicht durchgeht, und dann läuft das procedere so ab, dass das gericht sich berät und anschließend (meist) erklärt, dass es aber nicht befangen sei. daraufhin behält derjenige, der einen befangenheitsantrag gestellt hat, diesen (meist) aufrecht und dann wird die befangenheitsfrage vom nächsthöhreren gericht geklärt.

hm

ich weiß jetzt aber nicht, ob das verfahren dazu dann auch ausgesetzt werden muss.

naja

vielleicht hast du ja recht. natürlich ticken die "uhren" im strafprozess anders als in meinem gewaltschutzverfahren (= zivilprozess vor dem familiengericht). im strafprozess macht das gericht einfach seine fehler, diese sind dann aber revisionsfähig. und wenn ein urteil in der nächsten instanz wegen fehlerhaftigkeit aufgehoben wird, kommt die sache wieder auf den tisch des richters der jeweilig letzten instanz.

das kann jahre dauern.

ich persönlich bin genervt, weil ich den trick kennengelernt habe, dass bei einem beweistermin einfach alle zeugen gehört werden. darüber wird dann ja protokoll geführt. ob anschließend erneut eine beweisaufnahme begonnen werden muss oder nicht, ist dann dem gericht egal. natürlich müssen jedesmal die zeugen neu antanzen, daran ändert sich nichts, allerdings winkt beim nächsten termin das gericht immer mit dem protokoll der vorangegangenen zeugenvernehmung.

tja

der angeklagte (das "würstchen") hat aber ein fragerecht. und nach dem, was ich verstanden hatte, hat das "würstchen" bemängelt, eine akte nicht gesehen zu haben, die vielleicht von mir stammt. meine freundin, die ja auch anwältin ist, meinte irgendwie, das aktenzeichen der akten, die nicht rechtzeitig beigezogen worden waren und die dem angeklagten also tatsächlich "vorenthalten" worden waren, finge mit 198 an. ja, eines meiner verfahren gegen das "würstchen" fing mit 198 an.

"198"er aktenzeichen stehen für aktenzeichen der amtsanwaltschaft in berlin. *grr* die anzeigen, die das "würstchen" gegen mich und gegen meine mom gestellt hatte, waren alle direkt bei der staatsanwaltschaft berlin begonnen worden, weil das "würstchen" direkt dorthin seine anzeige geschrieben hatte. das ist alte knacki-tradition, die staatsanwaltschaft direkt zu behelligen, ich werde mir das abgucken. ist besser.

hier war es allerdings auch besser, denn es ist ja eingestellt worden, als mein damalliger verteidiger sich meldete auf die sache.

apropos

ich habe von meiner freundin das angebot erhalten, dass sie mein zeugenbeistand wird. das ist gut! dann kann ich meinen bisherigen verteiger ja entpflichten. zwar ist nichts mehr angefallen (anscheinend) seit damals in 2004. aber so lange das gewaltschutzverfahren noch läuft, wollte ich nicht sagen, dass jetzt "alles vom tisch" sei. immer, wenn ich meinen verteidiger im gericht getroffen habe (zufällig), fragte er nach, ob er die sache weglegen könnte. als ich dir das das letzte mal erzählt hatte, hattest du gesagt, es sei eigentlich auch nicht so toll, wenn der verteidiger immer nur fragt, wann die sache endlich vorbei ist.

naja

ich weiß schon, dass es ein job ist für meinen verteidiger und keine tolle interessante sache oder sein privatvergnügen. und ich weiß ja aus eigener erfahrung, wie langwierig die dinge sind.

daher bin ich schon der meinung, das verhalten meines verteidigers ist normal.

aber ich bin auch selbst der ansicht, dass es sehr unangenehm ist, noch einen verteidiger zu haben, der aus dem ganzen knatsch mit meiner damaligen freundin "übrig geblieben" ist und aus dem verfahren stammt, aus dem mich meine freundin damals rausgeekelt hatte. ein starverteidiger, der immer aufgestellte nackenhaare bekommt, wenn er mich sieht. oder bin ich immer so peinlich berührt, ihn zu sehen, und projeziere das nur?

eigentlich glaube ich letzteres weniger, aber egal.

ich werde alles meiner freundin geben und herrn rechtsanwalt x werde ich entpflichten und mit dank entlassen aus dem mandat.

:-)

tja

ich selbst sitze hier und versuche, zum letzten mal in diesem jahr und zum letzten mal in meiner eigenschaft als rechtsanwältin in die haftanstalt zu gehen. eigentlich wollte ich vormittags schon da sein. da wir bis knapp elf geschlafen hatten, fiel das flach. ich muss nämlich heute eine akte zurückbringen, das habe ich gestern telefonisch der geschäftsstelle versprochen.

ich drücke mich fürchterlich.

vor allem.

davor, die akte zu lesen. davor, zum gericht zu fahren und die akte(n) zurückzubringen. davor, irgendetwas zu tun für meine kanzlei. davor, in die jva zu reisen (obwohl das an sich noch am erträglichsten wäre, wenn ich dort nicht noch einen mandanten zu treffen versprochen hätte).

und am meisten drücke ich mich davor, einen mandanten nochmals zu treffen.

ich muss zugeben, ich hatte den fall schon an meine freundin abgegeben. sie hat mir nun die akte zurückgegeben, weil sie in urlaub gefahren ist. und ich habe die akte genommen, weil sie meinen mandanten heimlich verarscht haben und ihm DOCH den job im knast weggenommen haben für die eine sache, über die ich eigentlich eine verständigung erzielt hatte, bevor ich meinem mandanten schriftlich arrividerci gesagt hatte.

die haftanstalt weiß sicher schon, dass ich meine tätigkeit als rechtsanwältin beende. und schon tanzen die mäuse in diesem mandat auf den tischen.

:-(

ich habe noch 300 euro bezahlt erhalten von meinem mandanten. gutes geld. geld, das ich dringend brauche. etcetera pp.

und... ich habe KEINE LUST. keine böcke, mich aufzumuskeln am telefon. noch nicht einmal den antrieb, nur so anzurufen und gelangweilt (was ich ja auch wirklich bin) zu fragen, wie es dazu gekommen ist, dass man mir gegenüber wortbrüchig geworden ist. ich habe auch KEINE LUST, meinem mandanten zu erzählen, dass es alles so und so ist und dass er im übrigen mal wieder zu spät (nämlich verfristet) einen verwaltungsakt übersandt hat. keine lust zu fragen, ob er vielleicht selbst rechtsmittel eingelegt hat bei der strafvollstreckungskammer. keine lust kein interesse keine zeit kein gar nichts, mir in der nach rauch und pisse stinkenden und überheizten haftanstalt dann einen stapel zerknitterter (ebenfalls nach saurem zigarrettenrauch stinkende) Dokumente rüberschieben zu lassen mit dem hilflosen schulterzucken eines ausländers, der fast analphabet ist.

ja

ich versage. einfach so.

na dann werde ich mal gucken, was ich nun schaffe und was net.

gruß

s.

Keine Kommentare: