28 Dezember 2005

meine weihnachtsgeschichte

hallihallo

@matilda: welcome back! haarschnitte sind die kleinen heilrituale unserer gesellschaft. ich liebe haare, ich liebe das gefühl nasser haare, den geruch von shampoo und ich mag die fies aussehenden kopfwaschbecken in den friseursalons, die ungeahnte entspannung und das schwer zu beschreibende beruhigende gefühl lauwarmen wassers auf dem wichtigsten körperteil, meinem kopf (oder was dachtet ihr jetze... ;-) )... ja.

hm

also jetzt hat sich das nicht sonderlich happy angehört, matilda. ich erlaube mir mal, meine weihnachtsgeschichte zu erzählen, auch wenn sie eben - wie ich finde - das genaue gegenteil ist von dem, was du zu weihnachten erlebt hast.

meine weihnachtsgeschichte:

ich habe mein allererstes weihnachten nicht mit meiner mutter (bzw. früher: mit meinen eltern) verbracht. mein vater ist ja schon lange tot, und dennoch oder gerade deshalb habe ich weihnachten immer mit meiner mutter zusammen verbracht.

*kaminfeuer dazudenken, den geruch von frisch gebackenem lebkuchen vorstellen, weiter zulesen...* *gg*

tja

also lassen wir mal die unangenehmen töne, die das weihnachten 2003 mir beschert hatte (stalking tralala) weg und gehen also einfach mal zurück bis in die kindheit der frau s.

ich war (oder bin) eine pfarrerstochter. mein vater arbeitete in den feiertagen wie ein tier. natürlich hatte er die weihnachtsgeschichte intus und musste sich nicht - wie sonst - auf seine predigt vorbereiten, was normalerweise ein ziemliches unterfangen für ihn war. aber er war dennoch immer mit grübeln beschäftigt, einen gottesdienst ganz ohne predigt gab es nicht für ihn.

mein vater legte wert darauf, dass trotz seines arbeitsstresses - wir hatten am 24. dezember immer 5, die letzten jahre vor seinem tode sogar noch mehr gottesdienste (glaube ich, hab ich mir nicht gemerkt) - ein bewußtsein gezeigt würde von uns. es war ein bißchen so, dass meine mutter eher "die weltliche" persönlichkeit in unserer familie war, und ich war entweder kind oder teenager, also ich war immer "die tochter". irgendwie waren wir also daran zu erinnern anscheinend, was weihnachten FÜR CHRISTEN (!) :-/ ist und doch war es auch mal ganz richtig, nicht immer nur und ganz und gar im oberflächlichen aktionismus (konsum und kochen) zu versinken.

meine tante und mein onkel aus berlin waren IMMER da und jedes weihnachten wurde für mich zum horror. zu einer immer wieder unterschiedlichen mischung versauten mir weihnachten in 100%iger art und weise aber nicht nur meine tante und mein onkel aus berlin, sondern auch meine mutter. immer gab es RICHTIGEN ZOFF und immer flossen tränen, und zwar meistens meine.

hm

man gewöhnt sich ja an alles und so war weihnachten eben einfach eine zeit der extreme, insbesondere der extrem nervigen stress-situationen.

so, springen wir in das weihnachten 2005:

frau s. ist 35 1/2 jahre alt. in den jahren nach beendigung ihrer teenagerzeit war zwar zunächst in meiner familie nicht zur kenntnis geraten, dass ich nicht mehr "kind" bin, aber eigentlich bin ich erst nach und nach - ähnlich einem schmetterling, der sich aus seinem kokon ruckweise befreit - zur "erwachsenen" geworden für meine familie.

erste etappe war das bestehen meines ersten staatsexamens in jura. da war ich 25. zweite etappe war das bestehen meines zweiten staatsexamens. da war ich 28. dritte etappe war 1999, denn da wurde ich rechtanwältin. in diesem jahr - 1999 - gab es gleich noch eine etappe, die zunächst erst einmal eine art pause bedeutete, die aber von mir selbst immer als "riesenschritt" gesehen wurde und die mit hilfe meines beschissenen ex-freundes, der mich seit 2003 gestalkt hatte, dann auch endlich in die wirklichkeit gepresst wurde: 1999 starb mein vater, am 18. dezember, nicht mal eine ganze woche vor weihnachten, war sein begräbnis.

es war für mich klar, dass ich nun kein kind mehr war. wer schon einmal ein elternteil verloren hat, wird vielleicht ganz genau wissen, dass es selbst dann, wenn man es vielleicht nicht so wahnsinnig auf das erwachsenwerden abgesehen hatte wie ich, einfach vom faktischen her kein zurück mehr gibt: ein mensch ohne eltern ist erwachsen.

o.k.

vielleicht gibt es auch andere sichtweisen, aber ich denke schon, dass es ein besonderes gefühl von einsamkeit und - jedenfalls für mich - eine besonders mächtig wirkende gewissheit war, ein elternteil verloren zu haben und "allein" zu sein. allein für sich einzustehen. keiner mehr, der meine kfz-steuer bezahlt, keiner mehr, der mir tipps gibt, welche krankenversicherung wohl am besten sein könnte. keiner mehr, der sich freut, wenn ich das auto, das er mir geschenkt hat, eingewachst und poliert habe. usw.

keine mehr, der mir im monat einige hundert (damals) dm schickt. keiner mehr, der im hintergrund immer gütig und beschützend DA ist und im notfall in die taschen greifen würde oder einfach etwas regeln würde oder einfach eine ADRESSE ist, wo ich hin kann, egal wann.

ja natürlich war und ist meine mutter noch da, aber irgendwie sind 50% von meiner kindheit weg seit ende 1999, gut... jetzt habe ich es ja selbst geschrieben: irgendwie war ich tatsächlich noch ein kind. meine eltern sahen mich so und irgendwie fühlte ich mich wohl auch so.

ähm

kommen wir wieder zu weihnachten...

meine mutter hatte mal wieder eine verrückte idee. bisher waren zu weihnachten keine verrückten ideen geäußert worden durch sie, aber diesmal bezog sich ihre spontaneität doch auch auf dieses weihnachten. mich überraschte es nicht.

ich war zufrieden, ich mag weihnachten, aber ich brauche es nicht. *hihi* und meine mutter brauche ich auch nicht.

:-/

ihre verrückte idee fiel dann aus und ich blieb "eisern" und sagte 'verabredet ist verabredet: wir feiern weihnachten NICHT zusammen'. es machte ihr nichts aus und das liegt an meinem freund. für sie ist es "klar", dass er und ich zusammen feiern wollen. o.k.

wir waren am 4. advent bei ihr, es gab - wie geschrieben - ganz viel gans und andere leckereien. ich habe aaaaaaaaaalle meine bücher, die ich mir gewünscht hatte, bekommen. und monsieur hat eine riesige kiste mit keksen, stollen und schokolade bekommen, die wir in den letzten 14 tagen aber schon bis auf ein paar recht klein erscheinende reste geleert haben.

dann kam heiligabend, und wir haben geschenke ausgetauscht. hey, ich habe einen dvd-brenner bekommen! außerdem habe ich mir zwei handtaschen geschenkt, eine kunstfell-mütze in weiß (trashig), von meiner freundin habe ich einen kleinen schal bekommen. ich habe mir zudem klamotten gekauft, so preiswerte sachen, aber da ich lange keine kohle hatte, war es schon schön, was zu kaufen und dank meiner gewichtszunahme auch erleichternd, was passendes zu haben. hm. und was cooles, was ich an der uni tragen kann...

ach so, ja den dvd-brenner habe ich von monsieur geschenkt bekommen. aber mehr nicht. irgendwie wusste ich das im inneren schon vorher, dass es nichts wird mit anderen geschenken. naja, gut. "sleepy hollow" auf dvd habe ich auch bekommen, und nach einigem ziehen und zerren noch eine privatkopie von dem aktuellen album von franz ferdinand.

*gleichmal anschmeissen die mucke, hab ja noch gar nicht reingehorcht, fällt mir ein*

mmmhm

o.k.

tjach

und am nächsten tag sind wir zu seinen ellies gefahren und es war nett. mittlerweile hat monsieur und nun auch mich ein scheinbar sehr ähnliches phänomen ereilt: das fotos-glotzen.

monsieur hatte - komisch eigentlich für ihn, er ist nicht sooo der typ, der gerne fotos schaut - meine mom gefragt nach jugendfotos von mir und war danach kaum wieder einzukriegen gewesen. *grins* tja top-figur als twen, gell? nun schaun wir mal, ob ich die oder eine andere tolle figur wieder bekommen kann.

tja

und diesmal drückte mir SEINE mom SEINE jugendbilder in die hand. wow, ein absoluter sunnyboy, mein monsieur als junge! huch

ich dachte schon, seine kindheit wäre vielleicht ein bissle stressy gewesen. aber jetzt habe ich den verdacht, er glaubte, keine nette kindheit gehabt haben zu "dürfen". oder ich unterschätze alles, auf fotos erscheint ja vieles so überschaubar, vielleicht ist es das ja nicht...

aber: es bleibt eine rührung, ein guter glaube durch dieses in-die-vergangenheit-schauen-und-sich-das-alles-mal-kurz-vorzustellen-zu-versuchen...

:-)

jupp

dann habe ich mich primär mit der weiteren vernichtung unserer enormen keks- und schokoladenvorräte befasst. es ist ein weihnachten des vielen essens, aber noch NIE habe ich für mich selbst so viel mühe walten lassen wie dieses xmas.

jetzt meint mancher vielleicht, es wäre ja nicht für mich allein gewesen. aber sorry, es WAR für mich. ich habe mich, mein leben und meinen freund gefeiert. ach ja, und weihnachten habe ich auch gefeiert.

^^

so

nun ist schon der zweite arbeitstag vorüber. ich habe UNHEIMLICH viel an meinen websites gebastelt. leutz, lange dauert's nimmer, dann werde ich diesen blog selbst hosten. das ist mir ehrlich ein bissle blöde hier bei blogspot.com. das muss auch einfacher funktionieren können als hier. am "besten" *gesicht verzieh" find ich die "wortbestätigung". die killt bei mir immer einen gutteil meines angenehmen gefühls, etwas verpostet zu haben.

ausserdem mag ich das GANZ dunkle nicht, die schrift ist mir zu klein, ich hätte gern ein breiteres textfeld, ich hätte gerne rss, ich hätte gerne....

genau, ja ich kann mir das vielleicht (vielleicht!!!) auch HIER einrichten, aber wie? ich hab hier null peilung, also werde ich meinen thread einfach auslagern und mich zur not successive reinfuchsen in die tiefen des php-programmierens...

ähm ja

so viel also zu meinem weihnachten!

ich bin erfreut, enchanté, erleichtert, geradezu ein bissle pathetisch-melancholisch.

weihnachtlich!

gruß

s.

1 Kommentar:

Bärbel hat gesagt…

Liebe S.,
vermutlich habe ich mich nicht sonderlich happy angehoert, weil ich auch nicht sonderlich happy war beim Schreiben. Da hilft alles nichts.
Allerdings hat der Haarschnitt gestern meine Laune merklich gehoben. Nix geht ueber einen Vormittag beim Friseur. Das ist Balsam fuer die Seele...
Ich freue mich ueber deine froehlichen Weihnachten.
Und ich freue mich ueber diesen Blog, weil er mir immer mal wieder die Moeglichkeit gibt, kurz aus mir heraus zu gehen und neben mir zu stehen und meinen Blickwinkel auf mich selbst wieder gerade zu ruecken. Ich bin nicht traurig, weil mein Weihnachten so war, wie es war, wie es im Grunde alle Jahre ist... ich bin nur froh, dass es vorbei ist, ich bin muede, mein Magen bockt, kurz, ich brauche ein, zwei Tage im Bett mit meinen Buechern, literweise Tee und viiiiieeeeel Ruhe.
Matilda