06 Dezember 2005

hallo

erstmal kurz na dich, @matilda: ich weiß nicht, was ich sagen soll, und wenn ich jetzt schreibe, deine worte klingen "traurig", dann ist das nicht der richtige begriff, aber das wort, was mir meinen eindruck noch halbwegs zu beschreiben scheint. außerdem fällt mir langsam auf, dass du vielleicht wirklich in einer ähnlichen lebenssituation steckst, wie ich sie durchlebt habe vor einem jahr. ähnlich in bezug auf das "loslassen"... ähnlich in bezug auf das "für-sich-selbst-einstehen" und das "sich-selbst-vertrauen". ähnlich auch in der entdeckung neuer gefühlsarten... *grins*

mein freund meint zu deinen postings hier, er denkt immer, ich hätte es geschrieben, bis er dann unten unter dem posting deinen namen liest. *haha* ich weiß natürlich nicht, was du schreibst und kann insofern "keinerlei" ähnlichkeit zwischen deinem schreibstil und meinem entdecken *oder doch...*, aber wie gesagt, so langsam wächst der eindruck in mir, dass du etwas ähnliches erlebst wie ich es erlebt habe.

hm

so, und nun würde ich gerne kummer verposten...

... es ist das zweite mal in meiner 7-jährigen tätigkeit, ups, nee, stimmt, das dritte mal... also es ist das dritte mal in meiner 7-jährigen tätigkeit als anwältin, dass mich jemand zur anwaltskammer anzeigen will. der erste wußte, dass ich mich versehentlich im flur mit der nicht durch ihren anwalt vertretenen gegenseite unterhalten habe. das ist ein vergehen gegen die standes- und berufspflichten, und in dieser sache ging es dann hoch her, weil der gegnerische anwalt behauptet hat, ich hätte seine mandantin einzuschüchtern versucht. als von meiner mandantschaft dann einer gegangen ist, weil er in der gbr, die ich vertreten habe, nicht mehr gern gesehen war, drohte er MIR, mich anzuzeigen. habe bis heute nichts von der anwaltskammer gehört.

dann hatte mich vor etwa drei monaten die MUTTER (!) eines mandanten anzeigen wollen. es war so durchsichtig, dass ich darüber noch nicht mal nachgedacht habe. sie wollte nämlich, dass ich für ihren sohn weiterverteidige, ansonsten würde sie mich anzeigen zur anwaltskammer. mal hat sie geweint, mal fiel sie mir um den hals, entzückend, eine mutter halt.

so

und gestern nun habe ich mit meiner freundin und kollegin, die meine abwicklerin werden soll, gesprochen, und sie hat mir ausgerichtet, dass sie sich geradezu bedroht gefühlt hatte von einem mann, der ebenfalls NICHT mein mandant ist, aber letzten endes für eine mandantin von mir auftritt. dieser mann sagte, ich hätte nicht darauf hingewiesen, dass ich nicht auf erfolgshonorarbasis arbeite. oder er hat gesagt, er hätte von mir nicht die "warnung" erhalten, dass eventuell meine mandantin die kosten des rechtsstreits tragen müsste. keiner, weder meine kollegin / freundin noch ich, können uns die argumente des mannes merken, denn sie sind an den haaren herbeigezogen, zumal ich bereits geld bezahlt erhalten hatte und die mandantin auch satte 800 euro gerichtskostenvorschuss geleistet hat, also so what... ich habe außerdem, gerade WEIL ich immer bei solchen kommunikationen über dritte (stellvertreter) alles schriftlich mache, mehrmals über die gebührensituation belehrt. außerdem kam dieses geplärre erst vor einem monat auf, als ich meine zwischenrechnung gestellt hatte. immerhin war ich ja für die mandantin in stuttgart gewesen, ich hatte bereits ein bissle was darüber geschrieben.

meine freundin und ich hatten uns, als ich sie gebeten hatte, die kanzlei zu übernehmen, ein bissle scherzhaft ausgetauscht über die haarsträubendsten ausreden unserer mandanten, rechnungen dann plötzlich nicht zu bezahlen, und der fall "ich-dachte-sie-kriegen-erfolgshonorar" ist da einer unserer besten kalauer gewesen.

WEIL gerade leute aus dem strafrechtlichen milieu immer wieder mit den möglicherweise durch konsum u.s.-amerikanischer gerichtsfilme naiven vorstellung hausieren gehen, habe ich schon eine kleine litanei, die ich herunterrassele, wenn ich ein mandat beginne. ich bringe das immer, auch wenn vor mir ein professor sitzt, der ganz sicher keine kognitiven verständnisschwierigkeiten hat, einfach, weil es zu einem vertragsschluss dazugehört, dass man nochmal über die zahlungsmodalitäten in kenntnis gesetzt wird. und ich habe natürlich auch zu jedem zeitpunkt des prozesses auf kostengünstige alternativen hingewiesen, aber bei den hinweisen hat es nur immer ewig lange telefonate gegeben, die mich in meiner arbeit behindert haben und wo es immer große befindlichkeiten zu äußern gab, aber wenig juristisches, und am ende wurde immer der teuerste weg weiter gewählt. es wurde also kein stuttgarter anwalt zum termin geschickt, weil ich es lieber persönlich machen sollte, und als der prozess schon vorher wenig aussichten auf erfolg hatte und wir ihn noch kostengünstig hätten beenden können, wollte man auch unbedingt fortführen, ich hab das alles in schriftstücken fixiert.

nun also drohte der mann, den ich mal immer so spaßeshalber im geiste als erbschleicher klassifiziere, für meine ältliche mandantin mit der anwaltskammer. mein telefon ist ja auf meine freundin weitergeleitet (wofür ich gott auf knien danke, denn ich komme mit diesen ganzen panik-anrufen echt nicht klar), und dort hatte sie dann die tiraden des herrn zu ertragen, der wünschte, "sofort" mit frau--- (also mit mir) zu sprechen, sonst würde er heute noch die sache zur anwaltskammer anzeigen.

was die leute immer denken, was die anwaltskammer sich dann kümmern soll...? es gibt rechtsmittel, gegen möglicherweise unberechtigte rechnungen von rechtsanwälten vorzugehen, und warum nimmt er sich nicht einfach einen neuen anwalt... immerhin muss der prozess vor dem landgericht ja nun durch einen anwalt weitergeführt werden, denn es herrscht anwaltszwang...?

bezahlt hat er mich ja über die 250 euro (damals noch) erstberatungsgebühr) hinaus ja nicht, also vom geld her kein problem...

ich habe gestern dann eine müdigkeit gespürt, wo ich mal wieder nicht 100%ig genau orten konnte, wo sie herkommt. aber heute morgen ist der alternative oder vielleicht auch kommulative beweggrund für meine müdigkeit weggefallen (ich war nämlich sauer, dass mein "alter" verein mich um meine hilfe angefleht hatte und dann sich aber nimmer gemeldet hatte, ob ich denn gebraucht werde... ich hatte gesagt, ich stünde nur zur verfügung, wenn sich NIEMAND anders findet, immerhin bin ich ja extra nicht mehr vorsitzende... wegen der verdammten arbeit. denkt ihr, die hätten sich nochmal gemeldet und mir ein feedback gegeben, was denn nun sei? da bin ich dann einfach zu der veranstaltung gestern nicht hingegangen, aber ich war enttäuscht mal wieder. und ich hatte schuldgefühle. wie verhält man sich loyal, wenn die anderen einen nur auslutschen? hält man seine eigenen werte und seine verlässlichkeiten auch in zeiten von absoluter bräsigkeit und unfreundlich wirkender bequemlichkeit trotzdem hoch? ich habe mich dann spontan gestern dagegen entschieden, mich als als verlässlicher mensch zu erweisen und bin in meine badewanne gestiegen.).

übrig blieb nur der kummer wegen dem gezetere dieses mannes, der nun als dritter in 7 jahren auf den trichter mit der anwaltskammer kommt.

monsieur regt sich auf, aber mir ist es so distanziert zu mute. einerseits, weil ich ja eh keine anwältin mehr sein werde (aber das weiß der mann ja net), andererseits auch, weil ich spüre, dass mich meine hoffnungen auf ein anderes leben (durch mein zweitstudium) stärkt.

und dennoch kommt der kummer in wellen. hey, das ist wie damals in meiner liebeskummerzeit: der kummer ist mal weg, mal wieder da.

gestern abend hab ich mich dann irgendwann vorzeitig ins bett gepackt und habe dort weitergebrütet. dann dachte ich, dass es doch aber eigentlich gut passt: denn plötzlich hatte ich die gewissheit, dass mir dieser mann nichts kann. meine akte ist nicht nur wasserdicht. nein. es IST EINFACH ein unbegründeter einwand. wie heißt es in meinen fällen zum handelsrecht, die ich gerade lese? "b verweigerte ohne begründung die zahlung". gut, das sind gestellte sachverhalte, aber eigentlich brauch ich nicht mal anzufangen nachzudenken über diesen mann. er will nicht bezahlen, weil dann seine fucking-erbschaft geschmälert wird und weil er vermutlich seiner alten omi, mit der er ja nicht wirklich verwandt ist, das blaue vom himmel erzählt hat. postunterschlagung, das ganze drum und dran, ich kann es mir schon ausmalen in meiner phantasie.

gut, natürlich steckt auch immer eine portion hilflosigkeit und wirklicher irrtum mit drin in diesen ganzen querelen über meine bezahlung.

und dann aber dachte ich: es passt verdammt gut. ich habe mir nämlich wegen des 16.12., an dem ich als zeugin gegen meinen ex vor dem strafgericht aussagen soll (worüber weiß ich net, ist nicht meine strafanzeige, die dort verhandelt wird. hab keine ahnung, wessen anzeige das ist.), schon einige tage lang ins hemd gemacht.

ich hatte überlegt, was ich sagen soll, und das gefühl, mit fast jedem detail über mein leben meine position gegenüber meinem ex, der mich ja gestalkt hatte, zu schwächen, hat mich wie ein angeschossenes karnickel gedanklich von einer ecke in die andere getrieben und ich habe keinen weg gefunden, in dem ich diplomatisch oder kämpferisch eine angemessene aussicht auf "erfolg" hätte erwarten dürfen. die vermutung, dass diese zeugenaussage mir viel zu sehr an die nieren gehen würde und ich sogar dann, wenn ich sagen würde, dass ich dazu nichts zu sagen hätte, mir ins eigene fleisch schneiden würde, diese vermutung also hat mich belastet, und natürlich auch scham.

scham, weil ich einfach nicht weiß, ob ich erzählen soll, dass mich die polizei ausgelacht hatte und ich geweint hatte, als ich selbst meinen ex angezeigt hatte wegen bedrohung. scham, weil ich nie weiß bei "diesen juristen" *müdes zwinkern*, wer mich verarscht und wer sich mal wieder dran erfreut, dass ein kollege auf der strecke bleiben kann, wenn er jetzt noch einmal nachtritt. scham, weil mein ex ja in dem gewaltschutzverfahren, was übrigens kostenmäßig immer noch net entschieden ist und somit also nach wie vor noch anhängig ist (jetzt am 14.12. dann punktgenau 2 jahre lang), als letzten knaller noch behauptet hatte, es seien zwei neue aktenzeichen "da" (ja, gegen ihn, aber nicht gegen mich... klang aber geschickterweise so, als hätte MICH jemand in zwei verfahren bis zur staatsanwaltschaft hin angezeigt) und er würde mich begutachten lassen, ob ich alkoholikerin sein oder net. scham, weil er schon vor anderen wahlweise behauptet hat, ich sei notgeil oder frigide-frustriert, und ich net weiß, ob er mit der keule auch wieder zuschlägt. scham, weil ich angst zugeben muss vor menschen, die ich net kenne und die mir auch nichts gutes wollen.

tja

und dann eben, wie gesagt, habe ich gedacht, dass es prima ist mit dem eklat mit der anwaltskammer-drohung. denn wenn ich an dieser pipifax-sache lerne, dass diese falschdarstellungen und dieses ganze schimpfen durch mich hindurchgeht wie ein scharfes messer durch butter und sich danach aber mein "körper" wieder schließt, dann kann auch mein ex seine show abziehen und es wird mir vielleicht eine gute "generalprobe" sein, wenn dieser eine typ mich hier so anmacht.

versteht ihr?

das gefühl, nicht verwundbar zu sein und diesen dreck gar nicht mehr wegdrücken zu müssen, sondern zuzulassen und sich nicht davor zu fürchten, war so ähnlich wie wenn ich ängste zugelassen habe. ja, ängste - und jetzt dieser ganze hm verleumdungsscheiss - gehen dann durch mich hindurch. und nein, das ist kein angenehmes gefühl. aber es ist auch nicht so unangenehm wie man denkt.

es ist am ehesten als erfahrung zu beschreiben. es passiert dann etwas, wo ich bisher immer verzweifelt versucht habe, die zeit festzuhalten... ich lasse "den zeiger" los und es macht unbeteiligt und ohne zorn dann einfach weiter, was nunmal geschehen soll.

ich hab immer solche sorge, dass ich dinge vermeiden kann und muss. aber mal im ernst. ich kann es nicht vermeiden.

an der sache mit dem mann mit der kammer-drohung habe ich es begriffen. ich KANN ES NICHT VERHINDERN. es macht mich traurig, es ist nicht einfach, das zu akzeptieren. aber es geht mir besser, wenn ich es akzeptiere.

und so werde ich es auch mit diesem vollbeknackten ex machen.

tja

und dennoch muss ich meine trauer-wellen "abarbeiten". heute morgen ist so eine. seit langem hatte ich mal wieder panik nach dem aufwachen.

sonst war das gefühl von angst sehr häufig gewesen. ich hatte es während meiner selbständigkeit ständig gehabt. erst im letzten jahr gelang es mir, morgens ruhig und zufrieden - also gelassen - aufzustehen. nicht von a bis z, aber doch in weiten teilen.

ich hatte einfach immer angst in meinem job. an der uni habe ich KEINE ANGST mehr. ich könnte mir angst machen, das weiß ich (z.b. vor mathe, und who knows, ob nicht doch einige angstbesetzte situationen kommen).

aber meine gottverdammte selbständigkeit war angstbesetzt. mein gott, ich bin SO FROH, dass ich davon weg bin.

gruß

sine

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