11 Dezember 2006

müde und zufrieden.

hallo

mir ist müüüde, denn ich habe zum ersten mal seit LANGEM nachts nicht gut geschlafen. es ging anderen auch so, habe ich heute am mittagstisch erfahren. vielleicht liegt es am wetter.

@zitronenfrau sagte es einst sehr richtig: wenn man müde ist, kommen bange gedanken öfter auf als sonst. ich wusste es, aber die lektüre meines buches hat mich auch nicht unbegrenzt aufgehellt. da quält man sich durch die nacht, hört den mitbewohner bei offener klotür einen schönen lauten strahl in die toilette pinkeln und denkt sich, dass man darüber jetzt bitte nicht nachdenken möchte.

;-)

es war dann heute die weihnachtsfeier meiner abteilung und ich habe unseren manager beim essengehen gefragt, ob es absicht gewesen sei, dass ich nicht eingeladen worden sei. "nein", und er verstünde nicht, wieso ich die einladungs-e-mail nicht erhalten hätte, er hätte denselben e-mail-verteiler verwendet wie immer.

naja

ich sei natürlich eingeladen und zwar etwas zögernd, aber immerhin, hat er mich auch hinfahren wollen. ich habe "ja" gesagt, mindestens genauso zögerlich, und hinzugefügt, nach DEM gespräch letzte woche am nikolaustag hätte es mich nicht gewundert, wenn ich nicht eingeladen gewesen wäre.

wir waren dann bowlen - meine kollegin n. war wieder aus dem urlaub zurück und das war sehr nett. mit meiner anderen juristin - n. ist auch juristin - ist es nicht ganz so nett. im moment ist sie für mich an der grenze zum nerven... sie hängt ein bissle an mir, denn sie hat ja auch einen riesenanschiss bekommen vom manager und zudem auch einige verletzende unterstellungen. wir sitzen also sozusagen im selben boot, die s. und ich, aber ich habe keine lust, täglich zu wettern gegen die böse chefin und den "falschen" manager und so erschrecke ich mich immer, wenn mein chat-programm das chat-fenster aufploppen lässt und SIE ist es.

mit n. habe ich allerdings auch die begebenheiten von letzter woche besprochen. dabei kam heraus, dass n. auch probleme hatte und ihre arbeit ja angeblich nicht gut genug sei für ei. im zuge dessen, was mir widerfahren ist, meinte sie, dass sie nicht wüsste, ob ei das richtige für sie sei.

ich bin im moment am besänftigen, denn meine kollegen sind entrüstet über die umstände und die art und weise, wie mit mir umgegangen wird. die arme s. hingegen bekommt keine aufmerksamkeit, nein, und ich weiß auch warum: sie zieht einen mit ihrer depressiven art in die tiefe.

ich vielleicht nicht. ich sitze da und wundere mich, dass meine kollegen so nett zu mir sind und habe zugleich auch die beobachter-position: ich spüre, dass jeder etwas anderes verbindet mit meinem unglück (= dem gespräch mit meiner chefin und dem manager letzte woche). ich empfinde meine distanz als günstig, frage mich aber auch, ob ich nicht "geschlagen" bin und deshalb keine emotionalen wallungen mehr entwickle...?

ich selbst fühle mich nicht geschlagen, sondern einfach unglücklich. ich sortiere meine gefühle nicht, zumal die gefühle schwach sind.

nur heute nacht war es mal wieder so eine situation, wo ich merke: wenn ich wollte, könnte ich mir gut und gerne einreden, stuttgart und ei ist für mich die absolute apokalypse. herzinfarkt (darauf werde ich untersucht) und dieses verkackte praktikum...!

ich sitze hier mutterseelenallein in einem zimmer, das recht teuer ist und mit einer beruflichen situation, die in ihrer verfahrenheit manchmal schlimmer ausschaut als früher meine kleinen kämpfe als rechtsanwältin. der unterschied ist, dass ich als anwältin auch den situationen "entkommen" konnte - ich konnte termine schieben, ich konnte auch einfach die bürotür zumachen etc. das geht jetzt nicht mehr. mein schutz für dinge, die von außen drohen, ist auf null gesunken.

dieser null-schutz ist zugleich meine strategie: ich lasse all den kummer und diese intrigen zu. ich strenge mich nicht damit an, es von mir fernzuhalten. aber ich mach nicht dabei mit. ich komme mir vor wie die mücke, die zum licht fliegt und dann verbrennt.

vom arbeitsvolumen allerdings dann doch bei ei alles vieeeel leichter als damals, als ich noch anwältin war!

ich mache drei kreuze, dass ich für ein halbes jahr in diese kuschelige büroatmosphäre eintauchen kann, es ist gut für mich. ich liebe laserdrucker, ich mag netzwerke, ich liebe e-mails und mit dem firmen-chat habe ich mich auch schnell angefreundet. ich mag, dass alles funktioniert und ich nicht die putzfrauen kontrollieren muss und nicht das telefon richten muss. ich liebe es, dass wir einen kaffeeautomaten haben, der die bohnen frisch mahlt. ich liebe die cafeteria und zum ersten mal in meinem leben mag ich es auch, mit meinen kollegen die mittagspausen zu verbringen.

ich bin normal ein echter mittagspausen-hasser - dort habe ich schon oft angespannt und unglücklich mit kollegen zusammengesessen, mit denen ich keine gesprächsthemen gemeinsam hatte und die mich ja doch nur in der nächsten minute in die pfanne hauen wollten...

gott, habe ich ein glück, dass ich erfolgreich gelernt habe, über mögliche gefahren nicht nachzudenken! das ist die hölle. im moment wird mein "genieß-den-moment-denken" allerdings dauernd auf die probe gestellt - immer sitzt mein ober-feind, der mich "wasserstoffblondine" genannt hat und mich derzeit hinter meinem rücken - so sagen meine chefs jedenfalls - angeschwärzt hat und kritisiert hat, dass sich die balken biegen. mit mir am tisch saß heute auch mein manager, der mich nicht direkt nervt, der mir aber im moment auch nicht sonderlich recht ist.

ich bin also mit zur weihnachtsfeier und fürchtete schon, dass meine leicht melancholische aber dennoch recht gesettelte laune nun zerstört würde. ich habe nämlich nicht nur mittagspausen mit kollengen mein leben lang GEHASST. ich habe vor allem auch die after-work-sachen gemieden und hatte ausschließlich bizarre bis schlechte erfahrungen mit solchen treffen mit kollegen gemacht (bisher). es war aber ok

meine erwartungen waren natürlich auch sehr mäßig.

als ich dann aber so lange gequengelt hatte, bis n. mich zusammen mit einer anderen kollegin heimgefahren hatte (ich hab doch kein auto und mit dem fahrrad nach böblingen ist höllisch nachts und überhaupt), war ich aber plötzlich durch und durch froh, mit diesen beiden "mädelz" zu fahren. 'die sind verdammt nett', habe ich gedacht. 'verdammt nett - also richtig nett'.

ich FINDE menschen nett, mit denen ich zusammenarbeite. jetzt schnallt euch an! das habe ich noch nicht erlebt, bzw. ich habe mich mit irgendwelchen underdogs verbündet, die mir dann aber eher einen schlechten ruf einbrachten oder die wahrnehmung meiner leistungen beeinträchtigten.

diesmal bin ich mit menschen zusammen, die ich so nett finde, dass ich mich wohl fühle. ich. in einer gruppe, ja @isabel.

vielleicht ist es ok so. zumindest heute abend bin ich MÜDE und zufrieden, das finde ich sehr schön.

gruß

sine

Keine Kommentare: