16 September 2007

kaffeetrinken?

hallo und guten morgen!

ich habe gerade darüber nachgedacht, dass die zeit vergangen ist. wisst ihr, manchmal versetzt einem ein geruch oder eine erinnerung originalgetreu (zumindest kommt es mir "originalgetreu" vor *g*) zurück in die vergangenheit.

diesmal war es die erinnerung an einen film. es ging in unserem insel-browsergame mki um den 1992 herausgekommenen film "aus der mitte entspringt ein fluss".

mir ist - nach einem kurzen staunen darüber, wie lange 1992 eigentlich schon her ist - plötzlich eingefallen, wie ich mich damals gefühlt hatte. ich hatte mich traurig gefühlt - und ich hatte das gefühl, dass alles MIT MIR GESCHIEHT. also, ich hatte gar keine idee davon gehabt, dass das MEIN LEBEN ist, sondern ich war zu 100% der ansicht, ich müsste maßstäbe, erwartungen, schemata erfüllen.

*schock*

das erschließt sich mir erst jetzt, aus der rückschau.

ich bin mittlerweile durch beide klausuren durchgefallen, die ich im august geschrieben hatte. also durch mathe: ok. aber kostenrechnung: ach du scheisse!

:-(

ja, und dann frage ich mich, wie ich mein erstes studium hinbekommen hatte. ich frage mich auch, ob es DOCH einen unterschied gibt zwischen der person, die das jurastudium mit anfang 20 studiert hat, und der person, die ich jetzt bin. so nach dem motto: wenn man älter ist, fällt einem das lernen ja bekanntlich schwerer.

ich habe nicht den eindruck, dass das lernen schwerer fällt. vielleicht will ich es mir auch bloß nicht eingestehen, who knows.

mein eindruck ist, dass ich dieselbe bin, dass sich aber die welt verändert hat.

und ganz nebenbei stelle ich dann DOCH fest, dass auch ich mich verändert habe. ich glaube ja dennoch nicht, dass sich das auf meine fähigkeit zu lernen ausgewirkt hat, dass ICH MICH VERÄNDERT habe, aber - nun es es ist dennoch erstaunlich, es zu verstehen. und es fällt mir auch nicht so wirklich leicht, es einzuordnen und zu akzeptieren.

kann man schlüsse ziehen?

ich habe ferngeschaut. es kam ein bericht über britney spears. ein psychologe erläuterte, dass die sängerin eine "übermutter" gehabt hätte (und wohl noch hat). britney spears verhalten in den letzten jahren (glatze rasieren, tätowieren lassen, heulen, nachdem man beides veranstaltet hat und behaupten, die mutter sei jetzt bestimmt sauer auf sie) sei ein aufbäumen gegen die "übermutter".

ja ich weiß: das ist karo-einfach und bla.

aber manchmal ist das, was mit der psyche so los ist, auch von außen betrachtet weit weniger kompliziert, als es einem selbst vorkommt.

ich frage mich also, ob ich nicht selbst gegen meine eigene "übermutter" rebelliert habe. ich habe ja von der total lieben und angepassten tochter gegen ende meines studiums den weg zur extremen persönlichkeit am rande der gesellschaft gesucht. kein wunder, dass ich als anwältin dann das gefühl hatte, dass ich ein spagat machte: ich erfüllte tagsüber die wünsche meiner mutter, und abends holte ich mir dann etwas, was wohl wieder nicht wirklich alles etwas mir MIR zu tun hatte, aber was mein bedürfnis nach widerstand gegen meine mutter erfüllen konnte.

aus herrn bieris buch "das handwerk der freiheit" habe ich noch im kopf, dass herr bieri meinte, dass ein befreiendes verhalten noch lange keine wirkliche freiheit ist. in dem buch wird das beispiel einer frau gebracht, die wegen ihres tyrannischen ehemanns keine minute am flughafen kaffee trinken und entspannen darf. als sie jahre später am selben flughafen ist (und sich von ihrem mann getrennt hat), trinkt sie einen kaffee und denkt an früher. da sie den kaffee in dem buch von herrn bieri ganz bewusst trinkt, verwendet herr bieri diese szene als beispiel für jemanden, der auch ohne einen (äußeren) zwang in sich noch zwänge lebt - und sei es nur als spiegelbild des einst erzwungenen verhaltens.

hm

wenn es so ist, dann bin ich hier an der richtigen stelle. ich habe keinen kontakt zu meiner mutter. meine mutter übernachtet dank meiner beziehung mit monsieur auch nicht mehr bei mir zuhause. und ich mache ein studium, das meiner mutter missfällt.

aha

stichpunkt studium: ich habe aber ein studium GEWÄHLT, von dem ich glaubte, es würde meiner mutter gefallen! dass ich es ihr mal wieder nicht recht machen konnte und sie regelrecht überredet habe, mir mein studium zu gönnen, hatte mich damals ja ganz schön irritiert.

aha soso

*hmpf* und heißt das nun... dass ich mal wieder spagat betreibe? ein spagat, der die ansprüche meiner mutter (auch die von mir falsch verstandenen ansprüche bzw. auch die versuche, den ansprüchen meiner mutter zu widerstreben) und meine eigenen wünsche verbinden soll?

*dumm klingt's nicht*

ich muss zugeben, das erleichtert mich. der gedanke, ich bin noch gar nicht 100%ig bei MIR, sondern bin noch wie die frau in herrn bieris buch am "kaffeetrinken", ist beruhigend. warum kümmert es mich, wenn dieses studium gegen die wand fahren sollte? weil ich von mir selbst entttäuscht bin... oder vielleicht, weil ich dann meiner mutter eine sache nicht beweisen konnte?

nein, das ist kein abgesang auf mein studium.

aber ein schöner gedanke.

isabel: ich habe übrigens das deutliche gefühl, dass ich bald mit schreiben anfange. herrje, ich hab IMMER NOCH keinen halbtagsjob mit einem erklecklichen einkommen. und wenn ich noch lange auf diesen zustand warte, dann werde ich mein buch noch verpassen!

ich lerne jetzt noch auf die klausuren im oktober, und falls es mich aber vorher juckt, lege ich (wieder) los mit meinen krimis. und spätestens danach...! :-D

matilda: oh danke, dass du geschrieben hast, dass das bewerbungsverfahren immer so an dem selbstbild zerrt.

Matilda wrote:

übrigens, schon mal jemanden kennen gelernt, bei dem die bewerbungsphase nicht am selbstbewusstsein rüttelt?!


auch, wenn @zitro früher glaubte, halbes leid ist keine erleichterung: für mich ist es SEHR erleichternd, das zu hören. es ermutigt mich, das hinzunehmen, was nunmal so ist. und es ermutigt mich, es mit stolz zu akzeptieren, denn du und wohl manch anderer hat das auch durchgemacht und ist dabei nicht untergegangen *g*.

so

dann wünsche ich noch einen schönen tag!

gruß

eure sine

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