22 September 2007

von Isabel am 22.9.: Bauchgefühl


Eine herzliche Umarmung euch allen, hoffe sehr es geht euch gut und alle und alles meinen es gut mit euch.
Die bieri-Geschichte wird auch mit meiner „Licht-an-in-jedem-Raum“-Geschichte konform gehen, als ich, nachdem sich mein Ehemann wortlos verabschiedet hatte, demonstrativ die Lichter an ließ, weil ihn das immer so gestört hatte.

naja, den Energieversorger hat’s vll gefreut.

Durch die Klausuren gerasselt zu sein, stellt alles in Frage, @sine. Ich weiß das und es tut mir sehr Leid für dich. Manche Studierende sehen da sehr locker darüber hinweg und sehen auch bei sich keine Schuld, aber du gehörst zu denen, die sofort alles in Frage stellen,
und das kann ich gut nachvollziehen, bei mir wäre es nicht anders,

du stellst dir tausend Fragen, woran andere niemals denken würden, was ihnen niemals einfallen würde.

Erst vor kurzem hatte ich eine Diskussion mit einem Studenten. Naja, es war zur fortgeschrittenen Stunde eher ein Monolog meinerseits, halten halt nichts mehr aus die jungen Leut *gg*
da fiel mir auf: man kann ihnen nicht unreflektiertes Verhalten vorwerfen, sie versuchen ihr Bestes. Sie sind intelligent und belesen, sie wissen viel und können sehr gut assoziieren, oft denken sie viel schneller als ich,

allein, es fehlt ihnen der Überblick aus einer subjektiven Perspektive: nämlich darüber, was schon alles erlebt und gesehen wurde.
Wir wissen wie es damals war, wir können es vergleichen, das können sie nicht.

Sie können alle politischen, gesellschaftlichen, wirtschaftlichen Entscheidungen in Frage stellen und bestens Lösungskonzepte argumentieren, die Geschichte bleibt doch für sie immer nur abstrakt. Für jemanden der älter ist, hat sie ein Gesicht und einen Namen, einen Geruch, einen Ton und einen Klang.
Es war ein anderes Leben damals. Ich war anders, die Welt war anders, alles war anders. Manchmal denke ich zurück an einen anderen Menschen, der ich war. Nicht dass sie mir fremd war und nicht dass es unangenehm wäre, es ist nur nicht das ICH, das ich heute gewohnt bin.

@sine, die gängigen Argumente, dass ein Fleck (wie wir eine negative Note hier nennen) nicht das ganze Studium in Frage stellt und dazugehört und so weiter, will ich dir ersparen.
Ich weiß, wie du dich fühlst oder glaube es zu wissen.

Und daher und auch weil du von Zwängen sprichst, die, auch wenn sie sich umkehren, dennoch nichts anderes als Zwänge sind - was ich aus meiner Erfahrung nur bestätigen kann - wage ich Behauptungen aufzustellen (mit denen ich natürlich wieder vollkommen daneben liegen kann).

Ich vermute, dass alles, was im Zusammenhang mit deiner Mum steht, dich nicht glücklich machen kann. Ob du das Studium jetzt wegen oder trotz ihr machst - sobald sie im Spiel ist, sind die Motive für das Studium die falschen, finde ich.

Dasselbe ist mit allen und allem anderen, denke ich. Ob es der Job ist oder der Kontostand, die Garderobe, der Freund, die Gegend, in der du lebst, die Menschen, die du triffst, die Gedanken, die dich beschäftigen -
sobald Mama einen Grund gibt, hängt die Motivation schief. Detto mit allen anderen Personen, die dich zu sehr beeinflussen.

Zumindest habe ich es so erlebt. Sobald man sich emotional von irgendjemanden abhängig macht, verliert man - wie automatisch - aus den Augen, was das Beste für einem selber ist.

Und ebenso ist es natürlich umgekehrt: alles was man macht nur um seiner selbst Willen ohne dass andere eine großartige Rolle darin spielen, ist gut. Es ist gut und es tut gut und gibt Freude und die Gewissheit, etwas Gutes für sich selbst getan zu haben.
bei mir halt. So spricht wohl nur jemand, der alleine lebt.

Es sind jetzt schon mehrere Jahre, dass ich allein lebe und ich ertappe mich noch immer dabei, dass ich - falls ich mit einer Tasse Kaffee mal wo sitze - gehetzt auf die Uhr sehe:
nur nicht zu lange sitzen, nur nicht zu viel Geld ausgeben, nur bald wieder für andere zur Verfügung stehen.

Gezielt weise ich mich dann selber zurecht mit der Frage nach dem Warum. Ein Dialog mit mir selbst, das muss ja für Außenstehende nett aussehen … *g*

Die Erkenntnis mehrere Jahrzehnte immer nur unterdrückt gewesen zu sein, ist ein Sache. Aber daran zu arbeiten, wirklich frei zu sein, ist eine andere. Eine tägliche und eine wiederkehrende und nie wird man fertig und nie hört es auf.

Vorstellungsgespräche sind wirklich eines der unangenehmsten Dinge - das erkenne ich erst so richtig, seit ich auch die andere Seite gesehen habe:
Wir haben regelmäßig welche und ich sitze oft dabei. Da nimmt eine Kommission von sechs und mehr Leuten den Kandidaten auseinander, stellt die unmöglichsten Fragen und selbst der Beste, Hochqualifizierteste und Klügste windet sich in seinem Bemühen, nur nicht die Fassung zu verlieren.

Bei meinen eigenen Jobsuchaktionen habe ich mich immer aufs Gefühl verlassen. Das ist sicher nicht jedermanns Sache, schon gar nicht, wenn das Einkommen wichtig ist.
Doch mir war wichtig, dass ich zu dem Gegenüber einen Draht finde. Gleich und sofort.
Es spiegelt wohl meine Lebenseinstellung wieder: manch einer wird für mich sofort ein Freund oder er wird es nie. Ich weiß, viele brauchen dazu Zeit, manchmal auch Jahre, ich habe das oft im Moment und aus dem Bauch entschieden - in der Hoffnung, mein Gefühl bringt mich auf den richtigen Weg.

Was war dein Gefühl @sine, wäre denn der Job der richtige für dich gewesen?
Was sagt das Bauchgefühl?

Du schreibst

isabel: ich habe übrigens das deutliche gefühl, dass ich bald mit schreiben anfange. herrje, ich hab IMMER NOCH keinen halbtagsjob mit einem erklecklichen einkommen. und wenn ich noch lange auf diesen zustand warte, dann werde ich mein buch noch verpassen!

und ich frage mich, kann man das nicht verbinden?
zB eine Stelle in einem Verlag? ist ja nur so eine Idee …

@matilda, wie geht es dir?

Stellt euch vor, gestern war ich noch ein bisschen feiern: eine Freundin lud mich ein. Wir trafen uns ganz zufällig und sie erzählte mir, sie wäre gestern Morgen Oma geworden.

OMA!

Ich habe Freundinnen, die nicht viel älter sind als ich und Oma werden …

fassungslose Grüße von Isabel!

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