14 September 2007

von Matilda am 14.9.: hormoneintopf

liebe sine,

irgendwann mal habe ich auch von diesen hormonbedingten gefühlsschwankungen während der schwangerschaft gehört oder gelesen. bloss weiss ich (eben aufgrund der nicht gerade einfachen lebenssituation) nie genau, ob ich aufgrund der hormone z.b. traurig bin. ich bin wegen meines vaters oft traurig, seit bereits über einem jahr nun immer wieder, und ich kann die jetzige traurigkeit eigentlich nicht von der vorschwangerschaftlichen unterscheiden.

*hm

andererseits ist diese schwangerschaft für meinen Dad im moment der einzige anlass für wirkliche, schrankenlose und riesengrosse freude. und ich freue mich natürlich mit. ob das an den hormonen liegt? keine ahnung...

wie auch immer, spannend ist das ganze schon, ungemein faszinierend auch und natürlich auch beängstigend, manchmal -

aber wie du sagst, ich bin immer mitten im geschehen, auch wenn das - wie in den vergangenen monaten - nicht gerade schön ist. das ist meine art, zu leben und zu geben. zugegeben, es gibt momente, da möchte ich umfallen und liegen bleiben, egal, ob ich gerade an der supermarktkasse stehe, oder in der bahn, oder auf dem gehsteig. es gibt momente, da beneide ich diese gedankenlosen 15jährigen, die sich für die schule auftakeln wir für die disko, und für die magersein ein lebensinhalt ist (ich sehe jeden morgen in der bahn eine menge solcher mädels auf dem schulweg). es gibt momente, da verstehe ich menschen, die sich besinnungslos saufen oder einfach so lange tabletten einwerfen, bis sie in tonnenschweren schlaf fallen. es gibt momente, da kann ich nicht mehr.

aber es gibt eben auch momente, die pures glück bedeuten, ein kuss, ein heisses bad, ein schönes buch, ein leckeres abendessen, und eben auch ein winken auf dem ultraschallbild (das am allermeisten, ja, das gebe ich zu).

deshalb falle ich dann halt doch wieder nicht um und bleibe liegen, sondern versuche zu lächeln und stehen zu bleiben, bzw. weiter zu gehen, langsam vielleicht, mit wackligen knien, aber weiter, immer weiter, nach vorn.

übrigens, schon mal jemanden kennen gelernt, bei dem die bewerbungsphase nicht am selbstbewusstsein rüttelt?! ich nicht. mehr noch. ich denke, wenn einen so eine situation kalt lässt, dann ist er schon tot und hat's nur nicht gemerkt. was du grade erlebst, ist völlig normal: das wird schon, früher oder später. ich dachte auch lange, meine mutter hätte mein selbstbewusstsein so sehr untergraben, dass ich nicht einmal mehr diesem druck standhalte. bis ich dann menschen traf (und wirklich kennen lernte, ich meine, menschen, die über die jahre zu freunden wurden, und denen ich demzufolge glaube, was sie sagen), die einen beneidenswerten lebenslauf hatten, professionalität so gross wie der erdumfang, erfahrung für eine ganze arbeitsgruppe, flexibilität und fleiss und keineswegs irgendwelche übertriebenen forderungen, und trotzdem hagelte es absagen. ich will ja nicht angeben, aber wer mich kennt, schüttelt fassungslos den kopf über meinen job hier, den ich im übrigen nach einer reihe von absagen angenommen habe, weil das geld brauchte irgendwann.

du bist also (leider) nicht alleine mit dem problem, und ich finde, du solltest dich auf keinen fall unterkriegen lassen. aber was rede ich da... das wärst ja dann nicht du ;-)

ich drücke dir jedenfalls weiterhin die daumen.

herzlichen gruss an alle von einer müden, sich auf das erste "freie" wochenende seit langem freuenden

matilda

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