24 August 2006

spiesser

hallo (aus dem fernen england...)

auf meinem schoss sitzt nietzsche (die kleinere der beiden jungen katzen unserer gastgeber), und weil es morgen ist und beide katzen vor hunger sterben, schnurrt sie auch bei mir... das bringt einen auf jeden fall auf versoehnliche stimmung mit was auch immer man eben noch bedrueckendes oder nerviges im kopf gehabt haben sollte.

ich habe mir unseren ort, worthing, zu fuss "erobert". ich bin hier schon so viel spazieren gegangen, dass mir meine beine schon seit zwei tagen wehtun ohne unterlass.

ausserdem habe ich mir gestern meine haare blond gefaerbt. monsieur hatte damit begonnen, ich glaube, nachdem er meine natuerliche haarfarbe ueber ein jahr lang kennengelernt hatte, wollte er nun also nach schwarz und braun (natur) blond sehen. ich hatte nun gedacht, dass ich es ja jetzt vor stuttgart gut machen koennte und ein neuer look auch guenstig waere fuer meine bestrebungen, mein koerpergewicht nach unten zu drosseln.

jetzt habe ich gelbes haar, jaja...

ich bin gespannt, wann ich selbst mich an die haarfarbe gewoehnt habe. erstmal hatte ich die mittlerweile als ueblicherweise auftauchenden probleme, dass ich mir zu spiessig vorkam. dann habe ich gedanklich das ruder herumgerissen und denke nun, dass ich halt wie eine oversized barbie aussehe, wobei nach wie vor meine gesichtsfarbe meinem nicht so zuverlaessigen kreislauf geschuldet ist und somit gerne zu rot tendiert.

:-/

hm

ein wort noch zum thema "spiessigkeit" (oder auch zwei worte...):

monsieur und icke machen hier so sachen. wir haben einen staubsauger gekauft, weil wir nicht in den dreckfusseln auf dem fussboden schlafen wollten, die sich in der neuen wohnung seit dem einen monat, den unsere gastgeber hier (erst) wohnen, schlafen wollten. ich wasche jeden tag ab, weil ich salat machen moechte und nicht weiss, wie ich den salat waschen soll in einem berg von abwasch, der die spuele bevoelkert, und nicht weiss, wo ich den salat putzen soll in einer kueche ohne abstellflaechen. wir (oder zumindest icke) rede(n) dauernd ueber katzenscheisse, weil ich es schlicht zum brechen finde, wie es hier haeufig riecht und mein inneres schwankt zwischen katzenklo-saubermachen und katzenklo-saubermachen-den-besitzern-ueberlassen.

ich erlebe uns als einkaufende, saubermachende spiesser, die ununterbrochen buecher lesen und die katzen vom tisch scheuchen.

ich habe mich bereits gefragt, ob die freundin von monsieur's freund im grunde ihres herzens ein punk ist. es liessen sich auch andere deutungen ersinnen, aber ich spar mir lieber die anderen moeglichkeiten und mach den kopf zu, wenn es mir zu unangenehm wird.

naja

ich habe dann darueber nachgesonnen, ob monsieur und ich spiesser sind (ohne ergebnis, leichter trend zum "ja") und auch darueber, ob ich mit monsieur so umgehe wie die freundin von monsieur's freund mit dem (ihren) freund. denn wenn sie so ziemlich ohnmaechtig unseren aktionen in sachen abwasch und staubsaugen gegenuebersteht, so kann sie sich doch sehr gut in unsere situation einfuehlen, wenn es um den umgang mit dem partner geht (scheint es jedenfalls). ich denke darueber nicht wirklich nach, aber ich frage mich langsam, ob es nicht besser waere, andere leute nicht so in unser beziehungsleben hineinsehen zu lassen. naja, andererseits nehmen wir ja auch keinen schaden an unserer eigenen offenheit (oder wie sag ich das jetzt)...

damit will ich sagen, dass die freundin ("c") den armen freund ("p") wegen jedem scheiss anruft, wenn er auf arbeit ist. ich musste jetzt mir selbst zusehen und zuhoeren, wie ich sie nachaeffte und sagte: "p., we've got a problem!". es ging darum, dass die eine katze gekotzt hatte und c. anschliessend, nachdem ich ihr diese feststellung erlaeutert hatte, gleich den telefonhoerer in die hand genommen hatte. ich glaube, das war nicht richtig von mir gewesen, sie laecherlich zu machen, aber ich hab es spontan als laecherlich empfunden, und in der spannung, die zwischen mir und ihr doch manchmal herrscht, kommen halt seltsame fruechte zutage.

ausserdem will ich mit dem eigentlich eben angesteuerten thema "offenheit" sagen, dass ich monsieur gerne mit kleinen spitznamen und ausdruecken versehe, die sich an die jeweilige situation anpassen. hilft er mir, ist er "superslave". haben wir beide gute laune, gackern wir kurz in nachahmung eines hahnes (was natuerlich superpeinlich fuer uns selbst ist, aber c. fuehlt sich immer verarscht davon und bezieht es also in negativer art auf sich selbst). usw. usf.

jetzt behauptete c., dass monsieur IHR ja sicher eine stulle gemacht haette, wohingegen p. sich eher zieren wuerde. monsieur in tausend noeten hat beteuert, es sei nicht vergleichbar, was er fuer mich machen wuerde mit - aehm womit? und wir verstecken unsere beziehungsmacken und -freuden dann immer hinter dem joke, wir seien "interlektuell" und das bedeute spezielle riten und - je nach bedarf - abhaengigkeit oder auch distanz voneinander.

monsieur fluechtete hier in der debatte, ob er c. lieber behilflich ware als p., ebenfalls in das schalkhafte argument, dass er und icke eine "interlektuelle" beziehung haetten und dass daher keine moeglichkeit eines vergleiches bestehen koennte (was dann auch wieder etwas peinlich klang, aber noch ein recht aufrechter weg aus dem dilemma war).

ich habe dann gegruebelt, ob ich monsieur etwa auch zum brotschmieren, einkauf-schleppen und sonstwas anhalte oder ob es nicht einen tatsaechlichen und greifbaren grund gibt, weshalb ich einen ziemlich grossen unterschied sehe zwischen ihrem begehren, dass p. dauernd zu ihr ankommen soll, damit sie sich mit ihm unterhalten kann und in diesem fall auch, dass er ihr eine stulle schmieren sollte. und ich glaube, dass es einen unterschied gibt: ich wuerde es auch selbst machen. o.k., das ist kein unterschied? shit

aehm

ich glaube, ich helfe, wenn ICH kann und monsieur hilft, wenn ER kann (wobei sich szenen schon eingespielt haben und ich nicht gerade wenig hilfe bekomme, das stimmt). zu hause mache ich sehr viel im haushalt und honoriere auch immer, wenn monsieur arbeiten gehen muss und ich mal weniger krempel um die ohren habe.

und: ich schicke ihn nicht. es ist fuer mich (vermutlich dank jahrelanger wg-erfahrung *gg*) klar, dass man wuensche auessern kann, wenn jemand eh vor dem kuehlschrank steht oder in die kueche geht. aber nicht, wenn er sich gerade hingesetzt hat oder, noch fieser, gar nicht in der naehe ist!

naja

von ausnahmen abgesehen natuerlich. ich werde das verhaeltnis zwischen monsieur und mir noch weiter unter die lupe nehmen, soweit das kuenftig noch moeglich ist. aber innerlich kommt mir die rollenverteilung bei uns gerechter vor und ich sehe auch eine flexibilitaet bei uns, wohingegen c. mit p. spielt und divenhaftes von sich gibt, was noch niedlich wirkt in ihrem alter, mir aber sicher nach 2 wochen dann genuegend ist und wo ich mich bang frage, wie lange p. das mitmacht. "ewig", sagt dann einen kleine stimme in meinem inneren, und ich frage mich weiter, ob maenner - manche maenner - so leicht ausnutzbar sind...?

monsieur waere es. ich koennte ihm ohne weiteres eine hoelle bescheren, wie es seine ex ihm beschert haette, und er wuerde in diese daemlichen befindlichkeiten meiner eigenen divenhaften seite hineinschlittern und am ende nicht mehr aus dem geknechte und alles-recht-gemache wieder herauskommen.

komisch, ich wuerde es nicht machen. dabei bin ich im leben schon haeufig an menschen geraten, die mich ausgenutzt haben. meine freundin in berlin meint sogar in den jahren bei neuen partnern "gleich" zu merken, ob ich mir "wieder" einen ausgesucht habe, der mich "nur" ausnutzt ;-) (so wurde schon einer beschimpft, der mir wirklich viel geholfen hat und wo gar kein anlass bestanden hat, dieses ungleiche verhaeltnis in dieser richtung zu vermuten). aber: ich wuerde einen cut machen.

na gut

mein letzter liebeskummer war derart, dass es mich vielleicht auch ueberanstrengt haette, nochmal einen solchen cut machen zu muessen. ich war so deprimiert von den vielen uneinigkeiten in meinen partnerschaften, dass ich einfach keine lust mehr hatte, mich erneut abgrenzen zu muessen irgendwann wieder. also alleine bleiben! aber bei monsieur gibt es keinen ausverkauf der gefuehle. wir gehen uns manchmal auf die nerven, korrekt. er ist saumaessig vergesslich und manchmal aufbrausend, wenn er vor aufgaben gestellt wird, die er eigentlich zu erledigen hat, aber zum millionsten mal vergessen (!) hat. und ich bin ueberhaupt sehr - aehm was bin ich eigentlich?

naja

also fazit:

monsieur und icke sind ein klein bissle die spiesser geworden: sauberkeit und ruhe sind unsere wesentlichen ziele fuer das alltaegliche miteinander *oh gott* 8-o

und fazit 2:

monsieur und icke sind reifer und weiter als die beiden, die hier unsere gastgeber sind. thank god! ich war auch mal so drauf wie c. aber so funktioniert respekt nicht, sondern leider zerstoert das ausleben jeglicher allueren den respekt.

naja

vielleicht entwickelt sich c. ja noch gell

so

habe fertig ausgekotzt

gruss

sine

p.s.: @isabel: ich versuche noch, zu deinem posting was zu schreiben.

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