30 August 2006

isabel's stimmungsding

halloechen liebe blogger :-))

aaalso...:

@isabel:

das ist gut, gell, wenn eine verstimmung sich irgendwie aufloest. leider habe ich in meinem leben auch erlebt, dass verstimmungen NICHT weggehen, und diese schlechten erlebnisse habe ich immer wieder mal. es macht mich sehr hilflos, wenn ich wieder in so einer depri-schleife meine kreise ziehe. aber erfreulicherweise hast du eine stimmungsaenderung erlebt, und das einfach so.

daraus gibt es zwei moegliche (oder vielleicht auch mehr als zwei...) schlussfolgerungen: 1. deine verstimmung war nicht so schlimm. oder 2. etwas hat sich veraendert ohne dein zutun, was deinen blick veraendert (= relativiert) hat.

was glaubst du?

stimmt das hier eigentlich, was du geschrieben hast (oder isses nur ein witz):

@isabel wrote:

[...] den Berufsalltag zum Privatalltag machte - hey, ich habe ein Privatleben!


hm... warum denn nicht?

also ehrlich gesagt haben meine ganzen gedanken, wie ich mit meiner rechtsanwaltstaetigkeit und meiner offensichtlich zu depressionen fuehrenden situation umgehen sollte, genau zu dieser idee gefuehrt, die du hier andeutest. ich habe es aber anders genannt: ich habe gesagt, ich muss einen weg finden, meinen beruf zur berufung zu machen oder meine berufung suchen gehen.

naja

der weg ist ein existenzieller weg (ich meine den weg zur berufung)... ich habe laengst ein bissle vergessen, wie dann das eine sich zum anderen gesellt hat und - eingedenk meines gefuehls, meine berufung koennte unter umstaenden nur mit etwas zeitaufwand zu finden sein - ich weiss auch kaum noch, wo ich stehe.

hm

wenn ich darueber nachdenke, habe ich es so gemacht: ich habe erstmal in meinen berufsalltag auf biegen und brechen schoenere situationen hineingebracht. das begann damit, dass ich weiter darum bemueht war, schlechte und beklemmende situationen wegzulassen bzw. mir einen fuer mich annehmbareren zugang zu schlimmen situationen im job zu verschaffen. das hatte uebrigens auch teilweise ein aetzendes zwischenergebnis...! ich erinnere mich, dass ich teilweise GAR NIMMER gewillt war, meinen fuss in die haftanstalt zu setzen, in der meine mandanten sassen. ich hatte so kleine kaertchen beschrieben mit sinnspruechen, und fast gebetsartig habe ich mir in so richtig angstbesetzten situationen, die teilweise mir frueher nicht SO schlimm erschienen waren wie gesagt, vorgelesen: "vertrauen und zuversicht bleiben".

und ich habe radikal pausen eingelegt. jetzt behaupte bloss nicht, du seist ja nicht selbstaendig und koenntest keine pausen machen...! gell es gibt auch arbeit, die man lieber macht als andere - das kann eine art von pause sein. und es gibt auch meditativ angehauchte arbeitssituationen. hat man eine oder auch mehrere ruhigere phasen der arbeit ausgemacht, kann man diese taetigkeiten, die diese ruhigeren phasen ausmachen, zunaechst einmal hochhalten und sie mit dem ehrentitel "geheimmittel" versehen ;-).

tja und dann kann man die geheimmittel immer oder zumindest bald dann anwenden, wenn man merkt, der innere "motor" laeuft mal zu heiss oder anders wenn man ueberhaupt keine boecke auf arbeit hat... dann faengt man uebrigens automatisch auch an, das telefon mal telefon sein zu lassen und fragt sich nimmer so genau, ob man jetzt mal ne viertelstunde den ton leise stellen soll oder nicht. denn das kann man richtig fuehlen, wie wichtig einem jetzt diese "phase", in der man sich bewusst eine beruhigendere arbeit ausgesucht hat, ist.

diese art, arbeit zu erledigen, kann natuerlich auch anders gehandhabt werden. aber ich persoenlich bin abgekommen von irgendwelchen belohnungssystemen, also ich wuerde meine arbeit ungern danach sortieren, ob man eine arbeit lieber macht oder weniger gern. ich habe sortiert nach dem "drive" und meinem inneren gefuehl der gelassenheit.

manchmal ist starker "drive" natuerlich auch gut. ehrlich gesagt war mir aber mehr nach gelassenheit.

hm *raeusper raeusper*

jetzt habe ich viel geschrieben, aber @isabel: ich habe irgendwie immer sorge, wenn jemand durchhalteparolen verlautbaren laesst oder wenn jemand sich mit gegebenheiten abfindet. gerade bei dir habe ich irgendwie manchmal sorge, dass du dich unterordnest, sei es menschen oder dir wichtigen gegebenheiten generell.

hey wie waere es mit einem weiteren sinn-fitzel, den ich von meiner teacherin mit in mein leben genommen habe:

meine teacherin fragte, wie wir glauben wuerden, dass man einen wissenschaftlichen text schreibt bzw. was wir eigentlich generell tun wuerden, wenn wir etwas schreiben sollten oder moechten. alle, die sich zu einer eher vorsichtigen antwort herabgelassen hatten, haben etwas beschrieben, was ich ehrlich gesagt nicht (mehr?) kenne. sie sagten, sie wuessten oft nicht, wo anfangen (na gut, aber das ist uebungssache... *oerks* und mach ich auch gerne falsch! aber ich finde einen anfang, das ist sicher). und noch unverstaendlicher fuer mich war die sich herauskristallisierende einstimmige antwort, sie faenden wissenschaftliches schreiben langweilig und haetten wenig lust, sich mit irgendeinem als anstrengend empfundenen thema inhaltlich auseinanderzusetzen.

*staun*

da hoere ich doch eine ohnmacht heraus. oder nicht?

na gut dass ich anwaeltin war. da konnte ich es mir net leisten, vor ohnmacht in winterstarre zu fallen. und mein weg aus der ohnmacht, die bei mir auch damit zusammenhing, dass ich achtung empfunden habe vor den anderen, auch achtung vor wissenschaftlichen alias fachlichen texten, war: "die kochen auch nur mit wasser".

will sagen: ich hab erstmal versucht, die stufe, die sich vor meinem geistigen auge auftat, wenn ich einen text oder auch einen kollegen erlebt hatte, zu ignorieren. das bedeutet nicht missachtung, sondern einfach handlungsfaehigkeit.

und dann habe ich getraeumt. ich habe mir vorgestellt, ich wuerde jetzt einen schatz zu bergen haben in dem text, der mir zur verfuegung gestellt wird (oder in dem plaedoyer, das ich gehoert habe). dafuer ist natuerlich die taetigkeit eines strafverteidigers auch wie gemacht, so zu denken. denn oefter und oefter habe ich fehler der behoerden in den akten aufgespuert, ebenfalls mit wachsender haeufigkeit habe ich argumentationsluecken und -fehler gefunden bei wem oder bei was auch immer. es ist eine schatzsuche, und ich wusste, dass gerade in den situationen, in denen man unter grossem druck steht, der andere meist einen fehler macht oder sogar weiss, dass er einen fehler (= ein einfallstor fuer eine gegenargumentation) gemacht hat, denn dass jemand druck ausuebt, ist in meiner branche kein zufall (sondern eher "nachtigall ick hoer dir trapsen" - maessig).

es ist dann wie autogenes training so ein bissle... es kommt nur noch darauf an, sich innerlich eine ruhepause einzurichten, egal ob im gerichtssaal der "sturm" tobt oder alle nur einfach auf meinen einsatz geduldig warten und man die aufmerksamkeit als buerde spueren kann. und dann traeume ich von einem widerspruch, von einem wortspiel, das vieles offenbart, von einer offensichtlichen weglassung von fakten, die zu betonen ploetzlich ein neues licht wirft...

ich habe mich also, nachdem sich meine kommilitonen eher mit einer distanz und langeweile zu wissenschaftlichen texten geoutet hatten (und scheinbar gar nicht faehig waren, einen bogen zu ziehen zu der weiteren frage der teacherin, wie sie denn generell - d.h. also auch beim privaten schreiben - mit texten umgehen wuerden), gemeldet und gesagt, ich wuerde eher spielerisch an die sache herangehen. es sei fuer mich primaer wichtig, eine distanz zum text zu vermeiden, und bei mir sei es der fall, dass ich oft beeindruckt bin von etwas und mich dann unwohl fuehle.

stattdessen wuerde ich also spielen: und zwar wuerde ich gott spielen.

nun ja, zugegeben manchmal wundert man sich, was man so von sich gibt, und es ist auch meiner eher eingeschraenkten ausdrucksweise im englischen geschuldet, dass ich behauptet habe, mich aufzuschwingen zu einer art "gott", wenn ich einen text bearbeiten sollte... ;-)

naja ich hab jedenfalls gesagt, ich wuerde mich als erstes als ein gott empfinden, der den text als spielzeug unter vielen in seiner zustaendigkeit wahrnimmt und weiss, er wird damit umgehen koennen. dann kreiere ich. ich lausche in mich hinein, welches thema der text in meinem inneren anspricht, lese natuerlich nochmal kontrolle, ob ich auch wirklich einen nachvollziehbaren punkt erkannt habe oder ob meine assoziation zu weit hergeholt ist.

und dann schreibe ich, wenn es ein wichtiger text ist, zunaechst stichworte auf im sinne eines brainstormings, die meist neue ideen produzieren und wo man gut daran tut, sich nicht allzusehr festzubeissen an der anfangsidee... usw. usf.

tja @isabel. will sagen: lass dich bloss nicht darauf ein, dass DU der kelch bist, in den andere ihren wein giessen duerfen. sondern du bist eine person, die ernstgenommen wird, sonst wuerde man sich gar nicht mit dir auseinandersetzen. nimm den "stab", den so ein gespraech bedeutet, doch an und laufe eine runde damit (denk an das olympische motto und dass allein schon die fackel in deiner hand inspiration sein mag)... ich wuenschte, deine begeisterung, dass dein chef dich so gut versteht und alles so schoen in eigene worte packt, was du zu sagen versucht hast, weicht dann einer normalen erleichterung, dass du etwas nicht zweimal sagen musst (was an sich aber doch auch nicht so ein problem sein duerfte, dass man etwas nochmal erklaert, oder?).

ich meine dieses hier, was du geschrieben hast, @isabel:

@isabel wrote:
[...] Aber @sine versteht es trotzdem, das tut gut. Das ist auch ein Satz, den ich mal zu meinem Chef sagte: ich bedankte mich, dass er - auch wenn ich mich verquer ausdrücke - immer weiß, wie es gemeint ist (er packt es in seinem Feedback dann gern in kurze, verständliche Worte :-)) Das ist eine Gabe, mhm [...]


jein. also ich weiss nicht, ob es eine gabe ist! ich denke, es gehoert zu einer diskussion manchmal dazu, dass man ein thema erraet (was uebrigens auch nicht immer so wirklich schwierig ist, denn manche dinge liegen in der luft, glaube ich). aber meistens muss man einfach nochmal klaeren, ob man ueber dieselbe sache spricht (definitionssache also), das ist alles. ich bin halt so ein typ, der gleich mal rueckfragen ein bissle faerbt, das ist dir vielleicht schon aufgefallen... ich mische meine rueckfragen schon mit moeglichen antworten.

ich hoffe, damit dem gespraech fortgang zu geben (aber es ist wohl auch ein alter anwaltstrick... *gnihi*) und natuerlich erleichtere ich mich selbst. will sagen: es ist angenehm, die eigenen ideen zu dem anscheinend angesprochenen thema abzusondern (d.h. es ist erleichternd).

so

jetzt bin ich auch erleichtert. ;-)

ich wuensche dir auch heute einen schoenen arbeitstag, @isabel!

gruss

sine

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