19 Januar 2008

lächeln

es gibt neuigkeiten: ich habe einen job!

ich habe am vorletzten mittwoch einen vertrag mit einer zeitarbeitsfirma unterschrieben. ich bekomme kaum mehr als den aktuell diskutierten mindestlohn, aber der auftraggeber ist die firma aus stuttgart mit dem stern, und wie erhofft ist der arbeitsplatz und das aufgabengebiet superinteressant.

nicht, dass ich jetzt plötzlich nen mercedes haben möchte ;-)... aber es handelt sich halt um ein internationales unternehmen mit den entsprechenden tools, dem entsprechenden flair und der entsprechenden kantine.

:-D

ich sitze in einem büro, das nur für 2 leute ist. es gibt also keine großraumbüros wie bei ei. ich muss zugeben, es ist angenehmer in einem solchen zweimann-büro zu sitzen! hinzu kommt, dass ich nach ein paar tagen meinen büro-genossen doch zu mögen begonnen habe.

mein vorgesetzter ist ein riesen-dicker, sehr bodenständiger und blitzgescheiter schwabe. ich fand ihn von anfang an sympathisch, und erfreulicherweise scheint er mir ebenfalls äußerst zügig zu vertrauen. ich habe gestern, als die wöchentliche team-besprechung beim chef stattfand, tatsächlich auch ein wirklich fettes (!) lob erhalten von meinem vorgesetzten.

"ich muss hinzufügen, und das sage ich mit vollem ernst, ohne frau sine wären wir mit dem vertrag noch lange nicht so weit, wie wir jetzt sind. wir kommen gut voran und frau sine hat daran einen ganz wesentlichen anteil."

das hat er gesagt.

ich dachte, ich fall vom stuhl... *g*

monsieur hat mal gesagt: "es muss jemanden geben, der jemanden mit genau deinen fähigkeiten braucht und sucht, und der dich dann auch zu schätzen weiß". ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dass mein chef und mein vorgesetzter diese welchen sind, die mich brauchen und schätzen.

mein blick reicht dennoch nicht in die höchsten sphären, also ich meine: ich mache mir jetzt keine hoffnungen, die so groß sind wie meine hoffnungen damals bei ei.

unvergessen natürlich, wie ich auch bei ei am anfang alles ganz super fand und dann auf dem arsch gelandet bin...

doch beides zusammen - die vergangenen erfahrungen bei ei und die eine woche bei der firma mit dem stern - ergibt für mich ein sehr angenehmes fazit: die 2 1/2 monate, die mein zeitarbeitsvertrag läuft, sind gebongt.

und weiter denke ich einfach nicht.

:-)

so beginnt das neue jahr unverhofft für mich mit einem völlig neuen lebensabschnitt: ich bin zum ersten mal richtig angestellt. natürlich - das steht ja schon weiter oben - bin ich nur auf zeit angestellt blablabla und so weiter und so fort. dennoch ist JETZT (!) das eingetreten, auf das ich schon so lange hingearbeitet hatte: ich studiere und ich habe einen festen angestellten-job.

fest nur für 2 1/2 monate, ja. so what - als anwältin wäre ich über ein mandat, das mir ein sicheres einkommen für 2 1/2 monate beschert, schon sehr erfreut gewesen!

noch immer sitzt unsichtbar für alle andere auf meiner nase die brille, durch die ich als (ehemals) selbständige die arbeitswelt betrachtet hatte. und vermutlich ist es dieser brille geschuldet, dass ich meinen arbeitsplatz mit einem riiiiiiesigen schreibtisch und einem funktionablen compüterchen und einem schicken intranet und einem phänomenalen besprechungszimmer und einer nicht zu winzigen teeküche und edlen sanitären anlagen als eine bereicherung empfinde. für alle diese dinge habe ich früher bares geld bezahlen müssen, hier aber wird es gestellt. das ist mir wichtig, und wenn ich sehe, wie meine kollegen damit umgehen, dann stellt sich bei mir die vermutung ein, dass sie nicht so sehr diesen blick haben, der mich derzeit so glücklich macht.

meine kollegen scheinen gut zu verdienen - ich habe dennoch den eindruck, dass ich keine solchen idioten vor der nase habe wie damals bei ei (teilweise), die beleidigt sind, wenn man ihren materiellen werten keinen respekt und erst recht keine bewunderung bemisst.

die fehlende bewunderung meinerseits für die achsowahnsinnigunglaublichen werte *hüstel*, die andere in wirklich sicherlich äußerst schweißtreibender arbeit mühsam erschaffen haben, mache ich als ein kernproblem aus, das mich damals bei ei fast in die knie gezwungen hat.

in diesem sinne habe ich jetzt auch einige vorsätze gefasst, um mich möglichst unauffällig einfügen zu können oder zumindest, um weniger angriffsfläche zu bieten:

ich habe mir geschworen, möglichst die zeit für mich arbeiten zu lassen. damit meine ich, dass ich nicht dauernd eine antwort gebe, sonderen lächele.

dazu gibt es bereits eine anekdote: beim bewerbungsgespräch hatte ich den vorgenannten vorsatz bereits gefasst gehabt und saß da im gespräch, ohne massig viel worte zu machen. ich lächelte und vertraute einfach mal darauf, dass das ok war. am ende des gesprächs kam dann die frage, ob ich mir den skizzierten job zutrauen würde, und ich sagte kurz und knackig "ja"... ok, und dann hab ich noch zwei argumente geliefert. aber jetzt kommt's: mein chef meinte anschließend, ich solle aber nicht traurig sein, wenn ich nicht ausschließlich den zuvor skizzierten job machen würde. es sei durchaus mal so, dass man mir auch einfachere tätigkeiten auftragen würde.

ich: LÄCHEL LÄCHEL

mein chef und mein vorgesetzter: unruhig werd....

da sprang mein vorgesetzter ein und meinte, dass kaffeekochen oder saubermachen mit "einfacheren tätigkeiten" selbstverständlich nicht gemeint sei!

also:

ich würde sagen, die lächel-taktik hat sich schon ein klein wenig bewährt!

offen gestanden: ich hab nicht mal ansatzweise nachgedacht und mich ausschließlich auf meine lächel-taktik konzentriert. anscheinend wirke ich aber tatsächlich schon ausreichend souverän. mein monsieur meint ja sogar, die hätten bestimmt angst vor mir gehabt.

;-)

sooo

in der letzten woche gab es dann am donnerstag eine mittagspause, in der mein vorgesetzter und ich alleine in die kantine gegangen sind. er bot mir auch gleich das "du" an - ich war trotzdem auf der hut. das gespräch zeigte sich dann als ziemlich ernstgemeintes und ehrliches gespräch mit dem thema "wie stehst du zu job und arbeit". mein vorgesetzter ging in vorlage, nachdem ich mich mit allgemeinen phrasen, dass es mir in der ersten woche natürlich gut gefallen würde, erstmal aus der pflicht gezogen hatte.

mein vorgesetzter meinte, er hätte zuvor einen job gemacht, bei dem es die pure langeweile gegeben hätte. er erwähnte dann, dann er schließlich das gefühl bekommen hätte, dass ihm manche blöde gekommen seien, und dann schilderte er, wie er nach vorne den strebsamen gemimt hatte und nach hinten privat-zeug erledigt hätte auf arbeit.

ich war natürlich wachsam.

ich war nicht geneigt, jetzt aus dem nähkästchen zu plaudern, noch nicht einmal, wenn man mal überlegt, dass ich schon ein ziemlich arbeitswütiger mensch bin und eben meist mehr auf arbeit tue und keinen kopf für andere dinge habe - denn mit meiner strebsamen fleißigen art bin ich ja auch schon angeeckt. man weiß ja nie, welchen film die anderen zu laufen haben! also hab ich nett gegrinst, taktik, taktik.

aber ich kann auch wirklich nicht lügen. ich habe dann erzählt, dass MICH ein ruhiger job glücklich machen würde! dass ich als anwältin dauernd und immer wieder neue sachverhalte auf dem tisch hatte, dass mein leben zwar aufregend, aber einfach zu anstrengend war, und dass ich mir nichts sehnlicher wünschte, als dass verantwortung, die ich zu tragen hatte, nicht nur allein auf meinen schultern lastet!

er fragte dann, wie es war und was ich als anwältin genau gemacht hatte.

zu dieser frage hatte ich mir eigentlich vorgenommen, viele allgemeine phrasen abzusondern und niemanden mit meinem faible für strafrecht zu erschrecken. aber weil ich nicht lügen kann, und weil ich mich nach kurzem überlegen dafür entschieden hatte, dass mein vorgesetzter ein loyaler und hoffentlich nicht so durchgeknallter typ ist, hab ich dann schon erzählt, was ich so gemacht habe. es hat ihn nicht geschockt, sondern es hat ihn interessiert.

und da es einen tag später beim chef das fette lob gab, denke ich, es hat gepasst.

also damit will ich folgendes sagen:

"es hat gepasst" ist in meinem leben selten genug eingetreten. wen gibt es auf meinem lebensweg, der mit meiner lebensweise, mit meinen sichtweisen und mit meinen prinzipien wirklich etwas anfangen konnte?

mit einer der wenigen personen, die nicht ausflippen vor begeisterung, aber dennoch interessiert sind (äh, sogar sehr interessiert *g), bin ich zusammen. und dann gibt es noch (sehr wenige) freunde - genau 2 freunde, um genau zu sein. meine beste (und einzige) freundin in berlin und meine freundin aus augsburg, mit der ich ja zusammen studiert hatte.

punkt!

viele menschen haben sich jedoch verwirrt gefühlt von mir. und bei ei haben sich sogar einige vor den kopf gestoßen gefühlt - von meinem leben vielleicht nur teilweise, aber dann letztlich auf jeden fall von meinen einstellungen und meiner art.

es war insofern ganz schön heikel, von meinem anwaltsjob zu berichten.

nun, ich werde das auch nicht gerne wiederholen!

:-)

ich bleibe bei meiner lächel-taktik, aber manchmal quillt halt soch ein wort oder gar eine ganze antwort aus mir heraus, und dann möchte ich den weg zurück zu meinem lächelnden etwas wiederfinden... zeit für sich arbeiten zu lassen, das möchte ich lernen. learning by doing... das ist ganz schon aufregend, finde ich.

gruß

sine

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