31 Oktober 2007

tod und mathe

hallo!

ich hab mir das genau durchgelesen, bluemchen, was du geschrieben hast, und ich finde, du hast gut erklärt, wie es war und dass es dann einfach besser geworden ist. also damit meine ich, dass ich verstanden habe, dass es eben nicht so einfach war und dass du auch verwirrt warst, wie das alles abgelaufen ist mit dem tod deiner tochter, aber dann ging es.

ich hab nach längerem nachdenken dann eine frage entwickelt...: kann es sein, dass es etwas anderes ist, wenn man dem tod beruflich begegnet, als wenn man morgens aus dem fenster schaut und da liegt schon einer auf dem pflaster?

ich hab mir nämlich überlegt, dass es ja eben doch schock und ähnliche phänomene gibt, wenn man unerwartet einen unfall oder einen todesfall erlebt.

ich war bei gott nicht jedesmal geschockt, wenn ich einen todesfall miterlebt habe. weil du es ja nicht wissen kannst: im mai diesen jahres ist jemand von dem hochhaus, in dem wir leben, gesprungen und ich hab es gehört. ich hörte es, weil ich oft lausche, wenn etwas aus dem fenster fällt. die kiddies und die alkis werfen halt anscheinend spasseshalber hin und wieder mal was runter. ich denke auch - eher selten zwar -, dass ein mensch gesprungen sein könnte. das liegt aber daran, dass ich in genau dieser wohnung, in der wir leben, mal bedroht worden bin von meinem ex, der mich halt anscheinend aus dem fenster hatte fallen lassen wollen.

einmal war ich auf dem weg zu meinem kursus im büromanagement und habe aber vom fahrrad aus im vorbeifahren einen mann neben einer litfassssäule liegen sehen. aus irgendeinem grunde hatte ich den eindruck, er sei tot. man fährt echt nur so vorbei, das gehirn ist auf standby, aber einen eindruck hat man dennoch. ich hatte damals angst, wieder zurückzufahren und nachzusehen, mal abgesehen davon, dass mein kurs anwesenheit prüfte und ich zumindest ein wenig druck hatte. an der nächsten ampel stand ein polizeifahrzeug und wartete auf grün. zum glück hab ich es zu der bullenwanne geschafft, hab dort an deren scheibe geklopft und ihnen so bescheid sagen können (handy hatte ich natürlich auch keines bei, wie das immer so ist, nicht wahr).

danach war die sache für mich erledigt. kein schock, nichts, nur das erstaunen, dass ich da etwas gesehen habe, was eigentlich sehr ungewöhnlich ist.

nun, freunde von meinem freund sind bei der polizei. mein freund sagte letztens, dass die polizisten viel mehr tod und leid sehen würden, als uns normalos so bewusst ist. es sei doch enorm, was ein polizist so an leichen (und leichenteilen) aus straßengräben und abflussrohren ziehen würde, und unsereins fährt vorbei und weiß von nichts.

der selbstmörder, der von unserem haus gesprungen ist, und der herztote (wie ich vermute zumindest) sind da also keine ausnahmen, aber dennoch ist es für mich ein schock - zumindest in dem einen fall.

ich kenne die strategie, sich mit dem übel auseinanderzusetzen, vor dem man angst hat. ich bin selbst jemand, der lieber ganz genau hinschaut, auch wenns weh tut, als dass er seine phantasie herumwabern lässt. in meiner phantasie wäre der tod vermutlich noch riesiger und grausiger als so.

der tod meines vaters ist aber etwas, das mir wehtut. es ist nicht schockierend gewesen (naja, obwohl... ich hab geschrieen und geheult, als meine mutter es mir damals am telefon gesagt hatte, und das war schon hysterisch gewesen). die ansicht meines toten vaters hat mir sogar geholfen - denn wenn der mensch, den man kannte, tot daliegt, dann verändern sich halt die gesichtszüge und man versteht plötzlich, wie sehr das leben das erscheinungsbild dieses körpers geprägt hat. jeder gesichtsmuskel, den mein vater zum puren normalen gesichtausdruck in aktion hatte, aber noch viel mehr die mimik, wenn er gelächelt hat oder ähnliches, hat meinem vater ausstrahlung gegeben. ich fragte mich auch, ob wir nicht doch eine seele haben. wenn ja, dann war sie jetzt fort aus meinem vater - und so konnte ich endlich verstehen, dass mein vater tot war und ich ihn verloren hatte.

bla

es hängt viel am verlust eines geliebten elternteils, ich will es nicht noch mehr vertiefen. aber bluemchen, du hast mir einerseits die hoffnung gegeben, dass der tod eines geliebten menschen auch überwindbar ist - nun, vielleicht habe ich das auch schon selbst gewusst und zu einem großteil ja auch selbst geschafft. andererseits hast du mir die idee gegeben, dass tod normal und einordbar ist. warum ich das nicht so gut hinbekomme manchmal, den tod einzuordnen, liegt dann eben an den umständen.

ja

von mir gibt es nichts neues, bitte seht mir nach, wenn ich nichts schreibe. manchmal merke ich zwar, dass ich mich hochschraube in meinen kleinen fixen ideen, aber letztens bin ich auch wieder heruntergekommen von meinem trip.

die ganze bewerberei hatte meinen blick stark auf die jobwelt, auf das "funktionieren" gerichtet. ich hasse das. für mich ist das leben mehr als image und karriere. ich fragte mich aber, ob ich es hasse, weil ich es halt nicht besitze. die frage hätte sich leicht beantworten können, wenn ich erfolg gehabt hätte bei meinen bewerbungen...

jetzt hab ich mir letztens fast in die hosen gemacht, weil ich mich in das gefühl hineingesteigert hatte, unbedingt ganz viel für mein fernstudium machen zu müssen. ich wusste schon, dass sich hinter solchem ehrgeiz letzten endes bei mir versagensangst verbirgt... aber kann man es abstellen, dass man manchmal von seinen ängsten gesteuert wird?

das bloggen ist da für mich ja eine gute methode, um mich selbst zu sehen und meine irrungen zu korrigieren.

aber dann ist mir manchmal nicht danach, und ich finde, dann ist es auch ok.

mir ist dann gestern (von allein *g*) eingefallen, dass ich nicht durchfallen kann (wenn ich es richtig anstelle) in dem fernstudium. das kann man sich ja sagen, aber ob es oben ankommt...? es kam an, und einen beitrag hat übrigens unser mathe-dozent geleistet, dass ich mich heimischer fühlen konnte in meinem studentenleben. er sagte:

"wissen sie, wie sie lernen? sie dürfen nicht verkrampfen. sondern arbeiten sie hart, und zwar so lange, wie sie brauchen, um ein problem wirklich erfasst zu haben. vielen hilft es, ein problem zu erfassen, wenn sie eine frage formulieren sollen - versuchen sie mal, beim kaffee jemandem ihre fragen zu erklären. auch, wenn der andere nichts versteht, werden sie mehr verstanden haben als zuvor! und dann, wenn sie ein problem erfasst haben, überlegen sie bitte, was sie jetzt am liebsten täten. spazierengehen, ein buch lesen, ... - machen sie das! stehen sie auf vom schreibtisch und machen sie, was sie am liebsten tun würden! wenn sie sich danach wieder hinsetzen, vertrauen sie ihrem gehirn. ihr gehirn wird die aufgaben lösen, ganz von allein. verkrampfen sie bloß nicht."

das fand ich geradezu seltsam, solche "go with the flow"-sprüche an der uni zu hören. ich erinnerte mich schon an @zitro, die ja auch meinte, das leben würde einem immer das geben, was man gerade bräuchte.

also hab ich es eingesogen wie puren sauerstoff, was der dozent gesagt hatte. dann hab ich natürlich doch noch gekrampft... *g*

aber irgendwie geht es jetzt. ich habe mit monieur gestern mathe gemacht, und es ist mir gelungen, die aufgaben durchzulösen (wenn auch nicht immer richtig ;-) ), um die es gerade geht. ich habe also auch eine bestätigung und die hoffnung wird gestärkt, dass es was wird.

ach übrigens: irgendwie hab ich im gedächtnis, dass hier mal sinngemäß geschrieben wurde, dass mathe als "sprache" und als "neue erlebniswelt" ja gut und schön sei, dass ich doch aber nicht so der typ dazu sei und dass man mathe ja nun nich unbedingt zu machen hätte für den seelenfrieden.

ja nein ich weiß nicht! ich komme zumindest nicht runter von der ansicht, dass mathe sich lohnt und dass es eine sprache ist *g* und auch eine richtig neue erlebniswelt. ich finde mathe schön, ich mag es, wie ich jetzt endlich mal so halbweg den abstand eines punktes von einer geraden berechnen kann etc.

interessant finde ich auch, dass lernen keine frage der gegebenen voraussetzungen ist, sondern eine frage des aufwandes. ich habe mathe nach der 11. schulklasse abgewählt. damit hatte ich eigentlich keine chance für wiwi-mathe. aber naja, es kommt langsam ins lot.

so

ich wünsche euch einen schönen tag!

Keine Kommentare: