03 Oktober 2006

kein überraschungs-ei

hallo!

es hat eine lange zeit in anspruch genommen, aber nach all meinem erstaunen über die verhältnisse in einem so großen unternehmen wie ei habe ich nun irgendwie den berg überwunden, den ich verständnismäßig ums verrecken nicht bis zum gipfel erreichen konnte / wollte zu vor.

ich habe jedenfalls seit einigen tagen gemerkt, dass ich ruhig geworden bin. ich erwarte nichts mehr von ei, was ei nicht erfüllen kann, und doch hat es weh getan, diese resignation zuzulassen. nein es ist keine gelassenheit und es ist eben auch keine zufriedenheit, nö, es ist einfach resignation.

es fällt mir nicht so leicht es zu beschreiben, aber ich versuche es mal:

ja doch es stimmt: ei ist anders und bla. aber der knast ist auch "anders", mein elternhaus ist auch "anders" und wenn ich etwas neues gelernt habe, dann nur die tatsache, dass es parallelwelten gibt und dass bei jedem die uhren etwas verschieden ticken je nachdem aus welcher parallelwelt er gerade kommt.

;-)

was ich NICHT gefunden habe bei ei, ist ein ziel, wonach es sich zu streben lohnt. ich habe ernsthaft - eher unbewusst und daher von mir auch nicht ganz realisiert! - geglaubt, bei ei würde ich irgendetwas finden, was sich zu erstreben lohnt und was so bunt leuchtet und mich so anrührt wie zum beispiel eine besonders schöne webseite oder eine herrliche geschichte *abschweif* ja oder wie eine schöne landschaft irgendwas halt, wo mein herz "ja" zu sagt.

es war schon hart für mich zu realisieren, dass ich alles, was es bei ei gibt, schon kenne. es ist zum beispiel hart für mich zu verstehen, dass die einkäufer bei ei letzten endes auch nur jeden tag eine rolle spielen und dass sie - wie ein anwalt doch auch - nur in besprechungen zu gewinnen versuchen, in projekten menschen zum tätigwerden anleiten wollen und wie vermutlich absolut JEDER berufstätige spielen sie ja auch bloß mit der dosierten weitergabe von wissen und unterteilen die welt in "freund" und "feind".

ich nehme an, das ist jetzt komisch, was ich geschrieben habe, aber das ist der punkt: es gibt keinen punkt. es gibt keinen anlass zu kritik an dem job und es gibt auch nichts, was mich dorthin zieht.

und das hat mich traurig gemacht. ich fühlte mich verlassen! ich dachte, dass es doch lächerlich ist, dass ich mich von meinem anstrengenden und missliebigen rechtsanwaltsjob freigemacht habe, nur um in einer neuen parallelwelt zu landen, in der die menschen NICHT freier sind als meine anwaltskollegen, in der man bestimmt in vielen dingen ein anderes selbstverständnis hat, aber in der ich nichts wirklich neues finde, sondern nur wiedererkenne.

ich muss zugeben, ich habe gleich den bogen gezogen zu meinem studium an sich und bin ehrlich etwas entsetzt, dass ich plötzlich noch mehr scheinwissenschaft entdecke als in meinem juristischen studium. es ist für mich GANZ erschreckend argwöhnen zu müssen, ob es nicht vielleicht ein noch größerer unsinn ist, den die bwler da verzapfen als das, was juristen sich gegenseitig einzubilden versuchen. meine fähigkeit bzw. meine oft auch sehr schädliche neigung zum globalisieren mag der grund sein.

naja ich hab mich den einen abend elementar mit monsieur über diese ernüchterung ausgetauscht. an dem abend hatte ich mit einem ehemaligen praktikanten gesprochen und ich hatte noch nicht verstanden, wieso ich in dreiherrgottsnamen nicht auch so begeistert sein kann von ei wie dieser praktikant. ein kleines puzzlestück habe ich wieder geschenkt bekommen durch dieses gespräch (oder sagen wir lieber: die aneinanderreihung von mißverständnissen *g*), und das puzzlestück war: schon wieder einer, der total begeistert ist, bei vertragsverhandlungen mal dabei sein zu dürfen und das total aufregend und beeindruckend findet.

ich hab also an demselben abend mit monsieur irgendetwas im chat diskutiert. ich kann mich heute nicht mehr erinnern, was es war. irgendwas mit einer passage auf dem fromm-buch "furcht vor der freiheit" war mit dabei. am nächsten tag ging es mir besser und mittlerweile stelle ich fest, dass ich seit diesem abend nimmer nachgedacht habe über ei. es ist mir egal geworden oder vielleicht ist es mir auch einfach nur verständlich geworden und ich hab es in derselben sekunde als faktum abgehakt, keine ahnung.

was mir verständlich geworden ist, ist jedenfalls, dass ei mir nichts zu bieten hat, solange ich in meinem inneren mir nicht ein ziel selbst ersinne und dann danach strebe.

äh also wirklich in dem sinne, dass ich träume oder phantasiere und dann sage: ja, genau das will ich.

alles andere GIBT ES NICHT. niemand anders kann mir ein lebensziel bestimmen. ich habe also realisiert, dass ei noch ein recht massives restpotenzial aktiviert hat, mich anzupassen, irgend etwas jetzt mal "richtig" zu machen und der ganze übliche kram. aber es gibt nichts richtig zu machen und nichts falsch zu machen.

weder hat es mich wirklich beflügelt, dass ich alle mir bisher bei ei aufgetragenen aufgaben mit links gemeistert habe und auch kein problem hätte, die aufgaben meines managers oder auch meiner teamleiterin, die ja die ach so aufregenden vertragsverhandlungen macht, zu erledigen. das hat mich nicht erfreut, also natürlich hat es mir so etwas wie ein gefühl von sicherheit gegeben, aber gefreut...? nein. denn dahinter stand, dass ich hier kein ziel hatte, dass ich ein studium machte, dass nur ein sieb für menschen ist und keine wirklichen qualifikationen und werte vermittelt, dass ich nie irgendwo hinwollen und nie irgendwo ankommen kann, wenn ich selbst es mir nicht konkret wünsche und erträume.

ei ist also einfach eine bürogemeinschaft für mich und meine kollegen sind nimmer juristen, sondern halt einkäufer. that's it. noch ein paar verschiebungen in den hierarchien, aber sonst: alles beim alten.

ich habe auch aufgehört, meine kleinen sozialstudien über meine kollegen zu unternehmen. nein ich frage mich nimmer, wie man den ganzen tag herumsitzen kann. es ist mir egal. ich habe mittlerweile mehrere quellen, aus denen ich mir arbeit saugen kann und dann schütte ich mich mit irgendwelchen sachen zu, bei denen ich nur einmal am tag kurz daran denke, dass ich als anwältin für diese ausführlichkeit, mit der ich meine arbeit erledige, NIEMALS zeit gehabt hätte, und dann arbeite ich bis 18.30 uhr oder 19.00 uhr und dann bin ich froh, auf meinem fahrrad zu sitzen und endlich frei zu sein - eigentlich genau wie als anwältin.

genau gleich ist auch, dass es leute gibt, die mir sofort vertrauen, mir dinge auch zutrauen, und dass es auch leute gibt, die ohne grund von beginn an gar nichts von mir halten. mir ist es zum glück egaler als früher als anwältin, aber dennoch fühle ich mich erinnert an damals.

naja

ich geh mal spazieren.

ein etwas anderes thema ist, dass ich mich mit meiner vermieterin über mein fahrrad gestritten habe (o.k. es waren ihrerseits 5 sätze und ich habe immer "nein, so ist es doch gar nicht" gesagt, aber da sie mir mit meiner kündigung gedroht hat, sortiere ich diese 5 sätze mal als zerwürfnis ein).

und ein noch ganz anderes thema ist, dass ich mich plötzlich frage, wie ich noch satte 5 monate hier bleiben soll ohne monsieur. letzteres ist übrigens akut geworden, seitdem ich mich von meinen klausuren, die ich eigentlich nächste woche in berlin an meiner uni hatte schreiben wollen, abgemeldet habe. seitdem langweile ich mich ehrlich gesagt und erforsche, ob ich mich nicht mit dingen beschäftigen kann ohne druck. ja kann ich aber zugegeben: die kleinen depri-gedanken haben größere chancen als bisher.

abwiegelnd kann ich behaupten, dass es ja nun auch über 1 monat her ist, seitdem ich monsieur in meine arme geschlossen habe... und dass es manchmal sehr zeckt, wenn monsieur sagt, dass er traurig ist, weil ich nicht da bin... natürlich ist auch einfach mal eine zeit vergangen und es wird schön sein - und ist auch nötig, @para! *gg* - ihn wiederzusehen.

hach es regnet. ich geh trotzdem spazieren. ich komme hier bloß auf dumme ideen sonst.

grüßle

von eurer sine

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