lesson
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was mir auch auffällt, ist, dass es mich doch ziemlich viel anstrengung - oder sagen wir: geduld - gekostet hat, meine hochzeit mit monsieur anzunehmen. im vorfeld hab ich sehr deutlich gespürt, wie ich mich an mein altes leben als single irgendwie geklammert habe. wie seltsam, dass man lieber behalten möchte, was man kennt, auch wenn man darunter gelitten hat!
was ich nicht kannte, ist, dass ich mich auf jemanden verlassen kann. dass ich mich bei jemandem länger als nur 3 monate wohl fühle. dass ich jemanden IMMER gut riechen kann. und dass ich einfach jemanden als beziehungspartner akzeptiere, der mir gut tut.
natürlich war ich dann, als die hochzeit tatsächlich über die bühne gegangen war, irgendwie in einem neuland: huch! nun war das alles eingetreten... wirklich?
als leichtestes lässt sich das thema "sich auf jemanden verlassen können" hinterfragen und in zweifel ziehen. da ich mich ja eigentlich nicht auf zweifel einlassen wollte, blieben die anderen themen ordnungsgemäß verschont und nur thema "sich verlassen können" blieb mir in der kehle stecken.
ich konnte meine zweifel und ängste nur ignorieren, denn ich setzte auf die zeit. die zeit hat aber nicht geholfen - oder vielleicht hat sie schon geholfen, aber das problem konnte die zeit allein nicht lösen.
monsieur hat mich mit etwas konfrontiert, das wahrzuhaben mir eigentlich - wenn ich noch "die alte" gewesen wäre (also die sine, die ich vor meiner hochzeit war) - nicht so schwer gefallen wäre. aber wie gesagt: da sitzt man auf einer scholle neuland und weiß nicht, was da passiert, wenn diese scholle nicht trägt...
monsieur hat mich damit konfrontiert, dass er nicht ehrlich zu sich selbst ist und dann eben als folge dessen auch nicht ganz ehrlich mir gegenüber. es geht eigentlich um ein thema, das in meinem leben (gottseidank) nicht soooo die massive priorität hat: es geht ums geld. und darum, dass monsieur und ich ja arbeiten gehen (sollten, wollten, müssten...). ich bin arbeiten, so ist es, aber monsieur eben nicht. und das war in meinen augen nicht richtig.
es KONNTE nicht richtig sein, denn monsieur hatte mich in das jahr 2008 mit den worten geschickt: "mach dir um geld keine sorgen, solche probleme haben wir im nächsten jahr nicht mehr". an meinem geburtstag bin ich dann schier verrückt geworden, denn nach wie vor waren 30 € für uns eine große summe und die haben wir uns - nach wie vor - mal wieder lieber gespart und ich habe eben doch keine kutschfahrt geschenkt bekommen, wie eigentlich mal von mir gewünscht.
ich habe auch viele macken, oder ein paar jedenfalls (und von einigen merke ich sogar auch etwas... ^^ ), aber wenn mir jemand etwas verspricht und es nicht hält, dann ist er für mich unten durch.
ich habe bis heute nicht herausgefunden, was da los ist bei monsieur. in meinem pathetischen verletztsein habe ich dann auch den ganz großen plan, den wir haben - nach neuseeland auszuwandern - wie eine luftblase platzen sehen. und direkt danach schien mir unser eigenes selbstverständnis zu platzen... dieses "sich auf einander verlassen können" war jedenfalls kaputt.
was tun?
ich dachte,ich wüsste, welche folgen sich ergeben würden. aber es kam anders.
ich hatte anfangs mich gegen diese schwäche von monsieur gewehrt. mal hab ich es auch ignoriert, aber meistens habe ich mich gewehrt. ich habe unter anderem auch mal wieder den frust dort abgelassen, wo er herkommt: bei monsieur. aber meine große überraschung, dass ich mit jemandem gesprochen hatte, wir über dieselbe sache gesprochen hatten, und dann aber die realität nicht der gemeinsam gesprochenen sache anzupassen ging, das konnte ich nicht glauben. mein eigenes leben schmiede ich ständig wie einen tiegel, monsieur hingegen tut dies (zumindest in dieser hinsicht) nicht.
will sagen: monsieur studiert noch immer, wenn auch erfolgreich. aber eben: langsam. und ich habe einen job, der nicht genug kohle abwirft, um zwei menschen zu ernähren. ich hätte diesen job vielleicht nie angenommen, wenn ich von anfang an gewusst hätte, dass monsieur als geldverdiener ausfällt. und ich hätte, ich könnte, ich wollte... hätte könnte würde, ja klar!
aber ich habe nicht. und nun stehen wir da. jeden monat zahlt meine mom uns geld und wir haben es eigentlich nicht so schlecht. nur: ich will kein geld von meiner mutter! und: ICH VERDIENE GELD, wieso herrgottsakra reicht das denn nicht?
lange habe ich daran gekaut, dass monsieur mir geldmäßig alles als "geklärt" dargestellt hatte und mir versprochen hatte, er würde seinen abschluss machen.
alternativen zum diplom oder so kommen alle nicht in betracht, und so plätschert ein monat nach dem anderen hin.
der märz 2008 war für mich dann der monat, wo ich endlich kapiert habe, dass die absichtserklärungen mit der realität nicht ganz kongruent sind. ich bin fast verrückt geworden. das war noch meine anfangszeit bei meinem zeitarbeitsjob, die zeit, wo ich meine taktik, mich ständig nur lächelnd und diplomatisch zu verhalten im job, gerade begonnen hatte aufzugeben, um tatsächlich mit den kollegen (die außerordentlich nett sind) gespräche zu haben. es ist für mich ein problem gewesen. man fragt auf arbeit offensichtlich auch nach dem lebenspartner - gerade, wenn man frisch verheiratet ist.
es war irgendwie äußerst erniedrigend, vor anderen selbst nicht verstehen zu können, wieso wir in einer finanziellen notsituation waren, wieso man ausgerechnet dann heiratet, wieso man dann nur einen pippifax-job ausübt und ob es einem denn dann WIRKLICH so toll bei der firma mit dem stern gefällt. mittlerweile glauben mir alle, dass es mir hier gefällt. und alle haben geschluckt, was ich geschluckt habe: dass mein mann nicht arbeitet.
und da, an dieser stelle, ist die zeit eben doch hilfreich: irgendwann glättet die zeit die harten kanten. auch das absurde wird durch das reale existieren normal.
dann hat meine familie aber ab juni die frage nochmal aufgeworfen, wieso monsieur nicht arbeitet und behauptet, ich müsse mehr druck ausüben auf ihn.
ich habe dann druck ausgeübt. im august, in unserem gemeinsamen urlaub, hab ich deshalb eine art heulkrampf bekommen. monsieur hat mir tod und teufel versprochen.
tja
jetzt im september habe ich festgestellt, dass ich mich meiner eigenen beziehung beraube, wenn ich diesen druck auf monsieur aufrecht erhalte. aus diesem grund habe ich zu monsieur gesagt, dass ich das jetzt kapiert hätte, dass ICH diejenige bin, die uns ernähren muss. und dass ich jetzt handeln würde.
ich musste mich dann noch einige wochen zwingen, und dieses wochenende habe ich endlich meine ersten (deutschlandweiten) bewerbungen versandt. nicht, dass ich mich vorher nicht auch schon beworben hätte. aber die bewerbungen zuvor waren eben ausschließlich in berlin gewesen. monsieur hatte sich geweigert, die stadt zu verlassen. begründung: er würde ja bald genug verdienen, bla.
mir ist jetzt stück für stück klar geworden: es gibt einen anderen weg als konfrontation, frust und verlust der gegenseitigen achtung.
aber ich habe einfach besonders lange dafür gebraucht, meinen "tiegel" wieder neu zu schmieden, da ich mit den versprechungen, die bisher nicht gehalten wurden, wie mit einem dämon zu ringen hatte.
ich habe immer versucht, nicht auf dieselben gleise zu geraten, auf der die ehe meiner eigenen eltern gelaufen ist. aber erst jetzt, wo ich sage: nein, ich kann monsieur nicht meine erwartungen als "gesetz" vorschreiben, erst jetzt kann ich monsieur überhaupt wieder erkennen. vorher WAR ich bereits genau in dem dilemma, in dem sich auch meine mutter (vermutlich) befunden hatte, wenn sie meinen vater kritisierte, ohne seine guten seiten anzuerkennen.
die guten seiten sind SEHR GUT bei monsieur. wer weiß, wohin uns der strom des lebens spült... aber dieser dämon namens "enttäuschte erwartungen" ist nicht mehr der mächtigste einfluss auf unsere beziehung. lesson learned (i hope so).
gruß
sine