21 Dezember 2007

von Isabel am 21.12.: traditionen

einen lieben gruß euch allen angesichts dieser f.e.i.e.r.t.a.g.e. die mysteriös für mich sind, weil die stimmung nicht steuerbar ist. ein phänomen das ich untersuchen möchte.

so wie alles was ich nicht verstehe. es wird seziert wie ein toter frosch.

woran das liegt? alles andere heißt sonst, die kontrolle zu verlieren. und davor fürchte ich mich. also begegne ich weihnachten mit der interessierten skepsis wie gegenüber einem fremden insekt.

nein, ich feiere es nicht mehr. irgendwie erscheint es mir sinnlos, ein familienfest zu begehen ohne große kinderaugen, die den baum anleuchten. ohne verwandte, die man gern sieht. ohne erbtante aus amerika oder so *gg*

ich beobachte die stimmung der leute um mich herum und wundere mich. eigentlich sollte man meinen, dass ich lebenserfahrung genug hätte, um mich über nichts mehr zu wundern. was mich zur nächsten frage führt: bedeutet es, wenn man 4/5 seiner lebenszeit im büro verbringt, man bringt sich selbst um lebenserfahrung?

also sind wir jetzt beim wundern: die stimmung der menschen in den letzten wochen verläuft kontinuierlich wie eine kondratieff-welle. jetzt fragt sich vll der eine oder andere, wer das sein kann, aber das ist eigentlich egal.

es ist die regelmäßigkeit dieser welle, die bemerkenswert ist: zuerst die schlechte laune der leute: die gehetztheit, der (künstlich erzeugte) stress, das gejammere, von wegen wie schrecklich und wie teuer und wie viel noch zu tun wäre und so wenig zeit …

dann die friedliche stimmung eine woche vorher, zwei tage vorher die letzte hektik, dann nur noch ruhe, freundlichkeit und friedvolles warten auf das jahresende.

diese wellen beobachte ich jedes jahr und immer wieder wundere ich mich. so als ob ich nie dazugehört hätte. doch, doch, das habe ich, ich habe auch mal weihnachten ganz traditionell gefeiert: mit ungeliebten verwandten, sinnlosen geschenken, großem aufwand und katzenjammer.

seit drei jahren feiere ich nicht mehr und fühle mich … irgendwie erlöst. im ersten jahr hatte ich noch ein schlechtes gewissen den verständnislosen blicken gegenüber um mich herum, das besserte sich ein wenig, es verschwindet aber nicht ganz.

von meinem boss hab ich (unerwartet) ein geschenk bekommen, es ist gar nicht sinnlos, sondern ziemlich teuer. das hat mich beschämt. das schlechte gewissen ist wieder da.
dass ich mich so herausnehme. dass ich die tradition so negiere. dass ich sie in frage stelle.

wer tradition hinterfragt, widerlegt und verändert, zerstört ganze strukturen der gesellschaft.
sagt der soziologie-professor. ob das gut ist oder schlecht, sei dahingestellt …

ich wünsch euch was liebes: das kommt jedenfalls von herzen.

alles beste von
isabel!

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